Genesis IV. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Genesis
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750219854
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eines einzelnen, verwirrten Menschen bezeichnet, denen jegliche wissenschaftliche Grundlage fehlte. Um das Werk aber für die Nachwelt zu erhalten, wurde eine Kopie des Buches angefertigt. Diese Kopie liegt in der Bibliothek von Ajuminaja!“

      „Und das Original?“ fragte Malawi.

      „Existiert nicht mehr!“ erwiderte Shamos.

      „Warum? Wo wurde das denn aufbewahrt?“ rief Idis.

      „In Ara Bandiks!“ Shamos senkte seinen Blick und für einen Moment trat eine bedrückende Stille ein, denn alle waren sich bewusst, dass er Recht hatte. In der einst so überaus grandiosen und atemberaubenden Hauptstadt Poremiens lag die Zerstörungsrate bei nahezu einhundert Prozent. Dort hatte nichts und niemand überlebt.

      „Und warum sind sie so sicher, dass es in Ajuminaja besser aussieht?“ fragte Rimbo.

      „Bin ich nicht!“ erwiderte Shamos sofort. „Aber ich weiß, dass die Bibliothek dort in den Katakomben einer alten Festungsanlage tief unter der Erde untergebracht war. Vielleicht konnte sie dem Bombenhagel Stand halten. Es ist ohnehin unsere einzige Chance. Wenn es auch dort zerstört wurde, war unsere Mission umsonst!“

      Wieder trat Stille ein, als Shamos geendet hatte.

      „Also, nur damit ich das richtig verstehe...!“ begann dann Idis langsam. „Wir sind alle hier, weil Shamos...!“ Sie deutete mit dem Kopf auf ihn. „...beim Anblick seines heulenden Freundes die große Krise bekommen hat und dachte, er müsse jetzt mal richtig einen losbrechen!“

      Shamos verlor alle Farbe aus dem Gesicht. „Also, so würde ich das…!“

      „Und weil ihm als klügstem Kopf des Planeten sonst nichts mehr einfällt...!“ fuhr Idis jedoch unbeeindruckt und geradeheraus dazwischen. „...krallt er sich den Pater hier...!“ Sie deutete auf Matu. „...der als Mann der Kirche bei den Worten Glauben und Wunder natürlich abgeht, wie ein Zäpfchen und beide überreden dann sogar unsere zwei glorreichen Anti-Helden in der ersten Reihe...!“ Sie nickte Rimbo und Kendig zu, denen das Lächeln sofort verging. „...sich die Amarula zu borgen und mal eben um den halben Globus zu rasen, um den Planeten zu retten...und das alles mit nichts Anderem im Kopf als einer uralten Legende, von der schon damals alle dachten, dass sie vollkommen hirnrissig ist!?“

      Shamos wollte schon etwas erwidern, doch Matu lächelte nur müde und sagte dann. „Das ist ziemlich krass ausgedrückt...aber es trifft die Sache haargenau!“

      Idis erwiderte seinen Blick zunächst ausdruckslos, dann schürzte sie die Lippen und nickte dann bedächtig. „Okay! Dann bin ich für meinen Teil überzeugt!“

      „Was?“ Rimbo schien fast explodieren zu wollen. „Aber...!“

      „Kein Aber!“ Idis schüttelte den Kopf. Ihr Blick war ernst und ziemlich traurig. „Ich denke, dass wir uns alle einig sind, dass wir uns hier an einen Strohhalm klammern, der überall voller Löcher ist. Die Aussichten auf Erfolg sind schlechter als Scheiße!“

      „Und...!“ Matu wartete, bis Idis ihn ansah. „...warum stimmen sie dem Plan dennoch zu?“

      Idis schaute ihn direkt und geradeheraus an. Ihr Blick war klar, aber sehr emotional. „Ich will leben, Pater! So wie wir alle hier. Ich habe die Liebe gesehen...!“ Sie drehte sich zu Rimbo. „...und will sie weiter erleben. Ich will Leben schenken!“ Sie lächelte dünn. Rimbo erwiderte es und nickte. Ja, auch er hatte den Wunsch nach einem eigenen Kind. Idis wandte sich wieder an den Pater. „Ich will eine Zukunft. Für mich, für uns, für alle. Und wenn es auch nur den Hauch einer Möglichkeit einer Chance auf dieses Leben gibt, werde ich alles tun, um sie zu nutzen!“ Sie musste schlucken, weil sich ein Kloß in ihrem Hals gebildet hatte. Allen anderen ging es ähnlich, viele waren den Tränen nahe. Matu blieb stumm und nickte mit einem Lächeln.

      Plötzlich grinste Idis. „Oder um es mal klar auszudrücken: Wenn ich wirklich die Hosen runterlassen muss, dann nur, nachdem ich vorher alle Knöpfe probiert habe!“ Sie drehte sich weg und trat hinter Rimbo. „Und jetzt mein Großer flieg so schnell du kannst nach Osten!“

      Rimbo lachte auf. „Oh Mann, wie ich diese Frau liebe!“

      Und während er die Geschwindigkeit der Amarula tatsächlich noch erhöhte, löste sich die allgemeine Anspannung und wich so etwas wie einer schwachen Zuversicht.

      „Wie weit noch?“ fragte Mavis, während er im Mittelgang einen halben Schritt hinter den beiden Pilotensesseln stand und seine Unterarme auf die Lehnen gestützt hatte. Sein Blick war aus dem Frontfenster des Cockpits gerichtet, indem er jedoch außer einer widerlichen, graubraunen Suppe, anstatt des klaren Meerwassers, nichts erkennen konnte. Die starken Frontscheinwerfer sorgten für eine gespenstische Erleuchtung des Szenarios, bei dem es ihm kalt den Rücken herunterlief. Man brauchte wahrlich kein Fachmann mehr zu sein, um zu wissen, dass der Planet im Sterben lag.

      Der Pilot des Schiffes war Kabus. Er hatte sich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet und Mavis war froh, ihn bei sich zu haben. Auf dem Copilotensitz saß sein Onkel Biggs. Auch er hatte nicht gezögert, als es darum ging, diesen Posten zu besetzen. Mavis war oft genug überrascht und verblüfft, wie gut sich der Alte trotz seiner über sechzig Zyklen auch an die veränderten Bedingungen der Flugboote schnell und präzise anpassen konnte und so noch immer ein hervorragender Flieger war.

      Mavis war sicher, dass er für die Mission, die heute vor ihnen lag, genau die richtige Crew beisammenhatte.

      „Dreißig Meilen bis zur Küste!“ erwiderte Kabus hochkonzentriert. „Ich werde jetzt in einen Steigflug bei fünf Grad gehen!“

      Mavis nickte ihm stumm zu.

      Sie alle befanden sich an Bord der speziell für ihren heutigen Einsatz umgebauten Manitura, einem eher kleineren Flugboot, dass als eines der ersten Schiffe aus der seit etwa einem Jahr in Betrieb befindlichen Werft in Eshamae vom Stapel gelaufen war. Um sie für diese Mission optimal herzurichten, wurde der Laderaum vergrößert, was dem Schiff nunmehr einen eher bauchigen Rumpf verlieh. Dies ging hauptsächlich auf Kosten der Bewaffnung, die daher nur noch recht spärlich gehalten war. Außerdem verringerte es die Höchstgeschwindigkeit des Bootes, die jetzt nur noch bei gerade noch akzeptablen dreihundert Meilen in der Stunde lag.

      Wichtiger als alles andere aber war der dadurch entstandene, große Laderaum, der es ermöglichte, die spezielle Fracht, die sie mit sich trugen, schnell und effektiv an Land zu bringen und dort auszusetzen.

      Aufgrund der relativ geringen Geschwindigkeit, der mangelnden Bewaffnung und der eingeschränkten Wendigkeit des Bootes, war eine Eskorte erforderlich, die in diesem Fall aus zwei weiteren, kleinen Flugbooten herkömmlicher Bauart bestand. Die Bonitira und die Wanuma hielten sich hinter und oberhalb der Manitura.

      Pilot der Bonitira war Captain Cosco, das andere Schiff wurde von einem jungen Captain namens Rupus aus Eshamae gelenkt.

      Zu gegebener Zeit würden sie sich vor sie setzen und den gefahrlosen Austritt des Schiffes und das Aussetzen der Fracht überwachen.

      Danach hatte Kabus den Befehl, sofort wieder zu tauchen und sich in sicherer Entfernung dafür bereit zu halten, die Fracht später wiederaufzunehmen und zu ihrem Stützpunkt zurückzukehren.

      Angesichts der beide Patrouillenboote und der Tatsache, dass sie an einem ruhigen Küstenstreifen ohne direkte Feindpräsenz auftauchen und dann auch nur wenige Minuten vor Ort sein würden, war die Anwesenheit von Cosco eigentlich vollkommen überflüssig. Doch auch der Captain hatte sich sofort freiwillig für diesen Job gemeldet und Mavis dem zugestimmt. Die Anwesenheit von Cosco beruhigte ihn zusätzlich und gab ihm die Zuversicht, dass hier heute nichts schieflaufen würde und sie ihren Test wie geplant durchführen konnten.

      Einen Moment später trat eine weitere Person in das Cockpit der Manitura. Es war Commander Vilo, Mitglied des Führungsstabes um den Nuri in Eshamae. Eigentlich gehörte eine derartige Mission, wie sie heute vor ihnen lag, ganz sicher nicht in sein Aufgabengebiet, doch