Die Geisterbande Dekalogie. Dennis Weis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Weis
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750213913
Скачать книгу
aber der Golem zog ab. Allerding drehte er sich nochmal um, bevor er in die Richtung ging, aus der er gekommen war.

      „Meister Malit, ich finde den Jungen“, sagte er und war dann im Tunnel verschwunden, so wie auch das Licht seiner feurigen Augen.

      Hatte ich das richtig verstanden? Er sucht einen Jungen? War ich dieser Junge? Wusste Malit von uns?

      „Was hat er gemeint?“ fragte Peter, der sich wie auch Hanna, zurückgezogen hatte, denn sein Trick mit der Aufmerksamkeit, brachte ja bekanntermaßen nichts.

      „Ich weiß es nicht“, antwortete ich, „aber ich befürchte, er hat mich gemeint.“

      „Das wäre schrecklich, denn dann wären wir in einer Falle“, sprach Peter.

      „Sicher meinte er nicht dich“, versuchte Hanna uns zu beruhigen, „denn Golems finden ihre Opfer, auch wenn sie dumm sind, erkennen sie den, den sie suchen. Da müsste schon ein Zauber dafür sorgen, dass das nicht funktioniert.“

      War die Erklärung merkwürdig? Klar. Aber war die Erklärung hilfreich. Ebenso klar! Daher sorgte dies für Entspannung bei mir.

      „Naja, Hauptsache der Golem ist nicht mehr hinter uns her.“

      „Das denke ich auch und dennoch kann ich den Gedanken nicht loswerden, dass Malit bereits weiß, dass wir hier sind“, entgegnete ich.

      „Willst du umkehren?“ fragte Peter.

      „Nein, natürlich nicht“, antwortete ich wie aus der Pistole geschossen.

      „Dann machen wir weiter“, sagte Peter, „denn wir haben nicht so viel Zeit, bevor Maria merkt, dass du dich nicht in deinem Bett befindest und schläfst.“

      Ich nickte nur. Peter hatte irgendwie recht. Ich könnte weiterspekulieren, ob Malit Kenntnis von uns hatte oder nicht- am Ende musste ich die Geistergeschwister von Hanna retten, weil ich es so wollte.

      „Bitte höre nicht auf“, flehte Hanna, die den Verdacht hegte, dass ich die Mission nun abbrechen wollte.

      „Das tue ich nicht“, versicherte ich, „denn wir gehen nur mit den Geistern, die von Malit gefangen gehalten werden, aus der Ruine wieder raus.“

      Hannas Gesicht strahlte. Ich war überzeugt, dass ich es schaffen würde, denn sonst machte es keinen Sinn. Wir gingen also den Weg weiter, den wir zwangsläufig gegangen sind, um zum einen dem Golem nicht nochmal zu begegnen und zum anderen voranzukommen.

      Wieder konnte ich außer den beiden Geistern nur die Finsternis sehen. Sie umschloss uns. Es war ein trauriger Ort, wenn niemals Licht hineingelangte. Licht war Elixier für Leben und das gab es offenbar nicht.

      „Stopp“, sagte Peter und unterbrach damit meine Gedanken.

      „Was ist?“ wollte ich erfahren.

      „Eine Treppe“, antwortete Peter und konnte es wohl selbst kaum glauben.

      „Eine… Treppe?“ erstaunte es mich.

      Warum befand sich eine Treppe hier unten? Und wieder hatte Hanna davon nichts berichtet. Es war wie ein Déjà-vu.

      „Bei mir gab es keine Treppe“, rechtfertigte Hanna sich, ohne dass einer von uns fragen musste.

      „Wirklich nicht?“ fragte Peter mit leichtem Misstrauen.

      „Wenn ich es doch sage“, entgegnete sie, „ich erinnere mich nicht an alles mit meinen über dreihundert Jahren, aber was nicht war, das war einfach nicht.“

      „Gut, dann glauben wir dir“, sagte Peter, „kannst du denn sagen, ob es runterging?“

      „Ja, aber durch eine Senkung“, antwortete Hanna, „schlussendlich geht es nach unten. Nur durch eine Treppe weiß ich nicht, wo wir dann hinkommen und ich habe mich ja heimlich entfernt. Das heißt, ich habe nicht die üblichen Wege gewählt.“

      „Bedeutet es, dass die Treppe ein normaler Weg wäre?“ fragte ich.

      „Keine Ahnung“, meinte sie.

      „Vorteil ist, es handelt sich um eine Wendeltreppe, also können wir sehen, wenn einer kommt“, sprach Peter, „Nachteil ist, dass uns einer sieht und wir nicht so leicht wegkommen, wie vorhin.“

      „Möglichweise ist es eine Abkürzung und wir sparen Zeit“, bemerkte ich, „denn eine Senkung ist langatmiger.“

      „Also benutzen wir die Treppe?“ wollte Peter wissen.

      Am Ende müssten wir den Weg wieder zurückgehen und dann den anderen Tunnel nehmen. Und die Zeit hält nicht an, um auf uns zu warten.

      „Ja, wir werden die Wendeltreppe hinunterschleichen“, bestätigte ich.

      „In Ordnung“, sagte Peter.

      Dann zeigten sie mir den Weg, indem Hanna und Peter jeweils eine Stufe, Schritt für Schritt, hinuntertappten. Nur zögerlich kamen wir weiter, aber es war besser so, denn ich wusste nicht, wo sich die einzelnen Stufen befanden. Natürlich tastete ich mit meinem Fuß. Sicher war ich deshalb aber trotzdem nicht.

      Nach einer Weile kam es mir vor, als dauerte es ewig. Vielleicht war sie gar nicht so lang, aber ich musste ja für jeden Schritt vorsichtig den einen Fuß so platzieren, sodass es passte.

      „Wie lange brauchen wir noch?“ fragte ich mit ungeduldigem Ton.

      „Wir sind etwa bei der Hälfte“, antwortete Peter.

      „Dauert demzufolge noch“, stellte ich fest.

      „Ja, geht nicht anders“, entgegnete er.

      „Haltet mal kurz an“, unterbrach Hanna Peters und mein Smalltalk.

      „Was ist denn?“ wollte ich wissen.

      „Ich habe etwas gehört“, verriet sie.

      Peter uns ich horchten in die Dunkelheit hinein.

      „Also ich höre nichts“, sprach ich.

      Peter schüttelte den Kopf: „Ich auch nicht.“

      „Dann habe ich es mir eingebildet, aber da war was“, sagte Hanna.

      Ab diesem Augenblick waren meine Sinne geschärft, was meine Angst im Dunkel und mit dieser permanenten Blindheit nicht einfacher machte. Durch diese Stille, bildeten sich die Ohren stets etwas ein, aber meist war das ein Piepen oder ein hochfrequentierter Ton. Aber ich konnte nichts wahrnehmen, wenngleich ich mich anstrengte. Zudem musste ich mich wegen der Treppe sehr konzentrieren, sodass ich mich entweder auf das Horchen oder auf das Hinabsteigen der Treppe fokussieren konnte, aber nicht auf beides.

      „Halt“, unterbrach Hanna abermals meine Gedanken, „jetzt höre ich es wieder.“

      Alles hielt inne, um erneut die Ohren zu spitzen.

      „Meine Güte, so kommen wir aber auch nicht voran“, sagte Peter.

      Plötzlich tauchte vor uns ein unheimliches Wesen auf. Es fletschte seine Zähne und sah einfach schrecklich aus. Ich konnte es sehen, da es ebenfalls leicht leuchtete. Das Gesicht war zerfetzt und erinnerte nur vage an einen Menschen.

      „Das ist ein Seelenfresser!“ schrie Peter und schreckte zurück, wieder auf dem Weg nach oben.

      „Wir müssen hier weg!“ rief Hanna mit panischer Stimme, „sonst sind wir verloren.“

      „Er will meine Seele“, sagte ich, „und ich werde ihm diesen Gefallen nicht tun.“

      „Aber wenn du bleibst, wird er dich töten“, warnte Hanna und war mit Peter schon drei, vier Stufen aufwärts geflohen.

      Der Seelenfresser kam noch näher. Ich konzentrierte mich auf einen Magica- Angriff und zögerte, um ihn möglichst nah an mich rankommen zu lassen, damit ich dem Seelenfresser viel Schaden anrichten konnte. Als er meiner Meinung nach in einer guten Position war, zog ich rasch meine Hände nach vorn und feuerte eine Druckwelle ab, sodass es den Seelenfresser