F: „Lass uns das Thema wechseln und die 'Kinder' betrachten … Es ist eine bekannte Tatsache, dass es zu wenig Kinder in der zweiten Welt gibt. Können wir das für den Leser ein wenig näher erläutern, eventuell ist er sich dieser Tatsache nicht bewusst. Warum ist dies so?“
A: „Ja, das stimmt … leider - oder, zum Glück. Es ist immer schwierig und für Kinder eine echte Tragödie, wenn sie zu früh sterben. Ich persönlich kann - aus eigener Erfahrung - behaupten, dass es einfacher ist, wenn man ein „normales Leben“ gehabt hat, bevor man in die zweite Welt eintritt. Man hat mehr Bezugspunkte.
Sich selbst zu entwickeln ist ein wesentlicher Bestandteil jeglichen Lebens. Der Mensch lernt oft auch durch Fehler. Zudem lernt er durch die vielfachen äußeren Einflüsse, die ihm seine 'Umgebung', wir sagen wissenschaftlich sein 'System', liefert. Das natürliche System umfasst seine Sinne, z. B. Sehen und Hören, aber auch Fühlen oder Tasten. Die zweite Welt bietet nicht die gleichen Möglichkeiten. Inzwischen ist zwar vieles möglich geworden und es wird weiter daran gearbeitet, dennoch ist es nicht das Gleiche, wie bei einem natürlichen Menschen. Der Mensch, egal welcher Welt, muss adaptieren. Aber zum Adaptieren braucht es eine Basis.“
F: „Damit ist die Frage aber nicht beantwortet …“
A: „Achja, natürlich, stimmt … Nun, die zweite Welt besteht inzwischen aus vielen, sehr vielen Individuen. Das Leben in der zweiten Welt beginnt mit dem Tod in der ersten Welt - aber, … es endet nicht. Dies heißt, bezogen auf die zweite Welt, dass auch Kinder irgendwann einmal erwachsen sind, jedoch selbst keine Kinder bekommen können. Es gab und gibt zwar immer wieder Strömungen, Kinder zu erlauben … aber das Gesetz erlaubt dies „zu Recht“ nicht, wie die Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen hat.
Daher können Kinder in der zweiten Welt nur „entstehen“, indem ein Kind in der ersten Welt stirbt. Prozentual zur Gesamtbevölkerung ist daher die Anzahl der Kinder in der zweiten Welt sehr gering - und sie wird logischerweise in Relation zur Gesamtbevölkerung immer geringer, da die Population in der zweiten Welt nicht sinkt, sondern steigt.“
F: „Wohl dem, der eigene Kinder in der ersten Welt hat …?“
A: „Ja, aber dies trifft auch nur auf die erste Generation zu. Mit jeder Generation sinkt der Einfluss der vorherigen. Schon die Großeltern haben viel weniger Einfluss auf die Erziehung der Enkel. Als Ur-Großvater oder Mutter bist du schon nur noch derjenige, der gerne zum Kaffeetrinken eingeladen wird. Aber ansonsten möchten die Ur-Enkel später doch ganz gerne ihre eigenen Erfahrungen machen. Dieser Weg ist vorbestimmt und wohl auch der Richtige.
Was man aber auch nicht leugnen kann: Es ist die Jugend, die wirklich lebt! Die Fehler macht und lächelnd daraus lernt, zumindest meistens. Je älter man wird, desto zynischer wird man. Es ist wichtig, ein Stück Kindheit in sich und für sich zu behalten. Jedoch, je älter man wird, desto länger ist die eigene Kindheit her und desto weniger kann man sich daran erinnern. Dieser Effekt wird noch dadurch verstärkt, dass für den Großteil der zweite-Welt-Bewohner die Kindheit tatsächlich und nicht nur sprichwörtlich, in einem anderen Leben lag.“
F: „Das hört sich irgendwie verbittert an …“
A: „Ich sagte ja, dass das Alter einen Menschen zynisch werden lässt. Vielleicht ist es der Neid auf die Jugend, das unschuldige Lachen, die Neugier und die Freude eines glücklichen Kindes. Du kannst nicht über einen Witz lachen, den du schon einmal gehört hast. Wenn du schon einmal einen Berg bestiegen hast, dann ist es niemals wieder so wie beim ersten Mal. Ich kann viele Beispiele nennen. Ich denke es ist klar, was ich meine.“
F: „Ich verstehe was du meinst. Also ist die Unsterblichkeit auch ein Fluch?“
A: „Nein!“
F: „... Ich verstehe wohl doch nicht.
A: „Die Zukunft hält den Unsterblichen am Leben. Jeden Tag, jede Minute geschieht etwas Neues. Etwas, was noch niemals da gewesen ist. Aber um dies zu begreifen muss man aus der Vergangenheit lernen, man muss sie kennen. Das Leben ist und bleibt schließlich ein Abenteuer, selbst wenn es nicht endet. Wenn du nur in der Vergangenheit lebst, dann bist du tot. Aber als Unsterblicher hast du alle Zeit der Welt, um dich zu entwickeln und letztendlich wirst du zu der Erkenntnis kommen, dass du dein Wissen einsetzen möchtest, um diese, unsere Welt, zu einem besseren Ort zu machen. Das ist es, was zumindest mich am Leben erhält.
Für mich ist die Unsterblichkeit kein Fluch - sie ist ein Segen, ein Geschenk, ein niemals endendes Abenteuer, das Beste was mir jemals passiert ist und jemals passieren wird.“
F: „Das hört sich besser an. Aber wie sieht Dein Alltag aus?“
A: „Das kann ich nicht in ein paar Sätzen beschreiben. Es ist ein wesentlicher Bestandteil dieses Buches, es demjenigen zu erklären, der es erfahren möchte. Aber man braucht hierzu schon ein wenig Ausdauer. Dafür ist die Erfahrung, oder die Lehre daraus aber auch umfangreicher und letztendlich in der Gesamtheit erfüllender, denke ich. Ich wünsche dir - mein Leser - viel Spaß und Freude dabei, mehr über meine Welt zu erfahren.“
Unheilig (B)
Sam/Eva, Sami, Simone
Wir waren geboren um zu lebenMit den Wundern jeder Zeit,Sich niemals zu vergessenBis in alle Ewigkeit.Wir waren geboren um zu lebenFür den einen Augenblick,Bei dem jeder von uns spürteWie wertvoll Leben ist.
Unheilig - Geboren um zu leben
Sami Hietalas Leben änderte sich an dem Tag, als die Softwareentwicklungsfirma, bei der er angestellt war, beschloss, das sogenannte brachliegende Kreativpotential der Firma besser ausnutzen zu wollen. Er hatte schon über einen längeren Zeitraum seine persönliche Aversion gegen dieses 'Managersprech' entwickelt. Spätestens nachdem die Begrifflichkeit 'milking the cow' gefallen war und somit er und seine Kollegen damit inoffiziell als Milchkühe gehalten wurden, war sein weiteres positives Engagement in der ehemals kleinen, aber feinen Softwareschmiede so gut wie Geschichte. Sami war nicht dumm. Er ahnte in welche Richtung der allerneueste Vorschlag 'Project Brainstorm' nun auch noch führen sollte. Fortan sollte es also so sein, dass die Milchkühe auch noch tolle Gedanken entwickeln sollten, nachdem man sich jahrelang die beste Mühe gegeben hatte, jegliche Kreativität in Automationsprozesse zu kanalisieren. „Okay, dann mache ich mir mal so meine Gedanken über dies und das“, war sein zweiter oder dritter 'erster' Gedanke.
Jedoch entwickelte er damit seine Kreativität wohl anders als vom Management geplant. Eine der Milchkühe wollte nicht nur den Stall, sondern direkt den ganzen Hof eigentlich ziemlich bald verlassen. Aber zumindest konnte er ja noch ein wenig 'Zombiekuh' spielen. Der Verdienst, oder besser das