Was ist denn heute los? Ich frage mich gerade, warum die Mitglieder der Ratssitzung so still sind? Kein Mucks ist von den Anwesenden zu hören. Betretenes Schweigen, so könnte man die Stimmung nennen. Kommt, lasst uns das Fenster zum Erdengeschehen öffnen, ich will wissen, warum die hohen Räte heute so nachdenklich sind.
Erzengel Michael öffnet den Durchblick für uns, und schon höre ich dieses Tosen. Was ist da bloß los? Was ist das für ein Geräusch? Oh je, der Ton kommt von Gaia selbst. Sie reinigt sich gerade, und das tut sie in diesem Fall mit einer Überschwemmung. Die Erde transformiert mit einer solchen Wucht, dass es scheint, als würde jeder, der zufällig reingerät, zu Tode kommen. Aber dem ist nicht so. Das weiß ich von Erzengel Michael, der sagte, dass es keinen zufälligen Tod auf der Welt gibt.
Wenn jemand sein Leben lassen muss, dann obliegt das immer seiner Seelenplanung. Ich weiß, dieser Satz tut weh, vor allem, wenn junge Menschen gehen. Vielleicht tröstet es ein wenig zu wissen, dass der Seelenplantod nicht verhindert werden kann.
Während ich noch überlege, was zu tun ist, höre ich, dass der Erdenengel schon wieder den roten Knopf drückt. Diesen Alarmknopf betätigen wir Menschen übrigens immer, wenn wir die Geistige Welt um Hilfe bitten oder ein Stoßgebet losschicken.
Aber was hat er denn heute? Wir sind doch alle bei ihm. Der braucht heute scheinbar viel Aufmerksamkeit. Liebe Leserseele, genervt blicke ich in deine Augen, um deine Zustimmung zu finden. Aber du siehst mich mit weisen Augen an und flüsterst: „Er tut es nicht für sich, Sarinah, du tust ihm unrecht. Harry drückt den Alarmknopf für die Menschen, die das selbst nicht können, weil das Leben sie so ermüdet hat, dass sie lethargisch geworden sind.“
Ja, du hast Recht. Aber wie sind wir eigentlich jetzt zur Ratssitzung gekommen? Ach ja, natürlich, ich schreibe es, und so lebe ich es auch. Du liest und bist dabei. Aber nun schnell, das Tosen wird lauter. Lasst uns das nächste Kapitel aufschlagen. Gaia braucht uns. Wenn wir der Erde helfen, dann muss sie sich nicht so schütteln und die Erdenbürger wegen diesen Katastrophen nicht mehr so leiden. Ein frommer Wunsch, ich weiß…
***
Mutter Maria: Die Heilung der Erde
Ich bin Mutter Maria und gekommen, um mit euch gemeinsam die Erde von den Transformationsqualen zu erlösen. Das ist wichtig, denn die Erdenbürger leiden unter den heftigen Schüben, die Gaia ausführen muss, um ihre Verletzungen zu heilen.
So lasst uns beginnen. Gleichzeitig sind die Mitglieder der Ratssitzung dabei, Balsam auf die Wunden der Erde und ihrer Menschen zu legen.
Die Menschen verletzen die Erde, um Profit zu machen und ohne daran zu denken, dass sie gleichzeitig ihren Brüdern und Schwestern Leid zufügen. Das wird aufhören, sobald eine gewisse Schwingung der Erdbevölkerung erreicht ist. Denn der bewusste Mensch verletzt niemanden, er beutet nicht aus, tritt auch die Natur und die Tierwelt nicht mit Füßen.
Hiermit breite ich meinen blauen Mantel der Güte und der Barmherzigkeit über all die geschundenen Gebiete und Seelen.
Ich leite die Heilungszeremonie ein, indem ich, Mutter Maria, den heiligen Strahl von Jesus Christus mit meinem Strahl vereine.
Nun wird es Zeit, dass die irdischen Meister aufstehen und mit mir gemeinsam diese Zeremonie fortsetzen. Wir brauchen eure Hilfe, Gaia braucht eure Hilfe.
Die irdischen Meister sind gerne in der Tarnung. Das ist verständlich, denn sie bleiben dort, weil sie sich in dieser Blase sicher fühlen.
Aber es gibt auch Menschen, die sich selbst groß darstellen, zum Meister küren, auf das Treppchen stellen und sich selbst Urkunden verleihen… Sie sind zwar auch auf dem Weg, jedoch kann das Ego fürchterliche Barrieren errichten, was das volle Bewusstsein angeht.
Liebe Meisterin, lieber Meister, nun bitte ich dich um eins:
Atme tief ein und aus. Fülle deine Lungen bis zum Anschlag mit der Energie der geistigen Heimat. Atme so tief und so fest ein, wie du kannst. Dann atme langsam aus. Atme eine Weile tief und bewusst. Nimm dir Zeit dazu, lege das Buch solange in deinen Schoß…
Liebe Meisterin, lieber Meister, atme die Geistige Welt ein, nimm sie tief in dir auf. Dann lass die Luft aus deinen Lungen weichen, indem du alles Schwere ausatmest.
Wir machen eine kleine Übung daraus und atmen alle gemeinsam…
Sarinah:
Ich atme mit euch und schaue mir die Mitglieder der Ratssitzung genau an. Du, die berühmten Räte des Lichts, die Erzengel Michael, Uriel und Raphael, Mutter Maria, der Erdenengel Harry – ihr steht mit geschlossenen Augen im Kreis und atmet tief und bewusst. Ich tue es euch gleich, doch mich lenkt dieses tosende Geräusch so sehr ab. Ich höre, wie das Wasser vom kleinen Bach zum reißenden Strom wird. Das Donnern der Flut wird lauter, trotzdem scheint darin ein Rhythmus zu sein, so, als würde die Erde mit uns gemeinsam Luft holen. Gaia gibt ein Ächzen und Stöhnen von sich, dass mir angst und bange wird.
Während ich mit euch gemeinsam Luft hole, bis mein Brustkorb sich wölbt, und über den Bauch ausatme, brüllt er schon wieder meinen Namen. Harry tut das lautlos. Da ich aber gut über die Seelenebene kommunizieren kann, kommt mir dieses Rufen vor wie ein lautes Brüllen.
Hier ist alles versammelt, was im Himmel Rang und Namen hat, und er brüllt nach mir?
Entgeistert blicke ich in Harrys Gesicht. Liebe Leserseele, du stupst mich an, dein Ellbogen berührt meinen Arm. Also gut, ich ahne, warum unser Erdenengel lautlos herumbrüllt. Außerdem, das nonverbale Rufen nehme ich noch viel intensiver wahr, als wenn mir jemand ins Ohr schreien würde.
Da ist das Tosen von Mutter Gaia nichts dagegen. Und schon drückt Harry wieder den roten Knopf.
Ich für meinen Teil habe nun genug. Ich verlasse den Kreis, weil ich weiß, dass Harry mir gleich folgen wird. Und so habt ihr, so hoffe ich, die nötige Ruhe, um eure Atemübung für die Erde fortzusetzen.
***
C‘est la vie: Wirklich, das ist das Leben?
Sarinah:
„Meine Seele ist wund, ich bin ein geschundener Mann, schau hier“…
Mit diesen Worten zieht der Erdenengel sein Hemd über den Bauch. Er legt seine Stirn in Falten, schaut mich mit großen Augen an und zeigt mir seinen Brustkorb.
„Darum hast du so gebrüllt, bist du noch ganz bei Trost?“, blaffe ich Harry an. Seine Haut ist an den Stellen um die Brustwarzen hellrot, es sieht aus wie eine liegende Acht. Als hätte die wunde Stelle ein Muster in die Haut gegraben, die liegende Acht.
Harry steht vor mir, hält wie ein Schuljunge sein Hemd unterm Kinn fest und schaut mich so Mitleid erregend an, dass ich nicht anders kann.
Mitgefühl wallt in mir hoch, die hellroten Hautstellen brennen bestimmt wie Feuer. Ich frage mich bloß, warum er nach mir brüllt, wo ihm doch die besten Heiler der Geistigen Welt zur Seite stehen. So fasse ich mir ein Herz und tue mein Bestes, um Balsam auf seine Wunden zu legen.
Ich blicke in seine Seele, sehe mir diese wunden Stellen genau an. Dort zeigt sich im Außen das auf der Haut, was ich im Inneren als Zerrissenheit wahrnehme.
Diese Zerrissenheit hat dazu geführt, dass es zu einer Abspaltung eines Seelenanteils kam. Sein Körper hat versucht, diese Abspaltung des Seelenteils zu verhindern, indem er eine wunde Stelle gebildet hat.
So lenkt der Mensch seine Aufmerksamkeit dahin, wo es brennt und wehtut. Dadurch kann die Zerrissenheit, das Zerwürfnis mit sich selbst aufhören oder wenigstens eine Pause einlegen, weil wir Balsam auf unsere Wunden legen, indem wir uns kümmern.
Viele Menschen leben dieses Zerwürfnis mit sich selbst, indem sie sich selbst immer wieder infrage stellen.
Je höher die Schwingung, die wir im Körper halten können, umso mehr fällt das ins Gewicht, was nicht im Einklang mit unserer Seelenplanung ist.
Gerne würde ich nun die himmlischen Heiler zu Hilfe rufen, doch Harry hält meinen Blick fest.
Als