Genesis IV. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Genesis
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750219854
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ernstes, finsteres Gesicht sah.

      Sie schaute ihm einen Moment tief in die Augen, bevor sie begann. „Kein Wort über das, was hier geschehen ist. Zu niemandem!“

      Chalek nickte zögerlich, aber voller Erkenntnis.

      „Und kein Wort über diesen Gang, die Halle oder den Aufzug! Wir müssen überlegen, was wir weiter damit tun. Vorher muss niemand davon erfahren!“

      Jetzt nickte der Junge sofort und gab ihr zu verstehen. „Natürlich! Ich weiß, was du befürchtest! Ich werde schweigen!“

      Melia schien zufrieden und nickte ebenfalls. „Dann los jetzt! Ich brauche Luft!“ Gemeinsam mit Chalek lief sie die steinerne Rampe hinauf. „Auch, wenn sie zum Kotzen schmeckt!“ fügte sie dabei säuerlich noch hinzu.

      Ein paar Momente später traten sie auch schon aus dem Höhlengang ins Freie. Der Wind hatte merklich aufgefrischt und es war spürbar wärmer geworden. Das Gewitter war über sie hinweggezogen und tobte jetzt einige Meilen weiter östlich. Der säuerliche Geruch von Regen lag in der Luft, doch musste sich der Schauer bereits verzogen haben, denn Melia konnte keine Regentropfen auf ihrer Haut spüren.

      Kaum war sie ins Freie getreten, hielt sie inne, stützte ihre Hände auf ihre Oberschenkel, ließ den Oberkörper vornüber klappen und atmete mehrmals tief durch. Obwohl die Luft längst nicht frisch war und einen stumpfen, faden Geschmack nach Schwermetall hatte, war sie dennoch besser, als das, was in der Höhle vorhanden war.

      „Barie! Chalek!“ Die Stimme kam von Kalipos, der nur einen Moment später direkt vor ihnen stand und sie überrascht mit großen Augen ansah.

      Melia erhob sich und war ebenso überrascht. „Kalipos!“

      „Wo zum Teufel wart ihr denn?“

      „Ich...!“ Melia sammelte sich. „...habe etwas länger gebraucht, um den Jungen zu finden!“ log sie.

      „Wo hast du dich dazu rumgetrieben?“

      „Wieso?“ Ihr Blick verfinsterte sich.

      „Ihr seht aus, wie aus dem Wasser gezogen. Durchgeschwitzt, gehetzt und dreckig bis unters Dach!“

      „Ach...!“ Melia lachte auf, um ihre Angst zu verbergen. „Wir hatten uns nur zu spät vor dem Gewitter in Sicherheit gebracht und haben Bekanntschaft mit einer besonders großen und widerlichen Schlammpfütze gemacht, bevor wir hier...!“ Sie deutete in den Höhlengang hinter sich. „...endlich Unterschlupf gefunden hatten!“

      Kalipos nickte, doch zeigte sein Gesichtsausdruck, dass er große Zweifel an dem Wahrheitsgehalt ihrer Ausführungen hatte. „Alles klar! Aber ich merke es, wenn mich Jemand verarschen will!“

      „Ja?“

      Kalipos nickte. „Ich habe dann immer ein Piepen im Ohr!“

      „Und?“

      „Jetzt kreischt es wie bei Fliegeralarm!“

      Melia schaute ihn zunächst mit großen Augen an, dann lachte sie scheinbar offen und ehrlich. „Komm!“ Sie legte ihre Hand auf seine Schulter. „Lass uns nachhause gehen. Ich kriege langsam Hunger!“ Sie lächelte ihn breit an und Kalipos nickte. Erst als sie nebeneinander gingen und er ihr nicht mehr ins Gesicht schauen konnte, verschwand es und als sie gleich darauf Chaleks besorgten Blick erhaschen konnte, verzog sie säuerlich die Mundwinkel.

      Sie hatten Glück, dass Kalipos nicht nachhakte, doch, wenn sie an ihr Erlebnis in der letzten Stunde dachte, überkam sie wieder das furchtbare Gefühl, dass die Zeit der Ruhe für sie alle hier sehr bald vorbei sein würde.

      „Und sie glauben wirklich...?“ meinte Rimbo, nachdem Shamos und Pater Matu mit ihren Ausführungen geendet hatten. „...dass diese Dinge existieren und dass das am Ende funktionieren würde?“ Er schaute Shamos mit großen Augen an.

      Der Wissenschaftler erkannte, dass aller Augen auf ihn gerichtet waren und musste kurz lächeln. „Ja...!“ Er nickte. „...ich glaube daran!“

      „Also ich für meinen Teil...!“ rief Malawi mit ziemlich säuerlicher Stimme. „...glaube eher daran, dass hier jemand ganz gehörig den Verstand verloren hat!“

      „Ja...!“ Shamos nickte wieder, doch anstatt vielleicht beleidigt oder verletzt über diese Äußerung zu sein, lächelte er erneut. „...ich weiß, dass das alles danach aussieht, als wären wir einfach nur verrückt geworden. Und ich kann ihnen allen jetzt auch keine Beweise liefern, die ihnen die Sicherheit geben würden, hier das Richtige zu tun. Himmel, ich bin Wissenschaftler und habe fast mein ganzes Leben damit verbracht, Dinge zu beweisen. Wenn mir Jemand gesagt hätte: „Ich glaube an eine Lösung des Problems!“ hätte ich ihn nur müde lächelnd angeschaut oder ihn sogar ausgelacht. Beweise sind das, was in der Wissenschaft zählt...! Was zu Lösungen führt...! Was Veränderungen bringt. Und genau so muss es auch dieses Mal sein!“

      „Wie soll ich das verstehen?“ fragte Kendig verwirrt.

      Shamos lächelte wieder. „Im Moment haben wir...!“ Er deutete auf Matu. „...nichts anderes, als unseren Glauben. Er ist es, der uns antreibt, der sie überzeugt und letztlich dafür gesorgt hat, dass wir an die Ostküste fliegen. Doch wenn er auf Dauer alles bleibt, was wir haben, dann wird das zu wenig sein, um diesen Planeten und seine Bewohner zu retten und wir werden nach wie vor alle sterben! Wenn dieser Glaube aber letztlich zu Beweisen führt, die wiederum eine Lösung aufzeigen, dann ist er als Basis für unser Vorhaben mehr als ausreichend. Und genau aus diesem Grunde sind wir jetzt auf dem Weg nach Osten!“

      „Und was glauben sie in Ajuminaja zu finden?“ fragte Kendig.

      „Ein Buch!“ erwiderte Matu. „Wir suchen ein Buch!“

      „Und wo?“

      „In der großen Bibliothek im Süden der Stadt!“

      „Wissen sie, dass es dort zu finden ist oder glauben sie es?“

      „Das Buch, das wir suchen...!“ fuhr Matu weiter fort. „...gehört nicht zum üblichen Schriftgut, weil es Thesen und Schlussfolgerungen beinhaltet, die nicht der allgemeinen Weltanschauung entsprechen. Dabei ist es eines der ersten Bücher, die überhaupt je geschrieben wurden und somit schon einige tausend Jahre alt!“

      „Welches Buch soll das sein?“ fragte Esha.

      „Das Buch der Hexamerer!“

      „Hexa...was?“ rief Esha.

      „Hexamerer!“ erwiderte Pater Matu mit klarer Stimme.

      Eshas Blick zeigte sofort Ahnungslosigkeit. Demonstrativ blies sie die Luft in die Wangen. „Sagt mir nichts!“

      Pater Matu lächelte milde und hob dann an. „Das ist auch nicht verwunderlich. Das Buch galt von Beginn an als Werk eines Schwachsinnigen, der noch dazu dem Teufel verfallen war. Der Verfasser wurde verfolgt und letztlich mit dem Tode bestraft. Wie üblich kannte die Kirche keine Gnade mit Andersdenkenden!“ Sein Gesicht zeigte einen gequälten Ausdruck. „Das Buch aber wurde nie gefunden. Und so konnte man zwar den Menschen mundtot machen, nicht aber verhindern, dass sich über die Jahrhunderte hinweg, die Geheimnisse und Legenden darum immer wieder von allein nährten und nie in Vergessenheit gerieten. Lange Zeit glaubte man an die Existenz eines geheimen Ordens, den der Verfasser des Buches gründete und der im Besitz dieses Buches sein sollte. All das konnte jedoch nie wirklich bewiesen werden. Als dann vor vielen hundert Jahren die Wissenschaft begann, immer mehr Einfluss auf das Leben, das Handeln und auch auf die Ansichten der Menschen zu nehmen, verloren die Überlieferungen und natürlich auch die Legenden aus den Anfängen des Lebens schnell an Gewicht. Die Wissenschaft lieferte weitaus bessere und nachvollziehbarere Erklärungen für das, was uns umgibt. Heute sind die alten Schriften noch immer bekannt, doch finden sie nur noch im Bereich der Kirche und des Glaubens ihren Platz. Ansonsten spielen sie keine Rolle mehr. Deshalb war es auch keine Sensation, als vor knapp einhundert Jahren das legendäre