Schnellen Schrittes wende ich mich dem Haus zu, wo ich den Geruch der Geborgenheit meines Elternhauses einen Augenblick lang tief in mich aufsauge.
Aus den Augenwinkeln kann ich noch erkennen, wie Mum meine Reisetasche vom Rücksitz des Jeeps holt und Dad mit einem Schulterzucken zeigt, dass sie mich beide wohl jetzt besser allein lassen sollten, wobei ich auch schon die Treppe nach oben eile und mein ehemaliges Kinderzimmer aufsuche.
Mum hat mein Zimmer so gelassen wie ich es damals verlassen habe als ich auf den Campus der Highschool zog, nur die Bettwäsche ist immer frisch, denn ab und zu übernachte ich nach einer Familienfeier immer noch hier.
Gedankenverloren gehe ich meine CD-Sammlung von damals durch, die ich nie mitgenommen hatte und ganz vorne steht ‚Where were you, when the world stopped turning‘ von Alan Jackson!
Alan hatte das Lied nach den Terroranschlägen auf das World-Trade-Center in New York aufgenommen und genauso fühle ich mich im Moment!
‚Wo warst du, als die Welt sich nicht mehr drehte?’
Leicht kopfschüttelnd schließe ich die Augen und denke ‚… jedenfalls nicht in New York! Ich war in Palenque! Dort hat für mich die Welt aufgehört sich zu drehen!’ und ich lege die CD in meinen alten Recorder, um sie anzuhören.
Leise stelle ich ihn auf Endlosschleife, wobei ich mich todmüde auf mein altes Bett fallen lasse.
Dabei fällt mir auf, dass Saundra in diesem Bett gar keine Möglichkeit hätte mich irgendwo festzubinden …
Verdammt! Ich denke schon wieder nur an sie und daran welche sexuellen Demütigungen, aber auch welche Freuden sie mir bereitet hat.
Warum nur? Warum musste es so abrupt zu Ende gehen?
Mit jeder Faser meines Körpers sehne ich mich nach dieser wunderschönen Frau, ihrer samtweichen bronzefarbenen Haut, ihren weichen Haaren und nach ihrem betörenden Duft der mich völlig aus der Bahn geworfen hat.
Noch während ich verzweifelt versuche sie mir physisch vorzustellen und abermals Tränen meine Augen überschwemmen, lausche ich der leisen Musik und es überkommt mich endlich ein erlösender traumloser Schlaf.
„Matt? Matt? Hörst du mich?“ dringt Mum’s Stimme leise und liebevoll bis zu meinem Gehirn vor und ich reibe mir mit Daumen und Zeigefinger die Augen, um den übermächtigen Schlaf wegzuwischen.
„Hmm! Was ist denn?“ brumme ich vor mich hin, zunächst ohne die Augen zu öffnen, aber ich spüre instinktiv, dass sie neben mir auf der Matratze sitzt und mich eindringend ansieht.
„Es ist schon früher Abend! Du wolltest uns doch beim Abendbrot von deinen Erlebnissen im Dschungel erzählen oder willst du den ganzen Abend verschlafen?“ fragt sie neckisch.
Nun wische ich mir mit beiden Händen den Schlaf aus dem Gesicht und öffne blinzelnd die Augen, wobei Mum’s Gesicht direkt vor mir auftaucht.
„Tut mir leid Mum, aber ich war einfach nur schrecklich müde und musste ein paar Stunden schlafen.“ antworte ich und versuche dabei ich ein kleines Lächeln hinzubekommen.
„Darling! Du bist ja komplett durch den Wind! Du kommst völlig aufgelöst, verstört und übermüdet hier in Philadelphia an. Erzählst mir wirres Zeug über dieses Mädchen und legst dich dann mit einem absolut melancholischen Lied im Hintergrund stundenlang Schlafen?
Das ist ja noch schlimmer als es damals bei Faith gewesen ist! Willst du nicht endlich darüber sprechen? Was um alles in der Welt hat dir Saundra so Schlimmes angetan, dass du so reagierst?“ fragt sie sanft, blickt mir dabei durchdringend in die Augen und ich weiß, dass sie mich besser kennt als irgendjemand anders.
„Ach Mum!“ sage ich kopfschüttelnd.
„Bitte lass’ es einfach! Ich komme schon damit klar. Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr, sondern ein erwachsender Mann.“ erkläre ich ihr, wobei ich ihr lächelnd eine andere Frage stelle, um sie etwas abzulenken.
„Was hast du denn gutes gekocht? Ich glaube, dass ich ein klein wenig Hunger habe! Nach dem Frühstück hatte ich nur den kleinen Bissen im Flugzeug und du weißt ja wie viel das ist!“
Fast zeitgleich meldet sich mein Magen mit einem lauten Knurren, denn immerhin hatte ich meine letzte Madre Tierra am Morgen gar nicht aufgegessen.
Mein Magen war vor Kummer wie zugeschnürt.
Ein Lächeln huscht über Mum’s Antlitz, das sich in ein breites Grinsen ausbreitet.
„Ich kenne dich doch und weiß, dass du Steaks vom Angusrind liebst. Deshalb wartet es in der Küche nur noch darauf in der Pfanne gebrutzelt zu werden.“
„Oh, Mum! du bist die Beste!“ raune ich, schlinge überschwänglich meine Arme um sie herum und ziehe sie zu mir herunter, um ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange zu geben.
„Na, na, na! Nicht so stürmisch junger Mann!“ sagt sie gespielt entrüstet und windet sich grinsend aus meinem Griff, wobei sie mich gleichzeitig an einer Hand aus dem Bett zieht.
„Jetzt komm endlich, ich bin neugierig auf deinen Bericht! Lass‘ mich und deinen Vater nicht immer solange zappeln. Er möchte auch wissen was du alles erlebt hast. Komm schon!“
Ich lasse Mum’s Hand los und rolle mich aus dem Bett, wobei ich gleichzeitig den CD-Player ausschalte und Alan somit mitten im Satz abwürge.
Schmunzelnd schüttle ich leicht den Kopf und muss daran denken wie Saundra mich immer zappeln lies bis sie mir endlich die erlösende Erfüllung gönnte und ich kann damit die Neugier meiner Eltern absolut nachvollziehen.
„Ist ja gut Mum! Ich komme gleich und erzähle euch die Geschichte! Ich gehe nur noch kurz ins Bad und bin dann auch gleich unten!“ antworte ich wieder ernst und überlege wie viel ich über Saundra tatsächlich sagen soll.
Mum trollt sich Richtung Zimmertür und hebt noch einmal lächelnd eine Augenbraue, während sie mein Zimmer verlässt und nach unten in die Küche verschwindet.
Ihr durch die Tür folgend gehe nach nebenan ins Bad, um mir kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen, damit ich endlich wieder richtig wach werde und verrichte mein Geschäft auf der Toilette bevor ich Mum ins Erdgeschoß folge.
In der gemütlichen Wohnküche wartet Dad bereits auf mich und lächelt mir wohlwollend entgegen, während Mum am Herd die Steaks in die heiße Pfanne drapiert.
„Gut geschlafen, mein Sohn? Hast du dich von den Strapazen des Dschungels etwas erholt?“ will Dad neugierig von mir wissen.
„Ja, Dad! Einigermaßen! Das bisschen Schlaf hat mir ganz gut getan!“ antworte ich gelassen und denke gleichzeitig an die ‘Strapazen mit Saundra´, von denen meine Eltern natürlich nichts erfahren dürfen und lege mir geistig schon zurecht was ich ihnen über unsere Beziehung berichte und was nicht.
Unser gemeinsamer Abend verläuft sehr harmonisch, indem wir zusammen Mum‘s köstliche Steaks genießen und ich meine Abenteuer aus dem Dschungel zum Besten gebe.
Allerdings immer darauf bedacht, die ‚besonderen‘ Nächte mit Saundra auszusparen, womit sich meine Eltern durchaus zufrieden geben und offenbar von ganz normalen Liebesnächten ausgehen, welche keinem extra Kommentar bedürfen.
Nachdem ich meinen Bericht mit der Trennung von Saundra, welche ich allerdings etwas anders dargestellt habe als sie wirklich war, beendet habe blicken mir meine Eltern mitleidig in die Augen und es herrscht zunächst eine betroffene Stille.
Bis Dad leise murmelt „Das tut mir sehr leid für dich mein Sohn! Vor allem, dass es so kurz nach der schweren Trennung von Faith passiert ist. Du hättest ein wenig mehr Glück mit den Frauen verdient, immerhin bist du ein gutaussehender junger Mann mit dem man Pferde stehlen kann.
Ich