Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750236370
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wurde die vielfältige Betriebsamkeit sichtbar, die für eine militärische Anlage so typisch war.

      Zwei Beritte übten die enge Marschformation in Viererkolonne. Das Stampfen der zweihundert Pferde ließ den Boden beben und wirbelte Unmengen von Staub auf. Auf einer Koppel wurden neue Pferde zugeritten. Viele Schwertmänner und auch ein paar Stadtbewohner sahen dabei zu, feuerten Zureiter oder Pferd an und sparten nicht mit Kommentaren, wenn sich der Reiter nicht im Sattel halten konnte. Später, wenn die Pferde zugeritten waren, würde man auf eine Einzäunung verzichten können. Ausgebildete Reittiere liefen beim Pferdevolk nicht fort.

      An einer anderen Stelle war die Kampfausbildung der Pferde zu sehen. Die Reiter lenkten sie nur mit Schenkeldruck und führten Schild und Lanze, während das Gespann zwischen Hindernissen und aufgestellten Strohpuppen hindurchgaloppierte. Während die Kavalleriepferde der Garde von Alnoa ihre Reiter lediglich trugen, waren die ausgebildeten Pferde der Schwertmänner Kampfgefährten ihrer Reiter. Sie wussten, wie sie Gebiss und Hufe effektiv einsetzen konnten. Das setzte allerdings eine nahezu symbiotische Beziehung zwischen Pferd und Reiter voraus und war der Grund, warum Schwertmänner ihr Pferd nur ungern wechselten. Jeder der Kämpfer musste seine Reittiere persönlich zureiten und war dann auch für ihre Ausbildung und Versorgung verantwortlich. So arbeitsintensiv dieses Verfahren auch sein mochte, es machte die Pferdelords zu jenen gefürchteten Reitern, als die sie bekannt waren.

      Vor einer der Unterkünfte übten sich einige Schwertmänner im Kampf zu Fuß. Wie Nedeam und Lotaras es erwartet hatten, war dort auch die übergroße Gestalt von Fangschlag zu finden.

      Das riesige Rundohr trug Wams und Beinkleid des Pferdevolkes und sah darin eher befremdlich aus. Dieser Eindruck wurde durch seine Stiefel noch verstärkt. Die Rundohren der Legionen trugen metallverstärkte Kampfstiefel, bei denen die Zehen frei blieben. Fangschlag hatte sich ein paar übergroße Lederstiefel des Pferdevolkes anpassen lassen und eigenhändig die Spitzen abgeschnitten, sodass die Krallen seiner Zehen daraus hervor ragten.

      Der Unterführer der übenden Schwertmänner sah Nedeam und Lotaras herantreten, unterbrach die Übung und entbot seinen Ehrensalut.

      „Lasst euch durch unsere Anwesenheit nicht stören“, dankte der Pferdefürst und sah die Kämpfer aufmunternd an. „Wie ich sehe, übt ihr euch im Umgang mit den Kriegshämmern.“

      „Ich schätze eher die Klinge“, gab einer der Schwertmänner zu, „aber der gute Herr Fangschlag hat uns beigebracht, dass die Hämmer weit besser geeignet sind, um die schwere Rüstung eines Rundohrs zu zertrümmern.“

      Nedeam nickte und sah den Ork lächelnd an. „Fangschlag ist ein erfahrener Krieger, und es lohnt sich, auf seinen Rat zu hören.“ Der Pferdefürst fragte sich, was der ungewöhnliche Kampfgefährte wohl dabei empfinden mochte, seinen ehemaligen Feinden Ratschläge zu erteilen, wie sie seine einstigen Kameraden am besten umbringen konnten. „Aber im Augenblick ist dieser Krieger nicht ganz vollständig, und das ist der Grund, warum ich und Lotaras hierher gekommen sind.“

      Die Worte riefen überraschte Gesichter und ein Stirnrunzeln bei Fangschlag hervor.

      Nedeam wollte den Ork nicht im Ungewissen lassen und holte das Tuchbündel unter seinem Umhang hervor. „Fangschlag, du bist nicht nur ein ehrenhafter Krieger, sondern du hast dich auch oft als treuer Kampfgefährte bewährt. Zum Stolz eines Kriegers gehört es, dass er eine ihm gebührende Waffe trägt. Die deine ging im Kampf um Nerianet verloren. So habe ich nun mit Lotaras Hilfe vor ...“ Der Elf machte prompt eine höfliche Verbeugung. „... diesen unhaltbaren Zustand zu ändern.“

      Nedeam schlug das Tuch zurück, und Fangschlags Augen blitzten auf.

      „Ein Schlagschwert!“

      „Nach deinem Maß gefertigt und nach dem Vorbild deiner alten Klinge.“ Nedeam lächelte. „Gefertigt aus dem Stahl der Hochmark und mit dem geheimen Wissen der Elfen. Es ist sicherlich weit besser als deine alte Waffe.“

      Seit Fangschlag sein altes Schlagschwert im Kampf gegen die Bruderschaft des Kreuzes eingebüßt hatte, behalf er sich mit einem Schwert der Pferdelords, doch er konnte dieser Waffe nicht viel abgewinnen. Ein Schlagschwert der Rundohren war länger und breiter, einschneidig und wies an der stumpfen „Spitze“ einen Haken auf, der dazu gedacht war, einen Reiter vom Pferd zu reißen. Es war eine brutale, unhandliche und sehr schwere Waffe, und Rundohren liebten sie über alle Maßen. Fangschlag bildete hier keine Ausnahme, wie das begehrliche Blitzen in seinen Augen verriet.

      Der Ork packte den Griff der Waffe und machte ein paar einfache Fechtbewegungen, bevor er ein zufriedenes Grunzen ausstieß. „Es ist ein gutes Schwert. Das Schwert eines großen Kriegers.“

      „Das will ich wohl meinen, und ich weiß, dass du es in Ehren führen wirst. So wie du dein altes in Ehren eingebüßt hast.“

      „Es ist etwas eingeätzt“, sagte Lotaras und deutete auf die Klinge.

      Fangschlag betrachtete die ihm fremden Zeichen. „Ich beherrsche die Zeichen der Schrift nicht und vermag sie nicht zu deuten.“

      Damit stand er durchaus nicht allein. Die meisten Menschen des Pferdevolkes konnten weder lesen noch schreiben.

      „Der Ehre zu dienen“, las der Elf vor.

      Fangschlag nickte würdevoll. „Das ist angemessen.“ Er bleckte die Zähne im orkschen Gegenstück zu einem menschlichen Lächeln. Inzwischen erschreckte dies keinen der Pferdelords mehr. „So fehlt ihm nur noch die Blutweihe. Es muss Blut kosten, erst dann ist es das Schwert eines echten Kriegers von Ehre.“

      Lotaras seufzte. „Ihr Rundohren habt ohne Zweifel eine blutrünstige Ader.“

      Nedeam lachte auf. „Ich kann mich an einen gewissen Elf erinnern, der auf dem Ritt nach Nerianet darauf hoffte, endlich gegen den Feind ziehen und dessen Blut vergießen zu können.“

      Der Elf errötete ein wenig. „Hm, mag sein, doch seit ich ein wenig Blut vergossen habe, gebe mich wieder ganz den philosophischen Betrachtungen hin.“

      „Ja, fraglos“, meinte Nedeam. „Ihr Elfen fügt Worte mit derselben Begeisterung aneinander, mit der ihr das Blut von Feinden vergießt.“

      „Ich war ihm nahe“, sagte Fangschlag nachdenklich.

      Sie wussten alle, dass er Einohr meinte. Jenes Spitzohr der Orks, dessen Verrat vor Jahren zum Untergang von Fangschlags Legionären geführt hatte. Der stolze Krieger würde nicht eher ruhen, bis er den Tod seiner Kämpfer gerächt und Einohr getötet hatte.

      Nedeam legte dem Rundohr tröstend die Hand an den Arm. „Es kommt die Tageswende, an der du ihm erneut von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehst.“

      Fangschlag starrte versonnen auf die neue Klinge. „Es ist ein gutes Schwert, und es wird mir dann gute Dienste leisten.“

      Kapitel 7

      Der Reiter sah aus wie einer der vielen Reisenden, die in den Provinzen des Reiches Alnoa unterwegs waren. Er war offensichtlich wohlhabend genug, ein eigenes Pferd zu reiten, trug allerdings einen sehr schlichten Umhang mit Kapuze über Tunika und Beinkleid. Keines der Kleidungsstücke wies auf hohen Besitzstand hin, und es gab auch sonst nichts, was einen Anreiz für Raubgesindel geboten hätte, den Mann zu überfallen.

      Es wäre den Wegelagerern auch sicherlich schlecht bekommen, denn es war Marnalf, der sich da auf dem Weg durch die Ostprovinz befand. Sein weniges Gepäck schien in eine kleine Reisetasche zu passen, der niemand die wahre Geräumigkeit ansah, die einem Zauber zu verdanken war. Den Knotenstab hatte das Graue Wesen locker über die Schenkel gelegt, mit denen es zugleich das Pferd lenkte. In den Händen hielt es Wasserflasche und Hartwurst und kaute mit Behagen, scheinbar vollkommen in Gedanken versunken.

      Marnalf fürchtete kein Raubgesindel und auch keine Raubtiere, denn zu den Fähigkeiten der Grauen Wesen gehörte die Macht der Aura. Sie würde ihn zuverlässig warnen, wenn sich ihm ein feindlich gesonnenes Lebewesen näherte. Er benötigte auch keine Waffe, um einer Gefahr zu begegnen, denn er beherrschte