Eine amerikanische Liebe. Dorothy Ettrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dorothy Ettrich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847659259
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„Ich möchte bitte zahlen.“

      „Okay, macht sieben Dollar dreißig“.

      „Wissen Sie vielleicht, wo ich ein günstiges Zimmer bekommen könnte?“

      „Da müsste ich mal überlegen, Darling. Unten in der Missionstreet, bei Mrs. Ella sind die Zimmer günstig und es ist sauber. Ich weiß aber nicht, ob Mrs. Ella auch mit Frühstück anbietet.“

      „Danke, das wäre egal. June, könnten Sie mir dann bitte noch den Weg zur Missionstreet beschreiben und netterweise auch den Weg zum Rodeo?“

      „Sicher, Sie fahren rechts vom Parkplatz zur Jeffersonstreet, diese geradeaus Richtung stadteinwärts. Von der Jefferson fahren Sie an der dritten Ampel links ab in den Bourrough Boulevard, dort ist an der Ecke eine große Tankstelle. Und an der fünften Kreuzung rechts biegen Sie wieder ab in die Missionstreet. Dort ist es die Nr.1345. Es ist ein weißes Holzhaus mit großem Schild ‚Ellas Best‘. Es ist dann nicht zu verfehlen. Wenn Sie die Mission dann weiterfahren, kommen Sie aus der Stadt hinaus. Sie fahren zwei Meilen, dann sehen Sie rechts ein großes Hinweisschild ‚Rodeo‘. Dort biegen Sie links ab und folgen den Pfeilen. Nach fünfzehn Minuten sind sie am Stadion. Sie werden es schon von Weitem erkennen, an dem Parkplatz und den vielen Trailern. Viel Spaß beim Rodeo und schöne Grüße an Mrs. Ella. Sagen Sie, June hätte Sie geschickt.“

      „Danke June, ich hoffe, ich finde alles. Einen schönen Tag“, Marie lächelte die Kellnerin freundlich an.

      “Wie nett sie ist“, dachte June, „Ein interessantes Gesicht. Was für ein hübsches Mädchen, sieht ein wenig exotisch aus. Mit Sicherheit ist sie keine Amerikanerin.“

      Maries Neugierde auf das Rodeo war größer geworden. Das Interesse umschloss auch Mrs. Ella. Ridgerock nahm sie allmählich gefangen, obwohl es doch nur eine kleine amerikanische Stadt in Montana war.

      Marie nahm die Straßen, wie von der Kellnerin beschrieben. Sie fuhr langsam und sorgfältig, um sich nicht noch einmal zu verfahren. Aber andererseits, dachte sie, kann ich dann auch noch einmal jemanden fragen, es sind ja genügend Leute in der Stadt unterwegs.

      Nach einer knappen halben Stunde bog Marie mit dem Auto endlich in die Missionstreet ein. Tatsächlich fand sie die Pension sofort. Das Schild „Ellas Best“ war wirklich unübersehbar. Mein Gott, dachte Marie entsetzt, wie kann man in dieser ruhigen und verschlafenen Straße nur ein derartiges Schild aufstellen. Es war tatsächlich zwei Mal zwei Meter groß und stand direkt an der Straße. Der Hintergrund war grellorange und darauf stand in knallgrün „Ellas Best“ mit Hochglanzlack und Blockbuchstaben geschrieben.

      Das Haus sah wesentlich normaler aus als das eindrucksvolle Schild. Es war ein weißes Holzhaus mit einem kleinen Türmchen auf der linken Seite. Die vordere Veranda war geräumig und mit einem Tisch und drei Korbstühlen möbliert. Das Schönste aber war die Schaukel vor dem Haus. So eine Schaukel hatte Marie sich immer gewünscht.

      Sie sah, dass an den Fenstern weiße Spitzengardinen hingen und alles sauber und wie frisch gestrichen wirkte. Wahrscheinlich ist das Schild bei der Renovierung als Farbrest abgefallen, dachte Marie ein bisschen ironisch. Na, hoffentlich hatte Mrs. Ella ein Zimmer frei und es war im Haus genauso nett wie vor dem Haus.

      Marie parkte am Straßenrand und ging die Auffahrt hinauf. An der Haustür klopfte sie und sah sich dabei auffällig - unauffällig um. Vielleicht lugte Mrs. Ella schon durch eine der Spitzengardinen? Nein, guter Gott, wie gemein du immer bist, Marie, schalt sie sich selber.

      Kurz darauf öffnete sich die Tür. Mrs. Ella stand vor ihr. Eine runde gemütliche Frau von etwa fünfundsechzig Jahren. Das Haar blondiert und sie war ein bisschen geschminkt.

      „Was kann ich für Sie tun?“, Mrs. Ella lächelte Marie freundlich an.

      „Guten Tag, meine Name ist Marie Belandres. Ich suche ein Zimmer für diese Nacht. Leider habe ich mich auf dem Weg zum Yellowstone Park verfahren und bin hier in Ridgerock gelandet. Und da ich schon hier bin, wollte ich mir das Rodeo ansehen“.

      Marie lächelte und es war, als ginge die Sonne auf. Mrs. Ella mochte Marie auf Anhieb. Was für ein hübsches und nettes Mädchen, allerdings nicht von hier.

      „Ich heiße Ella Henshaw. Na, dann kommen Sie erst einmal herein. Ein Zimmer habe ich noch frei. Durch das Rodeo ist in Ridgerock alles ausgebucht. Aber Sie haben Glück gehabt. Denn wer weiß, vielleicht ist es Schicksal, dass Sie hier sind?“

      Marie lachte lauthals und fröhlich: „Das glaube ich nicht. Es ist eher die Unfähigkeit, eine Straßenkarte richtig zu lesen und dann die richtige Abzweigung zum Yellowstone Park zu nehmen. Ich habe mich schlicht verfahren“.

      Marie holte ihre Koffer aus dem Auto und wartete darauf, dass Mrs. Ella ihr das Zimmer zeigte. Diese ging nun behäbig voran und erzählte von dem heutigen Rodeo.

      „Heute ist die ganze Stadt auf den Beinen. Das Rodeo ist hier bei uns im Tal jedes Jahr das größte Ereignis. Aber das absolute gesellschaftliche Ereignis ist der Rodeoball heute Abend. Da ist alles was Rang und Namen hat hier im Tal. Na, da sind Sie ja gerade richtig von der Straße abgekommen.“

      Mrs. Ella lachte. Auch Marie musste lächeln.

      Oben angekommen, stellte Marie die Koffer ab und schaute sich interessiert um. Jede der fünf Zimmertüren, die rechts und links des Flurs abgingen, hatte eine andere Farbe: weiß, rosa, lindgrün, gelb und lila. Es waren alles pastellfarben und kein Vergleich mit zu dem knalligen Reklameschild vor dem Haus. Mrs. Ella schloss die rosa Zimmertür auf und ließ Marie vor sich eintreten.

      „Hier ist das Rosenzimmer für Sie. Alle Türen haben Farben von Blumen: rosa für Rosen, weiß für Lilien, lindgrün für Waldmeister, gelb für Tulpen und lila für Veilchen“, Mrs. Ella war sichtlich stolz.

      „Das ist sehr hübsch. Oh, das Rosenzimmer ist aber sehr schön“, rief Marie entzückt aus. Die Tapeten, die Gardinen und der Bettüberwurf waren mit einem Muster aus dunkelroten Rosen unterschiedlicher Größe ausgestattet. Der Fußboden war aus abgeschliffenen dunklen Eichenholzdielen. Der kleine Teppich mit einem Rosenmuster passte wunderbar dazu und war entzückend anzusehen. Rechter Hand stand ein antik wirkender Schrank aus Kirschholz und links führte eine Tür in das kleine cremefarbene Duschbad. Die Handtücher und Accessoires im Bad waren ebenfalls in „Rose“ gehalten.

      Marie fühlte sich sofort wohl und bedankte sich bei Mrs. Ella. Diese wandte sich ab und schloss die Tür hinter sich, nicht ohne Marie noch einmal auf die Frühstückszeit am anderen Morgen hinzuweisen.

      Marie ließ sich aufs Bett fallen und merkte, dass sie doch recht müde war. Aber Mrs. Ella hatte so viel von dem Rodeo und dem sich daran anschließenden Ball erzählt, dass Marie zu neugierig war, um jetzt zu schlafen. Sie öffnete die Koffer und überlegte, was sie anziehen könnte. Die Jeans, die sie trug, war trotz der Klimaanlage im Wagen nach der langen Autofahrt seit dem heutigen Morgen doch ziemlich verschwitzt und das Top war auch nicht mehr richtig schön, so zerknittert wie es war.

      Marie duschte und fischte dann aus einem der Koffer eine weite, weich fließende Sommerhose in Mocca und ein Seidentop in Flieder. An die Füße zog sie lilafarbene Ballerinas. Ihre bevorzugten Sommerschuhe, die Flipflops, hielt sie für ein Rodeo nicht angebracht, wer wusste schon, wie der Untergrund dort sein würde. Sie fühlte sich frisch, schick und sprang summend die Treppe hinunter. In Richtung vermuteter Küche rief sie einen Gruß und ging beschwingt zum Auto.

      Mrs. Ella erhob sich schwerfällig aus ihrem Sessel, um ihrem hübschen Pensionsgast hinterher zu schauen. Ja, dieses Mädchen war wirklich eine Schönheit und doch wieder nicht ganz perfekt. Aber vielleicht machte das gerade ihren Reiz aus. Das Haar hatte sie hochgesteckt und es schimmerte kupferfarben in der Sonne. Nun, sie würde ganz sicher bei den jungen Männern des Tals für einiges Aufsehen sorgen. Spontan fielen ihr die beiden jungen McGreggans ein. Schade, dass ihre Füße nicht mehr wollten, dann wäre sie der jungen Dame glatt nachgefahren, um ihre Wirkung auf die Männerwelt von Ridgerock zu beobachten.

      Marie fuhr unterdessen den beschriebenen Weg entlang und sang einen Countrysong von Jonny Cash im Radio mit. Bei der Abzweigung, an