Layla. Stephan Lake. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stephan Lake
Издательство: Bookwire
Серия: Elijah Leblanc
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750226876
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hat er es gemacht?“

      „Amadeus ist zu seinen Kunden gefahren, und zwar dann, wenn er es wollte.“

      „Nicht sehr effektiv, aus seiner Sicht. Auch nicht aus Sicht seiner Kunden. Wer drogenabhängig ist, will dann Drogen, wenn die Wirkung der vorherigen Drogen nachlässt. Dann gehen sie zu ihren Dealern. Wenn der Dealer nicht da ist, was machen sie? Sie gehen zu anderen Dealern.“

      „Stimmt. Aber Amadeus ist offensichtlich gut darin, diesen Zeitpunkt vorherzusehen. Er war fast immer, erzählten uns die Junkies, fast immer zum richtigen Zeitpunkt mit seiner Ware wieder da. Ganz ohne Mail und Mobiltelefon damals. Heute vermutlich mit.“

      „Vermutlich?“

      „Wir sind nicht sicher, wie er es heute macht.“

      „Amadeus dealt immer noch, glauben Sie?“

      „Davon gehen meine Kollegen fest aus. Ich auch.“

      „Damals“, sagte Elijah. „Dann haben Sie also die Kunden damals observiert. Und trotzdem nie diesen Amadeus gefasst?“

      „Wir haben ihn nie auch nur zu Gesicht bekommen. Geschweige mit ihm gesprochen.“

      „Dann konnten Sie auch nie herausfinden, was Astrid konsumiert hat.“

      Snydr schüttelte den Kopf.

      „Dann war dieser Amadeus also sehr gut, oder Sie, Snydr, und ihre Kollegen waren grottenschlecht.“

      „Mal nicht so überheblich, Leblanc. Wir sind hier zwar nur in Trier, aber wir sind keine Hinterwäldler. Okay? Wir haben alles richtig gemacht. Richtige Ausgangssituation, haben Sie selbst gesagt, und danach auch. Aber manchmal reicht das nicht. Und bei Amadeus reichte es bislang eben nicht.“ Snydr wischte mit beiden Händen durchs Gesicht, schrammte über die Klammerpflaster auf der rechten Gesichtshälfte und zuckte zusammen. Er betastete das Pflaster mit den Fingerkuppen. „Bislang. Eines Tages ... Seit 1983 gab es mehrfache Phasen, auch längere Phasen, da schien er aufgehört zu haben. Wie vom Erdboden verschluckt. Aber dann, plötzlich, war er wieder da. Was zu Nevada gepasst hat. War hier in der Eifel, dann weg in den USA, dann wieder hier, dann wieder weg. Und jetzt wieder hier.“

      „Aber Nevada ist nicht Amadeus.“

      „Danke für die Erinnerung.“

      „Und was, glauben Sie, hat Amadeus mit dem Verschwinden von Astrid Zimmermann zu tun?“

      „Amadeus hat Astrid Drogen verkauft, am Abend des 19. März oder in der Nacht vom 19. auf den 20. März 83. Irgendetwas ist schief gelaufen. Vielleicht hatte Astrid kein Geld und wollte in, na, sagen wir, Naturalien bezahlen. Sex. Aber Amadeus wollte nicht. Oder umgekehrt. Amadeus verlangte von Astrid, mit Sex zu bezahlen, aber Astrid wollte nicht. Haben wir ständig in der Szene. Was auch immer es war, irgendetwas ist schief gelaufen. Und Amadeus hat Astrid ermordet. Kein Zweifel.“ Snydr sagte, „Kannten Sie Astrid eigentlich gut?“

      „Wieso fragen Sie das, Snydr?“

      „Na ja, Astrid war Tschakos Freundin. Und Sie kannten Tschako. Sie waren zwar nicht in seiner Clique und Sie waren nicht sein Freund. Aber Sie kannten sich. Sie waren Nachbarn. Aus demselben Viertel. Also, kannten Sie Astrid gut?“

      Elijah sagte, „Tschako hat sehr darauf geachtet, dass niemand Astrid zu nahe kam. Kaum jemand sprach mit ihr. Also, von den Kerlen. Die Mädels sprachen alle mit ihr.“

      Da. Er hatte nicht gelogen.

      „Ja“, Snydr nickte, „genau so haben wir das auch gehört.“

      „Sie sagen also, Amadeus hat Astrid getötet, und danach hat sein Drogenimperium Fahrt aufgenommen bis hoch in die Schneifel.“

      „Ja.“

      „Das glauben Sie, Snydr?“

      „Ja, Leblanc. Das glaube ich allerdings. Die Kollegen auch. Kein Zweifel.“

      „Dann habe ich schlechte Nachrichten für Sie.“

      „Ach ja? Was für schlechte Nachrichten, Leblanc.“

      „Genau zwei. Erstens, Ihre Ausgangssituation war falsch. Völlig falsch. Sie und Ihre Kollegen haben von Anfang an falsch gedacht.“

      Snydr richtete sich auf. „Was?“

      „Und zweitens, Amadeus war kein Dealer. Zumindest nicht nach dem 20. März 1983.“

      „Was?

      „Amadeus ist tot, Snydr. Ertrunken in einem stinkigen Abwasserkanal am frühen Morgen des 20. März 1983 und rausgespült in die eiskalte Mosel mit so viel Hochwasser, dass sie ihn nicht wieder hergegeben hat.“

      Elijah hob den Arm.

      16

      Snydr wollte Elijah nicht weglassen, nicht ohne Antworten. Er schrie Elijah an, Wieso war die Ausgangssituation falsch, wieso, erklär mir das, verdammt, sprang auf und griff nach ihm, aber da standen d’Antonio und ihr Kollege bereits rechts und links und packten ihn an den Schultern und rissen ihn zurück. Snydr beruhigte sich nicht und schrie weiter, Wieso, Wieso, und strampelte mit den Füßen, bis d’Antonio per Funk Hilfe anforderte und schließlich sechs Beamte Snydr an Armen und Beinen hochhoben und wegtrugen.

      Sie kamen bis zur Tür.

      „Wartet, wartet, ein Satz noch, nur ein Satz, ein Satz.“ Snydr strampelte wild. „Wartet. Lasst mich runter.“

      „Hören Sie verdammt nochmal auf zu treten, Snydr“, sagte d’Antonio. Sie sah Elijah an.

      Elijah nickte.

      „Ein Satz, Snydr, aber nur, wenn Sie sich beruhigen. Verstanden?“

      Snydr atmete schwer mit offenem Mund und nickte.

      „Sind Sie ruhig? Können wir Sie hinstellen?“

      „Ja, verdammt, stellen ... stellen Sie mich hin.“

      D’Antonio nickte ihren Kollegen zu, die Snydr auf die Füße stellten, ihn aber mit zwei Mann rechts und zwei Mann links festhielten.

      „Dann los, Snydr.“

      Snydr atmete immer noch schwer. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung und Zorn. „Du bist einer von denen und du bleibst einer von denen, Leblanc, du kannst deine Herkunft nicht verleugnen, du wirst immer einer von denen bleiben, du kannst vielleicht dein dreckiges Viertel verlassen und einen Cowboyhut aufziehen und Polizist in einer anderen Stadt werden und so tun, als wärst du nie hier gewesen, aber dein Viertel, Leblanc, du kannst dein Viertel verlassen, aber dein Viertel verlässt dich nie, niemals. Niemals, Leblanc!“

      Elijah wartete, bis d’Antonio zurückkam. Sie war allein. Gemeinsam gingen sie den bekannten Weg, schweigend.

      Draußen war es immer noch hell und sehr warm.

      „Was war das denn jetzt?“, fragte d’Antonio.

      Elijah sagte, „Snydr okay?“

      Sie nickte.

      „Snydr hat bei einem seiner Fälle einen Fehler gemacht“, sagte Elijah, „vor sehr langer Zeit. Deswegen hat er diesen Fall nie gelöst. Das ist schwer zu verkraften für einen Polizisten von seinem Format.“

      „Dieser Fall, der hat mit Nevada zu tun?“

      „Indirekt. Snydr hat Nevada verwechselt.“

      „Dann stimmt es also und Snydr hat das Messer reingeschmuggelt? Um Nevada zu töten?“

      „Das hat Nevada gesagt?“

      „Nicht Nevada. Ein Häftling, der mit Nevada Kontakt hat. Kam vorhin zu mir und sagt, Nevada hätte ihm das erzählt. Seitdem haben wir auch auf Snydr ein besonderes Auge.“ Sie sagte, „Es stimmt also? Snydr wollte Nevada töten?“

      Snydr wollte Nevada