Impressum
der freche Papagei
Muppel und die Reise zum Zauberbaum
von Yule Dackelpfötchen
Copyright: © 2014 Yule Dackelpfötchen
Verlag: epubli GmbH, Berlin,www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-1783-6
Covergestaltung Yule Dackelpfötchen
Inhaltsverzeichnis
Der Märchenwald
Peter, Muppel und das Gelage
In Peters Garten
Das Rubbellos
Salidor
Der Zwerg Zwubicks
Im alten Weinkeller
Zu Gast bei Zwubicks
Zwubicks Problem
Nachtwanderung in die Smaragdhöhle
Lavendula verzaubert Peter
Der Wächter der Quelle
Afrika wartet
Neue Freunde
Die Hexe
Zum Zauberbaum
Allein
Auf Leben und Tod
Der Märchenwald
Die Größe des Universums ist unermesslich. Selbst das Licht, das ja doch recht schnell ist, braucht Milliarden von Jahren, um es zu durchqueren. Viel Platz also für kleine und große Planeten. Man sagt, es gäbe dort draußen mehr davon als Sandkörner auf der Erde.
Auf einem solchen „Sandkorn“ spielt diese Geschichte. Es handelt sich um eine Parallelwelt unserer Erde, eine Kopie, die aber nicht vollständig gelungen ist und in einigen, wenigen Bereichen eklatante Unterschiede aufweist.
Jedenfalls nennen sich die intelligenten Zweibeiner dort Menschen und ihren Planeten Erde, genau wie hier, es gibt fünf Kontinente, vier Jahreszeiten, Tiere, Pflanzen, Trauer und Freud, Haß und Liebe und eine Sonne, die über all dieser Vielfalt strahlt.
Auch Freundschaft gibt es dort. So wie die zwischen Bernie und Peter, die sich von klein auf kennen und zusammen durch dick und dünn gehen. Die Geschichte beginnt an einem besonders sonnigen Frühlingsmorgen auf jener Welt. Sowohl Bernie, als auch Peter schlafen noch. Es ist nämlich gerade ein Feiertag dort in dem Land, in dem die Beiden leben. Vielleicht haben sie auch ein paar Gläschen Wein zuviel getrunken, auf der Geburtstagsfeier am Abend zuvor. Ganz sicher aber steckt ihnen noch der Schreck in den Knochen, den sie auf ihrem nächtlichen Heimweg durch den Wald erlitten haben und zwingt sie, das Geschehene in langen Träumen erst einmal ausgiebig zu verarbeiten.
So schlief Bernie bis weit in den sonnigen Mittag des nächsten Tages hinein.
Weder das liebliche Maienkonzert der Vögel in seinem Garten, noch das allmorgendliche hektische Hin- und Hergewusel seiner Vermieterin in der Etage über seinem Kopf, vermochten ihn seinem Schlaf zu entreißen. Auch das Brummen, Rattern und Gekreische der verschiedensten Elektro- und Benzin gespeisten Gartengeräte in der Nachbarschaft, die ihn schon so manchen Morgen einiges an Nerven gekostet hatten, blieb an diesem Morgen ohne Chance.
Die Sonne, die in Peters Schlafzimmer fiel, sah ein recht identisches Bild.
Hier gab es allerdings jemanden, dem dieses Idyll ganz und gar nicht in den Kram paßte. Dieser Jemand guckte mürrisch aus blau- grün- grauem Gefieder und hieß Muppel, es war Peters cholerischer Papagei. Nun beklagte er sich bereits seit Stunden lautstark über die ausbleibende, gewohnte allmorgendliche Zuwendung seines Herrchens, ohne geringste Reaktion! Dank der massiven Bauweise von Peters Schlafzimmertür war das wütende Gekreische nämlich tatsächlich noch nicht so recht bis in dessen tief im weichen Kissen vergrabene Ohren vorgedrungen.
Das machte Muppel wirklich sauer! Hatte der Dicke ihn schon wieder vergessen? In seinem winzigen Papageienhirn kam das einer sträflichen Beleidigung seiner gefiederten Majestätsperson doch schon recht nahe und somit steigerte er sich in eine stakkatoartige Raserei und Wüterei, der schließlich selbst das zentimeterdicke antike Holz der Schlafzimmertür nichts mehr entgegensetzen konnte. Somit wachte Peter auf.
Noch im Halbschlaf wußte er sofort was zu tun war. Prinz Muppel gelüstete nach Nahrung und die Befriedigung dieser Gelüste duldete keinen Verschub. Nachdem er Muppel versorgt hatte und dieser schon ein klein bißchen weniger finster dreinblickte, fand er in seinen Gedanken zurück zu den erstaunlichen Erlebnissen der letzten Nacht. War das wirklich geschehen, oder war die Nachtwanderung durch den Wald bereits Teil eines Traumes gewesen?
Er setzte sich an seinen Küchentisch und während Muppel die leeren Hülsen seiner Körner links und rechts aus seinem Käfig pfefferte, versuchte er eine Antwort auf diese Frage zu finden. Vor ein paar Wochen hatte er beim Räumen seines Speichers das uralte Tagebuch eines Mannes namens Ismael gefunden, in dem er erfahren hatte, das der Wald, in den man von seinem Haus aus über den Hügel hinweg in wenigen Minuten gelangen konnte, zu früheren Zeiten einmal Märchenwald geheißen hatte. Gemeinsam mit Bernie hatte er versucht, die übrigen, teils stark vergilbten und vermoderten Passagen des Buches zu entziffern. Soviel war ihnen dabei klar geworden, dieser Ismael musste große Angst vor etwas gehabt haben, das auch in Verbindung mit dem Märchenwald gestanden haben musste. War es wirklich Zufall? Bernie und er hatten kurze Zeit später eine Einladung zur Geburtstagsfeier eines gemeinsamen flüchtigen Bekannten erhalten, dessen Einsiedlerbehausung ausgerechnet auf einer abgelegenen kleinen Lichtung am anderen Ende des Märchenwaldes lag. Etwas mulmig hatten sie diese Einladung aber dann doch angenommen. Tatsächlich war es dann auch ein sehr gelungener Abend gewesen und nach feucht fröhlichem Gelage hatten Bernie und er in alkoholbestärktem Übermut beschlossen, zu Fuß durch den Wald heimzugehen. Und dort, bei der Wegekreuzung waren ihnen dann die Zwerge begegnet. Zwerge! Konnte das sein, die gab’s doch sonst nur in Märchenbüchern...
Wenig später klingelte Bernie ihn aus diesen Grübeleien und gemeinsam beschlossen sie, der Sache auf den Grund zu gehen und so waren sie nun tatsächlich auf dem Weg zurück in den Märchenwald.
Mit jedem ihrer Schritte den Hügel hinauf dem Waldesrand entgegen wuchsen ihre Nervosität und Neugier. Sie hatten vor, nach Spuren zu suchen. Spuren von Zwergen. Nach irgend einer Bestätigung, dass nicht der Alkohol ihnen in der vergangenen Nacht einen Streich gespielt hatte. Die Sonne strahlte ungewöhnlich stark, es war warm und der Wald zeigte sich ihnen von seiner angenehmsten Seite. Alles sprießte und duftete am Wegesrand, Vögel und allerlei anderes Getier bezeugte mit ihrem Gesang und seinen Geräuschen die Wiederkehr des Frühlings,- Eindrücke, die in der Nacht zuvor gänzlich gefehlt hatten und die ihnen nun ein gewisses Gefühl der Sicherheit gaben,- oder täuschte ihnen der Wald dieses nur vor?
Schließlich waren sie an der Wegkreuzung angekommen. Außer einem einsamen, emsigen Specht war weit und breit kein anderes Lebewesen zu sehen oder zu hören.
Wenn die beiden Freunde nun erwartet hatten, dort irgendwelche Zwergenaccessoires wie rot leuchtende Zipfelmützen etwa, oder Spuren kleiner schwerer Zwergenstiefel am Boden vorzufinden,- dann wurden diese Erwartungen enttäuscht.
So suchten sie weiter unterhalb am Bach und zwischen den Tannen links und rechts der Kreuzung, fanden aber auch dort nichts, was dort nicht hingehört hätte. Nach einer Stunde standen sie wieder auf der Kreuzung. Es blieb nur noch ein Weg, den sie noch nicht untersucht hatten. Die Blicke ihrer Augen wanderten die schmale Linie des nach Norden steil ansteigenden Pfädchens hinauf, bis diese nach wenigen Metern einen heftigen Knick machte, um sich sogleich hinter dichten Tannen ihrer Sicht zu entwinden.
Es sah selbst bei Tageslicht aus wie ein Tunnel, den man dort betreten konnte. Die Bäume, die links und rechts stehend, dessen Wände bildeten, hatten sich im Laufe etlicher Jahre im oberen Bereich gegeneinander gelehnt, so als müßten sie sich in ihrer schweren Last gegenseitig stützen und bildeten so eine hölzerne Tunneldecke. Menschen und Tiere zogen es vor, sich von diesem Ort fernzuhalten, denn