Fühlt euch gewarnt.“ Melissa und ich schauten uns an und fingen beinahe an zu lachen. Schon gleich am Anfang Einschüchterungstaktiken. Das könnte interessant werden. Wir wurden zur Bahnstation in der Stadt gefahren, wo wir ein Essen bekamen (unsere erste Mahlzeit heute) und die Bahntickets für die Fahrt zur Kaserne.
Wir würden über 21 Stunden unterwegs sein und wir waren erleichtert, das wir Schlafkabinen bekamen. Immer zu zweit. Aber eines haben sie übersehen. Wir waren 5 Jungs und 3 Mädchen.
Irgendjemand hatte sich total vertan, als er oder sie die Reservierungen gemacht hat. Wir schauten auf unsere Tickets und fanden raus, das ich ein Abteil mit Tina, ein nettes Mädchen, teilen sollte, aber sie war davon nicht begeistert. Melissa sagte, das sie ihr Abteil mit mir teilen würde und die Sache war vom Tisch.
Zum Glück hatte ich meine kurze Baumwollhose an
Hallo, ich bin Sven, 25 Jahre alt und das ist meine Geschichte von einem sehr heißen Sommer.
Ich bin Student und möchte später einmal richtig Kohle verdienen. Doch bis dahin scheint es ein weiter Weg zu sein. Jedenfalls hat man als Student so gut wie nie Geld. Um die Miete und das Essen und vor allem die Partys zu finanzieren habe ich schon früh angefangen zu jobben und mir ein bisschen nebenbei zu verdienen und so mein mageres Bafög aufzubessern. Aber Aushilfe im Supermarkt, Möbelpacker, studentische Hilfskraft? Da hatte ich keine Lust mehr drauf, das hab ich alles schon probiert und bringt natürlich auch Geld, doch Spaß muss man ja auch haben und diese Jobs waren todlangweilig. Deshalb hatte ich beschlossen im Sommer mal auf einem Campingplatz zu arbeiten. Da war man meistens in der Natur und wenn es nicht viel zu tun gab, so dachte ich, könnte man seine Zeit auch am Strand eines schönen Sees vertreiben. Gesagt, getan kümmerte ich mich rechtzeitig um eine passende Stelle und pünktlich zur Hauptsaison Ende Juli fing ich dort an.
Er war wunderschön gelegen im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte. Mitten im Wald und an einem See, der so kristallklar wie ein Bergsee war, nur nicht so kalt. Als ich dort das erste mal ankam, war ich schon begeistert. Doch meine Hochstimmung verflog schnell. Ich merkte rasch, das ich nicht zum in die Luft gucken eingestellt wurde. Ich war quasi Mädchen für alles. Jeden morgen musste ich zum Büro des Chefs und mir die dringensten Aufgaben des Tages erklären lassen. Und es gab einiges zu tun. Die Toiletten stammten noch aus DDR-Zeiten, ebenfalls die Duschen. Und immer klemmte hier mal was, musste dort ein Rohr abgedichtet oder woanders eine Holzlatte befestigt werden - Mangelverwaltung nennt man sowas. Ich lief also immer mit einem Koffer voll Werkzeug über den Campingplatz und war der Reperaturheini. Natürlich war ich auch für alle Dinge zuständig, die durch die Gäste in Mitleidenschaft gezogen wurden. Und ich kann euch sagen. Auf so einem Campingplatz geht es zu wie auf einem Schlachtfeld. Die Leute heutzutage haben kein Respekt mehr. Nicht die Kinder und schon gar nicht die Erwachsenen. Die sind oft schlimmer als die Kinder. Aber im großen und ganzen machte die Arbeit Spaß. Und schließlich blieb mir jeden Tag auch eine gewisse Zeit zur eigenen Gestaltung, die ich dann auch ausgiebig nutzte um z. B. mit dem Kanu auf den See rauszufahren und mich einfach treiben zu lassen und die Zeit zu genießen. Deshalb war ich ja schließlich auch hier. Eines Morgens beim Chef. "Guten Morgen Sven, wie gehts dir heute? Es steht viel an". "Guten Morgen Herr Peters, jo, ist alles im grünen Bereich. Was gibts heute zu erledigen, mein Werkzeugkoffer kann es kaum erwarten zum nächsten Einsatz getragen zu werden", Grinste ich meinen Chef an. Normalerweise frotzle ich nicht so mit Vorgesetzten, aber mit Herrn Peters konnte man das machen, mit dem war ich auf einer Wellenlänge und er hatte quasi auch einen Schalk im Nacken, war also ein entspannter Typ. Er hatte mir gleich am Anfang seine ganze Geschichte erzählt, wie er den Campingplatz von seinen Eltern übernommen hatte nach der Wende und wie er versucht das ganze am laufen zu halten. Ne schöne Portion Galgenhumor hat er jedenfalls. "Hast du schon den Bus gesehen, der vorn am Eingang steht. Wir haben das Vergnügen zwei Schulklassen zu beherbergen. 50 Schüler und drei Lehrer sind heute früh hier aufgeschlagen und wollen es sich gut gehen lassen. Das wird ne harte Zeit für dich werden". "Ah ja, schön", stöhnte ich leicht. "Wo sollen sie denn ihre Zelte aufbauen?" "Hinten bei D4 ist schon reserviert für die Truppe. Und ich denke, du wirst auch gleich mal vorbeischauen müssen. Eine der drei Betreuerinnen war gerade schon da und hat sich vorgestellt. Siewert heißt sie. Du solltest sie dir schnappen und dann die ganze Meute einweisen. Die Busse versperren sonst die ganze Einfahrt für die anderen Gäste. Die müssen da also alle schnellstmöglich weg. Dein Job, Junge!" "Alles klar" sagte ich, "dann wollen wir mal!"
Als ich bei den Reisebussen ankam, war dort schon viel los. Die ganzen Gepäckstücke der Kinder waren zu mehreren großen Haufen zusammengestellt. Dann sah ich eine der drei Betreuerinnen. Klein, ende 50, kurze rotes Haar und ganz schön beleibt. Mit ihrem Gesicht zur Faust geballt, bellte sie Befehle über die wuselnde Masse hinweg. Sie war anscheinend dabei die Kinder zu zählen und versuchte Ordnung in den Haufen zu bringen. Ich kannte diesen Typ Lehrer noch aus meiner Schulzeit. Alte Schule, sehr streng und meist unfreundlich. Wie oft musste ich mir als Schüler von solchen Leuten einen Anschiss abgeholen. Das kann ja eine schöne Woche werden, dachte ich. Ein paar Meter daneben saß auf einer Bank eine weitere Betreuerin. Sie hielt gerade einem kleinen Mädchen die Hand und reichte ihr ab und zu ein Taschentuch. So wie die Lehrerin auf die Schülerin einredete, musste sie wohl schon die erste Seelsorge wegen Heimweh leisten. In ihrem Gesicht sah man ihr aber an, dass sie jetzt schon genervt wirkte. Sie war vom aussehen her das genaue Gegenteil von der ersten Frau. Relativ groß, schwarzes Haar, dass zu einem Zopf zusammengebunden war, normal schlank und vom Alter her schätzte ich sie auf vlt. Mitte 40. Peters hatte doch gesagt, es seien drei Lehrerinnen. Wo war die dritte? Nach mehrmaligen schweifen über die Köpfe der Kinder hinweg konnte ich keine weitere Erwachsene ausmachen. Hm, na ja egal. Ich nahm meinen Mut zusammen und ging zum bellenden Drachen. Solche Leuten hatten immer das sagen.
"Einen schönen guten Morgen wünsche ich. Ich hoffe, Sie hatten eine gute Anreise. Ich bin Sven. Ich möchte Ihnen jetzt gern Ihre Plätze zuteilen", sagte ich mit lauter Stimme, damit die Frau mich über den Kinderlärm hinweg auch verstand. Sie drehte sich zu mir um und musterte mich erstmal von oben bis unten. Ich sah so aus wie immer. Es war heiß diesen Sommer. Ich hatte wieder nur ein weißes Trägerhemd an, dass meinen Körper gut betonte. Ich trieb zwar keinen Sport in dem Sinne, aber ich war auch nicht unansehnlich. Und ich war mit meinen 1,92m auch nicht gerade klein. "Hahne, guten morgen", stellte sich die kleine Frau vor. "Ich dachte eigentlich, dass Herr Peters herkommen würde." "Herr Peters hat gerade keine Zeit, er muss sich noch um die Bestellung zusätzlicher Kanus kümmern. Sie wollen doch diese Woche alle eine Paddeltour machen, oder?" erwiderte ich freundlich. Ihr Gesichtsausdruck verriet nicht viel, sie schien aber mit meiner Antwort zufrieden zu sein. Ich bat sie mitzukommen, um ihr alles zu zeigen. Wir gingen nach D4, ganz am Ende des Platzes und ich erklärte ihr wo ihre Parzelle endete. Manche Menschen meinen nämlich, sie können alles in Beschlag nehmen. Da muss man klar und deutlich Grenzen aufziehen. Innerhalb ihrer Parzelle konnten sie dann ihre Zelte aufstellen wie es ihnen am besten erschien. Ich zeigte ihr noch die Duschen und die Toiletten in der Ferne und in die Himmelsrichtung, wo die Kantine für Frühstück und Mittag lag. Sie nickte und hatte anscheinend alles verstanden. "Gut", sagte ich, "Sie können jetzt Ihre Kinder herlotzen und alles aufbauen. Ich komme gegen 10.30 Uhr noch einmal vorbei und schaue nach dem Rechten". "Danke", erwiderte sie kurz, aber nicht unfreundlich. Ich hatte den Eindruck, dass ihr die prägnante Einweisung gefallen hat. Ich sah ihr noch kurz nach. Dann verschwand ich in die andere Richtung und machte gleich mal einen Rundgang, um alles abzuchecken. Immer wieder musste ich die Leute darauf hinweisen, ihren Müll doch bitte ordnungsgemäß in die Papierkörbe zu werfen und nicht einfach so hinter den nächsten Baum. Kurz vor 11 Uhr ging ich dann nochmal zu der Schülertruppe und erkundigte mich wie es lief, und ob sie noch irgendwas bräuchten. Aber wie es schien, hatte Frau Hahne alles fest im Griff. Es stellte sich jetzt auch die andere Lehrerin vor. "Vorreiter, guten Tag", sagte sie freundlich und schüttelte mir die Hand. "Sven, hallo. Ich bin hier quasi der Hausmeister. Wenn also irgendetwas kaputt geht. Schauen Sie nach mir, ich bin meistens irgendwo in Sichtweite mit meinen Werkzeugkoffer unterwegs". Auch sie checkte mich irgendwie ab, als ich ihr das erzählte. Ihr Blick huschte leicht über meinen Oberkörper und sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. "Ja, danke für die Infos", sagte sie halb abwesend.
Ich