Und plötzlich tat sich etwas auf dem Spiegel. Der kleine Zwerg im Zauberspiegel sprang von seinem Stein herunter und marschierte durch den Wald. „Was soll das?“ fragte der kleine Zwerg, der in der Hütte des weisen Zwerges im Moos saß und ganz verzückt den Zauberspiegel betrachtete.
„Abwarten“ erschien in silbernen Buchstaben. Und so sah der kleine Zwerg sich selbst im Spiegel durch den Wald gehen. Er ging eine Weile und kam dann zu einer Gruppe von Wichtelmännern, die hemmungslos weinten und klagten. Alle saßen um eine riesengroße Kiste herum und sahen überhaupt nicht glücklich aus.
„Was habt ihr denn, warum klagt und jammert ihr?“ fragte der kleine Zwerg im Bild auf dem Zauberspiegel und der kleine Zwerg draußen in der Hütte war ganz gespannt, was wohl noch passieren möge.
„Ojemine“, klagten die Wichtelmänner. „Es ist so fürchterlich! Unser Oberwicht ist von uns gegangen und hat uns diese Kiste hinterlassen. Er hat gesagt, dass wir sie nicht nutzen können, aber das eines Tages jemand kommen würde, der uns zeigt, wie wir diese Kiste nutzen können – und auf den warten wir nun schon seit einer halben Ewigkeit! Wir haben die Hoffnung bald aufgegeben, dass dieser jemand noch kommt und deshalb sind wir so traurig. Denn so werden wir das Geheimnis wohl nie lüften können!“
„Ja, das ist wirklich traurig“, meinte der kleine Zwerg und ließ sich fast von dieser Stimmung anstecken. Er setzte sich einen Augenblick auf einen bemoosten Baumstamm und sah versonnen vor sich hin.
„Wenn ich mir die Kiste genauer anschaue“, sagte der kleine Zwerg, „sieht sie beinahe aus wie eine Schatztruhe. Holt doch 'mal etwas, damit wir sie putzen können!“ Und sofort sprangen einige Wichtelmänner auf, holten Putzmaterial heran und alle waren eifrig damit beschäftigt, die Truhe zu putzen. Und ein Raunen ging durch die Reihen der Wichtelmänner, denn die Truhe erstrahlte in einem ganz neuen Glanz.
„Das ist ja geradezu phantastisch!“ rief der kleine Zwerg freudig. „Mir scheint, das ist tatsächlich eine riesengroße Schatztruhe!“ und ging mehrmals drum herum, um sie genauer zu betrachten. Auf einmal sah er einen kleinen Hebel, zog an ihm und der Deckel der Truhe sprang auf! Ein goldenes Licht strömte aus der Kiste und ergoss sich auf alle anwesenden Wichtelmänner und unseren kleinen Zwerg.
„Hurra, hurra, ein Goldschatz und so viele Diamanten und Edelsteine!“ riefen die Wichtelmänner im Chor. „Wir danken dem Erlöser“ sangen sie und tanzten im Reigen um die Schatztruhe herum.
Der kleine Zwerg sah noch immer wie gebannt auf das goldene Licht und war sprachlos vor Erstaunen. Die Wichtelmänner nahmen jetzt die Diamanten und das viele Gold aus der Truhe und verteilten es um sich herum, so dass alles im neuen Glanz erstrahlte. Einer der Wichtelmänner kam mit einer etwas kleineren Kiste, füllte aus der riesigen Schatztruhe etwas hinein und brachte sie dem kleinen Zwerg. „Vielen Dank für alles! Du hast uns von einem bösen Fluch erlöst und als Gegenleistung möchten wir unseren Schatz mit dir teilen.“
Der kleine Zwerg wollte etwas erwidern, aber durch eine eindeutige Handbewegung des Wichtelmannes ließ er es lieber bleiben und nahm freudig die kleine Schatztruhe entgegen. Und so sprachlos wie der kleine Zwerg in dem Film im Zauberspiegel war auch der kleine Zwerg, der immer noch vor dem Spiegel saß und wie gebannt hinein starrte. Das Bild im Spiegel verschwand und die Worte „Jetzt weißt du, wie du dein Problem lösen kannst“ erschienen.
Völlig verwirrt stand der kleine Zwerg auf und verließ die Hütte. Draußen regnete es, aber das bemerkte unser kleiner Zwerg nicht. Er ging langsam nach Hause und mit jedem Schritt, den er tat, wurde ihm klarer, was er jetzt zu tun hatte.
Die Heimholung des Familienwappens
Es war einmal eine junge Frau, die sehr hübsch anzusehen war. Sie lebte in einem kleinen Dorf am Fuße der Berge, und jedermann mochte sie sehr gern. Sie war erst vor einigen Jahren hier her gekommen und die Dorfbewohner wussten nicht so recht, wer sie eigentlich war und woher sie kam. Das beschäftigte die Dorfbewohner schon sehr und gelegentlich tuschelte man schon über die junge Frau, die stets ein wenig geheimnisvoll war, da sie häufig Anlass zum Tuscheln und Munkeln gab. Aber es störte sie nicht sehr. Sie behielt ihr Geheimnis wohlweislich für sich. Es brauchte niemand zu wissen, dass sie in dieses Dorf gekommen war, um das Wappen ihrer Familie zu stehlen, das seit Generationen in der Dachkammer des Kirchturms hing und vom Pfarrer und der Gemeinde bewacht wurde. Sie hielten sehr viel von Tradition, und sobald sich etwas tat, erweiterten und registrierten sie die Ahnentafel. So kundschaftete die junge Frau aus, wann der beste Zeitpunkt für den geplanten Einbruch war.
Eines Tages nun war es soweit. Die Gemeindemitglieder des Dorfes waren ausgezogen in ein anderes Dorf, um dort die Hochzeit eines hohen Beamten zu feiern. Nur einige Alte und die Kinder waren im Dorf geblieben, und sie. Als es dunkel geworden war und nur noch die Sterne am Himmel blitzten, packte sie die notwendigsten Sachen ein und machte sich auf den Weg zur Kirche. Vorsichtig sah sie sich nach allen Seiten um, ob sie nicht doch entdeckt werden würde. Aber nichts rührte sich. Alles war still. Fast zu still.
Sie schlich sich um die Häuserecken und gelangte sehr schnell zur Kirche. Ehe sie ihr Werkzeug aus ihrer Tasche holen konnte, probierte sie, ob die Türe nicht vielleicht doch offen war und drückte die Klinke herunter. Und siehe da, die Tür gab nach und sprang auf. Schnell verschwand die junge Frau in der Kirche, holte sich ein Streichholz heraus und zündete eine Kerze an, um sehen zu können.
Viele Male war sie in der Kirche gewesen und kannte sich hier recht gut aus. Entlang den Bankreihen und am Altar vorbei schlich sie auf Zehenspitzen zur Treppe, die in das Dachzimmer führen musste. Schritt für Schritt, Stufe um Stufe kletterte sie die knirschende und knarrende Holztreppe hinauf. Ziemlich oben angelangt, stand sie vor einer großen, schweren Eichentür mit eisernen Beschlägen, und glaubte ihren Augen nicht mehr zu trauen. Der Schlüssel, der sonst so gehütet war und stets unter Verschluss gehalten wurde, steckte mitten da, wo er stecken sollte und machte ihr die Arbeit sehr leicht.
Vorsichtig drehte sie am Schlüssel und konnte dann auch diese Tür öffnen. Mit lautem Knarren ging die Tür auf. Es hörte sich gespenstisch an, so als ob die Geister der Ahnen alle auf einmal aufstöhnten. Sie tastete sich vor, besah sich jedes Wappen ganz genau und fand schließlich das Wappen ihrer Familie. Sie besah es sich einmal ganz genau. Es hatte einen tief grünen Hintergrund und ein rotes Kreuz über die gesamte Fläche. Um den Knotenpunkt herum lief ein dünner Kreis, von dem aus gelbe Strahlen, ähnlich wie Lichtstrahlen gingen. Die junge Frau nahm das Wappen von der Wand und machte sich auf den Heimweg. Dort angekommen, zog sie sich andere Kleidung an, nahm die wenigen Sachen, die sie hatte an sich, band sich ein Kopftuch um und verschwand aus dem Dorf. Nach kurzer Zeit traf sie auf einen jungen Mann, der ihr beim Tragen half. Gemeinsam gingen sie weiter.
„Ich bin froh, dass wir das Wappen wieder haben“, sagte die junge Frau, die jetzt wieder ganz die war, die sie eigentlich war, nämlich eine junge Zigeunerin. „Ein Familienwappen gehört in die Familie und da soll es auch bleiben. Auch wenn die feinen Herrschaften meinen, dass es nicht in die Hände von Zigeunern gehört. Auch Zigeuner haben Tradition – und ich für meinen Teil bin stolz darauf. Sollen sie so leben, wie sie wollen, mit ihrem vornehmen Getue und dem Glanz und Gloria und mir meinen Lebensstiel lassen. So wie ich lebe, gefällt es mir gut, und so soll es auch bleiben. Egal ob ich aus einstmals gutem Hause bin oder nicht. Ich bin ich und werde es immer bleiben, und daran wird niemand mehr was ändern können, auch, wenn sie es nur zu gern wollten, damit ihr System wieder funktioniert.“ Und die Zigeunerin ging mit dem jungen Mann einem wundervollen Leben entgegen.
Der Drache und das kleine Mädchen
Es war einmal ein kleines Mädchen, das von zu Hause weggelaufen war und sich im Wald verirrte. Lange Zeit lief es durch den Wald, aber den Weg nach Hause zurück fand es nicht mehr. Eines Tages kam es an eine Lichtung mit einer Wiese. Auf der einen Seite dieser Lichtung war ein hoher Berg, hinter ihr auf der anderen Seite