Es wäre müßig, hier auf alle Versuche auf Ratschläge, Hinweise, Hilfsangebote eingehen zu wollen, die Anna, Tom, Jan, Josef und Mara erhielten. Soviel sei berichtet: Erfolgreich konnten sie sich gegen jede Einmischung wehren und im Vertrauen auf ihr eigenes Wissen und ihre Fähigkeiten ihren Weg allein gehen.
10. Stehen Sie sich selbst im Weg
Effektive Schizophrenie-Simulation ebnet den Weg zum Erfolg.
Keine Sorge: Der Unterschied zwischen Simulieren und Sein verschwindet mit der Zeit.
Diese Aufgabe ist die schwerste von allen, denn sie verlangt Ihnen gedanklich einige Jonglierkünste ab. Aber mit ein bisschen Übung werden Sie bald ein Meister darin sein und sich fragen, wieso es Ihnen anfangs so schwerfiel. Der Trick besteht ganz einfach darin, sich in zwei Gedankenuniversen gleichzeitig aufzuhalten. Beide beschäftigen sich intensiv mit Ihrem Vorhaben, jedoch sind beide, was Zielsetzung und den Weg zum Ziel betrifft, unterschiedlicher Meinung. Ihre Aufgabe ist es nun, diesen Widerspruch sich nicht auflösen zu lassen, sondern aktiv an seiner Entstehung mitzuarbeiten und den Widerspruch dann ausführlich auszugestalten.
Anna kannte aus verschiedenen Ratgebern und Berichten mehrere Möglichkeiten, wie ein Roman zu schreiben sei. Die eine Variante besteht darin, ausführlich zu recherchieren und dann einfach draufloszuschreiben und bei der Überarbeitung alles Unreine zu tilgen. Die zweite Variante ist, sich im Vorfeld einen genauen Plan zu machen und sich quasi von einer Romanskizze über verschiedene Zwischenstufen bis zum fertigen Roman vorzuarbeiten. Dieses Dilemma löste Anna auf kongeniale Weise: Sie beschloss, dass ihr Roman sieben Kapitel haben sollte, außerdem hatte sie einen letzten Satz und einen ersten Satz. Nun schrieb sie einfach munter drauflos, mal in dem einen Kapitel, mal in dem anderen.
Doch diese Möglichkeit ist nicht die einzige Variante, sich erfolgreich im Weg zu stehen. Sicher haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie sich in der Erledigung einer Aufgabe festgebissen haben, während eine andere scheinbar dringend bearbeitet werden müsste. Die Herausforderung besteht nun für Sie darin, in Ihren zwei Gedankenuniversen zwei unterschiedliche Prioritätensetzungen zu kultivieren. Das eine Universum kümmert sich beispielsweise nur um scheinbar große Probleme, das andere nur um scheinbar kleine. Ihre Scheiterfähigkeit wird sich darin erweisen, dass Sie automatisch dem anderen Universum den Vorzug geben und erst, wenn alle scheinbar kleinen Probleme gelöst sind, Sie sich den scheinbar großen zuwenden.
Josef und Mara planten ausführlich, welche Farbe ihre Tablette haben sollte; eine schlichte weiße war ihnen zu profan. Sie entschieden sich für ein optimistisches Grün, das Mara mithilfe zahlreicher Farbstudien ausführlich entwickelte. Bei der Form waren sie noch unentschieden; sollte es eine schlichte runde Tablette werden oder eher ein kleines Kügelchen oder eher zeppelinartig. Lange konnten sie darüber debattieren.
Der kundige Leser wird sofort behaupten, dass diese beiden sich ja gar nicht selbst im Wege stehen, sondern einfach nur „falsche Prioritäten“ setzen. Das ist sicherlich korrekt beobachtet, beschreibt aber nur das Symptom, nicht jedoch das zugrunde liegende Denkmuster. Wollen Sie es zu wahrer Meisterschaft bringen, dürfen Begriffe wie „Prioritäten“ in ihrem Wortschatz keine Rolle spielen; diese Konzepte sind eh nur Worthülsen einer erfolgsfixierten Ratgeberredaktionsgilde. Sie hingegen setzen keine Prioritäten, sondern erledigen die Aufgaben einfach in der Reihenfolge, die Ihnen gefällt, wobei Sie durch die Verteilung der Aufgaben auf zwei Universen eine wichtige und entscheidende Entscheidungshilfe zur Hand haben.
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