Wieder sah sie Ilse Voß an. Aber jetzt war schon das Strenge aus ihrem Gesicht fast ganz vergangen, etwas Freundliches, fast Mütterliches sah Ilse daraus an.
»Aber er ist trotz aller Schrullen ein ganzer Mann«, sagte die Mutter. »Wahrhaftig und mutig. Glauben Sie nie, daß Sie mit ihm spielen können – Sie würden die Verlierende sein.«
Aber die Mutter wußte auch, daß der Sohn starrköpfig war. Widerspruch würde ihn von nichts, das er einmal im Kopf – und nun gar im Herzen – hatte, abbringen. So hatte sie sich denn bei der starr ablehnenden Haltung des Mädchens entschlossen, guten Willens ja zu sagen, da ein Nein doch nicht möglich war, und zu hoffen, daß diese böse Sache doch noch wider alles Erwarten gut ausgehen möge. Dafür aber war notwendig, daß sie, die Mutter, nicht versagte.
Sie wollte gerade den Mund auftun und dem jungen Mädchen ihr Einverständnis sagen, als die Tür aufging, Fritz Bleesern eilig hereinkam und sagte: »Entschuldigt, daß ich euch störe! Ich weiß, an den zehn Minuten fehlen noch drei. Aber eben ist ein Auto gekommen, ein Ehepaar – wir könnten sie gut in 22 unterbringen, Mutter. Aber stelle dir vor, das Zimmer ist noch nicht gemacht, jetzt nachts um elf noch nicht, und keines von den Mädchen im Haus! Natürlich alle wieder bummeln! Eine Schlamperei ist das …«
»Das ist wieder die Miezi gewesen, na warte, der werde ich es morgen besorgen!« sprach Frau Bleesern und stand seufzend auf. »Halt die Herrschaften einen Augenblick in der Gaststube fest. Ich gehe gleich selbst rauf. – Sie, Fräulein …«
»Lassen Sie mich raufgehen! Ich habe das Zimmer in fünf Minuten in Ordnung«, sagte Ilse plötzlich eifrig.
Mutter und Sohn sahen sich an. Beide lächelten, aber die Mutter grimmig, der Sohn jedoch ein wenig bittend.
»Na, denn geh, mein Mädchen«, sagte Frau Bleesern plötzlich ganz friedlich. »Ich komme gleich nach und gebe dir die Bettwäsche raus …«
Der Sohn lächelte, die Mutter seufzte schwer, Ilse lief schon treppauf. Ihr Herz war plötzlich ganz leicht. Ihr war klargeworden, daß es in ihrer Ehe nicht nur einen ungeliebten Mann, sondern auch Arbeit geben würde, viel Arbeit.
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