34 Kurz-Krimis. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847650256
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Torte mußte schnellstens wieder eingefroren werden, wenn man sie noch retten wollte! Nadine zögerte nicht lange. Sie kannte sich in Roberts Bungalow gut aus, fast wie zu Hause.

      Sie nahm die Torte und lief mit ihr in den Keller, wo sich die Vorratskammer befand. Nadine stand zwei Tiefkühlschränken gegenüber, die vermutlich mit Delikatessen angefüllt waren.

      Nadine wußte nicht, in welchen die Torte gehörte.

      Sie versuchte es beim rechten Eisschrank und öffnete die Tür. Die Torte fiel ihr vor Schreck aus der Hand, als sie in das ihr wohlbekannte Gesicht ihres Mannes blickte.

      TÖDLICHE TROPFEN

      Sie trafen sich so oft es ging, ohne daß Anne bei ihrem Mann damit Mißtrauen erregte. Meistens an einem neutralen Ort, in einem Cafe zum Beispiel. Anschließend gingen sie oft noch in seine Wohnung.

      Das machte keinerlei Schwierigkeiten. Vor Jahren war er verheiratet gewesen, so hatte er ihr erzählt, aber seit seiner Scheidung lebte er allein.

      "Diese Nachmittage gehen so schnell vorbei!" sagte sie seufzend und schaute dabei auf die Uhr. "Robert, ich glaube nicht, daß ich das noch lange aushalte!"

      Robert Burger zuckte mit den Schultern.

      "Laß dich scheiden, dann bist du wieder frei und kannst tun und lassen, was du willst!"

      Anne machte ein ziemlich ratloses Gesicht.

      "Haben wir das nicht schon oft genug durchdiskutiert!"

      Burger nickte. Ja, das hatten sie. Anne und ihr Mann hatten sich auseinander gelebt, es gab kaum noch Gemeinsamkeiten, jeder lebte sein Leben neben dem des anderen, ohne daß es dabei mehr Berührungspunkte gab, als unbedingt nötig.

      Burger verzog das Gesicht und musterte seine Geliebte mit einer Spur von Abschätzigkeit. "Ein goldener Käfig ist dir letztlich doch lieber, als die Freiheit", stellte er mit einer Spur Bitterkeit fest. Als Anne geheiratet hatte, war sie naiv genug gewesen, zu glauben, daß ihre Liebe ewig halten würde. An ein Ende hatte sie nicht einen Gedanken verschwendet und als sie dann Paul Emmerich, den jungen Erben einer gutgehenden Kaufhauskette heiratete, hatte sie gegen eine Gütertrennung nichts einzuwenden gehabt.

      Warum auch? Sie war in kleinen Verhältnissen groß geworden und daher überzeugt, jederzeit auch wieder ohne den Luxus auskommen zu können, den sie bei ihrem Mann kennenlernen sollte.

      Aber mittlerweile waren über zwanzig Jahre vergangen, und die hatten sie in dieser Hinsicht vielleicht ebenso stark geprägt, wie die Zeit davor.

      Sie konnte nicht mehr dorthin zurück, woher sie gekommen war.

      Anne schaute noch einmal auf die Uhr.

      "Es ist höchste Zeit. Ich muß zu Hause sein, bevor Paul aus dem Büro kommt..."

      "Es wird also alles beim Alten bleiben..."

      Sie zuckte mit den Schultern. Burger war ein biederer Steuerberater. Selbstständig zwar, aber er würde ihr kaum das bieten können, was sie von Paul gewohnt war.

      "Wenn ich mich scheiden lasse, bekomme ich nichts", erklärte sie kühl. "Aber im Falle seines Todes bin ich erbberechtigt..."

      "Und dein Sohn - Thomas?"

      "Es würde genug für mich übrigbleiben." Sie lächelte ihn rätselhaft an. "Mehr jedenfalls, als du je auf einem Haufen gesehen hast!" Sie zuckte mit den Schultern. "Leider erfreut Paul sich blendender Gesundheit!"

      Robert Burger lächelte etwas unsicher zurück. "Du willst doch wohl nicht etwa vorschlagen, daß man da - wie soll ich sagen? - etwas nachhelfen sollte?"

      Anne Emmerichs Gesicht wurde auf einmal ziemlich ernst.

      "Man kommt auf die seltsamsten Ideen, nicht wahr...?"

      *

      Am folgenden Tag erreichte Burger ein aufgeregter Anruf von Anne. Sie schien völlig außer sich zu sein.

      "Paul ist tot", sagte sie.

      "Was?"

      "Die Polizei war hier, sie haben Fragen gestellt, ich -"

      "Wodurch ist dein Mann gestorben?"

      "Gift..."

      "Mein Gott... Mord!"

      "Robert, wir müssen uns unbedingt treffen!"

      Sie hat es wirklich getan! durchzuckte es ihn. Sie hat ihn umgebracht!

      Dieses Maß an Entschlossenheit hatte er ihr gar nicht zugetraut!

      *

      Anne Emmerich trug eine Sonnenbrille, als sie das Cafe betrat, in dem sie ihren Treffpunkt vereinbart hatten. Der Kragen ihres Mantels war hochgeschlagen und sie blickte sich ständig um.

      "Glaubst du, daß dir jemand folgt?" fragte Burger stirnrunzelnd.

      "Es wäre möglich, daß die Polizei mich beschattet."

      "Hat man dich in Verdacht?"

      "Robert, sie wissen von unserem Verhältnis! Früher oder später werden die Kripo-Leute auch bei dir auftauchen."

      "Verdammt, Anne! Konntest du mich da nicht rauslassen?"

      Sie zuckte mit den Schultern.

      "Sie wissen es nicht von mir. Paul hat mich beschatten lassen und bei der Durchsicht seiner Sachen sind sie auf die Ermittlungsberichte eines Privatdetektivs gestoßen... Ich hatte nichts damit zu tun!"

      "Und ich möchte nichts mit einem Mord zu tun haben!"

      "Glaubst du, mir ist das angenehm?" Sie atmete heftig.

      "Ich brauche jetzt deine Unterstützung! Wer, wenn nicht du, sollte mir jetzt beistehen. Mein ehrenwerter Sohn vielleicht? Du weißt doch, was mit ihm ist!"

      Burger wußte es. Thomas Emmerich war ständig betrunken und ein notorischer Spieler. Glücklicherweise war er als Sohn eines reichen Vaters geboren worden, der die horrenden Spielschulden - wenn auch zähneknirschend - begleichen konnte.

      "Wie geht es jetzt weiter?" fragte Burger schwach.

      "Ich brauche ein Alibi, Robert. Diese Kripo-Leute werden immer weiter bohren!"

      *

      "Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden, Mutter!"

      Als Anne Emmerich das Wohnzimmer betrat, fand sie ihren Sohn dort auf dem Sofa ausgestreckt. In der Rechten hielt er ein halbleeres Glas. Anne erstarrte.

      "Was soll das heißen, Thomas."

      "Das weißt du ganz genau!" Er verzog das Gesicht. "Du bekommst ein ansehnliches Vermögen, über das du frei verfügen kannst! Wolltest du das nicht immer?"

      "Du ebenfalls, mein Sohn!"

      "Ich mache dir keinen Vorwurf!" Er stand auf und griff nach einer Karaffe. "Möchtest du auch einen Drink, Mutter?

      Vielleicht beruhigt dich das etwas..."

      Anne überlegte kurz, dann nickte sie.

      Thomas reichte ihr ein Glas. Sie wollte es gerade an die Lippen setzen, da klingelte es an der Tür. Mit dem Glas in der Hand ging sie zur Tür und öffnete. Es war einer von den Kriminalbeamten.

      "Lorant, mein Name. Vielleicht erinnern Sie sich noch", erklärte er.

      "Ich erinnere mich."

      "Darf ich hereinkommen?"

      "Natürlich."

      Sie gingen ins Wohnzimmer. Bevor Anne einen Schluck aus ihrem Glas nehmen konnte, fragte Lorant: "Hat Ihr Sohn Ihnen das eingeschenkt?"

      "Ja, wieso?"

      "Dann würde ich es nicht trinken!" Er nahm ihr das Glas ab." Das kommt ins Labor. Es könnte nämlich sein, Frau Emmerich, daß Ihr Sohn die zu erwartende Erbschaft nicht mit Ihnen teilen möchte..."