Wer ist Blue-Ray? Oder Erdmännchen sind putzig!. Claudia Feltkamp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Claudia Feltkamp
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847654315
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an der viele kleine Anstecker befestigt waren und sah mich an.

      „Gehen wir“, drängte sie mich und ergriff meine Hand. Dann begann sie zu erzählen.

      „Ich heiße Lissy. Eigentlich Elisabeth, doch jeder nennt mich nur Lissy. Gefällt mir auch viel besser. Elisabeth klingt so alt. Findest du nicht auch?“

      „Mir gefällt Elisabeth auch und...“

      Lissy unterbrach mich und redete die ganze Zeit weiter, bis wir unten angekommen waren und das Haus verließen. Ich fragte mich, wann sie sich überhaupt die Zeit nahm um zu atmen? Sie rannte zu ihrem Schuh, hob ihn auf und zog ihn wieder an.

      „Ein Glück“, meinte sie, „er ist noch da.“

      „Wie wäre es...“

      „Weißt du was? Wir gehen zum Starbucks.“

      „Und weißt du, dass die Wissenschaft festgestellt hat das Menschen, die andere ständig unterbrechen, eine kürzere Lebenserwartung haben?“, fragte ich sie.

      So, jetzt hatte ich es ihr aber gegeben. Endlich schwieg sie. Lissy blieb kurz stehen und schien zu überlegen.

      „Das kann sich dabei nur um Männer handeln. Ja, ich bin mir sogar sicher. Es betrifft nur die Männer, die eine kürzere Lebenserwartung haben. Sorry.“

      Sie zuckte mit den Achseln und ging weiter. Lissy plapperte unaufhörlich, fröhlich vor sich hin. Ich konnte ihr gedanklich gar nicht immer folgen, weil sie ständig von einem Thema zum anderen Thema sprang. Ich empfand sie als höchst anstrengend und äußerst lebhaft.

      „Warum wollten sie eigentlich springen?“, fragte ich sie in einer ihrer wenigen Pausen.

      „Ach, das ist doch jetzt nicht mehr wichtig. Ich bin ja nicht gesprungen und das habe ich dir zu verdanken.“

      Sie hackte sich bei mir ein und ging zielstrebig in Richtung Starbucks.

      „Ich bin ja so glücklich, dass ich dich gefunden habe?“

      „Du hast mich gefunden?“

      „Na ja, oder du mich. Da oben. Ach, sieh. Wir sind schon da.“

      Ich öffnete ihr die Tür vom Starbucks und sie schaute mich an.

      „Du bist so ein Gentleman.“

      Ich grinste freundlich.

      „Ich nehme einen großen Becher weißen Cappuccino mit viel Sahne und Karamellsirup drauf.“

      „Bist du sicher?“

      „Ja, ich liebe es süß. Ich setze mich schon einmal da an den Tisch.“

      Sie zeigte auf einen kleinen runden Tisch, der am Fenster stand. Eigentlich hatte ich keine Lust mich zu ihr zu setzen, doch ich hatte sie soeben davon abgehalten vom Haus zu springen.

      „Hey Susan“, sagte ich verlegen, denn ich wusste, was jetzt kommen würde,

      „Hast du den Kaffee schon wieder verschüttet?“

      Ich nickte nur.

      „Muss ich mir Sorgen machen?“, fragte sie scherzhaft.

      „Nein, ich hatte einen Zusammenstoß mit der jungen Frau da drüben.“ Ich zeigte in Lissys Richtung.

      „Oh, sie sieht... interessant aus. Was bekommt sie?“

      „Einen weißen Cappuccino mit viel Sahne und Karamellsirup oben drüber.“

      „Die mag es süß.“

      „Genau.“

      Ich wartete auf unsere Getränke und bezahlte, dann setzte ich mich zu Lissy an den Tisch.

      „Danke“, sie nahm den Cappuccino und trank einen großen Schluck. „Autsch, der ist heiß, aber er tut gut.“

      „Wie trinkst du deinen Kaffee?“, wollte sie von mir wissen.

      „Zwanghaft“, antwortete ich spontan.

      „Witzig“, sie glotzte mich an, „ich meine ob mit viel Zucker oder Milch.“

      „Warum ist das wichtig?“

      Ich trank meinen Kaffee und hoffte nur, dass nicht wieder ein Unglück passieren würde und ich dieses Mal den Kaffee austrinken konnte.

      „Ach, ist egal. Auf jeden Fall ist es Schicksal das du mich gesehen und gerettet hast. Du bist mein Retter. Nein, du bist mein Held!“

      „Na ja, das hätte doch jeder andere auch getan. Ich meine ...“

      „Nein, nein“, unterbrach sie mich wieder, „es ist unsere Bestimmung gewesen und wir gehören nun zusammen. Ich glaube total an solches Zeug.“

      Ich blickte sie etwas verwirrt an und verstand nicht, was genau sie damit sagen wollte.

      „Also, ich denke nicht, dass wir zusammen gehören und ...“

      „Doch, doch“, unterbrach sie mich abermals und erklärte mir den Zusammenhang zwischen Schicksal und Bestimmung, den ich nicht ganz nachvollziehen konnte.

      „Wann hast du Geburtstag?“, fragte sie mich aufgedreht.

      „Warum ist das wichtig?“

      „Es ist wichtig.“

      „Sag ich nicht.“

      „Nun sei doch nicht so.“

      „Nein.“

      „Hast du Angst?“

      „Wovor?“

      „Das du jünger wirkst, als du in Wirklichkeit bist?“

      Sie wollte mich provozieren und ich ging voll darauf ein.

      „Am 20. August.“

      „Welches Jahr?“, wollte sie grinsend wissen.

      „Jedes Jahr“, antwortete ich und griente. Lissy sah mich etwas verwirrt an.

      „Natürlich. Doch wann genau?“

      Ich schaute auf die Uhr.

      „Oh, schon so spät. Ich muss ins Büro. Es war wirklich nett mit dir zu plaudern.“

      Schnell erhob ich mich und ging schon zur Tür, als sie mir hinterher lief.

      „Warte, ich begleite dich noch.“

      „Das ist wirklich nicht nötig.“

      Ich verließ den Starbucks und marschierte los. Lissy kam mir hinterher gelaufen.

      „Ich begleite dich gerne zum Büro. Wir gehören doch jetzt zusammen.“

      Ich blieb stehen und sah sie an.

      „Nein“, erklärte ich ihr im ernsten Ton, „Wir gehören nicht zusammen und ich gehe alleine zum Büro.“

      Sie schaute mich überrascht an und lächelte dann.

      „Gut, dann sehen wir uns also später. Es ist doch unsere Bestimmung“

      Ich verdrehte die Augen: „Wenn es denn unsere Bestimmung ist, dann werden wir uns vielleicht wiedersehen.“

      Ich ging weiter, drehte mich mehrmals um, doch dieses Mal schien sie mir nicht zu folgen. Ich hoffte nur, dass ich sie nie wiedersehen würde. Sie war furchtbar!

      Ich ahnte nicht, dass Lissy zurück zu dem Eckhaus ging. Sie stieg die Treppe hinauf und stellte sich an den Rand des Daches. Dann zog sie sich einen Schuh aus, wartete bis ein Mann unten lang ging, der gut gekleidet war und von dem sie sich eine Einladung zum Essen versprach, kickte den Schuh vom Dach und wartete. Der Mann, der soeben unten entlang ging, blickte zu dem Schuh und dann hinauf, sah die junge Frau oben stehen und rief ihr sodann zu, dass sie nicht springen solle. Er rannte zu ihr hinauf, legte zwischendurch allerdings kurze Pausen ein, weil ihm die nötige Kondition fehlte.

      Oben angelangt, keuchte er