Sirius. Lola Martin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lola Martin
Издательство: Bookwire
Серия: Sirius
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847678311
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      “Und diese junge Dame hier”, und damit meinte sie natürlich Vanessa, “ist wohl unser Geburtstagskind?” Vanessa nickte wortlos.

      “Wie alt bist du denn geworden, wenn man fragen darf?”

      “Elf!” Vanessa räusperte sich verlegen.

      “Na, dann wollen wir dich nicht länger auf die Folter spannen. Du bist sicher schon neugierig auf die Pferde, nicht wahr? Deine Mutter hat mir erzählt, dass du ein ganz großer Pferde-Fan bist und auch schon Reiterfahrung hast..”

      Das Mädchen brachte kein Wort heraus vor Aufregung. Die Frau mit Namen Irmi ging nun voraus und führte Vanessa geradewegs in die Ställe, aus denen ihr ein sonderbarer, doch irgendwie bekannter Geruch entgegenströmte.

      Vanessa blieb kurz stehen.

      “Nun komm, meine Kleine, oder fürchtest du dich?” Augenscheinlich missverstand die Frau Vanessas Zögern. Ein eigenartiges Gefühl beschlich sie plötzlich und vorsichtig blickte sie nach links und rechts in die Boxen. Sie konnte es sich nicht erklären, hatte sie sich doch so sehr auf diesen Ausflug gefreut!”

      “Hier sind unsere Turnierpferde!”, unterbrach Frau Irmi Vanessas trübe Gedanken. Im Vorbeigehen sah sie einige teure und ebenso edle Pferde in ihren Boxen stehen.

      “VA… NES…SA!”

      Vanessa blieb wie angewurzelt stehen. Was war das? Wer hatte da

      nach ihr gerufen?

      “Vanessa, bleib ...!” Sie hörte wieder diese Stimme, leise, wie ein Windhauch..

      Sie drehte sich um, sah aber außer den braven, gelangweilt in ihren Boxen stehenden Pferden niemanden und zwang sich, weiter hinter der Lockenfrau her zu gehen, die unablässig versuchte, Vanessas scheinbare Angst auszureden.

      “Sieh her, du darfst diesen hier auch streicheln”. Und damit meinte sie ein weiß-graues Pony mit langer Mähne und kurzen, gedrungenen Beinen.

      „Versuch’ es nur, er wird dich nicht beißen!“ Vanessa zögerte ein wenig.

      Wo waren nur Mama und Papa so lange? Kamen sie nicht mit in die Ställe? Vanessa stand nun direkt vor dem Pony und streckte ihm zögernd die Hand entgegen. Das Tier blickte sie an. Ja, es sah ihr direkt in die Augen. Vanessa starrte sekundenlang zurück. Dann blinzelte sie und sah zu Boden, denn irgendetwas blendete sie. Ihr Blick fiel auf die Vorderhufe des Pferdes. Und jetzt sah sie es. Ja, ganz unten am linken Huf glitzerte etwas, nein, es leuchtete geradezu!

      Wie gebannt starrte sie auf das übermenschlich helle Licht, das anscheinend direkt vom Huf kam.

      Laute Schritte rissen Vanessa aus ihrer Starre. Gott sei Dank kamen Mama und Papa nun auch in den Stall! Doch sie mussten von der seltsamen Erscheinung soeben wohl überhaupt nichts bemerkt haben, denn Mama fing gleich an zu reden:

      “Nessi, sei nicht böse, aber Herr Weixelbaum (das war Irmis Mann) hat uns draußen so lange aufgehalten. Aber jetzt sind wir da!”

      Mama strich Vanessa über ihr langes, lockiges Haar, das sie heute zu einem besonders hübschen Zopf geflochten hatte.

      “Nun möchtest du sicher ein bisschen ... ausreiten?“ Irmi, die inzwischen zurückgekommen war, vollendete damit Mamas angefangenen Satz.

      Vanessas Augen leuchteten.

      “Ich denke, du hast Johnny (und damit meinte sie das weiß-graue Pferd mit der langen Mähne und den kurzen Beinen, das den Glitzer-Splitter am Huf trug!) sowieso schon in dein Herz geschlossen, da ich beobachtet habe, wie innig du ihn vorhin angesehen hast!”

      Vanessa schluckte.

      Irmi hatte also auch nichts gesehen!

      Sie fing sich jedoch gleich wieder und jubelte:

      “Klar doch!” Gesagt. Getan. Schon wurde die Boxentür, an der eine schwarze Tafel hing, von Irmi geöffnet. Vanessa las darauf:

       Name: Johnny

       Isländer-männlich

       Geburtsdatum: 24. Juni 2003

       Letzter Besitzer: unbekannt

      Das gab’s nicht! Das war genau Vanessas Geburtsdatum.

      Irmi Weixelbaum redete Johnny gut zu und führte ihn in den Gang. Dort legte sie ihm Sattel und Zaumzeug an und meinte:

      “Johnny ist nun startbereit, bist du es auch?” Folgsam ging Johnny neben Irmi und Vanessa in Richtung Ausgang. Es war ein traumhafter Tag. Die Sonne gab ihr Bestes und die Vögel in den Bäumen zwitscherten um die Wette. Die Luft roch nach Sommer und Unbeschwertheit und Vanessa sollte diesen Tag nach Herzenslust genießen.

      Sollte sie ..?

      Mama, Papa und Hanna waren voraus gegangen und Herr Weixelbaum hatte die Idee, sie zu Kaffee und Kuchen auf der Veranda seines Wohnhauses einzuladen, welches gleich hinter den Ställen lag. Es war ein herrlich altes und liebevoll renoviertes Bauernhaus.

      “Macht es euch inzwischen bei uns gemütlich!”, schlug Irmi vor, während sie mit sanftem Schwung Vanessa auf das Pferd hob.

      Vanessa war kein unbeschriebenes Blatt mehr in Sachen Reiten, hatte sie doch schon einige Kurse absolviert und unzählige Bücher über ihre vierbeinigen Lieblinge verschlungen.

      Vanessa war glücklich und dachte nicht mehr an den seltsamen Vorfall im Stall. Wer weiß, vielleicht hatte sie sich ja auch nur getäuscht. Jedenfalls war heute ihr Geburtstag und sie saß fest und stolz im Sattel. Auch Johnny benahm sich so, wie man es von einem ganz normalen Pferd gewohnt war.

      Gemütlich ging es nun den schmalen Schotterweg entlang über ein paar Hügel, bis sie schließlich zu einem Waldstück gelangten. Dort angekommen, meinte Irmi, die natürlich die Zügel immer fest im Griff hielt:

      “Siehst du, von hier aus ist es gar nicht mehr weit bis zu euch nach Hause!” Sie deutete mit gestrecktem Finger auf eine nicht weit entfernte Bergkuppel.

      Dahinter liegt schon Birkenfeld...”

      Birkenfeld war ein kleines, verschlafenes Nest , wo jeder noch jeden kannte und die Welt noch in Ordnung zu sein schien. Hier lebte Vanessa mit Mama, Papa und ihrer Schwester Hanna, die gerade Dreizehn geworden war und sich schon mächtig erwachsen vorkam. Sie besaßen am Rande der Ortschaft ein kleines, schmuckes Häuschen mit einem großen Garten, an den weitläufige Wiesen und Felder angrenzten.

      “Vielleicht möchtest du ja öfter herkommen und Reitstunden nehmen? Wenn du willst, spreche ich mit deiner Mutter darüber. Nichts wäre Vanessa lieber als das gewesen. Vielleicht konnte sie auch dann dem geheimnisvollen Geschehen im Stall auf den Grund gehen.

      Sie gingen noch ein Stück zusammen in den Wald hinein und Irmi erklärte Vanessa alles über Pferde und beantwortete geduldig alle Fragen, die ihr unter den Nägeln brannten. Dabei erfuhr sie auch eine Menge Interessantes über Johnny.

      Das Pferd fand man eines Nachts völlig durchnässt und unterkühlt am Rande der Landstraße, die auch am Reitstall vorbei führt. Ein Autofahrer, dem das arme Tier aufgefallen war, verständigte die Polizei und die brachte Johnny dann erstmal zum Aufwärmen in Irmis Hof.

      Er blieb dort einige Tage, bis er wieder bei Kräften war.

      Zwischenzeitlich wurde alles Menschenmögliche unternommen, um seine Herkunft zu klären und ihn wieder zu seinem Besitzer zurück zu bringen. Doch dies gestaltete sich als äußerst schwierig. Man forschte in alle Richtungen, doch leider ohne Erfolg. Nirgendwo wurde ein solches Pferd vermisst.

      Nun war er schon bald drei Wochen auf dem Hof, als endlich Licht in die Angelegenheit zu kommen schien.

      Es wurde berichtet, dass ein Einsiedler, ein Mann, der weitab vom nächsten Ort, in