Der Diplomatenkoffer. Hans W. Schumacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans W. Schumacher
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847654988
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Kapitel 60

       Kapitel 61

       Kapitel 62

       Kapitel 63

       Kapitel 64

       Kapitel 65

       Epilog

       Impressum neobooks

      Die Hauptpersonen

       Schauplatz Nizza

      Henri Dupont, Privatdetektiv

      Alida Celentano, seine Freundin und Mitarbeiterin

      Bernard Grandville, sein Partner

      Caroline, seine Frau

      Auguste Grandville, sein Vater, Industrieller, ehemals Minister

       Die Zeitung La voix du sud

      Arthur Bétancourt, Besitzer der Zeitung

      Marius Barre, Chefredakteur

      Jason Thierry, Herausgeber

      Serge Makoulian, Lokalredakteur

      Lisette Makoulian, seine Frau, Archivleiterin

      Roger Cellier, Lokalreporter

      Miranda Farnèse, Reporterin

       Polizei von Nizza

      Cellini, Polizeipräsident

      Boulanger, Kriminalkommissar

      Meunier, Kriminalkommissar

      Honoré Barthélémy, Kriminalassistent

      Lefèvre, Staatsanwalt bzw. Untersuchungsrichter

       Sonstige

      Marc Boutroux, ehemals Söldner

      Robert Boutroux, sein Bruder, Bürgermeister von Draguignan

      Charles-Frédéric Bertrand, Besitzer einer Gocart-Bahn

      Dufour, Rechtsanwalt von Marius Barre

      Almansour, Mitarbeiter

       Schauplatz Paris und Umgebung

       Regierung

      Galland, Präsident der Republik, Sozialist

      Duclos, Premierminister, UDR

      Hugues, Innenminister

      Salomon de Villepin-Montreux, General, Direktor des BISP (Bureau d'information de sécurité publique)

      Robert Petit, Mitarbeiter des BISP

      Teissier, Mitarbeiter des BISP, Philatelist

       Polizei

      Renard, Kriminalkommissar

      Lafitte, sein Assistent

      Desailly, sein 2. Assistent

      Mirefleur, Gerichtsarzt

      Prosper Canart, Leiter der Zweigstelle Paris der Detektei Dupont

      Louise Granier

      Alain, ihr unehelicher Sohn

      Max Laurier, Zimmergenosse von Alain im Internat

      Dimitri Maisky, Hotelier

      Eric Maisky, sein Sohn

       Landwirtschaftliche Hochschule von Gersaint

      Danielle Bertrand, Studentin

      Rude, Student

      Moroni („Poil de carotte“), Student

      Barrault, Student

      Julio Martini, Lektor für Italienisch

      Monfils, Vorsteher des Postamts von Gersaint

      Jeanne Moreau, Sekretärin

      Kapitel 1

      Julio Martini hatte sich auf einer Bank unter den Bäumen des Jardin du Luxembourg niedergelassen, um die laue Frühlingsluft zu genießen, außerdem wollte er den Lehrstoff rekapitulieren, den er heute seinen Studenten vermitteln wollte. Er musterte mit kritischem Blick die Replik der bekannten Cäsarbüste, die auf einer Stele ihm gegenüber stand. Einige Schritte weiter links war der Marmorkopf des Augustus zu sehen und nicht weit von ihm tauchte Caracallas’ Gesicht auf, mit gedrehten Löckchen in Bart und Haupthaar.

      Im hellgrünen, noch nicht ganz dichten Laub der Linden lärmten Spatzen in Erwartung eines Tierfreunds. In der Tat setzte sich bald darauf eine alte Frau auf die Nachbarbank, kramte in ihrer Einkaufstasche, zog eine Tüte heraus und begann Brotkrumen vor sich hinzuwerfen. Kaum eine Minute später flatterten und hüpften Dutzende von Vögeln in wildem Getümmel um sie her.

      Julio hatte die Sprachlehre durchblättert, die Lektion memoriert, das Buch wieder in sein braunes Diplomatenköfferchen gesteckt und dieses neben sich an die Bank gestellt. Da noch etwas Zeit bis zur Abfahrt war, streckte er die Beine aus, verschränkte die Hände im Nacken und beobachtete, wie sich die Tiere ums Futter stritten. Fiel ein Brotstück in die Menge, schossen gleich mehrere darauf zu, bis ein Glücklicher davonflog, um die Beute in Frieden auf einem Ast zu verzehren. Doch vergeblich, mindestens einer folgte und jagte ihm das Stück ab, bis endlich nur noch Krümel herabrieselten, um die sich keiner mehr kümmerte.

      Julio hatte sich wie immer, wenn er zum Unterricht ging, in eine Art offiziellen Dress zwängen müssen, um der Etikette des Instituts genüge zu tun, an dem er seit Beginn des Studienjahres als Lektor für italienische Sprache unterrichtete. So trug er einen taubengrauen, für den heutigen Tag schon fast zu warmen Anzug mit enger Weste, darunter ein gestärktes weißes Hemd mit einer dezenten Krawatte, die ihm den Hals zuschnürte. Seine Schuhe waren blank geputzt, sein neuer Aktenkoffer war aus braunem Leder mit Messingverschlüssen.

      Er schloss die Augen im warmen Sonnenschein, der durch die Lücken im Laubwerk fiel, hörte träumerisch Sperlinge schilpen, Meisen zwitschern und dachte an seine Freundin im fernen Umbrien. Julio stammte aus Orvieto, wo sein Vater Lateinisch am Lyzeum gelehrt hatte, bevor er wegen des Fortschreitens einer multiplen Sklerose aus dem Dienst scheiden musste.

      Bei einem Ausflug hatte Julio im Herbst des vergangenen Jahres Cleopatra Neri kennengelernt, die in ihrer Heimatstadt Pitigliano eine kleine Galerie besaß, wo sie ihre eigenen Bilder und Kunsthandwerk der Region verkaufte. Pitigliano liegt auf einer Felszunge, die sich wie ein Schiffsbug in einen tiefen Canyon vorschiebt. Die schlichten ockerbraunen Bruchsteinhäuser wachsen aus der gleichfarbigen Klippe heraus und lassen die Stadt wie eine ausgedehnte Festung aussehen.

      Er hatte sich aus dem Fenster des Ausstellungsraum, in dem er völlig allein war, gebeugt und einen Blick hinabgeworfen. Tief unten am Fuß der Felsen glitzerte das Wasser des kleinen Flusses zwischen den Bäumen in herbstlichen Feuerfarben, und der süßbittere Geruch der welkenden Blätter wehte mit dem kühlen Wind hinauf. Als er sich umwandte, stand Cleopatra hinter ihm und sprach ihn an. Sie mochte etwas älter als er sein, er schätzte sie auf Ende zwanzig. Sie war nur ein wenig kleiner als er, dunkelblond und wohlproportioniert.