Da fehlen nur noch Rüstung, Schwert und ein prächtiges Ross, fällt mir ein. Dann irgendwo dort unten hinter den Bergen werde ich dem Drachen, der die Prinzessin, meine große Liebe, bewacht, begegnen, ich ihm und er seinem Tod.
Ja, so oder so ähnlich oder aber auch ganz anders wird all das geschehen, doch hier und heute zählt nur das Eine – und das ist die Gegenwart.
Welch eine Nacht!, denke ich, diese Zeit der Wandlung, was für ein Abenteuer! Wie glücklich ich bin zu leben.
Schon fegt ein wirbelndes Licht meine Brille hinweg, streichelt etwas sanft meine Augen, berührt zärtlich meine Stirn.
Mein Gott, die Liebe!
Schlafendes erwacht, und meine Augen sehen die Welt schärfer als je zuvor. Eine hohe liebliche Stimme streift mein Herz mit ihrem Gesang. Also leuchtet es auf in der Nacht. Brennendes Blut pulst durch meine Adern. Und mein Hirn ist ein Meer aus kosmischer Schwärze. Sterne schweben in meinen Nervenbahnen.
So werde ich mit neuem Namen wiedergeboren.
„Sie werden dich Manfred nennen, Manfred den Magier“, singt eine Frauenstimme in mir.
Manfred, denke ich glücklich, ich bin Manfred der Magier!
„Und wer bist du? Meine große Liebe?“, frage ich flüsternd dich und lausche, warte vergebens auf deine Anwort.
Leuchtend schwebe ich durch Wolken, Wasser, Nebel.
Lautlos gleite ich dahin. Und es ist noch immer Nacht, warme Sommerna... War nicht eben noch Herbst? Kann das sein, dass so plötzlich eine klare Sommernacht, vielleicht sogar aus den Zeiten von Jugend und Liebe, hier erscheint?
Gedanken kommen und gehen.
Fühle mich so frei, gelöst von allen Sorgen und bin es auch, denn flügellos fliege ich, gleite still dahin.
Doch Nebel hier oben? Die passen doch eher auf die Erde dort unten, über feuchtes Land, in den Morgen und in den Herbst.
Wolken!
Die Wolkennebel werden immer dichter. Sie bewegen sich, drehen sich im Kreis, und ich bin mitten unter ihnen. Sie tanzen vor meinen Augen und summen, dröhnen, brüllen in meinen Ohren. Alles zuckt rasend. Ich falle … drehe mich ...
Tränen, Wege und Wunder
Ja, hier enden meine Erinnerungen an die Menschenwelt mit Namen Stadt .
Und wie seltsam es doch ist, jetzt, wo ich dir davon erzählte, fühle ich mich, als wäre ich zehn Jahre jünger geworden.
Ach, da ist ja ein Spiegel, tatsächlich, das ist ja fast kein Tattergreis mehr, der mich da lächelnd betrachtet.
Nun, da ich noch einmal aus dem EINEN zurückgekehrt bin, lösen sich die Nebel immer mehr auf, hinter denen damals alles verschwamm. Ich sehe mich die „zweite“ Welt mit Namen Wald betreten.
Wieder Mensch geworden, weine ich, wie auch früher so oft, Tränen über die Vergänglichkeit der Dinge. Denn alles, was war, ist für Menschen vergangen, so fern. Nie mehr kehrt es zurück, nie mehr - außer in den Erinnerungen und Geschichten, die Menschen Menschen erzählen.
Damals, als mir mein Leuchtender Pfad erschien, mich rief, als meine Wanderung begann, wusste ich noch nicht, dass es ein einsamer Weg werden würde, aber auch ein Weg mit neuen Freunden, ein Weg in Liebe, ein Weg ohne Hunger, ohne Durst, ohne Krankheit, und doch ein Weg voller Schmerzen, Leid und Tod.
Jetzt erinnere ich mich an mehr. Worte fallen mir ein, wahrhaft magische Menschenworte. Einst schrieb sie ein unbekannter Dichter* auf:
Seltsam sind die Wege
die das Leben schreibt
gewunden wie die Adern in dir
und voller Wunder
Tag für Tag
und Jahr für Jahr
*: ein gewisser Rainar Nitzsche
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