Mit dem Bumsbomber nach Bangkok. Dr. Robert Tiefenbach. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dr. Robert Tiefenbach
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847639794
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Dreieck der Kugeln trifft. Das war es dann aber auch. Der Engländer war am Zug und lochte ein paar seiner Kugeln ein. Ich mühte mich ab, doch er lief zu Höchstform auf und bald war nur noch eine seiner und viele meiner Kugeln auf dem Feld. Ich kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung, meine Kugeln lagen so, dass kein vernünftiger Stoß möglich war. Ich griff zu der Taktik, die ich bereits als Jugendlicher in solchen Momenten angewendet hatte und die wunderbar zu dem Satz passte: Versuche das Unmögliche, um das Mögliche möglich zu machen. Ich habe die Spielkugel mit voller Kraft vor die Kugel gestoßen, bei der ich mir vorher ausgemalt hatte, wie mit viel Glück etwas laufen könnte. Das lief natürlich nicht, aber das Glück war noch größer, denn eine Kugel die absolut unmöglich erschien, fiel in eine Tasche. Nun hatte ich einen Lauf, versenkte drei Kugeln nacheinander.

      Mein Gegner brauchte nur noch die 8 einzulochen, sie lag todsicher vor einer Tasche. Er zeigte auf diese, meinte, normalerweise würde er die Kugel in dieser versenken, doch „just for the fun“ wähle er einen Stoß über die Bande. Der klappte nicht, ich beförderte endlich meine letzte Kugel ins Loch und wollte die schwarze dann auch „just for the fun“ per Kunststoß in die richtige Tasche bringen. Das klappte natürlich auch nicht, wir spielten eine Viertelstunde „just for the fun“, immer wüstere Kunststöße wurden angekündigt, bis ich dann per Zufallstreffer die schwarze Kugel in der angekündigten Weise vom Tisch verschwinden ließ.

      Im Hotel wollte Kat wissen, was ich am nächsten Tag vorhätte. Ich antwortete ihr, dass ich ihn alleine verbringen wolle.

      Das nahm sie persönlich und begann zu weinen: „Don't you like me?“

      Sie hat tatsächlich geweint, war traurig, dass ich den Tag nicht mit ihr verbringen wollte. Doch, ich mochte sie, habe versucht ihr klarzumachen, dass ich sie zwar mögen würde, sie dies aber mit Liebe verwechseln würde, dass zwischen „like“ und „love“ ein Unterschied bestünde. „Love“ kannte sie nicht, so dass wir den Begriff mit einem Übersetzungsprogramm googeln mussten. Ich glaubte, sie lebe in einer Fantasiewelt, dass eines Tages ihr Pretty-Woman-Mann komme und sie hier heraushole. Ich war nicht derjenige, ich war kein Pretty-Woman-Mann, ich tat ihr weh.

      Dieses Thema beschäftigte mich bereits die letzten Tage: Auf wie vielen Gefühlen trampelte ich hier herum? Was fühlten die Frauen wirklich, die mit den Männern mitgingen? War es für sie nur ein Geschäft, ähnlich den Huren in Deutschland oder war es für sie mehr, mehr Hoffnung? Jeder, der längere Zeit mit ihnen verbrachte, könnte es sein, könnte derjenige sein, der ihnen ein besseres Leben ermöglichte. Trampelte ich auf den Gefühlen der Thai-Männer herum? Im Skytrain standen Kat und ich händchenhaltend nebeneinander, manche Thais haben zu uns geschaut. Für Kat war der Umgang mit ihrem Job das Natürlichste überhaupt, sie zeigte keinerlei Scheu oder Unbehagen in meiner Gegenwart in der Öffentlichkeit. Was mussten die Thai-Männer über Typen wie mich denken? Wir kamen mit unserem Geld und kauften ihnen die heißesten Frauen weg. Es war eine ungerechte Welt.

      In Nana liefen viele europäisch-asiatisch-gemischte Pärchen herum, es war ein Bild, an das ich mich erst gewöhnen musste. Männer aus der untersten Schublade schleppten bildhübsche Ladys hinter sich her. Haben die Männer das nötig? Mangelt es ihnen an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, dass sie zu dieser Möglichkeit greifen? Ich dachte, ihnen fehle diesbezüglich einiges. Aber was wäre dann mit mir? Schließlich bin ich doch nun auch so ein Typ – Was ist mit meinem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl? Mache ich den Urlaub aus therapeutischen Gründen? Auf alle Fälle war er eine wertvolle Erfahrung, die ich machen musste, und wenn es er nur dafür gut wäre, dass ich mir ein eigenes Bild vom Sextourismus in Thailand machte.

      Kat war traurig, traurig feststellen zu müssen, dass ich nicht derjenige wäre, der sie befreite, der sie aus dem Sumpf des Sich-Hingebens herauszöge. Und doch blieb sie freundlich, ließ sich den weiteren Abend über nichts hiervon anmerken. Wir landeten im Bett, Kat gab alles, das änderte jedoch nicht meine Meinung über den nächsten Tag.

      19. April

      Der Morgen begann mit genauso sportlich wie am Vortag, wir setzten das fort, womit wir gestern Abend geendet hatten.

      Der Moment der Trennung war gekommen. Kat schrieb mir ihre Facebook-Adresse und Telefonnummer auf, damit wir in Verbindung bleiben könnten. Warum macht sie das? Um eine weitere Enttäuschung zu erfahren, indem sie irgendwann feststellen muss, dass ich mich nicht melde? Um sich weiterhin in einer Traumwelt aufhalten zu können? Ich sah keinen Sinn darin, eine virtuelle Freundschaft aufrecht zu erhalten. Es war mein Urlaub, ich wollte etwas erleben, meinen Spaß haben, aber keine Illusionen aufbauen.

      Beim Abschied meinte sie zu mir, dass sie an diesem Tag nicht arbeiten gehen könne, sie würde in ihrem Zimmer bleiben. Ich merkte, dass sie irgendwie ge- und betroffen war. Sie wusste, dass ich am nächsten Tag nach Pattaya übersiedeln würde und hatte Sorge um mich, bat mich, dass ich gut auf mich aufpassen solle. Nach einer letzten kurzen Umarmung verließ sie mich – irgendwo in mir tat das weh.

      Gegen 13:00 Uhr suchte ich erneut das gestrige Lokal auf, um zu frühstücken. Im Gegensatz zu Deutschland konnte man in Thailand um diese Zeit noch ein Frühstück erhalten. Wieso habe ich das Hotel mit Frühstück gebucht? Ich kam überhaupt nicht dazu, dieses in Anspruch zu nehmen, da ich morgens erst nach dem Ende der Frühstückszeit aus dem Bett kam. Alles hinausgeworfenes Geld. Ich zog plan- und ziellos durch die Stadt, schaute mir bunte Stände an, atmete die fremde Atmosphäre ein, genoss den krassen Gegensatz traditioneller Einfachheit und westlicher Moderne, dachte an Kat und dem, was sie in mir sehen könnte. Liebe könnte es nicht sein, aber es könnte etwas sein, das sie für Liebe hält und es in Wirklichkeit doch nur eine Hoffnung wäre. Eine Ölmassage sollte mich auf andere Gedanken bringen, die kostete in Thailand doch nicht viel.

      Wie bereits bei meiner vorherigen Massage zog ich mich bis auf die Unterhose aus und legte mich bäuchlings auf die harte Matte. Die erste Amtshandlung der Masseurin war, mich anzuweisen, dass ich die Unterhose nicht bräuchte und ausziehen könnte. Mir schwante schon, was gleich kommen würde. Sie fing an, die Füße zu drücken und zu massieren, arbeitete sich langsam über die Beine nach oben. Wie zufällig berührten ihre Hände häufiger meinen Hodensack oder rutschten kurz in die Arschfalte. Ich sollte mich umdrehen. Bingo, ich hätte meine Wette gewonnen. Sie ölte kräftig meinen Penis ein und massierte diesen ausgiebig. Als sie der Meinung war, meine Geilheit genügend gesteigert zu haben, folgte die erwartete Frage nach einem Happy End. Nein, das wolle ich nicht. Sie ließ nicht locker, massierte und fragte erneut, doch ich blieb standhaft. Die Masseurin gab sich geschlagen, dachte ich, denn die zufälligen Berührungen blieben fortan aus. Sie massierte ganz normal weiter, ging aber später zu einem zweiten Angriff über, nahm sich erneut meinen Schwanz vor, ob ich denn sicher sei, dass ich kein Happy End wolle. Man wird die penetrant! Das schmälerte die Qualität der Massage enorm, ich wollte nicht ständig abwehren müssen, sondern einfach die Massage genießen.

      Nein, ich wolle immer noch kein Happy End.

      Ob ich ihr dann wenigsten einen guten Tipp geben würde.

      Ja, den könne sie haben.

      Erst jetzt gab sie wirklich auf und brachte die Massage ohne weitere Stimulationsversuche zu Ende. Die Bezahlung erfolgte bei ihrer Chefin. Ich gab zu den geforderten 300 Baht noch 50 Baht Tipp. Die Chefin regte sich auf, 50 Baht seien doch viel zu wenig, das sei kein angemessener Tipp. Hey, was erwarten die denn? Ich gebe fast 20% Tipp und sie regt sich auf? So können sie keine Kundschaft gewinnen. Außerdem war die Konkurrenz riesengroß, es gab genügend Ausweichmöglichkeiten und ich würde in diesen Massagesalon gewiss nicht mehr gehen.

      In Bangkok gab es sehr viele Bettler, von denen einige ziemlich verstümmelt waren, denen Finger oder gar ganze Gliedmaßen fehlten. Andere krochen flach liegend über den Bürgersteig, drückten ihr Gesicht auf die Platten, so als ob sie der letzte Dreck seien. Das bedrückte und beschämte mich gleichermaßen.

      Ein anderer, ein junger Mann mit längeren rotbraunen Haaren, saß in Nana immer an der gleichen Stelle, wartete auf Almosen, hielt jedem seinen alten Pappbecher hin, damit dieser ihm ein paar Baht einwerfen konnte. Und dann spielte genau dieser Bettler zwischenzeitlich