Heute, am zweiten Tag, kenne ich mich schon richtig gut aus in meinem Gebiet in Schwabach. Ja wirklich. Ich finde das McDonald’s problemlos und auch die Autobahnauffahrt. Sogar in die Fußgängerzone hätte ich ganz alleine gefunden. Apropos Fußgängerzone: Weil wir ja die Läden anfahren müssen, führt nichts daran vorbei, dass wir auch direkt in die Fuzo fahren. Da gibt es aber einige Besonderheiten, wie mir Ingo erklärt. Zum einen läuft hier immer ein besonders netter Mitarbeiter der Stadt herum und verteilt Strafzettel. Da wir eigentlich um 10 Uhr die Fußgängerzone wieder verlassen müssen, dies aber nicht immer möglich ist, trifft man immer wieder auf die männliche Politesse. – Wie heißt eigentlich eine männliche Politesse? Politesserich? Polyp? Politeur? Egal! – Um ihm aus dem Weg zu gehen und nicht diskutieren zu müssen, sollte man entweder bis 10 Uhr die Fuzo verlassen haben, oder wenn man ihn sieht, Vollgas geben.
Eine zweite Besonderheit ist einmal im Monat der Markt. Durch die gesamte Fußgängerzone schlängeln sich dann Verkaufsstände, die zumindest noch so viel Platz lassen, dass man mit dem großen Tourbus durchkommt. Meistens. Sagt mein Chef. Wenn’s mal zu eng werden sollte, dann muss man sich Platz schaffen. Wie er das denn dann mache, will ich wissen. „Aussteigen und das Zeug, das im Weg steht, zur Seite stellen. Und wenn jemand meckert, ignorieren.“ Na das kann ja heiter werden. Ich und jemanden, der mich blöd von der Seite anquatscht, ignorieren? Wenigstens rennt der Politeur nicht herum, wenn Markt ist. Ein Lichtblick.
Weitere Lichtblicke habe ich heute nicht mehr. Aber das wird schon.
Tag 5 – Die Klo-Versicherung
Heute erlebe ich das erste Malheur schon um 5.30 Uhr früh. Die Bandanlage springt nicht an. Eigentlich sollte sie um halb sechs angeworfen werden. Heute aber nicht. Das käme öfter mal vor, meint Ingo. Da stimme irgendwas mit der Technik nicht. Naja, die würden das schon richten. Mit „die“ meint er wohl die vertrauenserweckenden Menschen, die auch die Bandanlage bedienen. Wenn die dieselbe Arbeitsmoral haben wie beim Ausladen der Pakete, dann prost Mahlzeit. Dann komme ich heute gar nicht mehr auf Tour, geschweige denn nach Hause. Wenn die Techniker aber das Problem nicht lösen könnten, so Ingo weiter, dann müssten wir wohl die Pakete per Hand aus den Containern laden und im Hof verteilen. Das wäre dann ein bisschen mehr Arbeit. Na, der hat die Ruhe weg. Nun gut, bis die Bandanlage wieder läuft, gehen wir halt mal eine rauchen. Ach so, ich rauche ja gar nicht. Dann geh ich halt mal aufs Klo.
Das Klo, ja, das ist auch so eine Sache für sich. Ich hab mir das mal ausgerechnet. Ein Mann braucht durchschnittlich, wenn er nur mal für kleine Königstiger muss, etwa 60 Sekunden mit allem Drum und Dran. So lange könnte man durchaus die Luft anhalten. Denn atmen sollte man tunlichst vermeiden, sonst bekommt man Atemwegsbeschwerden bei dem Mief. Aber was macht man, wenn man mal für große Königstiger muss? Also ich würde auf alle Fälle durchhalten und bis zum Abend warten, wenn ich wieder zu Hause bin. Aber ob das alle machen würden? Ich glaube nicht.
Aber ja, jetzt wird mir einiges klar, jetzt weiß ich, wieso es im Herrenklo so übel riecht. Diejenigen, die für große Königstiger müssen, die halten auch die Luft an. Da es in dieser Situation aber wohl länger dauert als 60 Sekunden, haben sie ein Problem. Denn nach spätestens 120 Sekunden wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und man fällt in Ohnmacht. Durch den Mief bekommt man sicherlich kurz darauf eine Lungenembolie und stirbt noch auf dem Klo sitzend. Dort gammelt man vor sich hin, weil vermisst wird man hier eh nicht. Und deswegen kriegt man auch den Gestank nicht aus der Toilette raus. Weil die Toten stinken und stinken und stinken immer weiter. Ein Teufelskreis!
Wie ist das eigentlich versicherungsrechtlich, wenn man auf dem Klo stirbt? Ingo weiß das auch nicht!
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