Die Teide-Fibel. Günter Voss. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Günter Voss
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844261295
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der Höhenkrankheit – Durchfall, Erbrechen, fieberhafte Anfälle – entgingen sie nicht. Wussten sie überhaupt etwas von Höhenkrankheit und Vorbeugung?

      Auch auf der dritten Reise wird Wein mitgenommen und Herr Edens erwähnt als Besonderheit Spazierstöcke, „um sich beym Hinaufsteigen auf den Pico zu helfen“. Bei einem Ort, den er Caravalla nennt, stand ein großer Baum, der „einem herausgewachsenen Ast hatte, welcher mit den Zweigen daruf, wie das Vordertheil eines Schiffes aussieht“. Und noch etwas sonderbares: „Unter diesen Bäumen, nicht eben sonderlich hoch in der Luft, sahen sie den Schwefel sich selbst, gleich einer Rakete oder Schlange von Schießpulver, entzünden. Das Feuer lief in einem Strome herunter, und der Rauch stieg von dem Orte auf, wo er zuerst Feuer fing. Sie sahen in der folgenden Nacht eben das, als sie unter den Felsen bey la Stancha lagen. Er konnte aber nicht merken, ob etwas davon einen Knall gäbe.“ Höhenkrank wurden sie nicht: „Er beobachtet, daß die Erzählung, von der Schwierigkeit auf der Spitze Athem zu holen, falsch ist; denn sie holten da so gut Athem, als unten.“ Höhenangaben macht er auch nicht.

      Auch Dapper gibt in seiner Beschreibung von Africa Sprats Bericht wieder. Seine Entfernungsangaben weichen nicht nur vom Original und von Schwabe ab, sondern auch von der Wirklichkeit. Genauso wie das Bild vom Pico. So schrecklich ist er doch nicht!

      George Glas – 1761

      Der Schotte George Glas, 1725 - 1765, handelte zwischen Brasilien, der Nordwest-Küste von Afrika und Europa. Auf seinem eigenem Schiff wurde er von Mitgliedern seine Crew erstochen, seine mitreisende Frau und Tochter über Bord geworfen. Ausführlicher schildert diese Vorfälle Leopold von Buch.

      1764 veröffentlichte Glas in London „The History of the Discovery and Conquest of the Canary Islands“, welche er aus einer Handschrift des andalusischen Mönch Juan Abreu de Galindo übersetzte, die er vorher in Palma auffand. Dazu gab er eine Beschreibung des gegenwärtigen Zustands der Inseln und einen Anhang über Verhalten, Kleidung, Handel u.ä. der Einwohner.

      Geschichte der Entdeckung und Eroberung der Kanarischen Inseln; 1777; 297 S., 4 Karten

      Beschreibung der Kanarischen Inseln, welche zugleich die neuere Geschichte der Einwohner und eine Nachricht von ihren Sitten, Gebräuchen, Handlung usw. enthält.

      Achter Abschnitt

      … Wenn man nach dieser Insel segelt, sieht man bei hellem Wetter diesen Pico leicht in einer Entfernung von 120 und wenn man von ihm weg segelt, von 150 Meilen. Er glicht dann einem dünnen blauen Dunst oder Rauch, der nur ein wenig dunkler ist, als der Himmel. In einer weiteren Entfernung verschwindet der Schatten und läßt sich von dem Blau des Firmaments nicht weiter unterscheiden. Ehe man diesen hoch aufgetürmten Berg aus dem Gesicht verliert, ragt er noch weit über den Horizont hervor, wiewohl die ganze übrige Insel, die sonst überhaupt sehr hoch ist, wegen ihrer Entfernung und der runden Figur der Erde, sich längst unter dem Horizont verloren hat. Gemeiniglich aber, wenn man mit dem Passatwinde nach Teneriffa segelt, erscheint die Insel, wie ein dicker Nebel oder eine Wolke, bis man ihr auf fünf bis sechs Leagues nahe kommt, da dann erst die Landspitzen deutlich werden und wie Land aussehen.

      Neunter Abschnitt

      Zu Anfang des Septembers 1761 reiste ich in Gesellschaft eines Schiffsherrn, um 4 Uhr Nachmittags von Porto Orotava ab, um den Pik zu besehen. Wir hatten einen Bedienten, einen Mauleseltreiber und einen Wegweiser bei uns. Nachdem wir etwa sechs Meilen hinauf geritten waren, kamen wir an den entferntesten Wohnplatz von der See an diesem Wege, der in einem tiefen Grunde belegen war und durch offene Rinnen mit Wasser versorgt wurde. Hier tränkten unsere Leute die Pferde und füllten einige Fässer zum fernerem Gebrauch auf unserer Reise mit Wasser an. Unterdes sie hiermit beschäftigt waren, spazierten wir in dem Grunde herum, den wir sehr angenehm und mit einer Menge von Bäumen, die einen wohlriechenden Duft gaben, bedeckt fanden. Bei den Häusern sind einige Felder von Mais oder indianischem Korn. An verschiedenen Orten auf dieser Seite der Insel wird dies Korn von den Einwohnern jährlich zweimal geerntet. Wir ritten nun eine Zeit lang einen steilen Weg hinan und kamen, eben als es finster wurde, in die Wälder und die Wolken, konnten aber unseren Weg nicht leicht verfehlen, weil er zu beiden Seiten mit Bäumen und Gebüschen eingefaßt war, die größtenteils aus Lorbeeren, Seevenholz und Bressos oder Reisholz bestanden. Da wir ungefähr eine Meile geritten waren, kamen wir an das obere Ende des Holzes über den Wolken, wo wir Feuer anmachten, zu Abend aßen und uns bald darauf unter den Büschen schlafen legten. Etwa um halb elf, da der Mond sehr hell schien, ritten wir ganz langsam zwei Stunden weiter, hatten aber einen so schlechten Weg, daß es nicht anders schien, als ob alles mit Trümmern steinerner Gebäude bedeckt sei. Nachdem wir diesen Weg zurückgelegt hatten, kamen wir auf kleine leichte weiße Bimssteine, wie Erbsen. Hier ritten wir etwa eine Stunde ziemlich stark. Die Luft fing jetzt an, sehr scharf, kalt und durchdringend zu werden und der Wind wehete stark aus Südwest oder Westsüdwest. Unser Führer gab uns den Rat hier abzusteigen, weil es ein bequemer Ort sei und uns bis um vier oder fünfe morgens auszuruhen. Wir folgten diesem Rat und gingen in eine Höhle, deren Eingang etwa sechs Fuß hoch vermauert war, damit der Wind und die Kälte nicht hineindringen konnte. Wir waren so glücklich, in der Nähe einige dürre Retamas zu finden, das einzige, was von Gesträuchen oder Pflanzen hier herum zu sehen war. Mit diesen machten wir ein großes Feuer an, um uns zu wärmen und schliefen dann ein, wurden aber bald durch ein Jucken der Haut wieder aufgeweckt, wovon wir glaubten, es komme von Flöhen, die wahre Ursache aber war die kalte Luft, der Mangel an Ruhe und das Schlafen in Kleidern. Dies ist mehreren auf dergleichen Reisen begegnet. Wir vertrieben uns hier die Zeit, so gut wir konnten. Unterdes wir aber so nahe ans Feuer krochen, daß die eine Seite beinahe gebraten wurde, erstarrte die andre vor Kälte.

      Gegen fünf Uhr Morgens ritten wir etwa eine Meile ganz langsam weiter, denn der Weg war hier fast zu steil zum Reiten und unsre Pferde waren jetzt müde. Endlich kamen wir zwischen einige große lose Felsen, wo eine Art von Hütte von losen Steinen erbaut war. Dieser Ort heißt, wie unser Führer uns sagte, Estanzia de los Inglesses (d.h. Ruheplatz der Engländer). Vermutlich hat man ihn so genannt, weil verschiedene Engländer sich auf ihrem Wege nach dem Pico daselbst ausgeruht haben, denn niemand macht diese Reise, als Fremde und einige arme Einwohner der Insel, die durch Einsammeln des Bimssteins ihr Brot verdienen, weil die vornehmen Spanier von dergleichen Neubegierde nichts wissen. Hier biegen wir ab, weil das Übrige des Weges zum Reiten zu steil war, ließen einen unsrer Leute bei den Pferden zurück und stiegen dann weiter zu Fuß hinauf. Wir gingen sehr schnell, um warm zu werden, wurden aber durch den steilen Weg, der zugleich locker und sandig war, bald ermüdet. Als wir auf den Gipfel dieser Anhöhe kamen, fanden wir eine ungeheure Menge großer loser Steine, deren Oberfläche platt war. Jeder dieser Steine hatte, eins ins andre gerechnet, etwa zehn Fuß nach allen Seiten im Durchschnitt. Dieser Weg war nicht so steil, als der vorige, aber wir sahen uns genötigt, eine beträchtliche Strecke über die Felsen zu gehen und von dem einen auf den andern zu springen, weil sie nicht alle ganz dicht aneinander lagen. Zwischen diesen Felsen ist eine Höhle, in welcher sich ein Brunnen oder natürliches Wasserbehältnis befindet. Diese Höhle, worein wir vermittelst einer Leiter, welche die armen Leute zu dem Ende dahin gesetzt hatten, hinabstiegen, ist etwa zehn Ellen weit und zwanzig hoch. Der ganze Boden derselben, bis dicht an den Fuß der Leiter, ist mit Wasser bedeckt, welches ungefähr zwei Faden tief ist und damals an dem inneren Rande der Höhle gefroren. Wir machten einen Versuch, von diesem Wasser zu trinken, seine außerordentliche Kälte aber machte es uns unmöglich. Gleichwohl füllte unserer Führer eine Flasche mit demselben, die er in dieser Absicht von der Estanzia mitgenommen hatte. Nachdem wir etwa eine viertel oder halbe Meile auf den großen Steinen oder Felsen fortgegangen waren, kamen wir an den Fuß des eigentlichen Pico oder Zuckerhuts. Dieser ist steil und was die Schwierigkeit des Hinaufsteigen vermehrt, der Boden ist so locker, daß er unter den Fußen ausweicht und folglich außerordentlich ermüdend. Denn ungeachtet die Länge dieser Höhe nicht über eine halbe Meile beträgt, so waren wir doch genötigt, wohl dreißigmal still zu stehen und Atem zu holen. Endlich kamen wir auf den Gipfel, wo wir uns niederlegten und etwa eine Viertelstunde ausruhten, weil wir gänzlich entkräftet waren. Als wir die Estanzia verließen, brach eben die Sonne aus den Wolken