Die nahe Mole lud uns zu einem kurzen Spaziergang ein, dann ließen wir uns gemütlich mit einem kühlen Drink bei Kerzenschein auf unserer bequemen Bank nieder, einschmeichelnde Töne einer Pan-Flöte sorgten für die musikalische Untermalung. Aber das plötzliche laute Piepen unseres Gasdetektors und rotes Blinklicht rissen uns aus unseren Träumen. Schleunigst kramten wir die entsprechende Gebrauchsanleitung aus unseren Unterlagen; seitenlang in amerikanischem Englisch gehalten, war aus ihr nichts Vernünftiges zu entnehmen, danach war die Situation jedenfalls „very dangerous“ und wir sollten fluchtartig den Wagen verlassen und am besten die umliegenden Häuser räumen lassen. Nun, wir verließen zwar etwas genervt das Mobi, aber um draußen am Tank den Gashahn abzustellen. Vorsichtig machten wir eine Streichholzprobe, nichts passierte. Das Licht im Innenraum, das wir natürlich zum Lesen gebraucht hatten, wurde zusehends schwächer, wir warfen kurz den Motor an, sofort hörte der Detektor auf zu lärmen und das Blinklicht erlosch. Aha, beides zeigte also auch an, wenn die Batterie fast leer wurde. Wir ließen die Maschine noch eine Weile laufen und fielen dann nach all diesen Aktivitäten erst kurz vor Mitternacht todmüde in die Koje.
Der Sonntag bescherte uns wieder schönstes Spätsommerwetter. Entsprechend gelaunt brachen wir kurz vor 10 a. m. in südlicher Richtung auf, um zunächst bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu tanken, was etwas längere Zeit in Anspruch nahm, da man sich erst mit dem System vertraut machen musste, das bei weitem nicht an allen Tankstellen gleich ist. Ein riesiger direkt an der Straße gelegener Supermarkt verlockte uns dazu, unsere dezimierten Vorräte mit vielen Leckereien wieder aufzufüllen, wohlgemerkt am Sonntag!
Kurze Zeit später nahm der Highway One uns wieder auf und führte uns an herrlichen weißen Stränden entlang, nur unterbrochen durch die obligate Kuchenpause mit fast ofenfrischen Muffins, natürlich mit traumhaftem Ausblick auf den rauschenden Pazifik. Dann ging es weiter immer am Meer entlang bis zu unserem Tagesziel
- San Diego -
der mit über 1 Million Einwohnern nach Los Angeles zweitgrößten Stadt Kaliforniens, die südliche Stadtgrenze bildet gleichzeitig die Grenze der USA nach MEXICO. Bei der Einfahrt folgten wir dem Hinweis auf ein Tourist Information Center, wo ich mich mit einem ausführlichen Stadtplan eindeckte und gleichzeitig nach Übernachtungsmöglichkeiten erkundigte, das freie Stehen war natürlich wieder strengstens verboten. Das erste Angebot gefiel uns überhaupt nicht, also weiter zum nächsten, super, direkt an der Bay gelegen. Zunächst erst einmal den uns zugewiesenen Platz unmittelbar am Ufer belegt, ganz nach unserem Geschmack. Zu unserer Freude gehörte zum Campground auch ein hübsches gemütliches Café, in dem wir schon kurze Zeit später, inzwischen war es schon fast 7 p. m., wieder einmal ein leckeres Dinner nebst kalifornischem Wein genossen, einen traumhaften Ausblick auf die Bay gab es gratis dazu.
Dank Petrus konnten wir am nächsten Morgen wieder bei herrlichem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel aufbrechen zu einer Sightseeing-Tour per Mobi durch die wunderschöne Stadt mit gepflegten Villen und Gärten, in Downtown beeindruckt am meisten das über mehrere Häuserblocks ausgedehnte 6 Stockwerke hohe moderne Einkaufs- und Unterhaltungszentrum Horton Plaza in kühner Glas- und Stahlarchitektur, aufgelockert durch einen kleinen idyllischen Park. Östlich davon schließt sich das historische Gaslamp Quarter an; 16 Häuserblocks mit viktorianischen Bauten aus der Zeit von 1880 bis 1910 sind liebevoll restauriert, daneben gibt es viele modische Geschäfte, Restaurants, Theater und Bars, entsprechend reger Betrieb in den Straßen.
Weiter ging es auf unserer Stadtrundfahrt direkt hinein in den fast 600 ha großen Balboa-Park, der 1915 anlässlich der Panama-California-Ausstellung angelegt wurde und inzwischen die meisten Museen San Diegos, Galerien, Theater und Restaurants beherbergt. Als Wahrzeichen reckt sich der speziell zur Ausstellung errichtete California Tower 60 m hoch in den Himmel, die ihn umgebenden Gebäude sind fast alle im spanisch-maurischen Stil errichtet, sehr schön anzusehen. Auch die Landschaft kommt nicht zu kurz, weitläufige Rasenflächen, etliche kleine Seen, Pinien- und Zypressenhaine und eine reiche subtropische Vegetation machen diesen Park zu Recht zu einem beliebten Erholungsgebiet. Besonders schön das Botanical Building am Seerosenteich, das ursprünglich für einen Bahnhof der Santa-Fe-Eisenbahn konzipiert wurde. Da wir ja leider noch ohne eigenen Rollstuhl reisten und ein Spaziergang deswegen nicht in Frage kam, genossen wir halt die Pracht vom Mobi aus und ließen uns langsam kreuz und quer über die Drives und Boulevards treiben, immer wieder, wenn möglich, unterbrochen durch Fotostopps.
Dann ging es auf direktem Wege an die nordwestlich gelegene Mission Bay mit ihren vielen Buchten und Sandstränden. Unser Hauptziel war jedoch zunächst der berühmte Meerestierpark Sea World, der uns dank der Möglichkeit, dort wieder einen Rollstuhl leihen zu können, doch noch zu einer ausgiebigen Besichtigungstour verhalf. Fast zwei Stunden schlenderten wir durch den hübsch angelegten Park, ließen keine Möglichkeit aus, seine „Bewohner“, wie die verspielten Delphine, die putzigen Ottern, bedrohlich aussehende Haie, possierliche Pinguine, mächtige Walrosse, Seelöwen und die besonders attraktiven tonnenschweren schwarz-weißen Schwertwale, auch Killerwale genannt, aus nächster Nähe in ihrem Element zu beobachten, von denen einige ihre andressierten Künste sehr eindrucksvoll in regelmäßig stattfindenden Shows zur Schau stellen. Trotzdem wäre es uns wesentlich lieber gewesen, diese herrlichen Tiere in freier Wildbahn zu erleben.
Da es inzwischen später Nachmittag geworden war, wurde es Zeit für die Stehplatzsuche. Über die eindrucksvolle Coronado Bay Bridge, die sich über drei Kilometer lang in weiten Kurven über die San Diego Bay hinüber zur Halbinsel Coronado spannt, gelangten wir nach kurzer Zeit zum
- Silver Beach -
und entdeckten einen State Park direkt am endlos scheinenden weißen Sandstrand, genau das Richtige für uns. Zum ersten Mal wurden wir mit „Self-Reservation“ konfrontiert, mussten also zunächst einmal die genauen Anweisungen an der kleinen Holzhütte am Eingang studieren, aus einem Kästchen einen Umschlag mit Formular entnehmen, Namen und Kennzeichen und Datum eintragen, 10 Dollar beifügen und das verschlossene Kuvert in einen Briefkasten werfen; am späten Abend wird von einem Ranger geprüft, ob alle brav bezahlt haben, sehr praktisch! Jetzt konnten wir uns in aller Ruhe einen Platz aussuchen, einige Wohnmobile hatten sich bereits eingefunden und sich in gebührendem Abstand voneinander aufgestellt. Wir reihten uns entsprechend ein, ein freundlicher Gruß zum in größerer Entfernung stehenden Nachbarn, und dann hatten wir nichts Eiligeres zu tun, als uns in unsere Badesachen und sodann todesmutig in die schäumenden recht kühlen Wellen des Pazifiks zu stürzen, herrlich! Für das Abspülen des Salzwassers waren genügend Duschen am Strand vorhanden. Nach diesem ausgiebigen Badevergnügen schmeckte das leckere Abendessen an Bord besonders gut. Danach blieb noch Zeit, endlich einmal jede Menge Karten an die Lieben daheim zu schreiben, die natürlich mit Blick auf einen spektakulären Sonnenuntergang ganz besonders gefühlvoll ausfielen.
Am nächsten Morgen wurden wir durch prasselnden Regen geweckt. Aber schon, nachdem wir der wunderschönen Küste den Rücken gedreht und uns auf der Interstate 8 in eine imposante Gebirgslandschaft hinaufgeschraubt hatten, lugte die Sonne wieder aus den Wolken hervor. Nach etwa einer Stunde tauchten wir in eine völlig andere Welt, Wüste, so weit das Auge schaute, riesige bizarre Kakteen recken ihre vielen Arme hoch in die Luft, das Leben schien erstarrt, flimmernde Hitze, absolute Stille, kein Auto weit und breit, wir ganz allein unterwegs, jetzt bloß keine Panne! Plötzlich ein unheimliches Heulen in der Luft, eine schwarze Wand kam auf uns zu, wir konnten gerade noch die Fenster schließen, bevor uns eine dichte Staubwolke völlig einhüllte, einer der