Dann geht’s eben weiter nach Süden. Heute ist die Straße deutlich leerer wobei immer noch Nachzügler in Richtung Norden unterwegs sind. Knapp 100 Kilometer südlich von Bloemfontein steht ein Land Rover mit offener Motorhaube. Das Bild kommt mir sehr bekannt vor, hier hat es uns auch schon mal erwischt. Die vier Insassen des 90er Defender stehen ratlos neben dem Auto. Natürlich halte ich an. Das Problem ist leicht zu erkennen, der Kühler dampft. Gemeinsam versuchen wir das Problem zu lösen. Gut dass unser Auto einen Wassertank hat in dem noch 40 Liter Wasser sind. Wir füllen Wasser nach aber das Fahrzeug lässt sich nicht starten weil die Batterie schwächelt. Unsere Starthilfe-Kabel sind zu kurz denn das Auto steht ganz an der sehr steilen Böschung und die vier Jugendlichen wollen das Fahrzeug partout nicht auf der Straße rangieren, das wäre ihnen zu gefährlich. Ok, dann eben Plan B, anschieben. Funktioniert aber leider auch nicht. Was dann funktioniert ist ein Anruf bei Dupi, die Jungs wundern sich das ich ziemlich gut vernetzt bin hier in der Gegend. Sie telefonieren ebenfalls und beschließen den südafrikanischen ADAC anzurufen um das Fahrzeug nach Bloemfontein transportieren zu lassen. Dupi gewinnt einen neuen Kunden, da sind die Jungs in guten Händen. Für mich geht’s weiter nach Süden. Kurz vor Hanover - ja, hier gibt’s auch eins - kommen mir vier knallrote Doppeldecker-Busse von „Johannesburg Sightseeing“ entgegen, ob die zur Weihnachtsfeier in Kapstadt waren? Hier haben wir im letzten Jahr sieben dieser Busse auf dem Signal Hill getroffen, dazu noch den Weihnachtsmann, nicht auf einem Schlitten sondern auf einem Motorrad mit Beiwagen.
Gegen 19:20 erreiche ich Beaufort West. Die Unterkunft habe ich unterwegs telefonisch gebucht und mich für „Strettas B&B“ entschieden. Eine gute Wahl. Es ist sehr gemütlich, Suretta stammt aus Hamburg, ist vor mehr als 30 Jahren ausgewandert und die beiden großen Hunde freuen sich über jemanden der sich mit ihnen beschäftigt. Das Zimmer ist klein aber gemütlich, ich buche das Abendessen, es gibt Karoo-Lamm. Das Auto steht sicher bei einem befreundeten Gästehaus gleich um die Ecke, in Surettas Hofeinfahrt passt es wegen der Höhe nicht. Abends beginnt es wieder zu regnen, schon auf dem Weg nach Beaufort ist mir aufgefallen dass die Landschaft sehr grün ist, es scheint schon öfter geregnet zu haben. Eigentlich fällt hier nicht viel Niederschlag im Sommer. Für morgen steht ein Treffen mit Kevin auf dem Programm, er betreibt hier in Beaufort West einen Reiseveranstalter, vielleicht interessant für uns, wir werden sehen.
Übernachtung: Surettas Bed & Breakfast
Preis: 643,00 ZAR incl. Abendessen und Getränken
km: 563
Bild des Tages: wieder keins, ist ja noch kein Urlaub
Dienstag, 07.01.2014:
Es hat die ganze Nacht geregnet, und zwar ziemlich heftig. Dieses Mal kommt das Wasser nicht durch die Decke sondern unter der Tür durch. Zum Glück steht der Koffer weit genug davon entfernt und es gibt keinen Wasserschaden. Suretta erzählt später dass sie ihre Angestellten morgens mit dem Auto abholen musste weil das Wasser kniehoch in den Straßen gestanden hätte. Abgeholt hat sie die beiden Küchenhilfen, die haben sich viel zu erzählen. Suretta hatte mich vorgewarnt dass die beiden sich nicht leise unterhalten können. Mein Zimmer liegt gegenüber der Küche und ab 05:30 ist es mit der Nachtruhe vorbei, lautes und fröhliches Geschnatter aus der Küche breitet sich aus. So bekommt die Bezeichnung „Frühstück“ eine ganz neue Bedeutung. Mir soll es recht sein, ich habe heute noch einen langen Weg vor mir. Nach dem Frühstück treffe ich mich noch mit Kevin von African Kombi Tours, er bietet Touren durch die Karoo ab und bis Kapstadt an, mal sehen ob wir da irgendwie zusammenarbeiten können. Die Spuren des starken Regens sind noch überall sichtbar und es ist stark bewölkt. Auf dem Weg nach Kapstadt mache ich mehrere Fotostopps denn fast alle Trockenflüsse führen sehr viel Wasser und sind über die Ufer getreten. An einer Stelle ist sogar eine Straße weggespült worden, da müssen schon ziemlich große Wassermassen unterwegs gewesen sein. Irgendwann erreicht mich unterwegs eine SMS meines Kollegen Mike der mir mitteilt dass die N1 irgendwo voll gesperrt ist. Das hatte ich heute Morgen beim Frühstück im Radio gehört aber nicht weiter zur Kenntnis genommen denn die nächste Meldung bezog sich auf Pretoria und die N1 führt ja durchs ganze Land. Nun betrifft es mich doch und ein Blick auf die Karte sagt mir dass ich mir Gedanken machen muss wie ich die Sperrung umfahren kann. Ich beschließe einen Zwischenstopp in Matjiesfontein einzulegen, vielleicht ist die Sperrung dann ja aufgehoben, immerhin ist die Straße jetzt schon etliche Stunden gesperrt. Nach dem kurzen Stopp geht es weiter und dann erreiche ich die Sperrung. Komischerweise ist kaum Stau, es stehen nur ca. 10 Autos vor mir, dafür umso mehr Leute auf der Straße. Die Polizei ist vor Ort und die Straße tatsächlich komplett gesperrt. Na ja, fast komplett. Vor mir scheren Fahrzeuge aus der Schlange aus uns fahren die Böschung hinunter um in einer kleinen Siedlung aus Wellblechhütten zu verschwinden. Scheinbar gibt’s da einen Weg um die Sperrung herum. Prima, ich fahre das richtige Auto für das Unternehmen. Also auch flugs ausgeschert und von einem Polizisten freundlich gestoppt. Er meint ich hätte das richtige Auto und sollte dem anderen einfach folgen. Die Fahrer der schicken Mercedes und des tiefergelegten BMW schauen neidisch auf mein Auto, tja Jungs, Pech gehabt. Also rein in die Siedlung, an jeder Kreuzung stehen freundliche Leute die mir den Weg weisen. Und nach ein paar Minuten Kurverei bin ich wieder auf der N1 und es geht weiter. Die Schlange in die Gegenrichtung ist deutlich länger denn die Böschung ist ziemlich steil gewesen, rauf ist bestimmt nicht so einfach wie runter. Ich überlege warum der Stau so kurz war denn eine Umleitung war nirgends ausgeschildert und eigentlich gab es auch keinen Abzweig vor der Unfallstelle. Merkwürdig das alles ist.
Nach ein paar Kilometern steht ein Streifenwagen am Straßenrand. Aus dem hektischen Gefuchtel des Polizisten der daneben steht werde ich nicht schlau, also mal lieber artig angehalten, ausgestiegen und freundlich nachgefragt. Es sei alles in Ordnung sagt er, nach der nächsten Kurve wäre eine Unfallstelle, ich solle vorsichtig fahren. Ah ja, nett gemeint. Also vorsichtig um die nächste Kurve gefahren und tatsächlich, viele Leute auf der Straße, ein LKW und es sieht deutlich nach größeren Aufräumarbeiten aus. Das scheint die eigentliche Unfallstelle zu sein. Sieht übel aus, später erfahre ich dass ein vollbesetzter Minibus auf den stehenden LKW aufgefahren ist. Einige Kilometer weiter steht schon wieder jemand auf der Straße und winkt, diesmal kein