„Was tust du Bursche denn hier? Du solltest doch das Feuer in der Schmiede am Laufen halten.“
Noch bevor Jens sich versah, kamen ihm die zwei Männer, die er erreichen wollte, zu Hilfe.
„Lass den Jungen in Ruhe!“
Der Schmied war erschrocken darüber, dass zwei wildfremde Menschen seinem missratenen Lehrling zur Hilfe kamen. Die Zwei zogen Jens vom Schmied weg und zerrten ihn durch die Menschenmasse, und noch bevor der Hexer seiner Bestimmung übergeben wurde, waren sie vom Platz verschwunden. Jens folgte seinen Rettern durch die dunklen Gassen, erst als sie den Wald erreicht hatten, hielten sie an.
„Hallo, ich heiße Robert und das ist Moritz, wir kennen dich zwar nicht, aber wir können leider nicht wegsehen, wenn ein solcher Riese wie dein Meister sich an solchen Zwergen wie dir vergreift."
„Danke, ich heiße Jens, und wenn ich ehrlich bin, war es das auch schon, was ich über mich weiß. Irgendwie habe ich anscheinend mein Gedächtnis verloren.“
Robert und Moritz grinsten sich an.
„Bist du vielleicht vom dem Zauberer verhext worden?“
Jetzt war Jens an der Reihe zu lächeln.
„Könnte schon sein, jedenfalls kam er mir bekannt vor.“
Nachdem sie sich vorgestellt hatten, beschlossen die Drei tiefer in den Wald hinein zu gehen. Anscheinend war nur Jens derjenige, der nicht wusste, wo es langging, es störte ihn nicht, er wusste ja, dass es ein Traum war. Sie liefen einen Berg hinauf, total aus der Puste machten sie bald eine Pause.
„Warum beeilt ihr euch so? Hat euch die Hexenverbrennung den nicht interessiert?“
Moritz war derjenige, der anscheinend der Wortführer war, denn er antwortete auf die Fragen.
„Na ja, wir wissen wie es ausgeht, schon öfter wohnten wir bei solchen Verbrennungen dabei. Bei dem Hexenmeister Mephisto waren wir auch schon zweimal anwesend.“
Jens fragender Gesichtsausdruck musste ein sehr lustiger Anblick gewesen sein, denn die Zwei fingen prustend an zu lachen.
„Ja, auch wenn du es nicht glaubst Junge, Mephisto wird heute zum dritten Mal verbrannt. Jedesmal taucht er kurz danach mit einem anderen Namen wieder auf. Doch wir wissen, dass sein echter Name Morpheus ist und er schon viele hundert Jahre lebt. Frag uns bitte nicht, woher wir das alles wissen, das können wir dir nicht erzählen. Du darfst uns in unser Versteck begleiten, dort kannst du ein bisschen bleiben, bis sich die Lage entspannt hat. Dann musst du verschwinden, denke, dass morgen um die Mittagszeit alles wieder beim Alten ist.“
Sie kamen an eine kleine Waldlichtung, Jens konnte nicht genau erkennen, wonach die Zwei suchten, vermutete aber, dass es sich um das Versteck handeln musste. Lange musste er nicht warten.
„Jens komm her!“
Er trat näher an Moritz heran. „Hier ist der Eingang, für heute Nacht bleiben wir hier. Morgen versiegeln wir die Höhle und verschwinden von hier.“
Sie betraten die Höhle, Jens bekam vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zu. Die Höhle war über und über mit Malereien verziert, da Robert die Fackel hatte, konnte Jens nur sehr wenig erkennen. Seiner Ansicht nach waren es sehr alte Zeichnungen.
„Wie habt ihr die Höhle gefunden?“
Robert sah ihn an.
„Das können wir dir nicht sagen, eigentlich dürftest du die Höhle gar nicht sehen. Wir empfehlen dir auch, hier nie wieder aufzutauchen.“
Damit war die Unterhaltung beendet, Robert und Moritz legten sich hin, um zu schlafen. Jens ließen sie mit seinen Gedanken allein, er verfiel in einen kleinen Schlummer. Da es ein Traum war, konnte er sich dabei sehen. Tatsächlich war er ein kleiner Junge, kaum älter wie zwölf Jahre.
Die Nacht ging schnell vorbei; nachdem sie noch ein paar Vorbereitungen getroffen hatten, musste Jens beim Verschließen der Höhle helfen. Sie bauten eine Steinmauer, die kleinen Bruchstücke lagen direkt neben dem Eingang. Anscheinend hatten die Zwei in den letzten Tagen viele Bruchstücke gesammelt, um sie hier aufzuhäufen. Als Mörtel benutzen sie eine Mischung aus Lehm, Wasser und Erde, es war eine schweißtreibende Arbeit, und das obwohl es nicht besonders warm war. Als der Eingang verschlossen war, verabschiedeten sich Robert und Moritz von Jens. Jeder von ihnen ging in eine andere Richtungen, ihn ließen sie allein zurück.
Schlagartig wurde Jens wach, er brauchte einige Minuten, um sich zu orientieren. Auch Jasmin wurde wach.
„Was ist denn mit dir los? Du warst die ganze Nacht schon unruhig.“
Jens war noch immer nicht sicher, wo er sich befand, die Stimme von Jasmin beruhigt ihn wieder.
„Ich habe einen neuen Traum gehabt, es war wie beim ersten, er war absolut realistisch. Außerdem wurde mir wahrscheinlich in diesem Traum offenbart, wo sich das nächste Versteck befindet.“
Jasmin war fasziniert davon, wie Jens immer wieder auf die nächsten Schritte gelenkt wurde.
„Wie kommst du darauf?“
Jens dachte kurz nach, dann erzählte er ihr von dem Traum, an der Stelle, wo Jens vor der Höhle warten musste, unterbrach ihn Jasmin.
„Und du vermutest, dass in dieser Höhle die nächste Truhe versteckt sein könnte?“
Jens nickte.
„Irgendwie waren die Zwei sehr nervös, bevor wir die Höhle versiegelten. Sag mal Jasmin, wie spät ist es eigentlich?“
Jasmin schaute auf den Wecker.
„Halb fünf Morgens.“
Jens grinste.
„Gut, dann können wir noch etwas schlafen und später überlegen wir, wie wir weiter vorgehen.“
Sie machten das Licht aus und versuchten noch etwas zu schlafen.
Kapitel XII
Nachdem sie ausgeschlafen hatten, machten sie sich auf den Weg in die Stadtmitte. Als sie den Marktplatz erreichten, geriet Jens ins Stocken, er konnte nicht glauben, was er dort sah, der Marktplatz war der Gleiche wie in seinem Traum, nur viele Jahrhunderte später, die Häuser sahen etwas anders aus.
„Was hast du denn?“
Mittlerweile hatte Jasmin sich daran gewöhnt, dass Jens ständig ins Stocken geriet.
„Hier war ich letzte Nacht in meinem Traum, in dieser Stadt hat sich alles abgespielt.“
Entgeistert sah sie ihn an.
„Wie kann das sein, wir sind doch nur zufällig in diese Stadt geraten.“
Auch für Jens war es eigenartig, es machte ihn unruhig, dass sie anscheinend durch Zufall in die richtige Stadt gefahren waren. Um sich etwas zu beruhigen, gingen sie in ein Cafe, um zu frühstücken, für Jens war es unwirklich hier zu sitzen. Jedes Mal, wenn er etwas sah, was schon zur damaligen Zeit vorhanden war, bekam er eine Art Flashback.
Ihr Frühstück war üppig und recht billig, hier im Bereich der ehemaligen DDR bekamen die Kunden noch etwas für ihr Geld geboten. Aber das interessierte die Beiden jetzt nicht wirklich, was jetzt wichtig war, das war: die Höhle ausfindig zu machen. Sie genossen das Essen und saßen danach noch ein wenig am Tisch, sie unterhielten sich über ihre Jungend. Beide fanden es schön, dass endlich die Kluft zwischen ihnen verschwunden war.
Nachdem Jens bezahlt hatte, schlenderten sie zurück in die Pension, von dort aus fuhren sie eine Straße zum Brocken hinauf, immer darauf bedacht, die Zahlen des Navigationsgerätes im Auge zu behalten.