Schon in früher Jugend begann er, sich im Geiste mit einer Figur zu beschäftigen, die er 'den bösen Ritter' nannte und deren Abenteuer er in seinen Memoiren niederschreiben sollte. Für Theobald Melberg, einen ehemaligen Theaterkritiker, der glaubte, sich mit mehrlei Gesichtern der Kunst auseinandersetzen zu können, war in erster Linie die frühe Phase Fredericos interessant, da zu dieser Zeit, wie er bei seiner Beweisaufnahme feststellte, der Trieb auch noch verstärkt in der Realität ausgelebt wurde, die Persönlichkeit Fredericos, wie es Professor Heilbrigerl ausdrückte, gespalten war, da 'sich sein Geist nicht einig gewesen ist, ob er sein Leben leben oder sich ein neues erfinden sollte'. Frederico begann damit, kleine Gedichte für seine Freundin zu schreiben, ging dann zu Kurzgeschichten über, die seine Spezialität wurden, schrieb im Laufe seines Lebens auch einige Romane und endete mit seinen Memoiren, in die er auch verschiedene seiner Geschichten einbaute und bei denen es nicht völlig eindeutig ist, wieviel Realität und wieviel Phantasie in ihnen zu lesen ist, was besonders durch die Tatsache erschwert wird, dass es sich bei Frederico um einen echten Tenderbilt handelte.
Hier also sein erstes Gedicht, das er seiner Freundin Christine schenkte und das seitdem verschollen gilt:
"Du und ich, wir sind
das glaube mir, mein liebes Kind,
am Glücklichsten, nur immer dann,
wenn wir zusammen sind, wann
immer es nur geht, Christine,
für uns spielt nur die Violine."
Erwähnte Christine, mit der Frederico sehr lange in seiner Jugend zusammen war, spielte von ihrem vierten Lebensjahr an Geige. Mit 12 zogen sie und ihre Eltern dann nach London, wo sie eine sehr teure und gute Ausbildung auf der Geige bekam, sie heiratete mit 22, wurde für ihr klassisches Geigespiel bekannt und mit 25 von ihrem Mann, der die Violine noch nie gemocht hatte, in einem Anfall von Hass erschlagen. Ihre weltberühmte Violine ist heute im Museum of Modern Art in New York zu bewundern. Als sie im erwähnten Alter von 12 Jahren den Ort Brindige verließ, verließ sie auch den enttäuschten Frederico Tenderbilt. Als er die Trauer überwunden hatte, lernte er ein nettes Mädchen mit dem hübschen Namen Oktavie kennen. Ihr schrieb er als Beweis seiner Liebe folgendes kleines Gedicht:
"Du und ich, wir sind
das glaube mir, mein liebes Kind,
am Glücklichsten, nur immer dann,
wenn wir zusammen sind, wann
immer es nur geht, Oktavie,
für uns spielt nur das Klavier."
An diesen kleinen Versen kann man erkennen, dass Frederico nicht nur sehr praktisch und sparsam dachte, er hatte auch ungemeines Glück, dass seine Angebetete ausgerechnet das Instrument spielte, das sich auf ihren Vornahmen reimte. Bezeichnend ist, dass er mit diesen kleinen Gedichten, über deren künstlerischen Wert sich streiten lässt, stets Erfolg hatte. Es wäre interessant, festzustellen, welche Äußerung Melberg bezüglich dieser Gedichte abgegeben hätte, doch da er sie nie zu Gesicht bekam und sie auch später in keiner Veröffentlichung abgedruckt wurden, entfällt dieser Punkt. Er schrieb noch weitere Gedichte, die in der Anthologie 'Duelle mit schlechtem Ausgang' (Pitberg Verlag, London) veröffentlicht wurden. Das Gedicht, welches dieser Sammlung ihren Namen gegeben hat, haben wir zur Veranschaulich hier abgebildet.
Duelle mit schlechtem Ausgang
Die Nacht näherte sich ihrem Ende,
Nun gab es eine klare Wende
In des armen Mannes Leben,
Denn nun würde es Ärger geben!
Ein selbsternannter Ehrenmann
Sah den kleinen Mann schief an,
Blickte kalt auf ihn herab
Und sagte eisig und sehr knapp:
„Ich hörte, Ihr seid wohl verrückt.“
Dann hat er die Pistol gezückt,
Sie ihm tief ins Gesicht gedrückt,
Der Mann war davon nicht entzückt!
„Das wäre Mord!“
„Das wäre Sport!
Es wird bald hell,
Zeit fürs Duell!“
Der kleine Mann fragt nun: „Warum?“
Dem Ehrenmann ist das zu dumm:
„Ich hörte, dass Ihr vorlaut seid!
Ich hörte, Ihr habt wenig Schneid!
Ich hörte, Ihr seid feig und klein!
Ich hörte, Ihr schreit wie ein Schwein!
Ich hörte, Ihr seid schwach im Kopf!
Ich hört’, Ihr seid ein Armer Topf!“
„Ihr hört sehr viel, drum hört jetzt zu,
Ich lege lieber mich zur Ruh
Als Euch vor diesen heil’gen Hallen
Bei nem Duell gleich abzuknallen.
Ihr habt, ich wiederhol es gern,
Keinen Grund, drum bleibt mir fern!
Ihr glaubt hier nur zuviel Gerüchten,
Und deshalb wollt Ihr mich vernichten?“
Der Ehrenmann denkt drüber nach,
Verlieren wär hier eine Schmach,
Und doch sieht er nun langsam rot
Und will des kleinen Mannes Tod!
Damit der das auch recht verstand
Rief er nun seinen Sekundant,
Er durfte eine Waffe wählen
Und dann würd er bis 10 nur zählen.
„Ich weiß wohl, wie man so was macht!“
Sagt nun der Mann, der andre lacht.
„Dein Tod ist eine gute Tat,
Drum schenk dir deinen dummen Rat!“
Als kurz danach die Sonn aufgeht
Es schlecht um jenen Mann nun steht,
Der Ehrenmann ist ganz von Sinnen,
Denn das Duell kann nun beginnen!
Der Sekundant beginnt zu zählen,
Das Ziel ist, sich nicht zu verfehlen,
Er kommt zur 10, man dreht sich um
Und dann gibt es ein lautes Bumm.
Beide Duellanten
Treffen sich ins Herz.
So wie solch Streit entbrannten
So kurz war auch ihr Schmerz.
Der Tod von diesen beiden
War völlig ohne Sinn.
Und mussten sie nicht leiden,
So war’s doch kein Gewinn.
Duelle brachten immer
Nicht Ehre, sondern Tod.
Das machte es noch schlimmer,
Sie waren eben… Kot!
Es scheint kaum zu übersehen, dass Frederico in diesem Gedicht auf die Duelle anspielt, zu denen einige seiner Vorfahren des Öfteren herausgefordert wurden, zu denen sie jedoch nie erschienen sind. Ob er selbst zu einem Duell erschienen wäre, zu dem man ihn herausgefordert hätte, ist nicht bekannt. Bekannt ist jedoch, dass er, wie alle übrigen Tenderbilts, Ärger, gleich welcher Form, stets aus dem Weg