»Schönen Abend noch und viel Spaß!«, trällert sie sarkastisch und schiebt Sam zum Parkplatz.
Als sie sich in sicherer Reichweite fühlt, lässt sie Sam los und nimmt die Waffe aus ihrem Nacken.
»Ich hätte dir niemals vertrauen dürfen!! Ich wusste, dass es keine gute Idee war, sich mit dir einzulassen, du verdammter scheiß Drecksbulle!«, knurrt Sam kochend vor Wut. Anstatt dass Neve antwortet, dringt ein herzhaftes Lachen über den Parkplatz. Sam dreht sich um und sieht, wie sich Neve vor Lachen den Bauch hält.
»Du lachst??«, brüllt sie wütend und sieht Neves feuerrotes Gesicht. Freudig klopft sie sich vor Lachen auf die Schenkel.
»Verdammt war das geil«, grölt sie.
»Was ist daran denn geil??«, brüllt Sam wütend. Sie versteht das Ganze nicht mehr. Am liebsten will sie Neve nur noch tot sehen.
»Weil ich mir soeben den nötigen Respekt eingebracht habe, um öfter bei euch aufzutauchen«, grinst Neve. Sam glaubt sich zu verhören.
»Bitte was?«, fragt sie fassungslos.
»Das war alles nur Theater von dir? Um Respekt zu kriegen?«, fragt sie leise. Sie hat das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Neve grinst frech, steckt glucksend die Hände in die Hosentaschen und nickt.
»Ich fasse es nicht«, flüstert Sam.
»Du hast somit lediglich den Hass der Five Dogs auf dich gezogen, mehr nicht. Sie werden dich jetzt nicht mehr in Ruhe lassen«.
»Keine Panik Sam, ich hatte in meinem Beruf schon oft genug mit solchen Typen zu tun. Ich wusste ganz genau was ich mache. Ich werde den Respekt schon kriegen und Matt wird mir vertrauen, glaube mir«, beschwichtigt Neve dieses Thema und tritt näher an Sam heran. Vorsichtig nimmt sie ihre Hand, die sie ganze Zeit in Schach hielt und schaut sie sich genau an.
»Tut es noch sehr weh?«, fragt sie fürsorglich. Sam schaut sie fassungslos an und versetzt ihr einen Hieb gegen die Schulter.
»Verdammte Scheiße Neve. Ich habe mir vor Angst fast in die Hosen gemacht. Hättest du mich nicht vorwarnen können?«, keift sie wütend.
»Glaubst du, es wäre dann so realistisch gewesen?«, kichert Neve, während sie noch immer Sams Hand besorgt mustert. Sie hat aber keine ernstzunehmenden Schäden abbekommen.
»Hey«, haucht sie und berührt sanft Sams Wange.
»Bringst du mich nach Hause? Ich habe noch was zu tun«, erinnert sie sie an den Schulunterricht. Sam nickt genervt und will zu ihrem Wagen, als Neve sie festhält und dicht an sich heranzieht.
»Tut mir leid, dass ich dir solche Angst eingejagt habe. Aber das war die einzige Möglichkeit, allen und vor allem Matt zu zeigen, woran sie bei mir sind.«
»Du hast ja recht.« Erleichtert darüber, dass Sam ihr die ganze Aktion nicht übelnimmt, zieht Neve sie noch näher an sich und küsst sie. Sie spürt, dass sie Sam verfallen ist und weiß, dass das der größte und schlimmste Fehler ihres Lebens sein kann. Sie hat so viel in den letzten Tagen von ihr kennengelernt. Sie weiß wie brutal sie sein kann, wie viel Hass und wie viel Wut in ihr steckt. Und dann ist sie wieder das komplette Gegenteil von all der Aggressivität, die sie nach außen hin zeigt. Aber genau dieser Mix bringt Neve um den Verstand. Ihr wird schlagartig bewusst, dass Sam genau der Mensch ist, den sie immer gesucht hat. Eigentlich war sie nie bewusst auf der Suche, aber sie muss sich eingestehen, dass sie sich tatsächlich in Sam verliebt hat. Weil sie aber erwachsener und vernünftiger ist als sie, schiebt sie vorerst alle Gedanken in eine dunkle Ecke ihres Gehirns und beschließt abzuwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Sie hat gelernt, sich ihren Gefühlen nicht immer gleich hinzugeben.
Als beide Frauen auf Neves Auffahrt fahren, klingelt Sams Handy. Sie zieht es aus der Hose und grinst irgendwie süß.
»Matt«, lächelt sie zu Neve und nimmt das Gespräch an.
»Hey. – Ja mir geht´s gut. – Nein, es ist wirklich alles in Ordnung. – Glaube mir Matt, du kannst Neve vertrauen. – Ja auf jeden Fall. – Du weißt, dass ich weder dir noch den anderen jemals schaden würde. – Neve hat zwischendurch einfach mal einen kleinen…, « Sam schaut zu ihr herüber und scheint die richtigen Worte zu suchen.
»Aussetzer. – Ja, das kommt mir auch irgendwie bekannt vor. – Ich denke schon, dass ich später noch vorbeikommen werde. – Ja ok. – Matt, bitte tue mir den Gefallen und vertraue mir. Ich weiß was ich tue. – Ja, ist in Ordnung. – Bis später.« Sam beendet das Gespräch und steckt das Handy in die Hose zurück.
»Na, du hast mich ja ganz schön verteidigt«, wirft Neve ihr unverblümt an den Kopf.
»Tja…,«. Sam blickt verlegen zu ihren Hände herunter.
»ich hoffe, dass es kein Fehler war.«
»Das wird sich noch zeigen«, grinst Neve und steigt aus.
Während sie um die Motorhaube geht, starrt Sam sie mit großen Augen verwirrt an. Neve macht hingegen nur eine flüchtige Kopfbewegung und gibt ihr somit zu verstehen, dass sie sie ins Haus begleiten soll. Auf die beiden wartet noch genug Arbeit.
Gegen zwei Uhr nachts, streckt sich Neve gähnend. Sie schaltet den Computer aus, stützt sich am Schreibtisch ab und hebt sich schwerfällig vom Stuhl.
»Und, gehst du noch zur Party zurück?«, fragt sie Sam, die mit winzig kleinen Augen auf ihrem Stuhl sitzt. Sie ist sichtlich erschlagen von den letzten Stunden Arbeit.
»Nein, mit Sicherheit nicht. Ich will nur noch in die Waagerechte und schlafen. Diese Matheaufgaben sind anstrengender, als drei Kunden hintereinander«, stöhnt sie geschwächt. Bei diesem Kommentar, läuft Neve ein Schauer aus purem Ekel über den Rücken.
»Wenn du willst, kannst du hier schlafen. Nicht, dass du auf dem Weg nach Hause einschläfst und einen Massenunfall verursachst.« Schlagartig werden Sams Augen groß. Vor Freude beginnen sie zu leuchten.
»Aber sicher will ich hier schlafen«, grinst sie bis zu den Ohren und springt kraftstrotzend vom Stuhl auf. Mit einem schnellen Schritt steht sie Neve gegenüber, gleitet langsam mit einem Arm um ihre Hüfte und legt eine Hand auf ihren Po.
»Du weißt wo das Gästezimmer ist. Die Bettwäsche habe ich erst vorgestern gewaschen. Gute Nacht!«, macht Neve sämtliche Annäherungsversuche von Sam zunichte, dreht sich aus ihrem Griff und lässt sie wie ein Häufchen Elend im Wohnzimmer stehen.
In dem Augenblick, in dem Neve einschläft, schreckt sie plötzlich hoch. Ihr Gehirn hat ihr in der Einschlafphase einen Horrorgedanken präsentiert.
Mit rasender Atmung blickt sie durch das dunkle Zimmer. Die Tür ist noch genauso verschlossen, wie zuvor. Sam war also nicht hier. Sie bricht nicht in ihre Privatsphäre ein und drängt sich ihr auf.
Lautlos schleicht Neve durch den Flur, bis sie das Gästezimmer erreicht. Zu ihrer Überraschung, steht die Tür einen kleinen Spalt offen. Als ob sie etwas Verbotenes tun würde und sich nicht in ihrem eigenen Haus befindet, bekommt sie ein schlechtes Gewissen, als sich ihr Körper näher an die angelehnte Tür wagt. Verunsichert blicken ihre Augen durch den kleinen Spalt. Sam liegt auf dem Bauch im Bett. Die dünne Decke bedeckt lediglich ihren Po. Der Rest ihres jungen Körpers ist frei. Durch das Fenster scheint der Mond auf die nackte Haut. Gierig inhaliert Neve dieses Bild.
Sam hat ihre Arme unter dem Kopfkissen verschränkt, das Gesicht zum Fenster gedreht. Neve kann also nicht erkennen, ob sie schläft oder nicht.
Fast zwei Minuten betrachtet sie dieses Bild, bis sie sich umdreht und in ihr Schlafzimmer zurückgehen will.
»Ich werde nichts tun, was du nicht willst«, hört sie plötzlich Sams Stimme. Erschrocken