Layla. Stephan Lake. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stephan Lake
Издательство: Bookwire
Серия: Elijah Leblanc
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750226876
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Manchmal auch Arschloch.

      Eine Einzige hatte ihn Eli genannt.

       1983.

       Der 19. März war-

      „Baby, was gibt es in der Eifel?“

       -ein Samstag. Zunächst war alles gut. Sehr gut sogar. Dann nicht mehr.

      „Elijah?“

      Elijah atmete ein und aus, leise, damit Jo es nicht hörte. Er wollte nichts erklären. Nicht jetzt. „Eine Autobahn, die nach Trier führt. Von da habe ich einen Anruf bekommen, eine Anwältin. Dem muss ich mal nachgehen. Wieso fragt Wibke nach Schnittchen? Wir haben nie Schnittchen.“

      „Neuer Fall? Ich hätte mitfahren können.“

      Jo war gut für ihn, und er, so versicherte Jo ihm ständig, war gut für sie. Darüber hinaus war Jo König eine wirklich gute Polizistin.

      Aber das hier war persönlich. Er hatte niemandem davon erzählt. Jemals.

      „Weiß nicht, obs ein neuer Fall wird. Vermutlich nein. Hört sich nicht danach an.“

      „Wonach hört es sich an?“

      Elijah atmete wieder leise ein und aus und sah von der Straße weg auf Hügel, Felder, Wald. Verdorrtes Grün hinter einem dünnen Regenschleier.

       Er hatte zehn Löcher gegraben.

       Es hatte-

      „Elijah, wonach-“

      „Jemand hat was zu erzählen, Jo. Sitzt in der JVA. Du weißt, wie die sind, die tun alles, um rauszukommen. Erzählen eine Menge Blödsinn, der uns Zeit kostet. Ich berichte, wenn ich zurück bin, okay? Wie hat sich Wibke angestellt? Außer Schnittchen?“

      „Wibke? Was fragst du nach ihr? Sie war vorbereitet wie immer, war ja nicht ihre erste Besprechung. Wann kommst du zurück? Ich könnte uns was kochen. Lukas ist ab heute Abend auch da.“

      Lukas, Jos Sohn, der abwechselnd eine Woche bei ihr und eine Woche bei seinem Vater – und Jos zukünftigem Exmann – Thomas wohnte. Jo und Thomas waren sicher, das wäre das Beste für ihren Jungen, der mit seinen fünfzehn Lenzen mitten in seinem persönlichen Umbruch steckte.

      Elijah war da anderer Ansicht, aber er hielt sich raus. Thomas war Lehrer.

      „Aha. Kommt Eve auch?“

      Eve war Lukas‘ Freundin. Noch so eine komplizierte Sache. Denn Eve war die Tochter von Christina, und Christina war die Freundin von Thomas. Christina war im übrigen Lehrerin. Kein Zufall.

      „Eve ist Vergangenheit. Eine Neue ist auch noch nicht in Sicht, soweit ich weiß. Lukas hat zumindest noch nichts gesagt. Wie siehts aus, kommst du heute Abend?“

      Das würde also wieder auf einen Abend zu Dritt hinauslaufen. Elijah mochte Lukas, hatte ihn sogar ein paar Mal zum Training mitgenommen, aber seiner Meinung nach sollte ein Fünfzehnjähriger nicht die Abende mit seiner Mutter und deren Freund verbringen. Und der Freund der Mutter, ganz ehrlich, hatte dazu auch nicht die richtige Lust. Solche Abende zu Dritt hatte es bereits zu oft gegeben.

      Elijah antwortete nicht.

       Er hatte zehn Löcher gegraben, und es hatte zu regnen begonnen. Genau wie jetzt, nur stärker. Danach seine eigene Wohnung und ... Alles war gut. Aber irgendwann waren Tschako und die anderen um die Ecke gekommen. Und ab da war alles-

      „Elijah?“

       -schief gegangen. Eine verdammte-

      „Herr Leblanc? Hallo?“

      -Katastrophe. „Was, Jo?“

      Er musste sich ungehalten angehört haben, denn Jo sagte, „Ob du kommst heute Abend. Sag mal, was ist los mit dir?“

      „Ja, ich weiß ... Vielleicht, was meinst du, wärs nicht tatsächlich besser, wenn ihr beiden mal wieder einen Mutter-Sohn-Abend macht? Du könntest Lukas fragen, ob er eine neue Freundin hat. Und wie es mit Eve weitergeht, das wird ihn auch beschäftigen. Und ich bin mir sicher, Lukas will mich bei so einem Gespräch nicht dabei haben. Er-“

      „Eve ist Vergangenheit, Elijah.“

      „Das habe ich gehört, aber ihre Mutter ist mit deinem zukünftigen Exmann zusammen, und, na ja, Lukas wird also immer wieder Eve sehen. Zwangsläufig jede zweite Woche, wenn er bei seinem Vater ist. Nicht einfach für ihn, oder? Allein schon, weil Christina ja auch in seiner Schule-“

      „Lukas ist nicht mehr mit Eve zusammen und, tja, die neueste Neuigkeit, Thomas nicht mehr mit Christina. Ich meinte natürlich mit Chrissi.“

      „Oh.“

      „Jetzt sag mal, alles in Ordnung mit dir?“

      „Ja. Wieso?“

      „Du hörst dich anders an. Als würde dich etwas beschäftigen. Ich meine, mehr beschäftigen als sonst.“

      „Nichts weiter. Nur Wibke und die Schnittchen. Wir haben nie Schnittchen. Was soll das? Und Trier natürlich, du weißt ja.“

      War das jetzt schon gelogen? Also, richtig gelogen? Die Schnittchen schon, ja. Aber er wollte Jo nicht erklären, was los war. Er wusste es ja selbst nicht genau. Und er hatte gelesen, dass Menschen sich jeden Tag ein Dutzend Mal anlügen oder zwei Dutzend Mal oder sogar noch öfter, nur so könnten sie miteinander leben. Andererseits, wäre er richtig eng und vertraut mit Jo, so, wie Jo mit ihm, dann hätte er ihr jetzt schon mehr erzählt.

      Oder?

      Sie sagte, „Na gut. Du kommst also nicht heute Abend?“

      „Sprich du mal in Ruhe mit Lukas, Jo. Wir sehen uns morgen.“

      „Okay, Baby ... Bis morgen dann.“

      „Ja, dann.“

      Elijah drückte die rote Taste.

      Er schaltete den Scheibenwischer aus. Es hatte aufgehört zu regnen.

      Was Tschako wohl heute machte.

      5

      „Sieht gut aus, das da, Elijah. Zehn Löcher in soner kurzen Zeit. Du bis echt stark. Echt.“

      „Ich muss jetzt los, Herr Lamberty.“

      Elijah zog seinen Pullover über das verschwitzte Baumwollshirt und seine Jeansjacke über den Pullover. Noch war ihm warm, aber das nasse Shirt würde ihn schnell auskühlen. Er musste es bald wechseln, aber er hatte Ersatz dabei.

      „Bis gerade noch vorm Regen fertig geworden. Fängt schon an zu trüpseln. Wann kommst du morgen?“

      „So wie heute?“ Elijah lehnte die Schaufel an den Zaun.

      Herr Lamberty nickte. „Gut.“ Er kramte in seiner Hosentasche und zog zwei Zehnmarkscheine hervor und hielt sie Elijah hin. „Mach keinen Unfug damit, Elijah. Kein Alkohol oder so, Zigaretten. Rauchen is ungesund.“

      Elijah warf die Tasche über die Schulter und nahm das Geld, sein Blick dabei auf Lambertys andere Hand mit dem frisch angezündeten Stängel.

      „Ich weiß, ich rauch und geb dir gute Ratschläge. Aber hör drauf, Elijah. Sei schlau. Rauchen is nix für Jungs in deinem Alter. Später is dat nit mehr so schlimm, wenn du erwachsen bis. Aber wenn du jung bis schon. Spielst du Fußball?“

      Elijah wischte seine Schuhe am Gras und schüttelte den Kopf.

      „Spiel Fußball, Fußball macht die Lungen stark.“

      „Ich rauche eh nicht, Herr Lamberty, und ich geh zum Boxen und zum Judo. Dreimal die Woche.“

      „Dat is auch gut, ja. Und hör mal, der Tschaikowsky und die andern. Ich hab dich die Tage mit denen zusammen gesehen, unten bei der Eisenbahnbrück.