PISHTACO. Peter Splitt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Splitt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742704658
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      „Sagen wir, weil ich Land und Leute kenne?“

      „Wie, du bist schon einmal in Peru gewesen?“ Ihr Gesichtsausdruck heuchelte Überraschung.

      „Aber sicher. Sonst hätte man wohl kaum ausgerechnet mich hierher geschickt.“

      „Aber als Ermittler machst du dich auch ganz gut. Wirklich, ich bin beeindruckt. Hast du da bereits einschlägige Erfahrungen sammeln können?“

      „Das kann man wohl so nennen. Ich war einige Male für das INC tätig.“

      „Was du nicht sagst. Für das Instituto Nacional de Cultura? Ist es dabei vielleicht um Kulturgüter gegangen?“

      „Jip, ganz genau. Die sind sozusagen mein Steckenpferd“, bestätigte er.

      „Der Schwarzmarkt für Ausgrabungsgegenstände wächst hier genauso schnell wie die Prostitution“, ergänzte sie.

      „Und Pädophile?“

      „Die gibt es hier leider auch. Vor ein paar Jahren haben wir einen Pornoring ausgehoben. Glaub mir, die Fotos die wir dabei gefunden haben, möchtest du nicht sehen. Erwachsene die es mit Kleinkindern treiben und so weiter. Aber die sitzen jetzt alle hinter schwedischen, äh peruanischen Gardinen und außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass dies etwas mit unserem aktuellen Fall zu tun hat. Warum haben wir dieses Thema überhaupt angesprochen?“

      „Na weil Mosquera etwas raus gelassen hat. Unser toter Beamter soll Kontakte zu kleinen Mädchen unterhalten haben.“

      Sie saßen eine Weile zusammen, stocherten in ihren Salaten herum, und sprachen kein Wort. Bis…

      „Claudio, ich…“

      „Ist schon in Ordnung Janeth. Ich mache dir ja überhaupt keinen Vorwurf. Sonja kam und stellte lächelnd das Essen auf den Tisch.

      „Ceviche für die Dame und eine Portion Seezunge mit Kartoffeln für den Herrn.“

      Claudio schenkte seiner Begleiterin einen skeptischen Blick. „ Guten Appetit Janeth.“ Schweigend begannen sie zu essen.

       „Wie ist deine Seezunge?“ erkundigte sie sich nach einer Weile.

      „Danke, gut.“

       Wieder aßen sie schweigend. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Laut schlürfte sie ihren Pisco Sour. Claudio schaute sich um, aber keinen der anderen Gäste schien das groß zu stören. Andere Länder, andere Sitten.

      „Habt ihr das Messer untersucht?“ fragte Claudio, während er seinen Fisch zerteilte.

      „Ja, haben wir. Es sind keine Fingerabdrücke vorhanden. Und bei dem Messer selbst handelt es sich um ein gewöhnliches Jagdmesser. Die kannst du auf jedem Markt gleich im Dutzend kaufen.“

      „Also kein Ritualmesser oder so etwas?“

       Janeth schaute ihn verblüfft an.

      „Ich glaube du schaust zu viele Abenteuerfilme, mein Lieber.“

      Er ließ ihren Kommentar unbeantwortet und widmete sich ganz seiner Seezunge. Vorsichtig öffnete er den Fisch und zog den mittleren Knochen heraus. Dann schnitt er eine der beiden Fischhälften in kleine Happen und stopfte sie nach und nach in seinen Mund. Die Seezunge war hervorragend.

      „Wir sollten wirklich keine Probleme herbeireden“, sagte sie nach einer Weile und prostete ihm zu.

      „Das hat meine Mutter auch schon gesagt. Gott sei ihrer Seele gnädig.“ Erwiderte er, nippte an seinem Pisco Sour und beobachtete sie dabei, wie sie den rohen Fisch mit Zitronensaft beträufelte und ihn dann verschlang.

      „Janeth, ich hoffe du weißt was du da tust. Geht es dir gut?“

      „Sehr gut, Claudio. Wirklich sehr gut.“ Sie kaute, was das Zeug hielt.

      „Kann ich Ihnen noch etwas bringen?“ Sonja war wieder aufgetaucht.

      „Kaffee vielleicht, oder einen Dessert?“

      „Möchtest Du Roger?“

       Er schüttelte den Kopf. „Für mich nicht mehr, danke.“

      „Dann bringen Sie uns bitte die Rechnung Sonja.“ Die Kellnerin notierte rasch, was sie verzehrt hatten und addierte den Betrag. Janeth bezahlte und gab ihr ein kräftiges Trinkgeld. „Geht eh alles auf Spesen der Abteilung“, gurrte sie.

      „Vielen Dank Senora. Ich hoffe Sie beehren uns bald wieder“, sagte Sonja und fing an den Tisch abzuräumen.

      Noch während sie zum Parkplatz gingen, donnerte es und über den Ausläufern der Stadt zuckten die ersten Blitze. Sie blickten beide zum Himmel und berechneten im Geiste, zu welchem Zeitpinkt der Regen losbrechen würde.

      „Habt ihr schon eine Theorie, wer der Mörder sein könnte?“, fragte Claudio, als er zu ihr in den Wagen stieg.

      „Mehrere“, sagte sie kurz und knapp. „Da wäre zunächst die Prostituierte, der Hausmeister oder Reynaldo Mosquera selbst. Vielleicht haben sie es sogar zusammen getan.“

      „Du meinst Mosquera und die Nutte?“

      „Das wäre doch immerhin möglich.“

      „Und was für ein Motiv sollen die beiden gehabt haben?“

      „Na das liebe Geld natürlich.“

      „Aber weshalb haben sie ihn an die Decke gehängt? Und was ist mit den vielen Verletzungen. Sieht mir doch eher nach einem Sadisten oder nach einem Ritualmörder aus.

      „Eben, das soll es ja auch! Um von einem Kapitalverbrechen abzulenken.“

      „Mm… wirklich seltsame Theorien habt ihr hier. Ist es nicht so gewesen, dass der Tote sogar noch ein paar Geldscheine in seiner Tasche hatte?“

      Janeth sah ihn erstaunt an. „Du weißt aber verdammt gut Bescheid, mein Lieber.“

      „Wie? Ach so. Das ist doch schließlich auch mein Job.“

      Sie starte den Wagen und fuhr los. Der Regen, der dann einsetzte, unterband jegliche Konversation. Im Innenraum des Fahrzeugs war eine Zeit lang nichts zu hören, außer dem rhythmischen Geräusch der Scheibenwischer. Zwischendurch schaltete sie das Radio ein. Radio Romantica brachte eine Schnulze, aber sie sang nicht mit. Das unbehagliche Schweigen hielt an, bis Janeth das Auto in die Einfahrt zu seinem Hotels lenkte. Claudio wollte sich gerade von ihr verabschieden, da fiel ihm noch etwas ein. „Weißt du vielleicht von Urvölkern oder alten Kulturen, die ihre Opfer mit dem Kopf nach unten aufgehängt haben?“

      Janeth schaute ihn etwas seltsam an. „Keine Ahnung. Das klinkt jedenfalls grausig. Wenn dich das wirklich interessiert, dann fragst du am besten im Museum de la Nacion nach. Dort wissen sie über sämtliche alten Bräuche Bescheid. Sag mal, du denkst doch nicht an etwas Bestimmtes?“

      Claudio zuckte mit den Achseln. „Ich denke nur, dass man Werner nicht per Zufall mit den Füßen zuerst an die Decke gehängt hat.“

      Es war bereits dunkel, als er in sein Hotelzimmer kam. Der Lärm des Feierabendverkehrs drang von der Straße zu ihm hinauf. An Schlaf war noch nicht zu denken. An der Rezeption teilte man ihm mit, dass zweimal für ihn angerufen worden sei. Zum einen war es eine gewisse Frau Neumann von der deutschen Botschaft. Sie ließ ihm mitteilen, dass er sich am kommenden Vormittag im Botschaftsgebäude einzufinden habe. Die andere Nachricht kam von Peter Baumann. Er wollte nur nach dem Rechten sehen und hatte sich nach seiner Reise erkundigt, beziehungsweise nachgefragt, ob er gut in Peru gelandet sei. Also nichts Besonderes. Peters hatte sich noch zwei Flaschen Bier der einheimischen Marke Crystal