Seelenreise. Rainer Sörensen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rainer Sörensen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783847634454
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sind für das „Ich“, das vom „Über-Ich“ normativ kontrolliert wird, nicht akzeptabel; deshalb benutzt das „Ich“ die Technik der „Traumzensur“, mittels Verdichtung, Verschiebung und symbolischer Verkleidung werden die anstößigen Inhalte dem Bewusstsein zugänglich gemacht. Freuds Beschreibung der Traum-Techniken war scharfsinnig, ihre Bewertung aber irreführend, denn sie beruhte auf der Sexualrepression seiner Zeit.

      Verdichtung und Verschiebung von Inhalten lassen sich viel leichter durch das Gebot energetischer Ökonomie erklären. Das „Ich“ schlägt sozusagen mehrere Fliegen mit einer Klappe, eine vollständige formale Übersetzung der Trauminhalte in raum-zeitliche und logische Strukturen scheint nicht notwendig zu sein.

      Die Symbolische Verfremdung des Traums ist dagegen fundamentalen Ursprungs. Wenn wir Freuds „Es“ als nicht physischen Anteil der Persönlichkeit deuten, dann kann das Gehirn, also der physische Anteil, die begrifflich nicht „zähmbaren“ Inhalte des Traums nur in der symbolischen Bildersprache verstehen. Nur gelegentlich wird das „Filter“ zwischen „Es“ und „Ich“ außer Kraft gesetzt. Zu einem „Dammbruch“ zwischen der materiellen und nicht materiellen Dimension kommt es vorübergehend bei drogeninduzierten Halluzinationen und andauernd bei Bewusstseinszuständen, die in der Psychiatrie verständnislos als schizophren eingeordnet werden.

      Schon Carl Gustav Jung distanzierte sich von Freuds Theorie der Triebtarnung. Die Symbolik deutete er als Botschaften des überindividuellen, kollektiven Unbewussten, wobei er allerdings die Bedeutung der Symbole mythisch überschätzte.

      Überwindung von Raum und Zeit

      Stanford Research Institute (SRI), Menlo Park, Kalifornien. – Das ist die Adresse des Forschungsinstituts, in dem 1964 die Computermaus entwickelt wurde. Berühmt wurde es allerdings durch die legendären Remote Viewing Experimente in den 70er Jahren.

      Der Versuchsablauf der Experimente ist rasch beschrieben. Eine paranormal begabte Versuchsperson, Seher genannt, befindet sich zusammen mit dem Versuchsleiter in einem elektromagnetisch abgeschirmten Raum des Instituts. Ein Außenteam, meist bestehend aus zwei Personen, bekommt per Zufallsgenerator eine Ortsadresse. Das Team fährt zu diesem Ort, um dem Seher telepathische Informationen über den Ort zu übermitteln. Der Seher berichtet dem Versuchsleiter seine telepathisch empfangenen Informationen und zeichnet eine Skizze der empfangenen optischen Eindrücke. Die Ergebnisse sind meist beeindruckend und teilweise überraschend präzise.

      Höchst bemerkenswert ist, dass Seher, die nach dem Experiment zur Kontrolle ihrer seherischen Leistung zum Zielort gebracht wurden, den Ort viel genauer gezeichnet und beschrieben haben als Seher, denen man diese anschließende Live-Kontrolle nicht ermöglicht hat.

      Es scheint so, als sei das Außenteam gar nicht so wichtig, denn vermutlich bekam der Seher seine Informationen von seinem Alter Ego in der Zukunft.

      Der Physiker Russel Targ und der Psychologe Keith Harary waren an den Experimenten beteiligt. In dem Buch „The Mind Race“ (deutscher Titel „Jeder hat ein 3. Auge“), beschreiben sie ein Experiment, das selbst die psi-verwöhnten Wissenschaftler sehr verwirrt hat, weil neben der Raumschranke auch die Zeitbarriere überwunden wurde. Der Seher war Pat Price, ein ehemaliger Kriminalkommissar aus Burbank in Kalifornien.

      Pat Price befand sich mit Russel Targ, dem Versuchsleiter, in einem elektromagnetisch abgeschirmten Raum. Harold Puthoff, ein Kollege, und Bonnar Cox, der Direktor des Labors, übernahmen die Rolle des auswärtigen Teams.

      Beide verzichteten auf die Adresse aus dem Zufallsgenerator, weil sie lieber planlos durch die Gegend fahren wollten, um 30 Minuten später an irgendeinem Ort anzuhalten, den der Seher nun telepathisch erkunden sollte.

      Russel Targ schreibt:

      „Als das auswärtige Team das SRI um 15 Uhr verlassen hatte, wartete ich fünf Minuten und ließ dann das Tonband im abgeschirmten Raum laufen. Ich sprach ein paar einführende Worte, beschrieb wo wir uns gerade aufhielten und was wir gerade taten, und erklärte, dass das Außenteam um 15.30 Uhr am Zielort ankommen würde. Pat unterbrach mich und verkündete: 'Wir brauchen gar nicht so lange zu warten, ich kann jetzt schon sagen, wo sie hinfahren.' Daraufhin fuhr er fort:

      Ich sehe eine kleine Anlegestelle oder ein Pier in der Bucht. Ungefähr in dieser Richtung. (Er deutet auf die korrekte Richtung) Ja. Ich sehe kleine Boote, ein paar Motorboote und kleine Segelschiffe, mit zusammengerollten Segeln, einige mit abgesetzten, andere mit aufgestellten Masten. Es ist ein kleiner Hafendamm oder ein Dock. (Dann fährt er fort): Komisch – das blendet sich gerade ein – , es sieht aus wie eine chinesische oder japanische Pagode. Es scheint, als befände sich da tatsächlich ein orientalisches Gebäude, wo die beiden stehen.

      Dann beschrieb er noch ganz korrekt die lose verlegten Granitplatten, die zum Meer führten.

      Um 15.30 Uhr traf das Außenteam am Zielort ein, wo es sich vereinbarungsgemäß 15 Minuten aufhielt. Kurz nach 16 Uhr kehrte es ins SRI zurück.

      Putthoff und Cox, die Außendienstler, waren verblüfft über die Genauigkeit der Beschreibung von Pat Price. Als sie dann nachträglich vom Zufallsgenerator die Ortsadresse bekamen, die sie beim Start verschmäht hatten, fielen sie aus allen Wolken. Der Zielort hieß: Redwood City Marina. Genau dort war das Team zufällig nach 30 Minuten gelandet.

      Redwood City Marina ist ein ungefähr 6 Kilometer vom SRI entfernt gelegener Hafen, in dem vor allem kleine und mittlere Segel- und Motorboote anlegen und in dem auch der SRI-Ruderclub beheimatet ist. Neben dem Dock steht ein Haus aus Rotholz und Glas im orientalischen Stil.“ (4)

      Die Überraschung sollte die Skepsis nicht tilgen: Könnte es nicht sein, dass hier ein doppelter Zufall im Spiel war? Vielleicht hat Pat Price zufällig den Ort beschrieben, zu dem das Außenteam später planlos (?) fuhr, denn die Redwood City Marina ist ein beliebter Ausflugsort, der nicht selten auch von Mitarbeitern des SRI aufgesucht wird. Der zweite Zufall (?) ist da schon viel schwerer als solcher zu entlarven – die nachträgliche Ziehung der Zielkarte aus dem Zufallsgenerator. Das irritierende Doppelereignis, ob es nun Zufall war oder nicht, führte zu einer Serie von weiteren Experimenten unter verschärften Bedingungen, mit denen die Zufallshypothese bekräftigt oder verworfen werden sollte. Neben Pat Price fungierte auch Hella Hammid als Seherin.

      Russel Targ:

      „Hella und mich muteten diese Experimente wie reine Sciencefiction an. Jeden Morgen um 10 Uhr nahm ich ihre Eindrücke vom Ort auf, der um 10.30 Uhr rein zufällig ausgewählt wurde. So weit, so gut.

      Außergewöhnlich wurden unsere Erlebnisse jedoch jeden Tag um 12 Uhr mittags, wenn wir den Zielort aufsuchten, um die Eindrücke zu prüfen. Vor Ort ließen wir das von Hella früher am Tage besprochene Band abspielen.

      In einer Sitzung war der Zielort der Innenhof des Stanford-Hospitals. Als Hellas Stimme uns durch einen Säulengang dirigierte, entsprach es genau dem, was wir taten. Das Band sagte uns dann, wir würden aus dem Schatten in gleißenden Sonnenschein und eine 'französische Gartenanlage mit Ziersträuchern und Kegelbäumen' treten. Wir taten nichts anderes, und es kam uns wie ein im Voraus aufgezeichnetes Déjà-vu-Erlebnis vor.

      Es bestand kein Zweifel, dass Hella durch keine Sinneswahrnehmung hätte erfahren können, wohin uns der Zufallsgenerator schicken würde, zumal die Entscheidung weit von ihr entfernt in einem Auto und dann, erst nachdem sie den Zielort beschrieben hatte, gefällt wurde. Es kommt hinzu, dass alle vier präkognitiven Beschreibungen Hellas von drei verschiedenen Richtern dem korrekten Zielort zugeordnet werden konnten.“

      Seltsamkeiten des Erlebens von Raum und Zeit in unserem ganz normalen Alltag fallen uns gar nicht auf. Unsere Identität kann sich der räumlichen Beschränkung und der Zeitdominanz, der zeitlich streng geordneten Aufeinanderfolge von Ereignissen ganz unspektakulär entledigen. Unser Erinnerungsvermögen gestattet uns die freie Navigation durch die Phasen unseres Lebens; dies erleben wir, ohne diese „Selbstverständlichkeit“ zu hinterfragen. Und im Traum löst sich die Zeitachse sogar völlig auf.

      Randnotiz: