Manfred Lütz
Seit mir ein Freund vor Jahren ein Buch von Lütz (Der blockierte Riese) zugesandt hat, bin ich ein Lütz-Fan. Er ist witzig, kenntnisreich und grundvernünftig. Welche Wohltat, Bücher eines katholischen, optimistischen und fröhlichen Autors zu lesen! Sein Buch "Irre - Wir behandeln die Falschen" hat mir darüber hinaus im Umgang mit Depressionen wirklich geholfen.
Wollte man die dringend notwendige Reform der katholischen Erziehungstheorie und Praxis wirklich einmal beginnen, so kann ich nur empfehlen, sich vom Geist dieses Arztes und Theologen leiten zu lassen.
Missbrauch
In der gegenwärtigen aufgeregten Diskussion über die skandalösen Missbräuche in Einrichtungen der katholischen Kirche bleibt das christliche Rahmenkonzept merkwürdig unerwähnt.
Zwei Perikopen aus den Evangelien stecken das Feld ab: Die Erzählung vom verlorenen Sohn (heute gerne "Der gute Vater" betitelt) und das Gleichnis vom Samariter.
Was die Bischöfe zu tun haben, steht hier ganz klar und einfach: Dem verwundeten Opfer ist vorbehaltlos, sofort und großzügig zu helfen und das über den heutigen Tag hinaus in die Zukunft, so lange Hilfe notwendig und sinnvoll ist. Dem Täter aber, sofern und sobald er Einsicht und Reue zeigt , ist nach Verbüßung der gerechten Strafe der Wiedereinstieg in die menschliche Gesellschaft zu ermöglichen. In der Vergangenheit haben kirchliche Stellen den Täter reintegriert und das Opfer liegen lassen, heute wird dem Opfer geholfen und der Täter auf ewig verdammt. Beides ist unchristlich, Umkehr ist angesagt!
Perry Rhodan
Seit 1961 weben viele Autoren am Netz des "Perryversums". Ich selbst habe in den Siebziger-Jahren Hefte gelesen und unlängst - durch meinen Sohn motiviert - wieder begonnen (in seinen Heften) weiterzulesen.
Alle Pädagogen und Literatursachverständigen haben es immer gesagt, sagen es und werden es weiter sagen: Das ist wertlose Trivialliteratur! (In meinen Kindertagen sprach man von "Schmutz und Schund").
Dass man damit diesem Phänomen nicht gerecht wird, liegt auf der Hand. Nicht alles, was Reich-Ranitzki nicht liest, ist wertlos. Es ist nur anders. War es früher Karl May, dessen Werke gern gelesen wurden, aber offiziell geächtet waren, so ist es heute nicht nur das monumentale Konvolut von 50 Jahren phantasievoller Arbeit eines Kollektivs (dessen Autoren durch Fan-Seiten im Internet langsam aus der Anonymität treten), sondern noch immer alles, was nicht in das Literaturschema der Literaturverwalter passt.
Wie schön, dass ich lesen darf, was mich unterhält und zum Denken und Phantasieren einlädt!
Das Wunder Mathematik
Im Zug der Präzisierung mathematischer Beweise geriet man zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Schwierigkeiten (so erwies sich der Begriff der "Menge aller Mengen" als in sich widersprüchlich). Einer der Ansätze zur Bewältigung war der Konstruktivismus. Man versuchte in ehrlicher Denkarbeit als bewusst endliches Wesen (im Verzicht auf das "Tertium non datur") die Mathematik schrittweise aufzubauen. Dies misslang! Auch der Versuch, alle mathematischen Sätze aus einer überschaubaren Zahl (evidenter) Axiome herzuleiten, wurde durch Gödel als undurchführbar erwiesen.
Das Ergebnis aller im Sande verlaufenen Versuche ist die höchst verwunderliche Einsicht, dass der mathematische Platonismus die einzig fruchtbare Methode liefert. Hier nimmt man die Existenz mathematischer Begriffe an, auch wenn sie konstruktiv unerreichbar sind. So haben sie eine bestimmte Eigenschaft oder sie haben sie nicht (Tertium non datur). Das Wunder aller Wunder besteht nun darin, dass diese auf kühnen metaphysischen Beinen stehende Mathematik sich in den technischen Anwendungen hervorragend bewährt!
Ich selbst habe mich lange gegen den (meist unausgesprochen herrschenden) Platonismus in der Mathematik gewehrt, sehe aber heute, dass es fruchtbarer ist, sich zu verwundern, als "in logisch konstruktiver Strenge" zu scheitern.
Gutes Benehmen
Vor einigen Jahren veröffentlichte der äthiopische Prinz Asfa Wossen Asserate sein Buch "Manieren". In diesem Werk zeigt er sehr schön den Kern wirklich guten Benehmens auf. Es geht dabei nicht vordringlich um Äusserlichkeiten, sondern darum - aus christlichem Grundverständnis heraus - Anderen gerecht zu werden, das allerdings mit Grazie.
Im Spätherbst des Mittelalters bildete sich zu diesem Thema im höfischen Burgund eine Ahnung heraus, dass der Ehre gewinnt, der sie Anderen erweist und der Ehre verliert, der sie Anderen verweigert. Das ist das Paradoxon höfischen Lebens, dass man auf diesem Felde umso mehr hat, als man hergibt!
Das österreichische Gymnasium um 1955
Der Vorwurf, dass das Gymnasium die "bürgerliche Klasse" reproduziere und Angehörigen anderer sozialer Schichten den Zugang zur Bildung versperre hatte Einiges für sich. In meiner Gymnasialzeit (1951 - 1959) wurde im Unterricht bei vielen Lehrern und Fächern lediglich abgeprüft, was man vorher zur "Hausübung" aufbekommen hatte. Ein Lernprozess im Unterricht fand nur selten (bei den guten Lehrern, die es auch gab) statt. Wenn man daheim keine akademisch geschulten Eltern (die diese Mühe auch auf sich nahmen!) hatte, die beim Lernen, Verstehen und Lösen der Aufgaben halfen, so war man - wenn nicht als Genie geboren - verloren!
Ich hoffe sehr, dass das heute in der AHS ganz anders ist!
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