Das magische Armband. Janine Zachariae. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Janine Zachariae
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748565260
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gut, Maja«, hörte ich ihn noch sagen. Als ich im Bett lag, fühlte ich mich komisch. Ich las die letzten zwei Kapitel von ›Julia‹ durch und war gerade am Einschlummern, als ich irgendetwas hörte.

      Es war wie ein poltern. Ich hatte Angst, aus dem Fenster zu blicken. ›Einbildung‹, rief ich mir ins Gedächtnis.

      Lernte ich denn gar nicht? Ich stieg aus meinem Bett und klopfte an Jacobs Zimmertür.

      »Ich weiß wie das aussieht«, sagte ich durch die Tür hindurch, »aber ich glaube, es ist wieder irgendwas am Fenster.« Er öffnete sie und stand nur in Boxershorts da. Mir wurde schwindlig. Er hielt mich und wir gingen hinein. Er half mir, mich auf sein Bett zu setzen, und zog sich sein T-Shirt wieder an.

      »Ich gehe schnell nachsehen.«

      »Nein, nicht«, flüsterte ich. Wir hörten Molly bellen. Es wirkte verwirrt, als ob wirklich jemand da war.

      »Soll ich die Polizei anrufen?«

      »Wer auch immer es ist, er würde nicht in die Wohnung eindringen.«

      »Wie kommst du darauf?« Jacob sah mich fragend an und öffnete die Tür, um Molly hineinzulassen.

      »Ich habe mich ein wenig mit diesem Unbekannten beschäftigt«, erklärte ich. Er setzte sich zu mir, aufmerksam beobachtete er mich. »Zwei Sachen sind mir aufgefallen. Zum einen will er unerkannt bleiben. Offensichtlich. Er scheut Menschen und bleibt für sich. Doch auf der anderen Seite ist er einsam. Er glaubt, durch diese Vorgehensweise zur Familie zugehören, oder wenigstens zum Leben von jemanden. Er will am Leben von mir beteiligt sein. Ich weiß nicht, wieso ich. Und eigentlich ist es egal. Es macht mir höllische Angst. Auch wenn er nicht herkommt, wenn Sie da sind. So ist er in der Nähe.«

      Jacob hatte danach die Polizei gerufen. Sie versprachen Wache zu halten und notfalls einzuspringen, wenn ihnen was Ungewöhnliches auffallen würde. Als sie sich mein Fenster ansahen, fanden sie wirklich von außen und innen (nur sehr schwach zu sehen) einen Handabdruck.

      Unheimlich! Wir verabschiedeten uns und überprüften, ob sie wirklich inkognito vorm Haus parkten. Jacob nahm mich in den Arm. Er hatte sich natürlich auch eine Hose angezogen und ich fühlte mich nicht mehr ganz so schwach in seiner Gegenwart. Der Gedanke, jetzt in mein Zimmer zurückzukehren, jagte mir einen Schauer durch den Körper und Jacob bemerkte es.

      »Willst du bei mir bleiben?«, fragte er zögernd und biss sich dabei nervös auf die Lippe. Ich nickte zaghaft und legte mich in sein Bett.

      »Würden Sie sich zu mir legen?« Schweigend gesellte er sich zu mir. Ich lag vorne und fühlte mich sicher. Er legte seinen Arm um mich.

      »Ist das okay?« Ich nahm seine Hand und hielt sie fest. Danach schlief ich ein.

      ›Hallo, Liebling.‹

      ›Oma.‹ Sie lächelte. ›Wer ist das, der mich verfolgt?‹

      ›Das wüsste ich auch gerne.‹

      ›Du kannst es nicht sehen?‹ , erkundigte ich mich.

      ›Nein, so funktioniert das nicht.‹

      ›Wie dann?‹

      ›Schwer zu erklären.‹

      ›Ich habe Angst‹, gestand ich und blickte ihr in die Augen.

      ›Verständlich. Ich auch.‹

      ›Na, super. Ich dachte, du würdest mir sagen, dass alles Gut wird.‹

      ›Mit Jacob wird alles gut werden.‹

      ›Ich weiß‹, seufzte ich.

      ›Vertrau darauf und konzentriere dich auf ihn.‹

      ›Ja, ist gut. Mach ich.‹

      ›Er empfindet das Gleiche wie du.‹ Ich nickte.

      ›Kann ich mich deshalb so gut in andere versetzen? Wegen dir?‹, wollte ich wissen. Dieser Gedanke nagte schon sehr lange an mir.

      ›Nein, Liebling. Das bist ganz alleine du. Du musst auf dein Inneres vertrauen.‹

      ›Mache ich.‹ Doch das würde ich nicht zulassen.

      ›Du liebst ihn, oder?‹, erkundigte sie sich plötzlich. Diese Frage hatte ich nicht erwartet und sie hat mich ziemlich getroffen. War ich so leicht zu durchschauen? War sie einfach nur meine innere Stimme, getarnt als meine Großmutter? Wenn das so war, wäre es ein eigenartiger Streich meines Unterbewusstseins.

      ›Sehr. Dabei kenne ich ihn noch gar nicht lange.‹

      ›Das spielt keine Rolle. Du kennst ihn lange genug.‹

      Da hatte sie recht. Länger, als uns bewusst war.

      ›Jetzt verstehe ich, warum du dich so schnell in Jack verliebt hattest. Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste nicht, dass die Liebe einen so unerwartet trifft. Das ist ein unglaubliches Gefühl.‹ Sie lächelte.

      ›Was du heute für deine Freundin gemacht hast, wird sie nie vergessen. Sie wird dir auf ewig dankbar sein.‹

      ›Wirklich? Aber sie hasst mich.‹

      ›Nein, tut sie nicht. Sie weiß es heute noch nicht. Aber bald wird sie es spüren. Sie wird wissen, was sie dir zu verdanken hat. Und du auch.‹

      Langsam spürte ich den Sog des Erwachens. Sie verblasste allmählich und doch konnte ich mich noch schnell bei ihr bedanken. Sie lächelte und ich erwachte. Vorsichtig blinzelte ich, als ich eine Stimme vernahm. Langsam versuchte ich mich, zu orientieren.

      Diese Träume schmerzen im Herzen, aber sie waren wichtig.

      »Maja?«

      »Mmh?«

      »Du hast geredet im Schlaf«, erklärte er mir. Verstohlen blickte ich zu einem Wecker, der auf dem Nachtisch stand und spürte, wie mich eine Müdigkeit umhüllte, der ich nicht widerstehen konnte.

      »Könnten wir in einigen Stunden darüber reden?«

      »Klar«, hörte ich ihn murmeln. Er hatte alles mitangehört. Warum konnte ich nicht stumm träumen? Mir war das peinlich, aber mein Gehirn wollte nicht hinterherkommen, weshalb ich nur ein »danke, Jacob« flüsterte. Noch immer spürte ich seinen Arm um mich und ich, auch wenn es nicht sein dürfte, genoss diese zarte und doch kräftige Berührung. Es tat gut, sicher in seinen Armen zu sein. Sicher und beschützt.

      Wenige Stunden später wurden wir durch eine nervöse Molly geweckt.

      »Sie muss raus«, stellte Jacob fest.

      »Guten Morgen«, sagte ich und schaute ihn an. Er lächelte.

      »Morgen, Molly.« Er ließ mich los und ich warf einen Blick auf die Uhr. »In fünf Minuten?« Er wusste, ich meinte Joggen. Langsam stand ich auf, doch als ich die Türklinke erreichte, zögerte ich.

      »Du traust dich nicht ins Zimmer.« Keine Frage, eine Feststellung. Er stand auf und wir gingen gemeinsam. »Das ist doch lächerlich«, meinte ich. Als ich aber die Tür aufmachte, war ich mir der Lächerlichkeit gar nicht mehr so sicher.

      »Maja?« Kurz schüttelte ich mich und lachte über meine Feigheit. Ich schnappte meine Sachen.

      »Darf ich Ihr Bad benutzen?« Er nickte. »Das ist lächerlich«, meinte ich zu mir selbst. »Er wird wohl kaum dort auf mich lauern.«

      Jacob ging mit in den Raum.

      »Ich lass dich nicht mehr alleine.« Wir kehrten einander den Rücken zu, als wir uns anzogen.

      »Fertig?«

      »Fertig.« Zeitgleich drehten wir uns um. »Ich muss pinkeln«, gab ich zu. Er drehte den Wasserhahn auf und zeigte mir erneut seinen Rücken. »Okay.« Ich setzte mich hin. »Das ist echt peinlich und erniedrigend.«

      »Wir werden gleich die Polizei die Wohnung durchsuchen lassen. Danach wissen wir, ob du sicher bist, oder nicht.« Ich benutzte gleich