Das Leben ist ´ne Session. Frank Gahler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Gahler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844257328
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des qualmenden Balkens zwischen seinen strahlend gelben Zähnen haben wir uns nach DIESER Ansprache fast volluriniert vor lachen.

      Dann irgendwann stieg Basti das erste Mal aus, unter anderem, weil wir plötzlich anfingen wie die blöden rumzujazzen. Nee wirklich, im Ernst, Voigt und Endesfelder konnten wohl nicht anders, als sich selbst auf so’ne ja fast schon bemitleidenswerte, peinlich vordergründige Art als Künstler Ernst zu nehmen, dass wir anfingen Gefahr zu laufen, lächerlich verkrampften Jazz – Blues vor uns hin zu stümpern. Die zu MONOKEL überhaupt nicht passen wollende Attitüde zerriss fast diese noch so junge Band. Es passte einfach nicht zu unserem mittlerweile hart erarbeiteten Raubein-Image, mit abgespreizten kleinen Fingern Tee zu schlürfen und über Trotzki, Hegel und Schopenhauer zu parlieren. Ich meine, Speiche und mir waren doch damals gutes Benehmen und Weltrevolution scheißegal, wenn es nur richtig gerummst hat im Zwerch – und Trommelfell, und wenn der Nachschub an Frauen und Alk nicht zu verebben drohte, war schon fast alles im grünen Bereich. Also kein Tee, kein Schopenhauer, und so dauerte diese Phase zum Glück (wohl auch, weil wir handwerklich einfach nicht genug auf der Pfanne hatten) nicht sehr lange an – noch mal Schwein gehabt!!

      Tommy Meissner, Ludwig Endesfelder, Gala, Speiche, Detlef Nietz, Ulf Voigt

      MANAGER

      Nach ca. zwei Jahren hatte ich die Schnauze voll! Behördengänge, Songs schreiben, proben, Muggen aufreißen, die Band zusammenhalten, fremdgehen, Bandgelder verwalten, im Monat ca. 15 Konzerte absolvieren, saufen, Familie kümmern und witzig sein – das war mir irgendwann zu viel. Kein Aas machte bei all dieser Kärrnerarbeit auch nur `n bisschen mit – aber verdienen sollten alle das gleiche. Scheiß Basisdemokratie - aber dazu später!

      Egal, mir stank’s allmählich und wir hielten Ausschau nach `nem Manager. (In Ostdeutsch hieß dieser Job – haltet euch fest – ORGANISATORISCHER LEITER!! putzig, gelle?) Nicht leicht, nicht leicht! Aber nach einigen eher unfruchtbaren Versuchen stießen wir auf Karl Jung. Kalle war schon bei Engerling mit organisatorischem Kram beschäftigt und hatte somit gute Connections zu vielen Veranstaltern und offiziellen Wichtigtuern. Dass er bei uns deshalb anfing, weil Engerling ihn nicht mehr haben wollte, hätte uns schon so’n bisschen zu denken geben sollen. Aber zugegeben - anfänglich lief es sehr, sehr, gut – vor allem für mich. Ich hatte wieder etwas mehr Freizeit und zu all den Schuppen und Veranstaltern, die wir ohnehin schon kannten, gesellten sich völlig neue Möglichkeiten. Wir spielten plötzlich in Läden, an die vorher nicht zu denken gewesen wäre, und ich hatte wieder etwas mehr Zeit für Musik, Texte und Weiber.

      Ach ja, die Damenwelt! Da war ich leider immer sehr, sehr verwundbar. Als bekennender Tittenfan brauchte eine nur mit zwei beeindruckenden Argumenten vor mir zu stehen und meine Selbstbeherrschung wurde auf eine harte Probe gestellt. Selten allerdings bestand ich diese!

      SAALFELD

      Eines Tages sollten wir im thüringischen Saalfeld spielen. Wir waren schon einige Tage auf Tour und konnten somit das sowieso viel zu spät abgeschickte Telegramm mit dem Inhalt einer Veranstaltungsabsage nicht bekommen. Die Bullen in Saalfeld hatten einfach soviel Schiss vor MONOKEL gehabt, dass sie lieber bereit waren, den Rat der Stadt 70% der Vertragsstrafe für ein nicht fristgemäß gekündigtes Konzert bezahlen zu lassen, als die Geschichte vertragsgerecht durchzuziehen.

      Der Veranstalter, Reiner Scholtes, lachte sich jedenfalls selbst ins Fäustchen, als klar war, dass wir über diesen Vertragspunkt überhaupt nicht zu verhandeln bereit waren und kategorisch auf die Bezahlung der Vertragstrafe bestanden. Hier hatten wir es wieder mal mit einem Veranstalter zu tun, der nun wirklich kein großer Freund der offiziellen DDR - Kulturpolitik war. Da wir in Saalfeld übernachteten hat olle Scholtes sich sofort persönlich um die Knete gekümmert, so dass er uns doch tatsächlich am nächsten Morgen lachend den Batzen auf den Frühstückstisch knallte. Ich glaube für den war das `ne riesen Genugtuung den alten Säcken da im Rat der Stadt die Piepen aus’m Kreuz geleiert zu haben. Das gab’s auch!

      Das alles wäre ja eigentlich nur eine Geschichte von vielen, wenn da nicht Claudia gewesen wäre. Da es an diesem Tage anfing zu regnen und wir ja nun einen freien Abend hatten, setzten sich unser damaliger Drummer Mario Janik, Speiche und ich in so’ne gemütliche, alte Kneipe mit Butzenscheiben und gescheuerten Holztischen. Es roch nach Bier, Braten und geräuchertem Schinken, nach Wein und ein wenig auch nach Bienenwachs und Holzschutzmittel.

      „Klosterstube“ hieß die Kaschemme. Wir tranken halbe Liter Bier, futterten erst Schinkenbrote, dann nur noch Schinken und droschen einen gepflegten Skat. Draußen regnete es mittlerweile wie aus Kübeln, ein großer, grüner Kachelofen spendete sonnige Wärme, und unser Wohlbefinden war kaum noch steigerbar. Da ging die Tür auf! Penja - wie sich herausstellte die Tochter des Veranstalters - und ihre Freundin Claudia betraten die Gaststube. Claudia hatte langes, schwarzes Haar und ein ungemein interessantes Gesicht, indem zwei große, dunkle Augen ruhten, in die ich schon im Moment des ersten Blickkontakts zu versinken drohte. Ihre Parkajacke war unterhalb der Brüste so gut wie vom Wasser unberührt, weil die Dinger einem Balkon gleich alles abwärts von ihnen trocken hielten – und was ich davon hielt, und halte, muss ja nicht noch mal erwähnt werden!

      Eigentlich wollten die beiden Mädels nur einige Getränke für `ne Party „außer Haus“ kaufen. Ich wurde hektisch. Wenn die jetzt hier wieder raus geht – dachte ich – wer weiß, vielleicht seh’ ich diese Zauberbraut nie wieder.Da Line mich bereits vor Monaten nicht ganz ohne mein saudummes Hinzutun verlassen hat (sie kam mit meinem „unsteten“ Lebenswandel und meiner Cholerik nicht klar) und ich den üblen Trennungsschmerz von meiner Tochter Sarah einigermaßen überwunden hatte, glaubte ich in diesem Augenblick der Frau meines Lebens gegenüberzustehen. Ich nahm allen Mut zusammen und sprach sie an…

      Jahre später haben wir geheiratet und sie wurde die Mutter der zwei tollsten Kinder, die man sich nur vorstellen kann. Leider war ich immer noch ein blöder Lumpenhund – ungerecht, selbstherrlich, sexuell untreu, aufbrausend und desinteressiert. Musik war die einzige Lawine, der ich die Brust bieten konnte. Das WAHRE Leben überforderte mich maßlos! Schade! Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen, die darunter zu leiden hatten, zu leiden haben oder noch leiden werden – ich bin ein Arschloch!!

      Was Freunde und Freundschaften allerdings anbelangt, bin ich treu wie Gold – sagt man mir nach. Ein Freund muss nur Probleme haben – schon bin ich da. Geht’s ihm gut – auch schön – Zigarre paffen, Whiskey schlürfen, blödes Zeug quatschen und trallala! Aber Probleme lösen – diss macht Laune! Und somit wieder zurück zur Band…Probleme lösen wurde zu so was wie `ner „Lieblingsbeschäftigung“ von mir und zwar aus eher sportlichen Erwägungen im Sinne von „gewinnen wollen“. Kaum ein Problem, dem ich nicht auf die eine oder andere Art mehr oder weniger erfolgreich die Stirn geboten habe, außer – ja außer den internen, hausgemachten Problemen wie fehlende Disziplin, quälende Lethargie und unbeschreibbare Indolenz, die der Band beinahe das Genick brachen – aber dazu etwas später.

      BESETZUNG IM LAUFE DER JAHRE

      Wir hatten im Laufe der Jahre aus verschiedensten Gründen immer wieder mal neue Kollegen in der Combo : Peter Schneider(g,voc),Sebastian Baur(g,voc), Horst Trümpelmann(dr), Wilfried Borchert(g,bg,voc),Michael Mirek(harm),Jörg Schütze(bg),Michael Werner(dr), Frank Gahler(harm,voc,accgit), Detlef Nietz(g,voc) Ludwig Endesfelder(p) Thomas Meissner(g,voc), Ulf Voigt(dr), Schnippi Ichweissbisheutnichwiedermitnachnamenheisst (dr), Michael Linke(g,voc), Mario Janik(dr), Rahula Zierach (p), Bernd Kühnert(g,voc), Bernd Damitz(dr), Rainer Lojewski(dr), Hansi Kalauch(dr) Gerd Pöppel(g,voc), Tatjana Arndt(dr, voc), Andrea Horn(g,voc), Bernd Buchholz(voc), Bernd Haucke(dr), Marek Buck(p,voc), Olaf Becker(dr), Jörg Grassmann(p), Mathias Grimm(dr), Christoph Frenz(bg,voc).

      Wie ich gerade sehe – eine stattliche Anzahl unverbesserlicher Heimanwärter. Nicht auf alle – sie mögen mir verzeihen – kann ich hier detailliert eingehen, bei Anderen lohnt es sich dafür umso mehr; und für die Korinthenkacker