So kann man die Reise eines Kabbalisten in den vier bzw. fünf erwähnten Punkten wiederfinden:
1 Nephesh/Körper – Selbsterkenntnis
2 Nephesh/Körper – Harmonisierung und Kontrolle des Egos
3 Ruah/Seele – der Ausgleich der eigenen dualen Anteile zu einer inneren Harmonie
4 Neshamah/Geist – die multiverselle Erkenntnis des Seins
5 Quintessenz – der Aufstieg aus der Materie hinein in die kosmische Energie – der Abyss!
So ist die Quintessenz das letzte Ziel, dass ein Mensch mit einem Bewusstsein erreichen kann. Das Wort Quintessenz finden wir jedoch verstärkt in der Alchemie, was erkennen lässt, dass auch die Alchemie mit der Kabbalah Parallelen aufweist.
Die Alchemie entstand letztlich durch ein Zusammentreffen der unterschiedlichsten Philosophien und Religionen, wodurch auch Fragmente der Kabbalah Einzug in die Alchemie erfuhren. Durch die Ansichten, Überzeugungen und Maximen von ägyptischen, jüdischen, persischen, griechischen und syrischen Gelehrten, wurde die Alchemie schnell zu einer Wissenschaft, die viele Philosophien vereinigte und daraus eine neue, eigene Philosophie entstehen lies. Aussprüche wie z. B. „wie Oben, so Unten“ oder „Löse und Verbinde“ sind nur einige wenige Aussagen, die man auch in der Kabbalah finden und anwenden kann.
Die Quintessenz (lateinisch „Quinta Essentia“ –fünftes Seiendes, das Wesentliche, das Hauptsächliche, das Wichtigste) ist in der Alchemie das fünfte Element, das Element Äther, aus dem die vier Elemente Luft, Feuer, Wasser und Erde entstanden sind. Die Quintessenz ist die Kraft, die aller „leblosen“ Materie den göttlichen Odem zu geben vermag, sodass das Materielle mit göttlichem Leben gefüllt werden kann. Dies führt schnell zu der Elementenlehre, die sich auch wieder in der Kabbalah findet, da auch der Sephiroth mit seinen Welten Assiah, Jetzirah, Beriah und Aziluth eine Entsprechung in den vier Elementen Erde, Luft, Wasser und Feuer findet. Die Quintessenz, das Element Äther ist erneut der Übergang von der einen Ebene in die nächst höher gelegene Ebene, was durch die Sephirah Kether vollzogen werden kann, letztlich bis hin zum Ain Soph Aur!
Sowie die Bezeichnung der fünf Elemente auf Metaphern angewiesen ist, so ist auch die Kabbalah auf viele Metaphern angewiesen, damit der menschliche Verstand, die Ratio und auch das Ego, Verständnishilfen bekommt, die für Ereignisse verwendet werden, die man im Grunde überhaupt nicht beschreiben kann.
Im Folgenden findet eine kleine Auswahl solcher Metaphern statt, damit man weiter und weiter mit seinem Intellekt schreiten kann, wodurch der erste Schritt von Malkuth in die untere Triade vorbereitet wird, was im Anschluss, mittels Transformation, zu dem unteren Quaternär führt.
Metaphern und Sinnbilder der Sephiroth
Kether: ein strahlender König im Profil
Wenn man das Profil eines Menschen sieht, dann sieht man nicht den Menschen selbst. Man sieht nur einen winzigen Teil, der sogar nur ein Abglanz der Realität ist. Wenn man es kritisch betrachtet, dann ist es falsch, dass Kether das Profil eines Königs hat, denn das Wort König ist eindeutig männlich. Sinniger wäre es, wenn es das Profil eines „königlichen Wesens“ wäre, ein Wesen, das weg von der Dualität „männlich/weiblich“ ist, ein Wesen, das weg von der körperlichen Begrenztheit ist. Somit ist sogar das Wort Profil überflüssig, denn ein Profil schließt immer etwas Materielles ein. Kether ist Alles.
Chokmah: ein bärtiger, alter Mann
Weisheit wird von den Menschen, gerade im alten Judentum, schnell mit einem „älteren Mann“ assoziiert, der natürlich, wie ein Rabbiner, einen Bart trägt. Das Bild ist logisch.
Binah: eine korpulente, dennoch schöne Frau
Eine schöne, korpulente Frau ist ein perfektes Bild der großen Mutter, des göttlichen Mutterprinzips.
Daath: ein alles vernichtendes Wesen des Abyss
Daath kann man am Besten mit Choronzon darstellen. Ein groteskes Wesen, das im Abgrund, im Abyss existiert und dem Licht dient, d. h., es ist an der Oberfläche schwärzer als Schwarz. Doch der Kern von Choronzon ist das Licht der Quelle. Choronzon weiß um dieses Licht, um sein Licht, denn er dient der Quelle. Durch sein Wissen gelangt man zu Kether.
Chesed: ein gekrönter Mensch auf einem Throne
Ein König, der auf seinem Thron sitzt, kann unter ideellen Gesichtspunkt perfekt mit den Begriffen Chesed (Liebe, Gnade, Gunst) bzw. Gedulah (Langmut, Geduld) beschrieben werden. Ein wahrer König ist nicht nur ein Vater, sondern eher eine komplette Familie, die Liebe (familiäre Liebe), Gnade (Barmherzigkeit), Gunst (Unterstützung und Förderung), Langmut (Ausdauer das Familienmitglied zu unterstützen) und natürlich Geduld präsentiert.
Geburah: ein gekrönter Krieger
Man könnte auch einen kriegerischen König deuten. Dieser symbolisiert ganz klar eine sehr starke, führende Hand, die nicht vor Gewalt zurückschreckt, um das Ziel zu erreichen.
Tiphereth: ein erleuchteter Mensch, ein Avatar
Es ist der kosmische Christuszustand. Also der Zustand, den ein Avatar einnehmen kann, da er im Grunde das letzte Mal inkarnieren muss. Egal ob es nun eine königliche Figur ist (König der Könige), ein unschuldiges Kind (Kind der Verheißung), ein Mann im Kreuz (Jesus) oder ein Mann im Lotussitz (Buddha). Es gibt sehr viele Bilder dafür.
Nezach: eine nackte „Venus“, das Symbol der Weiblichkeit als Mensch
Da Nezach eindeutig die weibliche Seite der „lichten Dualität“ besitzt, ist es logisch, dass man hier eine nackte junge Frau sieht. Es ist die „Venus“, das perfekte weibliche Sein, das frei von allen Zwängen ist. Die Göttin lebt und ist Intuition.
Hod: ein amphoter Mensch, ein Hermaphrodit
Es ist die Vereinigung der Teile „Mann“ und „Frau“, wobei hier der Augenmerk auf die äußerliche Vereinigung gelegt ist, daher auch das Bild des Hermaphroditen. Ferner hat Hod nicht nur die männliche Seite des Intellekts, sondern auch die weibliche Seite der Kreativität und der Mentalität.
Yesod: eine nackte, sexgierige Frau; oft auch ein nackter Mann mit erigiertem Phallus
Eine junge und sexgierige Frau ist ein sinniges Bild, da Yesod ehere weibliche als männliche Attribute hat. Es ist mehr die Mondin in ihrer Schönheit, die Jungfrau. Yesod hat starke sexuelle Energien, die in den meisten literarischen Quellen mit einem weiblichen Bild versinnbildlicht werden, anstatt mit einem männlichen. Selten ist auch ein nackter Mann mit erigiertem Phallus zu sehen.
Malkuth: Eine schöne Frau auf dem Thron, um geben von der Natur.
Hier eine Frau als Königin auf den Thron des „Königreiches“ zu setzen ist sinnig. Malkuth ist das Königreich, das die Erde ist, und die Erde ist Gaia. Logisch.
Zur Vollständigkeit muss man aber noch sagen, dass es über Kether noch drei „Prinzipien“ gibt. Von „unten“ nach „oben“:
Ain Soph Aur: Es bedeutet negative Existenz, also ein Zustand vor der Schöpfung. Es ist die Quelle aller endlichen und manifesten Dinge, bleibt aber selbst unendlich und unmanifestiert. Hier entstanden die Energien, die man Engel, Dämonen, Genien oder Götter nennt.