Überraschungspaket Hund. Isabella Staudt-Millmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabella Staudt-Millmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844222289
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es mit den deutlich kleineren Schweineohren – in der Hoffnung, dass diese nicht so stinken würden und dass Dingo sie schneller gekaut hat. Am Anfang liebte er diese kleinen Leckerbissen auch: Pro Tag verschwanden 2 Schweineohren in seinem Magen. Sie beschäftigten ihn zwar wirklich nicht lange, aber er konnte seine Zähne trainieren und wir hatten keine Probleme mit der Geruchsbelästigung. Leider währte dieses Glück nicht lange und er fand Schweineohren nicht mehr so interessant. Er schnupperte zwar daran, leckte sie auch ab, aber dann waren sie schon wieder uninteressant.

      Wir blieben hart – einen Ochsenziemer konnte er leider in unserer Wohnung nicht essen. Der Holzknochen und das andere Spielzeug interessierte Dingo nicht. Es lag ihm nur im Weg rum. Wenn er sich hinstreckte, schob er mit den Pfoten oder dem Körper irgendein Teil weiter Richtung Wand. Irgendwann lagen alle Sachen direkt an der Wand und wurden nur vor dem Einstauben bewahrt, weil ich nach einer Woche alles in Dingos Schrank räumte.

      Wir machten uns auf die Suche nach anderen Knabbersachen und landeten bei echten Knochen. Unsere Tierärztin hatte keine Einwände erhoben, aber uns empfohlen mit großen Knorpelstücken zu beginnen, um eventuellen Magen-Darm-Problemen vorzubeugen. Diese Leckerbissen waren ganz nach dem Geschmack unseres Hundes. Er konnte nicht genug von frischem Knorpel bekommen. Für uns besonders erfreulich: die Knorpelstücke beschäftigten ihn ganztägig und rochen überhaupt nicht. Im Lauf der Zeit wechselten wir zu richtigen Knochen.

      Auch Hunde brauchen Schönheitspflege

      Das wuschelige Fell von Dingo machte regelmäßiges Bürsten zur absoluten Notwendigkeit. Mit der ersten Bürste, einer doppelseitigen, fing ich zaghaft an. Natürlich die weiche Seite benutzend. Ich merkte, dass ich eigentlich nur das lose Fell etwas heraus zupfte, aber keine richtige Wirkung erzielte.

      Ein Beratungsgespräch mit Hunde-Kennern war sehr hilfreich. Ich fing an, die grobe Seite der Bürste zu benutzen. Immer schön den Rücken entlang, dann den Hals vom Kinn zur Brust, die Ohren hochhaltend vom Hinterkopf auf die Schulterpartien und dann die Seite. An dieser Stelle hatte der Hund genug, es hatte ja auch schon fast eine halbe Stunde gedauert. Es war noch soviel ungekämmter Hund übrig, aber er wollte nicht mehr.

      Er tat so, als ob die Bürste ein Angreifer wäre und schlug mit den Pfoten danach. Ich musste so lachen, dass ich fürs erste aufgab. Aber einige Stunden später kam der zweite Teil des Bürstens. Vom Rücken zum Bauch hinunter, die Hinterschenkel entlang und seine Plüschhosen an den Hinterbeinen. Als ich seine wuschelige Rute bürsten wollte, war es auch mit dem zweiten Teil vorbei. Ich hatte den Zeitaufwand nicht so hoch eingeschätzt – insgesamt lag ich bis jetzt bei einer Stunde und der Bauch und die Vorderläufe fehlten noch. Diesen Teil nahm ich am nächsten Tag in Angriff. Alles in allem ging es doch ganz gut und ich plante mir zweimal wöchentlich eine Stunde Hundepflege ein.

      Sein Wachstum brachte auch mehr Pflegeaufwand mit sich. Sein Fell wurde dichter und wuscheliger. Je älter er wurde, umso mutiger wurde er auch und umso mehr Dreck brachte er im Fell mit heim. Ich erneuerte meinen Plan. Viermal wöchentlich je eine Stunde plus manchmal, mehr als dringend notwendiges, Baden.

      Ich hoffte, dass ich im Lauf der Zeit mit mehr Übung im Kämmen auch den zeitlichen Aufwand eingrenzen könnte. Allerdings habe ich festgestellt, dass auch Übung nicht ausreicht, um schneller durch das dichte Fell zu kommen. Ich versuchte es also mit einer anderen Bürste und landete schließlich bei einem gefährlich aussehenden Teil, das angeschliffene Zinken hatte, damit man Verknotungen und verfilzte Stellen rausschneiden konnte. Damit bürstete ich vor und dann mit der normalen Bürste nach. Hier war die Zeitersparnis deutlich. Einmal wöchentlich ausschneiden und zweimal Bürsten reichte. Besonders im Frühjahr, beim Fellwechsel, machte sich diese Technik erleichternd bemerkbar.

      Aber es ergaben sich immer neue Betätigungsfelder in der Hundehygiene. Ich fand nach einem Spaziergang eine Zecke in Dingos Fell. Die musste raus – eine Zeckenzange musste her. Also den Zeitbedarf neu kalkulieren und das tägliche Suchen nach Zecken einplanen. Ich war glücklich, dass wenigstens das Entfernen von Zecken problemlos lief.

      Wir lernten noch einige notwendige Kontrollen und Pflegemaßnahmen im Lauf der Jahre kennen – Ohrenkontrolle, Pfötchen und Krallen prüfen, Kletten entfernen, die Augen sauber machen und die Zähne kontrollieren. Der Zeitaufwand wuchs mit dem Hund. Bei schlechtem Wetter vermehrte er sich durch häufigeres Baden; bei gutem Wetter durch den Fellwechsel.

      Pflegearme Jahreszeiten wurden bei der Konstruktion von unserem Hund vergessen.

      Aber es war trotzdem immer ein schönes Gefühl und ein noch schönerer Anblick, wenn Dingo fertig gebürstet vor mir stand. Allerdings nur für mich. Dingo fand bürsten und waschen nicht wirklich schön. Besonders nach dem Baden wollte unser Hund diesen „komischen“ Geruch möglichst schnell loswerden. Er benutzte mit Begeisterung den Herrenduft „Frischgedüngtes Feld“ oder „Misthaufen“. Wenn beide Düfte nicht verfügbar waren (oder von Frauchen mit viel Mühe aus dem Fell gewaschen waren), dann akzeptierte er auch den Duft „Einfaches Gras“ oder „Egal was, Hauptsache nicht frisch gewaschen“. Daher wurden auch die Badeorgien mit der Zeit seltener – es war nicht besonders effektiv, den Hund zu waschen und ihn am nächsten Tag wieder durchs Feld wälzen zu sehen.

      Ohren reinigen war dagegen sehr schön für den Hund – dabei konnte er stundenlang still sitzen und den Kopf immer wieder drehen und wenden. Auch hinter den Ohren kämmen und bürsten fand er toll. Damit hätte ich den Hund auch tagelang beschäftigen können, oder er mich. Also erarbeiteten wir uns Kompromisse: etwas bürsten am Körper, etwas Ohren putzen, wieder den Körper bürsten und dann hinter den Ohren kämmen.

      Wir gehen aus

      Wir gehen aus

      Wir versuchten auch Dingo daran zu gewöhnen, alleine zu bleiben. Mir war aufgefallen, dass er gerne mit mir überall hinging. Er hatte eine perfekte Technik entwickelt, um keinen Schritt von mir zu verpassen. Er schnappte sich im wahrsten Sinne des Wortes einen Rockzipfel und hielt ihn einfach fest. Wenn ich auf dem Sofa saß, dann lag der Hund davor. Stand ich auf um in den Waschkeller zu gehen, dann kam Dingo mit. Immer mit einem Stück meines Rocks im Maul.

      Wir fingen mit dem Training an. Das war gar nicht so einfach. Dingo stimmte ein Geheul und Gebell an, das einem die Tränen in die Augen trieb. Also beschlossen wir, die Zeitintervalle, die er alleine verbrachte, langsam zu steigern. In der Anfangszeit bedeutete das allerdings auch, wir mussten den Hund ziemlich überallhin mitnehmen. Die meisten Freunde waren begeistert. Dingo war so ein putziges kleines Fellknäuel, dass man ihn einfach gern haben musste. Gott sei Dank war es August und meistens relativ warm und trocken. Wir gingen oft in Biergärten, dort war es kein Problem Dingo mitzunehmen. Aber nicht alle Freunde waren begeistert. Sei es die Problematik von Hundehaaren, Angst, Allergien und vieles mehr. Wir konnten und wollten unseren Hund doch nicht rund um die Uhr dabei haben.

      Selbst so etwas Einfaches wie Einkaufen gestaltete sich mit Hund schwieriger. Wir ließen Dingo im Auto, natürlich mit spaltbreit offenen Fenstern. Allerdings fuhren wir damals ein japanisches Model und noch dazu eine Limousine. Für Dingo war es kein Problem auf die Vordersitze zu gelangen. Wir gewöhnten uns an den Anblick eines Hundes, der auf dem Fahrersitz wartete, bis wir mit unseren Einkäufen wieder zurück waren. Dingo konnte alles steigern – auch dieses Bild.

      Wir waren mal wieder in einem großen Supermarkt. Schon beim Rausgehen bemerkten wir eine Menschentraube. Je näher wir unserem Parkplatz kamen, umso dichter wurde die Menschenmenge. Wir schnappten nur Wortfetzen auf, denn irgendjemand drückte permanent auf die Hupe. Wir hörten „wie goldig“ .. „ein hupender Hund“.. und uns war alles klar. Wir sahen genau, was wir erwartet hatten: Unser Dingo auf dem Fahrersitz. Die beiden Pfoten lässig auf dem Lenkrad einen Dauerhupton auslösend und schwanzwedelnd die vielen Menschen betrachten, die lachend um unser Auto herum standen. Für die Zuschauer war es ein Erlebnis uns beim Einräumen und Einsteigen