Café Messerschmidt ist weggezogen. Gudrun Parnitzke. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gudrun Parnitzke
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741857218
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       Contents

       Titelbild

       Autorin und Inhalt

       Impressum

       1. Morgengrauen

       2. Maria im Licht 1

       3. Ziegenpeter

       4. Ziegenbockseele

       5. Fremdes Pflaster

       6. Körnerpark

       7. Hofspiele

       8. Geh aus mein Herz

       9. Grenzgänger

       10. Telefon

       11. Lesen macht Spaß

       12. Die goldene Angel

       13. Frieden

       14. Ein Teppich für die Braut

       15. Tote Kinder

       16. Maria im Licht 2

       17. Zwischenstation

       18. Café Messerschmidt oder Wochenschau

       19. Leim, Leder und ein Käfer

       20. Schulweg

       21. Schule

       22. Leibesübungen

       23. Die Rote

       24. Und was machen wir nun?

       25. Erwartungen

       26. Tanzschule Meisel

       27. Café Messerschmidt ist weggezogen

       Nachspann

      Autorin und Inhalt

      Gudrun Parnitzke, aufgewachsen in Berlin-Neukölln, war viele Jahre unter dem Namen Müller-Sabe als Musikautorin für den Rundfunk und große Berliner Orchester tätig.

      Veröffentlicht wurden auch Kurzgeschichten, ein historischer Roman und eine Fantastische Erzählung. Die Autorin lebt seit vielen Jahren im Landkreis Lüneburg.

      Café Messerschmidt ist weggezogen erzählt von einem Neukölln der Pendler zwischen West und Ost, der Kriegsversehrten und reichen Geschäftsleute, von gewöhnlichen Nachbarn mit ungewöhnlichen Macken und von Uli mit ihrer beharrlichen Sehnsucht nach Unversehrtheit.

      Komisch, nachdenklich, unsentimental.

      Impressum

      Umschlagbild: Sanierungsgebiet Rollbergviertel Neukölln (Ausschnitt) Hubertus Müller, 1974

      © Umschlaggestaltung: Christiane Walter

      www.dahlem-buch.de

      Alle Rechte vorbehalten

      Anmerkung:

      Der diskriminierende Ausdruck „Neger“an verschiedenen Stellen im Text ist mit Rücksicht auf die zeitlich bedingte authentische Umgangssprache nicht durch eine korrekte Bezeichnung ersetzt worden.

      1. Morgengrauen

      Im Sommer, bei Hitze, ist der Lärm unerträglich, vor allem am Wochenende. Nachts müssen die Fenster offen bleiben.

      Das Kind starrt mit weit geöffneten Augen in die Dunkelheit. Warten bis die Schritte auf dem Gehweg verhallen, aber sie kommen immer wieder. Der lässige Gang auf hohen Absätzen bohrt sich in unruhigen Halbschlaf.

      Fremde Stimmen aus anderen Wohnungen drängen sich ans Ohr, halblaute Musik, das Aufheulen eines Motors beim Gas geben.

      Plötzlich aufflammender Tumult, wenn die Kneipentüren sich öffnen und die hämmernden Rhythmen aus der Music Box an den Fassaden der Häuser emporschießen.

      Das Grölen der Betrunkenen geht bis zum Morgengrauen, anschwellend, abebbend, nimmermüde, als fürchteten sie die Stille am Ende einer langen Nacht. Manchmal platzt der schrille Ton der Feuerwehrsirene in den anbrechenden Morgen. Die Feuerwache ist nebenan.

      Einmal kommt ein Streifenwagen mit Blaulicht, von den Eltern gerufen. Die Mutter war am Fenster, der Vater am Telefon:

      „Sie haben einen jungen Mann aus der Kneipentür gestoßen! Sie haben ihn an den Schultern gepackt und den Kopf auf das Straßenpflaster geschlagen. Immer wieder. Jetzt liegt er da und rührt sich nicht mehr.“

      Eine halbe Stunde später ein Rückruf.

      „Wir haben niemanden gefunden, keinen Verletzten, nichts zu sehen, keinerlei Spuren. Aber bleiben Sie dran, bitte bleiben Sie dran! Sobald Ihnen etwas Verdächtiges auffällt, rufen Sie uns an! Dora an Siegfried, wir fahren jetzt zum Hermannplatz.“

      Der Vater legt auf: „Ihr könnt uns mal!“

      Die Eltern gehen wieder zu Bett.

      „Ja früher, die Schupos, die konnten noch durchgreifen!“ Die Mutter sarkastisch: „Die haben den weggeschafft! Zum Teltowkanal.“

      Das Kind, barfuß, im Nachthemd, den Henkelbecher aus Blech in der Hand, schließt behutsam den Wasserhahn. Durch die offene Küchentür hat es gelauscht. Es trinkt und hängt den Becher an den Haken über dem Spülbecken. Dann schleicht es ins Bett zurück, die Worte der Mutter im Ohr. Das Kind will einschlafen, aber auf dem bleigrauen Wasserspiegel des Kanals breiten sich kreisförmige