Star Force - Rebellen des Mars. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847649670
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Präsidenten zuverlässiger war.

      Berechenbarer.

      Jemand, der keine Extra-Touren machte, der Befehle bindungslos ausführte, ohne nach dem Grund zu fragen oder sich irgendeinen eigenständigen Gedanken zu der Angelegenheit zu machen. Aber McCloud hatte anders entschieden. Ein Fehler, wie in Berringers Beurteilung längst feststand. Ein Fehler, dessen ungeheure Tragweite noch gar nicht absehbar war.

      "Da Sie gerade den Namen McCloud erwähnten", begann der Präsident.

      Carrow erriet Berringers Gedanken.

      "Sie denken an Darran."

      "Hat er sich inzwischen gemeldet?"

      "Nein, hat er nicht. Die Star Ships warten im Orbit und warten auf Ihre Befehle."

      "Ein unhaltbarer Zustand."

      "Dann ändern Sie ihn!"

      Berringer atmete tief durch. "Was glauben Sie, was auf dem Mars geschehen ist?"

      "Jede Äußerung dazu wäre reine Spekulation, Sir!" versuchte Carrow sich aus der Bredouille zu ziehen.

      Berringer lächelte matt. "Dann spekulieren Sie mal!" forderte er seinen Sicherheitsberater auf. "Na, los! Was schwirren in Ihrem von Intelligenz nur so berstenden Schädel für Gedanken herum?"

      Carrow quittierte diese Bemerkung mit Gleichmut.

      "Niemand weiß, was auf dem Mars geschehen ist, Sir. Möglich, daß die Außerirdischen - oder auf wen immer Darran und seine Leute in dem fremden Raumschiff getroffen sind - unsere Crew niedergemacht haben. Für diese Version spricht auch, dass im Anschluß daran ein weiteres Schiff der Außerirdischen ein paar Flüge im Bereich zwischen Erde und Mars durchgeführt hat..."

      Berringer nickte leicht. Das fremde Schiff war unter anderem auch auf die Star Force Flotte getroffen, die Darrans Crew hinterhergesandt worden war.

      "Ja, was Sie sagen hat was für sich", murmelte er etwas abwesend, blickte dabei gedankenverloren auf das Etikett seiner Bourbon-Flasche.

      Er hörte Carrows Worten zu, der fortfuhr: "Bei diesem - deutlich kleineren! - Raumschiff handelt es sich vermutlich um ein Beiboot der auf dem Mars havarierten Einheit. Jedenfalls ergeben das alle Untersuchungen, die diesbezüglich angestellt wurden."

      "Das bedeutet, daß es Überlebende auf dem havarierten Raumer gab!" stellte Berringer fest.

      "Richtig. Und ob die unsere Leute mit offenen Armen empfangen haben, möchte ich doch stark bezweifeln."

      "Es gäbe auch noch eine andere Erklärung", sagte Berringer gedehnt. Er machte eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf und sah seinem Sicherheitsberater direkt in die Augen.

      "Und die wäre?" fragte Carrow.

      "Hielten Sie es für abwegig, daß John Darran und seine Leute es vielleicht geschafft haben, eines der Beiboote des havarierten Raumers flugtauglich zu machen und es zu benutzen?"

      Ach, darauf läuft es hinaus! dachte Carrow. Er mißtraut Darran! Von Anfang an war das der Fall. Ich frage mich, wieso er nicht verhindern konnte, daß ein Mann die Leitung der Mars-Expedition übernimmt, dem der Präsident offensichtlich ALLES zutraut...

      Carrow hob die Augenbrauen.

      "Wenn es Darran und seine Leute waren, die in dem fremden Raumer saßen - warum haben Sie dann keine Signale gegeben?"

      "Ebenfalls eine interessante Frage, Carrow."

      "Sie denken an Meuterei?"

      "Sieht es für Sie nach etwas anderem aus!"

      Carrow mochte es nicht, wenn man eine Frage mit einer Gegenfrage beantwortete. Er mochte es auch nicht, wenn jemand dadurch versuchte, ihn zu manipulieren. Berringer schien darin ein Meister zu sein. Erprobt in hunderten von Fernsehauftritten, die er als Politiker zu absolvieren gehabt hatte. Wie viele Male hatte Carrow das schon erlebt! Zu oft, um es nicht sofort zu bemerken. Bei Auftritten vor den Medien konnte es überlebenswichtig sein, unangenehmen Fragen möglichst geschickt aus dem Weg zu gehen und den Gesprächspartner in die Richtung zu manipulieren, in die man das Gepräch sich entwickeln lassen wollte.

      Berringer bemerkte die Überraschung in Carrows Gesicht.

      Ein dünnes Lächeln bildete sich um die Mundwinkel des Präsidenten herum.

      "Was würden Sie tun, wenn Sie durch Zufall in den Besitz des größten Machtmittels gelangen würden, daß im Umkreis von mindestens einem Lichtjahr existiert?" fragte er und sein Blick schien Carrow dabei geradezu zu durchbohren, so intensiv wirkte er in diesem Augenblick.

      Carrow zögerte.

      "Nun..."

      Der Sicherheitsberater war niemand, der schnell aus der Deckung kam. Nicht einmal gegenüber einem Mann wie Berringer, den er so lange kannte.

      Präsident Berringer fuhr den Zeigefinger seiner linken Hand wie eine Waffe aus und richtete ihn auf den Sicherheitsberater.

      "Denken Sie einen Augenblick darüber nach, Carrow, bevor Sie antworten. Sie müssen zugeben, daß die Versuchung gewaltig ist."

      Carrow lehnte sich zurück, rutschte etwas auf seinem Sessel herum.

      "Von welcher Versuchung sprechen Sie?" fragte er dann. "Meinen Sie, Darran sitzt im Beiboot eines außerirdischen Raumschiffs und versucht uns eines Tages damit zu erpressen? Glauben Sie das wirklich?"

      "Das wäre eine Möglichkeit."

      "Ich weiß nicht, Sir!"

      "Oder er verkauft dessen Technologie an unsere Feinde - womit er derart reich werden könnte, daß sein Einfluß zwangsläufig größer wäre als der jeden anderen lebenden Menschens."

      Carrow versetzte es einen Stich.

      Er bezeichnet die PAZIV bereits als 'unsere Feinde'! ging es dem Sicherheitsberater siedend heiß durch den Kopf. Er hat nicht 'Gegner' oder 'die andere Seite' gesagt, sondern wirklich 'Feinde'...

      Das ließ für die Zukunft nichts Gutes erwarten. Carrow stand jeder Form kriegerischer Auseinandersetzung gegenüber auf rein emotionaler Basis reserviert gegenüber. Mehrere Mitglieder seiner Familie waren im großen Krieg von 2031 ums Leben gekommen. Ein Trauma, das bis heute an ihm nagte.

      Hat er damit nicht eigentlich recht? meldete sich eine andere Stimme in Carrows Kopf. Die PAZIV – unser Feind... Der Präsident hat doch nur ausgesprochen, was der Realität entspricht.

      Carrow wußte das am besten.

      Schließlich gehörte er, was Sicherheitsfragen anging, zu den bestinformierten Personen des ganzen Planeten.

      Wenn er Berringer im Grunde auch recht geben mußte, so blieb doch ein Rest an Unbehagen. Zuerst erkannte Carrow nicht gleich, womit dieses Unbehagen zu tun hatte, doch dann begriff er es: Berringer machte nicht einmal den Versuch, zu verhindern, daß alles auf eine Konfrontation mit der PAZIV hinauslief. Er hatte dies als feststehende Größe der zukünftigen Entwicklung vollkommen akzeptiert.

      Für ihn ist die Frage nur noch, wann es zum großen Knall kommt und wie gut die Westunion darauf vorbereitet ist! erkannte Carrow. Und du? Bist du nicht irgendwan einmal in den Dunstkreis der Politik gegangen, um genau so etwas zu verhindern? Hast du dicht nicht genau aus diesem Grund zu einem Spezialisten für Sicherheitsfragen ausbilden lassen? Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, alles hinzuwerfen...

      Mit einemmal war es Carrow klar, daß er bei Berringer nicht mit Klugheit und Besonnenheit rechnen konnte, wenn es um den Umgang mit der PAZIV ging. Berringer würde nichts dafür tun, um das aufzuhalten, was Carrow für eine Katastrophe hielt.

      Wie hast du je etwas anderes glauben können? dachte er. Reines Wunschdenken wahrscheinlich.

      Er bemerkte Berringers auf sich gerichteten Blick.

      Carrow zuckte beinahe etwas zusammen. In seinem Inneren herrschte ein Gedankenchaos.

      Wenn du jetzt die Brocken hinwirfst, wird alles nur schlimmer! dachte er.