Die versteckte Welt. Ina van Lind. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ina van Lind
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783847626244
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Rikes Stimme kiekste vor Aufregung.

      „Wahrscheinlich wurde er wegen der Edelsteine ermordet.“

      „Ermordet sagst du? Hat der Mörder die Steine mitgenommen?“

      „Wir glauben nicht, aber wir wissen es nicht.“

      „Auch nicht die über alles gut informierten Libellen?“, stichelte Rike.

      Ellie funkelte sie beleidigt an.

      „Dafür haben wir ja dich! Es heißt, du wärst diejenige, die nicht nur herausfindet, wohin sie Franjo Klaasen gebracht haben, sondern auch das allesumspannende Rätsel löst!“

      „Ich? Ich soll das machen? Warum denn gerade ich?“

      Genau in diesem Moment entdeckte Rike eine riesige Erdkröte, deren Körper mindestens so groß wie ein Fußball war und hinter einem Stein lauerte. Die Kröte glotzte Rike grimmig an und Rike kreischte laut auf.

      Im nächsten Moment sah sie Mama über sich gebeugt. Daneben stand Nele.

      „Was ist los, Rike? Hast du schlecht geträumt?“

      „Bist du im Sitzen eingeschlafen, oder was?“

      Die ersten beiden Sätze hatte Mama gesagt. Der letzte kam von Nele.

      „Hm, kann sein“, antwortete Rike ausweichend. „Aber es ist alles in Ordnung. Kein Problem. Wirklich nicht.“

      „Dann schlaf weiter. Aber ich würde es an deiner Stelle liegend im Bett versuchen, oder was meinst du?“ Mama grinste und gab Rike einen Gute-Nacht-Kuss.

      „Die Rike hat noch keinen Schlafanzug an“, petzte Nele.

      „Du auch nicht“, sagte Mama und schob Nele energisch aus dem Zimmer.

      „Gute Nacht, Rike, schlaf gut!“

      „Du auch, Mama, gute Nacht!“

      „So, das haben wir jetzt davon“, tönte ein helles Stimmchen von der Vorhangstange herab. „Warum bist du nur so schreckhaft? Du fürchtest dich wohl vor allem und jedem. Ist ja furchtbar. Das war doch nur eine Erdkröte. Die hätte dich schon nicht gefressen. Aber gut, du musst dich wahrscheinlich erst noch an diese ekligen Gestalten gewöhnen. Wenn dir allerdings mal ein Desmodus rotundus begegnet, solltest du deine Angst besser im Griff haben.“

      „Ein Desmo- was?“

      Rike schüttelte verwundert den Kopf, denn Ellie flatterte nun wieder um sie herum.

      „Wieso bist du jetzt hier in meinem Zimmer?“

      „Ich dachte mir, es ist besser, dir noch ein bisschen Gesellschaft zu leisten. Du solltest gerüstet sein, wenn du ins Gefecht ziehst.

      „Ins Gefecht?“, echote Rike ungläubig. „Ich bin überzeugt davon, dass ich da keine große Rolle spielen werde. Ich bin nicht die Richtige für solche Abenteuer.“ Als sie das sagte, dachte Rike an ihre kläglichen Versuche, bei den „Räuber-und-Gendarm-Spielen“ auf dem Pausenhof eine gute Figur abzugeben.

      „Wir dachten, du würdest uns helfen.“

      „Wer ist wir?“

      Ellie achtete gar nicht auf sie und plapperte einfach weiter. „Ich erkläre dir gerne alles, damit du weißt, worum es geht.“

      Verdutzt sah Rike sich um. Wo war Ellie denn nun schon wieder? Sehr sesshaft war dieses kleine Flatterding ja nun wirklich nicht.

      Inzwischen hatte sich Ellie auf der Stuhllehne niedergelassen. Nachdem sie erst mal damit beschäftigt war, ihre vier Flügel zu ordnen, konnte auch Rike etwas dazu sagen.

      „Hör mal, Ellie. Ich versteh das nicht. Das letzte Mal habe ich in Averda Milla kennengelernt und die hat mir erzählt, dass ihr Bruder verschwunden ist. Als ich ihr versprochen habe, ihr bei der Suche zu helfen, habe ich nicht im Traum daran gedacht, gegen irgendwelche Domestos-Typen kämpfen zu müssen.“

      „Gegen welche Domestos-Typen denn?“

      „Na, das hast du doch gerade eben selbst gesagt.“

      „Ich habe nicht Domestos gesagt, sondern Desmodus.“

      „Und was ist ein Desmodus?“

      „Das willst du ganz sicher nicht wissen.“

      „Ich krieg es eh raus.“

      „Vermutlich. Es ist nichts Lebensbedrohliches oder so. Nur ein bisschen eklig.“

      „Ach so! – Los, sag es! Bitte.“

      „Es sind kleine, harmlose Tiere. Wenn sie ihre Flügel spannen sind sie vielleicht so groß wie deine beiden Handflächen zusammen. Wir nennen sie Blutschlecker.“

      „Wie beruhigend! Siehst du! Ein paar aufklärende Worte und schon freue ich mich darauf, sie kennenzulernen.“

      „Rike, so lustig ist es nun auch wieder nicht.“

      „Ja, Ellie, das hab ich mir fast gedacht.“

      „Es tut sich so manch Ungeheuerliches in unserer Welt.“

      „Oh, verdammt! Was denn noch?“

      „Außer Franjo sind noch ein paar Leute verschwunden. Von einem Moment auf den anderen. Niemand weiß wohin.“

      Rike sah auf ihre Fußspitzen und überlegte. „Milla hat gesagt, Franjo wollte ihr ein Geheimnis verraten. Aber er ist leider nicht mehr dazugekommen, es ihr zu erzählen. Wenn man nur wüsste, was er gesehen hat.“

      Als Ellie antworten wollte, legte Rike plötzlich den Finger auf den Mund. „Pssst. Leise! Ich höre Schritte.“

      „Ich muss sowieso zurück“, flüsterte Ellie. „Bis bald, Rike!“

      Und damit entschwand Ellie in die kalte Novembernacht.

      Kapitel 10: Frau Blumenthals Entsorgung

      „Und? Hast du sie gefunden?“ Marie konnte es kaum erwarten, bis Rike ihre Jacke an die Garderobe vor dem Klassenzimmer gehängt hatte, da tönte schon die Schulglocke.

      „Mist!“, brummte Marie. „Jetzt haben wir keine Zeit mehr dafür!“

      „In der großen Pause erzähl ich dir alles, okay?“, flüsterte Rike Marie zu und schon stand Frau Blumenthal, die Klassenlehrerin in der Tür.

      „Guten Morgen, Kinder. Wir haben heute viel zu tun. Fangen wir also gleich damit an.“

      Frau Blumenthal hatte nicht übertrieben. Die Kinder atmeten auf, als der Pausengong sie erlöste.

      Marie konnte es kaum erwarten, nach draußen zu kommen. „Hast du sie wieder gefunden?“

      Triumphierend hielt Rike eine Tüte mit der roten Kaugummikugel hoch. „Ja, du hattest recht. Ohne dich wäre ich da nie draufgekommen! Danke!“

      Marie grinste und wurde dabei ganz rot. „Hast du noch mal eine ausprobiert?“

      Rike flüsterte nun, damit die anderen nicht mithören konnten. „Ja. Aber das war eine ganz andere Ecke von Averda. Richtig gruselig war es dort. Stell dir vor, ich war in einer Sumpflandschaft!“

      Marie schüttelte angewidert den Kopf. „Hattest du dort keine Angst?“

      „Ich und keine Angst? Sehr witzig! Aber das gestern Abend war schon hammerhart! Irgendetwas kam auf mich zugerast, flatterte wie wild um mich herum und ich schrie wie verrückt, bis ich keine Luft mehr bekam. Aber dann stellte sich heraus, dass es eine Libelle war, vor der ich mich so erschrocken hatte und als sie mich plötzlich ansprach, war meine Angst erst mal weg.“

      „Sie hat mir dir geredet? Ist ja voll krass. Was hat sie denn zu dir gesagt?“

      Dass in dieser anderen Welt Leute verschwinden, dass der Herrscher ermordet worden ist,