Inzwischen waren mehre Stunden vergangen, Jasmin war gerade zum Ende gekommen, zumindest hoffte sie es.
“Also der Text ergibt sogar einen Sinn, sei bitte nicht so kritisch, es war nicht einfach, das Gekrakele zu entziffern!”
Richtig stolz war sie auf sich, merkte aber, dass Jens gar nicht auf sie reagierte. Sie wurde wütend.
“Soll ich dir nun erzählen was da steht oder sollen wir erst mal warten, bis der Herr soweit ist?”
Jens schrak zusammen.
“Entschuldige, zuerst möchte ich dir gern noch etwas zeigen, was ich herausgefunden habe. Es geht um meine Träume, die Morde, die ich in meinen Träumen immer sehe, sind tatsächlich passiert. Im Jahr 1793 sind hier in der Nähe die Leichen von drei unbekannten Männern gefunden worden. Damals wurde zwar geforscht, wer diese Männer waren, aber herausgefunden hatten sie nichts. Wohl auch deshalb, weil es niemanden wirklich interessiert hat. Langsam macht es mich nervös, dass Janus in so vielen Sachen recht hatte.”
Auch Jasmin wurde blasser, es war schon unglaublich, dass es die Kiste wirklich gab, aber das die Morde tatsächlich geschehen waren, machte die Geschichte noch mysteriöser.
“So, nun zum Text, was hast du herausgefunden?”
Jasmin setzte ein strahlendes Lächeln auf und begann zu erzählen.
“Also der Text beschreibt anscheinend ein weiteres Versteck, dort befindet sich etwas, das anscheinend wertvoll ist. Denn der Ort des Versteckes ist codiert. Die Lösung war in einem Rätsel versteckt, leider verstehe ich das Ergebnis nicht, es sind Zahlen und Buchstaben. Auch das Rätsel selbst war sehr merkwürdig, es ging um die Hexenverfolgung. Mein Gott, zum Glück habe ich schon einige Filme dieser Thematik gesehen, sonst hätte ich gar nichts verstanden.”
Jens sah sie erstaunt an.
“Und was ist mit den Zeichnungen?”
Sie zuckte mit den Schultern.
“Anscheinend sind sie eine Art Anleitung, um ins Versteck zu kommen. Ich vermute, dass wir vor Ort mehr damit anfangen können, da ich mir keinen Reim darauf machen kann, was das bedeutet.”
Jetzt wurde es langsam interessant, Jens war schon bis zum Platzen gespannt auf die Lösung.
“Na dann lass mal hören!”
Jasmin zeigt ihm die notierten Informationen auf einem neuen Blatt des Notizblockes, und das was Jens sah ließ ihn kurz stocken. Die Notiz war 51 47 46 13 N und 10 37 41 45 O.
Etwas enttäuscht sagte Jasmin.
“Leider kann ich dir nicht sagen, was das heißen soll, keine Ahnung, was das für Zahlen sind.”
“Aber ich!”
Das triumphale Lächeln auf Jens Gesicht ließ ihn wie einen Clown aussehen.
“Na nun rede schon!”
Natürlich brannte Jasmin jetzt darauf, zu erfahren, was die Zahlen zu bedeuten hatten.
“Wir brauchen deinen Computer, hast du zufällig Google Earth drauf?”
Fragend sah sie ihn an.
“Was soll ich da drauf haben?”
“Ist ja schon gut, dann laden wir es eben runter.”
Jens tippte einiges in den Computer ein und Jasmin sah ihm über die Schulter. Während sie darauf warteten, dass der Download beendet war, saßen sie im Wohnzimmer und unterhielten sich über die alten Zeiten. Endlich war die Spannung zwischen ihnen vollends verflogen, es war wieder wie früher.
Nachdem Jens das Programm installiert hatte, ließ er es sofort laufen.
“So, jetzt müssen wir die Daten hier eingeben, dann wissen wir, wo uns der Weg hinführt.”
Noch immer wusste Jasmin nicht, worauf Jens hinauswollte, es ärgerte sie ein wenig.
“Mein Gott bist du ein Geheimniskrämer.”
Jens ignorierte ihren Anflug von Ironie.
“Das, was du gefunden hast, sind Markierungen für Längengrad und Breitengrad, diese Zahlen sind sogar GPS-tauglich. Eigentlich hätten sie die damals gar nicht so genau aufschreiben können, denn die Technik war noch gar nicht so weit. Aber das ist jetzt nebensächlich, sieh mal hier, da können wir die Daten eingeben.”
Jens tippte die Suchfunktion an und der Erdball auf dem Bildschirm fing an sich zu bewegen. Wenige Sekunden später hörte er wieder auf, nun zeigte er ein Satellitenbild. Jasmin bemerkte, wie Jens etwas blasser wurde.
“Was hattest du vorhin noch mal gesagt, worum ging es in dem Rätsel?”
Langsam begann es Jasmin zu nerven, dass Jens ständig in Rätsel sprach.
“Um die Inquisition, die Verfolgung und Verbrennung von Hexen und Ungläubigen. Warum?”
Jens zeigte auf den Bildschirm.
“Na, weil dieser Fleck hier der Brocken im Harz ist.”
Er sah das verständnislose Gesicht von Jasmin und wusste, dass sie keine Ahnung hatte, worauf er hinauswollte.
“Im Volksmund heißt der Brocken auch Blocksberg.”
Jetzt begriff sie.
“Der Blocksberg, dort wo sich nach alten Mythen die Hexen einmal im Jahr treffen, um ihren Hexensabbat zu feiern. Dann müssen wir dahin fahren!”
Jens wusste, dass sie recht hatte, um die Geheimnisse zu lüften, müssten sie der Spur folgen, die sie in Händen hielten. Sie machten sich direkt daran, ihre Sachen zu packen. Jasmin packte kurzerhand einige Sachen ein. Jens war zum Glück fertig, er hatte genug mitgenommen. Die Kiste mit den Papieren nahmen sie mit.
“Wie kommen wir eigentlich genau an die angegebene Stelle?”
Darüber hatte sich Jens auch schon Gedanken gemacht.
“Am besten halten wir unterwegs an, um ein Navigationsgerät zu kaufen, hoffentlich führt dies uns dann an die besagte Stelle.”
Sie schmissen die Taschen und die Kisten in den Mini-Kofferraum und fuhren los. Da sie eine lange Fahrt vor sich hatten, beschlossen sie, abwechselnd zu fahren. Ihr erstes Ziel lag in Köln, dort fanden sie in einem großen Elektronikgeschäft ein GPS-Navigationsgerät, in dem sie auch die Koordinaten eingeben konnten. Der Verkäufer versicherte ihnen, dass das Gerät nur eine Abweichung von maximal 10 Metern hätte, solange sie nicht auf militärische Gebiete wollten. Dabei hatten sie noch Glück gehabt, kurz vor Ladenschluss waren sie erst in Köln eingetroffen, Jens kannte sich dort ein wenig aus, so dass sie noch rechtzeitig ein Geschäft erreichten. Nach ihrem Kauf überlegten sie, ob sie weiterfahren oder doch lieber in Köln die Nacht verbringen sollten. Da Beide darauf brannten, die angegebene Stelle zu finden, beschlossen sie die Fahrt fortzusetzen.
Mitten in der Nacht kamen sie am Fuße des Brockens an, wie es das Glück so wollte, fanden sie eine günstige Unterkunft, allerdings mussten sie sich das Zimmer teilen. Jens, als Gentlemen, überließ Jasmin das Bett und schlief selbst auf dem kleinen unbequemen Sofa, das im Raum stand. Die Müdigkeit überwältigte sie so sehr, dass sie mit den Klamotten am Leibe einschliefen. Für Jens begann eine Nacht mit einem weiteren Traum, diesmal kam ein anderer. Er kannte den Traum, doch diesmal war er so real wie sein anderer, und die Erinnerung verblassten nicht mehr.
Kapitel X
“Wir haben ihn.”
Alexej fühlte sich gut, seinem Meister diese Neuigkeit zu überbringen