Die Schneelandschaft und der violette Himmel. Jörg Röske. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jörg Röske
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847678748
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doch, trotz Jeros Furcht, sah Orge die Entschlossenheit, die Wut, das Schlachtenlüsterne, das Rote in Jeros Augen.

      Der Punkt wurde größer, das Brummen lauter und schließlich landete das Bordflugzeug des Artillerie-U-Bootes auf dem Luftmeer unweit der Burg. Hatte dann der letzte Atem der Kraft des Himmelsstürmers ihn zum Sturmfried gebracht. Dort angekommen sprang der Pilot aus seiner Maschine und kletterte, ohne sein Flugzeug mit einem Seil zu sichern, an einem von der Karavelle herabhängenden Seil zum Zweimaster und hechtete dann hinüber zum Sturmfried.

      Ein wenig außer Atem berichtete der Pilot seinem Ritter, dass er sie gesehen habe.

      Der Pilot

      Aber dann, ohne in irgendeine Angst, Düsternis heischende Furcht, Panik mysteriöser Art und Weise zu verfallen, erzählte der Pilot des zusammenklappbaren Bordflugzeuges des Artillerie-U-Bootes vom Himmel. Ein Leuchten trat in seine Augen und Jero spürte, dass es ein Fehler wäre, seinen Untergebenen auf die Fortführung seines Berichtes zu drängen. Und er spürte, dass das Leuchten und was sich dahinter befand, weitaus wichtiger seien, als die Apokalypse der Drachen oder die Furcht davor, und dass möglicherweise Rettung nahte.

      So ließ der Ritter den Piloten weiter reden. Dieser erzählte von seinem Start in sengender Hitze, von seinem Schwitzen im engen Cockpit, während seines Fluges in den Osten der grauen Ebene.

      Vorbei flog er an der Öltankanlage, die er in der Ferne in nördlicher Richtung ruhig da legen sah. Merkwürdige Gefühle waren in ihm für einen kurzen Moment hochgekommen beim Anblick der einstigen Wohnstätte, von der auch für ihn keine Gefahr mehr drohte.

      Dann richtete er seinen Blick wieder nach vorne, zum Osten hin und flog eine ganze, viel zu lange Weile verharrend, eingepfercht in der Enge des Cockpits, bis schließlich die Dämmerung kam.

      Da wollte der Pilot landen, sich nicht des Orientierungsmangels der Düsternis ausliefern und kurvte eine Schleife. Dabei geriet ihm der Sonnenuntergang des Westens ins Gesicht und er flog zurück. Jero wurde wütend, der Pilot setzte unbeirrt seine Erzählung fort und des Ritters Ärger blieb unentdeckt.

      Blutrot war er gewesen, der Himmel, der sich über dem Westen gewölbt hatte und dort hinein war der Pilot geflogen. Bis zur völligen Nacht, hatte dann verweilt auf einer Schlafstatt in der Weite der Ebene. Geträumt hatte er von dem Blutrot, nein, gespürt hatte er es die ganze Nacht über, war es ein glückseliger Schlaf gewesen von Wonne und Wärme.

      Am Morgen erwachte er im Angesicht von Ischgatarh, so wähnte er. Drohend und beobachtend besah er den Piloten und Zweifel befielen ihn, denn des Ritters Drache war von anderer Natur. Da stieg Angst in ihm empor, legte sich jedoch bald wieder, denn wollte der Drache ihn fressen, hätte der Pilot die Glückseligkeit des Erwachens nicht erlebt. Er, der Unterlegene rührte sich nicht, achtete auf des schwarzen Drachen Tun, der sich dann aufschwang und in östliche Richtung flog.

      Der Pilot eilte in seine Maschine und startete dem Drachen hinterher und geriet tief hinein in den Osten. Eine Steppe breitete sich unter dem Fliegenden aus und nach einem weiteren, guten Stück Flugs sah er sie.

      Artefakt

      Eine schier unübersehbare Drachenschar, eine riesige Menge der Fabeltiere, ein gewaltiger Anblick bot sich dem Piloten, der sich verrückt und irrsinnig schimpfte, dem Drachen gefolgt zu sein. Für erkaltetes Vulkangestein, eine weite Fläche davon, hatte er sie zunächst gehalten und sie erkannt, als es zu spät gewesen war.

      Intuitiv landete er, wähnte sein Inneres Bewegungslosigkeit als einzigen Schutz. Zwei Meter über dem Boden schwebte sein Flugzeug auf dem Luftmeer, und das Zittern des Erkundenden war erstarrt zu panischer Reglosigkeit. Doch nichts geschah, kein Drache würdigte ihn eines Blickes, friedlich lagerten sie in der Steppe und weideten.

      Eine Weile verharrte der Pilot im Cockpit, wurde beschienen von der Sonne, die ihn wärmte und seine Erstarrung löste. Neugierig wurde er stieg aus, sprang vom Schwimmer seines Gefährts hinab auf die Steppe. Und ging zu der Versammlung der Schaurigen. Erst hinterher, nachdem er von diesem Orte gezogen war, wurde ihm der Wahnsinn dieser Tat klar.

      Inmitten der Drachen war er, von denen nur einige ihn beiläufig musterten und sich dann wieder dem kargen Gestrüpp hingaben.

      Jero hörte inzwischen mit anderem Ohr zu und er vernahm weiter, wie der Pilot schilderte, wie selbiger schließlich zu seiner Maschine zurückkehrte, startete und beim Aufsteigen in den Himmel in nordöstlicher Ferne etwas Weiteres entdeckte. Er steuerte das Flugzeug zu der Entdeckung, überflog sie, sah eine Ansammlung von Felsen, zwischen denen einige karge und große und weitastige Bäume empor gewachsen waren. Hinter den Felsen befand sich ein Abhang, der zu etwas führte, das der Pilot als unbestimmbares Land beschrieb. Von den Felsen stürzte Wasser herab, verschwand in dem Nirgendwo.

      Auf den Felsen und den Bäumen saßen einige Drachen. Sie waren reglos und violett und Jeros Innere rätselte ob dieser Dinge, die sein Pilot ihm erzählte.

      Dann gab es jener Dinge nicht genug, denn als der Flieger aufgrund eines Blickes zur Tankuhr umkehren wollte, sah er in nördlicher Richtung um den Horizont geschart einen violetten Himmel, eine Schneelandschaft und darin ein seltsames Artefakt.

      Die neun Hellebarden

      Das Bild war vollendet, die Ebene grau, der Himmel gelb und im Zentrum ein schwarzes, sakrales Gebäude, das umschmeichelt wurde von gelben, roten und orangen Flammenzungen. Ich blieb stehen, besah die Szenerie, sah die Unwirklichkeit in der Weite und entdeckte schwarze Gestalten, die um die höllische Architektonik hektisch umherliefen.

      Ich erkannte sie als Landsknechte mit ihren lappigen Mützen und Hellebarden - muteten sie an wie Dämonen aus finsteren Urzeiten, die ihren Spuk mit dem Bauwerk trieben, wähnte ich sie als die Brandstifter des heiligen Ortes.

      Wut stieg in mir hoch, und ich eilte los, wollte retten, was schon verloren war, zumindest die Landsknechte von dem Rest ihrer Tat vertreiben.

      Schließlich erreichte ich mein Ziel und mit erhobenem Schwert stürzte ich auf die Übeltäter zu. Diese ergriffen, nachdem sie mich entdeckt hatten, sofort die Flucht. Verstand ich dies nicht, denn sie waren neun und ich allein.

      Ich suchte hinterher, fand sie nirgendwo in der Weite der Ebene, vermutete ich sie in einem der Bodengräben, die die graue Ebene durchzogen.

      Damit lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder zurück zum Brand, versuchte ich vergeblich, mit dem grauen Sand die Flammen zu ersticken. In der Nähe lagerte ich dann, bleiben wollte ich, hatte den Blick auf das Spektakel.

      Abend wurde es und kühl und ich rückte näher, bekam Wärme von den sterbenden Flammen. Ich schlief ein und träumte von Geistern, die schwarz und mit Stangen bewehrt um mich herumschlichen. Am nächsten Morgen wusste ich, dass die Nachtgeister die Landsknechte gewesen waren und ich wunderte mich, dass sie mir nicht zu Leibe gerückt waren.

      Das Feuer war erloschen, aber überall dämmerte noch heiße Glut und ich nahm mit meinen Händen Sand, mit dem ich versuchte, das Überbleibsel der Zerstörungskraft zu ersticken. Es sollte noch eine geraume Zeit währen, bis die Tiefenhitze erloschen war, verglüht war, der beruhigenden Kühle Platz gemacht hatte. Immer wieder stach ich mit meinem Schwert in die Trümmerhaufen, fühlte dann den blanken Stahl, setzte mich wieder vor die Ruine und wartete.

      Dann, an einem Abend, war es soweit. Ich prüfte erneut mein Schwert und kalt war es geblieben. Beruhigt war ich, konnte mit der Errichtung eines Schutzes beginnen.

      Im Augenwinkel spürte ich das Rot des Sonnenuntergangs und ich richtete meinen Blick zum Glutball. In ihm standen die schwarzen Silhouetten von neun Gestalten, die allesamt Hellebarden trugen.

      Desaster

      Sie hatten niemals ein Wort gesagt, aber verstanden hatten wir uns lückenlos. Anfänglich Furcht, später Achtung und Respekt hatten sie vor meinem Schwert, war