Der Tote im Reichstag und die verträumte Putzfrau. Nadja Dietrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nadja Dietrich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748504573
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da?" bestürmte Lutz sie, sobald sie sich in der Tür zeigte. "Dieser tote Politiker hat gar nicht in seinem Büro das Zeitliche gesegnet?"

      "Stimmt", bestätigte Lidia Afanasjewna, "den habe ich auf der Toilette gefunden. Neben der Kloschüssel, um genau zu sein."

      "War er verletzt?" wollte Lutz wissen.

      "Nein", überlegte Lidia Afanasjewna, "das heißt … So genau habe ich ihn mir gar nicht angeschaut. Blut war jedenfalls keins zu sehen, wenn du das meinst."

      "Hmm", murmelte Lutz, "wahrscheinlich vergiftet … Und du hast dann also die Polizei angerufen?" vergewisserte er sich, obwohl Igor ihm das bestimmt schon erzählt hatte.

      Lidia Afanasjewna nickte. "Ja, klar, das hätte doch jeder so gemacht."

      Systematisch, wie bei einer offiziellen Zeugenbefragung, bohrte Lutz weiter: "Aber die Männer, die dann gekommen sind, sahen gar nicht aus wie Polizisten?"

      "Ehrlich gesagt: Ich weiß gar nicht, wie Polizisten aussehen, wenn sie einen Mordfall untersuchen", relativierte Lidia Afanasjewna. "Ich hatte ja vorher noch nie mit Kriminalbeamten zu tun."

      "Wie viele waren es denn?" hakte Lutz nach.

      "Zwei", entgegnete Lidia Afanasjewna wahrheitsgemäß, ehe sie sich wieder in die Küche begab, um sich den Essensvorbereitungen zu widmen.

      "Das waren garantiert Leute vom Geheimdienst!" hörte sie Lutz das Geschehen deuten, während sie den Raum verließ. "Die Brüder kenne ich, schließlich war ich selbst lange genug bei dem Verein."

      Ja, Lutz und der Geheimdienst … Vor dem Herd, beim Blick auf die in der Pfanne brutzelnden Fischfilets, gingen Lidia Afanasjewna all die Geschichten durch den Kopf, die Lutz von seiner Zeit als "Offizier des Ministeriums für Staatssicherheit" erzählt hatte: dass die "NADO" 1989 die Konterrevolutionäre mit Waffen versorgt habe und es ein Blutbad gegeben hätte, wenn er, Lutz, nicht die Anordnung zum Öffnen der Grenze erteilt hätte; oder dass Helmut Kohl – ein "ganz falscher Fuffziger, das könnt ihr mir gloobn" – ursprünglich von der Stasi angeworben worden sei, um die Wiedervereinigungspläne des Westens zu vereiteln, sich dann aber von der Verklärung als "Kanzler der Einheit" den schickeren Eintrag in den Geschichtsbüchern erhofft habe.

      Es waren alles Geschichten von phantasierter Allmacht, imaginäre Racheakte an jenen, die ihn, den langjährigen Abteilungsleiter einer bedeutenden Behörde, zum Kaufhausdetektiv degradiert hatten. Als solchen hatte Lidia Afanasjewna ihn ja auch kennengelernt, damals, als ihre Tochter Julia ein Parfum eingesteckt hatte, das sie sich nicht leisten konnte, und Lutz, als er ihren russischen Akzent bemerkte, aus Gründen der "internationalen Solidarität" Gnade vor Recht hatte ergehen lassen.

      Lidia Afanasjewna drehte die Filets noch einmal um, dann richtete sie das Essen auf den Tellern an und trug diese ins Wohnzimmer.

      "Ah, Freitagsfreuden – und das an einem Montag!" witzelte Lutz, als die Hausherrin den Teller vor ihn hinstellte. Er aß mit großem Appetit den halben Teller leer – wobei er nicht mit Lob an der "erstklassigen Köchin" sparte –, dann kam er wieder auf die mysteriösen Ereignisse zu sprechen, deren Zeugin Lidia Afanasjewna geworden war. "Also, ich möchte euch ja keene Angst machen", empfahl er, unwillkürlich die Stimme senkend. "Aber an eurer Stelle würde ich mich von jetzt an doch etwas mehr in Acht nehmen. Für mich riecht das Ganze stark nach einem Komplott. Ich sage euch: Da soll etwas vertuscht werden!"

      Igor sah ihn verständnislos an: "Mag ja sein … Aber was hat das mit uns zu tun? Wir haben den Toten doch gar nicht gekannt!"

      "Aber ihr – oder zumindest deine liebe Gattin hier – seid in der Angelegenheit die einzigen Zeugen. Mitwisser von etwas, das unter den Teppich gekehrt werden soll. Und so etwas hat der Geheimdienst gar nicht gern", erklärte Lutz mit vollem Mund.

      "Dann beschaffst du uns jetzt wahrscheinlich falsche Pässe, damit wir nach Mauritius auswandern können?" spottete Lidia Afanasjewna.

      Lutz schüttelte den Kopf. "Da wärt ihr vor dem Geheimdienst auch nicht sicher", stellte er klar, ohne auf den scherzhaften Ton einzugehen. "Diese Leute operieren heute doch weltweit. Stichwort: globale Vernetzung. Nein, ich würde euch eher zu prophylaktischen Maßnahmen raten."

      "Und wie sollen die aussehen? Wir wissen doch noch nicht einmal, worum es bei der ganzen Sache eigentlich geht!" gab Igor, ebenfalls kauend, zu bedenken.

      "Nun, vor allem sollten wir selbst versuchen, die mysteriösen Vorgänge aufzuklären", führte Lutz aus. "Nichts ist mächtiger als die Wahrheit. Wenn die wissen, dass wir wissen, was sie wissen, werden sie sich drei Mal überlegen, ob sie gegen uns vorgehen. Man muss dann nur die entsprechenden Dokumente an einem sicheren Ort deponieren und die Gegenseite davon in Kenntnis setzen, dass die Informationen im Fall der Fälle an die Öffentlichkeit gelangen würden."

      "Entschuldige, Lutz", wandte Lidia Afanasjewna ein, "aber das klingt mir doch ein wenig zu abenteuerlich. Wie willst du denn überhaupt an diese Informationen gelangen? Wir haben dafür doch keinerlei Ansatzpunkte!"

      Aber Lutz ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. "Lasst das mal meine Sorge sein!" entgegnete er geheimnisvoll. "Ich kenne da so einige Leute aus meiner aktiven Zeit … Einer arbeitet sogar beim Sicherheitsdienst des Bundestags, der schuldet mir noch was."

      Damit schob er sich das letzte Stück Fisch in den Mund und legte das Besteck auf den Teller. "Noch mal ein Hoch auf die Köchin!" schnurrte er. "Das war wirklich ein ganz feines Fresschen."

      Lidia Afanasjewna hatte verstanden: Der hohe Besuch hatte nichts gegen einen Verdauungskaffee einzuwenden. Sie räumte die Teller zusammen und ging in die Küche, um die Kaffeemaschine anzuwerfen. Während diese zischend ihre Arbeit aufnahm, stellte sie sich ans Fenster und ließ den Blick zum gegenüberliegenden Wohnblock schweifen, zu der Wohnung, in der Aljoscha jetzt vielleicht auch gerade am Fenster saß und zu ihr herübersah. Was er wohl zu der ganzen Angelegenheit sagen würde? Ob er ihr auch raten würde, der Sache auf den Grund zu gehen? Oder würde er sie nicht eher in seinen Armen in die unermesslichen Weiten des Sternenhimmels entführen, wo es überhaupt keine Rolle spielte, ob und wo auf diesem Planeten Leichen gefunden wurden?

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