Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Louis Lautr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742724182
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Spaten und den Korb aus dem Schuppen. Beim ersten Feld hatten wir eine gute Ausbeute, wir hatten vier Wühlmäuse. Im zweiten Feld hatte eine Katze oder ein Bussard ein Stück Maus gefressen. Der Schwanz war noch da. Wir hatten in diesem Feld auch vier Wühlmäuse gefangen. Ich putze die Fallen und grub sie neu in anderen Gängen ein. Ich sagte zu Lindtraud: „Acht isch ja nit schlecht, on den Schwanz von der agfressene Maus, no hemer neun Schwänz, des sin wieder zwei Mark un fünfundzwanzig Pfennig. Lindtraud lachte als sie zu mir sagte: „Es werdet sicher mehr, weil du deine Schwänze vermehre kansch“. Ich legte meinen Arm um Lindtraud und sagte: „Mir hättet ja no Zeit on müsstet nit glei zu dir heim.“ Lindtraud sagte: „Mir müsstet no nit glei heim, aber mir gen glei heim, wenn du mir jetzt nit erzählsch wie mer Schwänze vermehrt, on du weisch, dass i des niemand sag.“ Als ich es ihr erzählte lachte sie so ansteckend und lange bis uns der Bauch weh tat. Linde meinte: „Jetzt könnt mer a mol probiere ob mir dein Schwanz mit Knete au verdopple könnet.“ Wir lachten, gingen zum Heuschober und räumten den Spaten auf. Ich stellte das Glas mit den Wühlmausschwänzen auf einen Balken, um es nicht zu vergessen. Dann zogen wir uns aus. Lindtraud sagte zu mir: „Es tuet mer leid, aber du hasch die blöde Mäus in deine Händ g'het on dene au no d' Schwanz abgschnitte, es dät mi a weng grause wenn du mi jetzt anfasst“. Ich konnte Lindtraud verstehen und sagte: „I könnt an eurem Brunne meine Händ wäsche, aber bis zum Brunnen isch 's halt weit.“ Lindtraud war ein praktisches Mädchen. Sie sagte: „Weisch i muss pisse do könntsch deine Händ wäsche on mit deim Taschetuch abtrockne, no könnte mir mitnander schpiele.“ Ich musste mir etwas einfallen lassen, was ich später meiner Mutter, wegen des Taschentuchs erzählen würde. Wir streichelten und schmusten uns fast ins Paradies. Linde lachte, als ich sagte: „Mei Schätzle, du kriegsch scho en Buse, du wirsch immer hübscher.“ Als ich Lindes Vater die Schwänze zeigte sagte er: „Ihr waret tüchtig, es duet meim Feld gut, dass die Mäus he sin, do hen ihr euch a guts Veschper verdient.“ Als wir gingen, nahm Lindtraud ihre Tasche mit, sie hatte sich noch ein Kleid und zwei Schlüpfer gerichtet. An der Haustüre trafen wir Gerda, die gerade nach Hause kam. Sie sagte zu Lindtraud: „So no muss i für dich morge schaffe, wenn du scho wieder gehsch.“ Lindtraud küsste sie und sagte: „Dafür darfsch am Samschtig zum Tanz, da schaff i für dich.“ Ihr Vater brummelte: „Hen ihr Mädle nix anders em Kopf, gucket dr Louis a, der verdient sei Geld grad on duet bei uns no a guts Werk, indem er unsre Wühlmäus fängt. Warum hat dr Herrgott mir lauter Mädle gschenkt.“ Gerda sagte leise zu mir: „Wenn mei Vater wüsst, was du älles mit meiner Schweschter machsch, no wär er neme so begeischtert von dir.“ Ich sagte leise zu Gerda: „Wenn dei Vater wüsst was du älles scho mit mir gmacht hasch, als du in meim Bett gläge bisch, no dät er nomol drüber nochdenke, warom er lauter Töchtre hät.“ Gerda lachte leise: „Des ka sei, aber mit meiner Schweschter musch bald ufpasse, dass se kei Kind kriegt.“ Linde und ich machten uns auf den Weg. Ich wollte ihre Tasche tragen, sie meinte sie wäre nicht schwer, ich sagte lachend: „Wenn se schwär wär no wollt i se au nit trage.“ Sie lachte und gab mir einen Kuss und die Tasche. Ich konnte mein Schraubglas mit den Schwänzen in ihre Tasche legen. Ich drehte den Deckel noch stärker zu, weil der Schwanz von der angefressenen Maus ziemlich stank. Wir gingen schon auf der Straße, als wir den Renault hörten. Esther Kofer, hielt an und fragte: „Wollt ihr hinten sitzen?“ Wir schüttelten den Kopf, ich setzte mich nach vorne. Frau Kofer sagte: „Ihr hättet hinten schmusen können, aber da Louis seinen Freund nicht dabei hatte, habt ihr sicher unterwegs geschmust.“ Lindtraud war mutig und fragte: „Wollen sie eigentlich nie schmusen? Oder warum hen sie kein Freund, obwohl ihnen viele Männer im Dorf nochgucket on hinter ihne her schpringet?“ „Ach mein Schätzchen“, sagte Frau Kofer zu Lindtraud „es ist nicht so einfach, da müsste ich erst den Richtigen finden, du würdest doch auch nicht mit jedem schmusen, du hast dir doch deinen Louis ausgesucht. Schau, ich fand noch nicht den Richtige.“ „Ha wisst se“, sagte Linde „mir sin froh, denn wenn sie en Freund hättet, no hättet sie au gar kei Zeit mehr für uns, deshalb wünschet mir uns, dass no lang nit de Richtige kommt. Aber i mag sie halt ganz arg, on no denk i, es wär für sie schö, wenn sie manchmal vögle könntet, aber jetzt freu i mi, dass i drei Tag bei ihne bleibe kann“. Frau Kofer sagte: „Ich spiele und schmuse mit euch sehr gerne, ihr ersetzt mir einen Freund.“ Frau Kofer hielt und ließ mich aussteigen. Als Lindtraud ihre Tasche auspackte, bemerkte sie mein Schraubglas. Sie lachte und erzählte mir am Mittwoch früh von dem Gespräch, das sie mit Madame geführt hatte. „Heidenei“ sagte sie zu Frau Kofer, „jetzt hat dr Louis seine Schwänz vergesse. Madame fragte, was hat er vergessen, seinen Schwanz? Linde lachte und sagte, doch nit seinen, sondern im Schraubglas, die von de Wühlmäus. Frau Kofer schaute sich das Schraubglas an und meinte, etwas eklig, die acht Schwänzchen, weißt du, wie Louis und Hartmut Schwänze vermehren? Aber was frag ich dich, du bist ein schlaues Mädchen, natürlich hast du von Louis erfahren, wie er Schwänze vermehrt. Lindtraud lachte und sagte, Madame, i weiß es, aber i han verschproche, dass i es niemand erzähl, i geb im Louis das Glas in der Schul. Lindtraud hatte von zu Hause selbstgemachten Schichtkäse und Leberwurst mitgebracht. Nach dem Abendessen fragte Lindtraud, ob sie baden dürfe, weil sie, vielleicht nach Landwirtschaft riechen würde. Madame überlegte und meinte, sie hätte heute geschwitzt und würde zu ihr in die Badewanne steigen. Linde erzählte, was für eine schöne Frau Esther wäre. Danach durfte Lindtraud mit Frau Kofer im Himmelbett schlafen. Lindtraud gab mir in die Schule mein Glas mit den Wühlmausschwänzen. Sie achtete darauf, dass es niemand sah, sie wusste, dass ich sie noch vermehren wollte. In der großen Pause suchte ich meinen Freund und sagte: „Hartmut, mir müsset glei nach dem Essen Schwänze kneten, sonst schaff ich‘s heut nit aufs Rathaus.“ Nach der Schule sagte ich zu Frau Kofer: „I muss heut Nachmittag aufs Rathaus, sonst verwesen meine Wühlmausschwänze, und stinken.“ Frau Kofer sagte: „Louis, ich muss auch aufs Rathaus, wir können um halb vier zusammen hinfahren, dann kannst du die Schwänze abgeben und ich frage nach meinen Unterlagen, danach fahren wir zurück und lernen Mathe.“ Ich bedankte mich und traf mich mit Hartmut. In einer Ecke des Sägewerks kneteten wir im Akkord Wühlmausschwänze, weil ich nicht zu spät kommen wollte. Ich sagte: „Hartmut, lass uns nomal siebe dazu mache, no hen mer wieder sechzehn, des langt.“ Hartmut gab mir eine Schachtel, damit ich mein Schraubglas mitnehmen konnte. Die Schachtel hatte den Vorteil, dass man die Schwänze schlechter sah. In der Schachtel stanken die Schwänze ziemlich, deshalb würde Frau Stark mir nicht zu nah kommen.

      Als ich die Treppe zu Frau Kofer hochsprang war ich diesmal nicht der Letzte, ich hörte, wie Ros nach mir die Treppe rauf rannte. Wir klingelten. Madame sagte zu mir: „Du kannst die stinkende Schachtel auf der Treppe stehen lassen“. Wie immer zogen wir uns aus und setzten uns an den Tisch. Ich fragte, ob jemand etwas von Ren gehört habe. Ros hatte sie besucht und erzählte uns, dass sie Schnupfen und Halsschmerzen hätte. Madame sagte: „Ich habe ebenfalls nach ihr geschaut, sie kommt morgen wieder. Wir rechneten drei komplizierte Aufgaben. Lindtraud überraschte mich immer, wie sie komplizierte Brüche rechnen konnte, sie war längst fertig, als mir noch der Kopf rauchte. Lin hatte alle Aufgaben richtig. Ros und ich hatten eine falsch. Madame sagte: „Lin erkläre bitte die dritte Aufgabe den Beiden.“ Lin erklärte es uns, ich konnte kaum zuhören, weil mir auffiel, wie hübsch Lin inzwischen wurde. Madame sagte: „Lus du musst aufpassen und nicht mit Stielaugen deine nackte Lin anstarren, bitte zieh dich jetzt an, wir gehen gleich.“ Lin und Ros, fühlt euch in meiner Wohnung, wie zu Hause, aber geht bitte nicht in meine Dunkelkammer, wenn es klingelt macht nicht auf, ich nehme einen Schlüssel mit.“ Madame und ich fuhren zum Rathaus. Ich fragte Frau Stark, wo Frau Kofer den Brief für den Bürgermeister abgeben könne. Frau Stark sagte: „Den könnet sie mir gebe, i seh nochher de Herr Bürgermeischter.“ Es war mir nicht recht, ich konnte es jedoch nicht ändern, denn jetzt war Frau Kofer beim Wühlmaushandel dabei. Frau Stark fragte: „Wie viel hen ihr diesmal on wo isch dein Freund?“ Ich sagte: „Mir hen wieder sechzehn, on mei Freund hat heut Nachmittag Schul, deshalb isch er nit derbei, aber mir teilet des Geld.“ Frau Stark sagte: „Ihr könntet im Mausfange Weltmeischter werde.“ Frau Stark ging mit mir zum Klo. Frau Kofer kam ebenfalls mit und sagte: „Die Schwänze sind eklig, ich könnte sie nicht anfassen“. Frau Stark sagte: „Dene Bube macht des nix, i könnt die Schwänz au nit anfasse.“ Als ich gerade den sechzehnten Mäuseschwanz ins Klo geworfen hatte, kam Herr Mühlmeier, so hieß damals der Bürgermeister unseres Dorfes. Er begrüßte unsere Lehrerin und gab sich auch bei mir sehr Leutselig.