Beyl und MacGarney. Torben Stamm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Torben Stamm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742792556
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als wir?“

      „Das habe ich nicht gesagt!“

      „Ach hören Sie mir doch auf.“ MacGarney machte eine wegwerfende Handbewegung.

      Beyl schaltete sich hastig ein: „Gut, dann werden wir mal zu den anderen Gästen gehen.“

      Er zog MacGarney mit sich in Richtung Tür. Dabei flüsterte er: „Komm mit.“

      Auf dem Flur machte MacGarney seiner Wut Luft: „Dieser arrogante Arsch meint, er wäre was Besseres. Es kotzt mich so an!“

      Beyl schüttelte den Kopf: „Du hast ihn provoziert. Wie jedes Mal. Ich habe keine Lust, mir das anzuhören. Wir müssen jetzt losmarschieren und Leute befragen.“

      Er wandte sich an einen jungen Beamten, der sinnvoll in der Gegend rumstand: „Sie!“, rief er und winkte den Mann zu sich. „Sind die Gäste in ihren Zimmern?“ Der junge Mann nickte erschrocken.

      „Gut“, brummte Beyl. „Dann werden wir mal arbeiten.“

      Auftakt

      Auf dem Flur lagen drei Zimmer. Beyl war zunächst verwirrt davon, warum nur so wenige Gäste hier wohnten, aber nachdem er sich in Erinnerung gerufen hatte, wie groß ein Zimmer war, erschloss sich ihm bald die Gesamtsituation.

      Sie klopften an die Tür des Raumes, der dem von Sebstein direkt gegenüber lag. Es dauerte nicht lange, dann wurde die Tür schwungvoll geöffnet. Beyl war sich sicher, dass der Bewohner direkt hinter der Tür nur auf das Klopfen gewartet hatte.

      „Guten Morgen“, sagte eine alte Dame. Sie war klein, hatte graue Haare und kniff die Augen zusammen.

      „Guten Morgen. Wir sind von der Polizei und hätten ein paar Fragen an Sie.“

      Die Alte nickte: „Gerne. Aber vorher möchte ich Ihre Ausweise sehen. Man sieht so viel im Fernsehen.“

      Beyl sagte: „Natürlich“, und zog seinen Ausweis hervor. Die alte Dame musterte ihn und nickte dann.

      „Gut“, antwortete sie. „Und Sie?“ Sie schaute zu MacGarney, der keine Anstalten gemacht hatte, einen Ausweis hervorzuholen.

      „Ich bin von der Presse und möchte nur zuhören.“

      Die alte Dame zog die Augenbrauen hoch: „Presse?“

      Beyl sagte hastig: „Nein, nein. Das ist mein Kollege.“

      Die alte Dame war verwirrt: „Er sagt, er sei von der Presse.“

      „Das war ein Scherz.“

      Die alte Dame wirkte empört: „Also ich finde das alles sehr unerfreulich. Ich denke, ich möchte nicht mit Ihnen sprechen.“ Sie machte Anstalten, die Tür zu schließen. MacGarney griff in seine Tasche und holte seinen Ausweis hervor: „Es war ein Witz. Ich bin Polizist.“ Die alte Dame beäugte den Ausweis, dann MacGarney, dann den Ausweis. Sie schaute in den Gang. Dort stand der junge Beamte, den Beyl kurz zuvor angesprochen hatte: „Sie!“, rief sie. Der junge Mann zuckte zusammen und kam näher: „Ja?“

      „Sind das hier echte Polizisten?“, fragte die alte Dame. Der junge Mann schaute verwirrt zu Beyl und MacGarney. Er nickte: „Ja, klar. Das sind echte Polizisten.“

      „Gut. Ich lasse die jetzt rein. Achten Sie bitte darauf, ob ich um Hilfe rufe.“

      Dann ließ sie Beyl und MacGarney in das Zimmer.

      Auch dieser Raum war sehr großzügig bemessen. Die alte Dame deutete auf eine Sitzecke, die aus einem Sofa, einem schweren Tisch und zwei Sesseln bestand. Beyl und MacGarney setzten sich.

      „Man muss vorsichtig sein“, sagte sie. MacGarney nickte: „Da haben Sie Recht. Ich denke, Sie haben den jungen Mann auch überprüft? Ich kenne den nicht. Ich hoffe, er ist wirklich Polizist.“

      Die alte Dame schaute ihn erschrocken an. Beyl warf seinem Kollegen einen bösen Blick zu: „Also, dann wollen wir mal anfangen. Sie wohnen ja direkt auf der anderen Seite des Ganges. Ist Ihnen in der vergangenen Nacht etwas aufgefallen, Mrs...?“

      „Mein Name ist Henriette Groose.“ Sie sagte das in einem Ton, als müsste jedem auf der Welt der Name etwas sagen. Nachdem sie aber merkte, dass weder Beyl noch MacGarney darauf reagierten, fuhr sie leicht genervt fort: „Ich bin sehr misstrauisch. Ich passe immer auf.“

      Beyl nickte: „Ist Ihnen denn etwas aufgefallen? So gegen elf Uhr abends?“

      „Nein. Mr. Sebstein war ein sehr ruhiger, freundlicher Herr. Er hat mir öfters geholfen.“

      MacGarney fragte interessiert: „Wobei?“

      Mrs. Groose stand auf und ging zum Nachtkonsölchen. Hier zog sie eine Schublade auf und nahm einen Laptop heraus. Sie trug ihn zur Sitzecke und stellte ihn auf den Tisch: „Hierbei. Das Ding ist ziemlich widerspenstig. Dauernd macht es die falschen Sachen.“

      MacGarney fragte belustigt: „Mr. Sebstein hat Ihnen am PC geholfen?“

      „Ja. Er hat das wohl irgendwie beruflich gemacht. Ich habe das nicht so ganz verstanden. Aber er hat das Teil immer wieder auf Touren gebracht. Sogar vor zwei Tagen, als das Internet kaputt war. Ich frage mich, warum das alle so toll finden, wo es doch dauernd kaputt geht.“

      MacGarney unterdrückte ein Lachen. Mrs. Groose bemerkte es: „Seien Sie nicht so frech, junger Mann. Das Internet ist sehr hilfreich. Sie könnten sich da auch mal mit beschäftigen!“

      „Entschuldigung, aber ich habe keine Probleme damit.“ MacGarney wirkte noch immer amüsiert.

      „Man kann da viele Sachen kaufen. Bestimmt gibt es da auch was für Ihre Glatze. Sie sehen aus wie ein Nazi.“ MacGarney starrte die alte Dame geschockt an. Unwillkürlich griff er sich an den kahlen Kopf.

      „OK, dann weiter“, sagte Beyl, der sich insgeheim darüber freute, dass MacGarney mal etwas zurückbekam. Sein Kollege machte sich gerne mal einen Spass, aber er konnte nur schlecht einschätzen, wann man es sein lassen sollte.

      „Warum haben Sie denn Internet? Ich dachte, das wäre ein Retro-Hotel?“

      „Stimmt“, entgegnete die alte Dame und grinste. „Aber ich habe da so ein Ding, das man dransteckt und dann kann ich immer ins Internet. Sogar, wenn ich im Park sitze. Das ist ja nun wirklich nichts Ungewöhnliches. Soll ich es Ihnen mal zeigen?“

      „Nein, ist schon gut!“, sagte Beyl und hoffte, dass er später auch noch so fit sein würde. „Hatte Mr. Sebstein manchmal Besuch?“, fragte er.

      Mrs. Groose dachte nach: „Nein, eigentlich nicht.“

      „Eigentlich?“

      „Ja, also er kam abends immer spät nach Hause. Ich denke, er wird sich dann mit jemandem getroffen haben.“

      „Hat er mal gesagt, mit wem?“

      Die alte Dame runzelte die Stirn: „Puh, das ist schwer. Keine Ahnung. Wollen Sie sich nicht mal Notizen machen?“

      Beyl lächelte: „Das ist eine gute Idee.“ Er zog sein Handy aus der Hosentasche und begann, eine Notiz zu verfassen. Mrs. Groose schaute ihm interessiert zu: „Das ist ja so wie ein kleiner Computer, der in die Hosentasche passt. Ich habe das schon öfters gesehen. Vielleicht sollte ich mir sowas kaufen.“

      Beyl hatte seine Notiz beendet und steckte das Gerät wieder weg: „Ich finde, das ist eine sehr gute Idee. Und ich denke, Sie werden keinerlei Probleme haben, damit zurecht zu kommen.“ Die alte Dame lächelte erfreut. Dann wandte sie sich an MacGarney: „Nehmen Sie sich mal ein Beispiel an Ihrem Kollegen. Das ist ein Gentleman.“

      „Was für eine furchtbare Person“, sagte MacGarney, nachdem sich die Tür hinter ihm und seinem Kollegen geschlossen hatte und sie wieder auf dem Hotelflur standen.

      „Was hast du erwartet?“

      „Kekse? Und vielleicht etwas Freundlichkeit?“

      „Nicht