Er hatte ein altes Küchenmesser von seinem Vormieter geschärft und fing an, die Haut von dem Obdachlosen aufzuritzen. Trotzdem er eben Unmengen von Schlafmitteln in sich haben musste und eben fast ertrunken war, hatte er noch genug Energie übrig um zu schreien. Er schrie laut und durchdringend. Jerric zuckte zusammen, das die Opfer auch immer schreien mussten. Das bereitgelegte Handtuch landete im offenen Mund des Obdachlosen und dieser war still. Jerric hoffte, dass keiner der Nachbarn etwas gehört hatte. Aber heute war ja der Skatabend von dem alten Pärchen neben an und die junge Familie unter ihm war im Konzert. Ihre wirklich hübsche Tochter übernachtete dann immer bei der Oma. Er war also alleine im Haus.
Also machte er weiter, genoss den Hype wie eine Droge und schälte dem Obdachlosen die Haut ab. Dann zerstückelte, nein zerfetzte er sie. Das war gut, es war perfekt. Es fühlte sich so gut an.
Es dauerte nicht mehr lange und er kam zurück. Sofort spürte er die Schmerzen. Er atmete tief ein und wieder aus, blickte auf sein Werk herunter und lächelte. Ja, das war gut. Zwar nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte, doch das Ende war genial gewesen. Überall die zerfetzte Haut, das Blut, der leblose Körper von dem Obdachlosen. Er fühlte sich an früher erinnert, an die zerfetzten Bäume und die Papierschnippsel. Jetzt musste er erst einmal aufräumen, doch vorher kam das Foto dran! Die Erinnerung, dass es Wirklichkeit war, dass er es geschaffen hatte. Wenn er im Schatten war konnte er alles erreichen, war er unbesiegbar.
In weiter Ferne hörte er ein Martinshorn und erschrak. Sein Herz setzte aus. Galt das ihm? Hatte doch jemand aus dem Haus etwas mitbekommen? Es war doch aber keiner da, oder? Angst umfing ihn und lies ihn erstarren. Die Sirenen kamen näher, bald schon würden sie vor der Eingangstür anhalten, die Tür aufbrechen, ins Badezimmer stürmen und ihn festnehmen. Das durfte nicht sein, noch nicht. Es war zu früh für sein Ende. Der Wischmopp fiel zu Boden und landete in einer Blutlache. Blutstropfen spritzten hoch und trafen seine Klamotten. Er musste sie loswerden, verbrennen am besten. Er zog sie aus, hektisch stopfte er sie in eine Plastiktüte und diese in seinen gepackten Rucksack. Mehr hatte er hier nicht mehr in der Wohnung gelassen. Doch was sollte er jetzt anziehen? Angeekelt schaute er sich im blutigen Badezimmer um und sein Blick blieb auf den nach Dreck und Unrat stinkenden Klamotten des Obdachlosen hängen. Schnell hatte er sie angezogen, sich den Rucksack geschultert und war über die Feuerwehrleiter auf der Rückseite des Hauses geflüchtet.
Die Sirenen wurden lauter, er sah das zuckende Blaulicht die Straße heraufkommen, sah Licht in der Wohnung von dem alten Ehepaar. Was war aus ihrem Pokerabend geworden? Jerric fluchte leise und duckte sich unter dem Strauch. Jetzt wusste er wenigstens, wem er das ungeplante Ende seiner Tat zu verdanken hatte. Er musst weg, das alles hier war ein großer Fehler gewesen. Aber wo hatte er angefangen? Was war falsch? Warum hatte er das nicht genau recherchiert? Er war doch sonst immer übervorsichtig. Er seufzte und huschte zum nächsten Busch rüber als gerade ein Streifenwagen vor dem Haus mit quietschenden Reifen anhielt. Dicht gefolgt von einem Notarzt und dem Rettungswagen. Er blickte noch mal zu dem hell erleuchteten Fenster des alten Ehepaares hoch, sah aber keinen Schatten. Dann traute er sich mit einem schnellen Hechtsprung über die Mauer zum Nachbargrundstück. Von dort lief er gehetzt los, er musste weg, denn soeben war in seiner ehemaligen Unterkunft Licht angegangen. Sie würden gleich die Leiche finden und das offenen Fenster. Dann war ihnen klar, dass er nach hinten über den Garten geflüchtet war.
Jerric war immer noch auf der Flucht und hechtete durch die Gärten, wurde er schon verfolgt? Bestimmt. Sie würden mit Hunden nach ihm suchen, hatten sie DNA Spuren von ihm? Hatte er welche hinterlassen? Er dachte nach und ihm fiel ein, dass er sich vorhin mit dem Handtuch, welches jetzt dem Obdachlosen im Mund steckte, die Hände und das Gesicht abgetupfte hatte. Reichte das aus, oder überdeckte der Geruch vom Obdachlosen seinen Geruch? Was hatte er sonst vergessen? Gott sei Dank hatte er seine wenigen persönlichen Habseligkeiten vorher schon weggeschafft und nur noch ein paar Lebensmittel im Kühlschrank. Und im Badezimmer? Nein, dort könnte keine DNA von ihm sein. Aber jetzt musste er weiter, da waren keine Spuren von ihm. Sie würden nichts finden außer einem alten und toten Obdachlosen. Was würden die Nachbarn sagen? Er hatte sich ihnen nie wirklich komplett gezeigt, war immer nur mit Kapuzenpullover und Basecap im Flur gewesen. Sogar dem Vermieter gegenüber war er fast komplett vermummt aufgetreten. Er war noch nie auffällig geworden, sie würden kein vernünftiges Fahndungsfoto von ihm erhalten. Sein Name war gefälscht, er hatte die Wohnung für 3 Monate im Voraus bezahlt. So machte er es immer. Also ruhig bleiben. Er musste sehen, dass er in einen Bus oder eine U-Bahn kam.
Er hechtete über den nächsten Zaun und sah sich einer kläffenden Bestie gegenüber. Erstarrt blieb er stehen und blickte dem seibernden und kläffenden Monster entgegen. „Into the dark“ flüsterte er und trat auf die Schattenseite. Die Angst war weg, die Schmerzen waren weg und er fühlte sich noch nicht einmal mehr ausgepowert. Eher im Gegenteil, er fühlte sich stark, kräftig und fit. Kurz nachdem die noch junge Dogge sich in seiner linken Wade verbissen hatte, hauchte sie Sekunden jaulend ihren letzten Atemzug. Sie würde nie wieder bellen.
Jerric kam wieder zurück in seinen Körper und sofort waren alle Gefühle da und erschlugen ihn fast. Er stieß den leblosen Körper der Dogge beiseite und lief schnaufend und leicht humpelnd weiter. Sein Herz raste um seinen Körper mit genügend Blut zu versorgen und seine Wade schmerzte von dem Biss. Auf eine Flucht war er nicht vorbereitet gewesen, das war neu und unerwartet. Wie schnell würden sie die Straßen abgeriegelt haben? Er hörte, wie immer mehr Sirenen auf den Tatort zugefahren kamen, sie hatten also schon Verstärkung angefordert. Ein Fenster öffneten sich und er hörte eine Stimme „Hey sie! Raus uns meinem Garten!“ Er war schon lang raus, konnte die Besitzerin aber laut und deutliche hören. „Maggie!“ Es war also einen Hündin. Die Besitzerin fand den leblosen Körper ihrer treuen Begleiterin fand und weinte dicke Tränen um sie. Sein Überlebensinstinkt trieb ihn weiter, ließ ihn alle Reserven seines Körpers nutzen und so schaffte er es, vor der Polizei zu flüchten.
Sofort verließ er die Stadt, hier hielt ihn nichts mehr. Seine Sachen waren schon an einem anderen Ort, er hatte hier eh nicht mehr bleiben wollen. Nur hatte er nicht mit so einer schnellen Flucht gerechnet. Erschöpft ließ er sich in die Polster einer Regionalbahn sinken und schloss kurz die Augen. Er lächelte. Die Bilder seiner Tat waren deutlich vor seinem inneren Auge zu sehen, reihten sich an die Bilder seiner anderen Taten. Oh ja, das hier war besonderes gewesen, es war bestialischer, rabiater und brutaler. Es kam keinem seiner bisherigen Morde gleich. Dieses zerstückeln der einzelnen Hautfetzen hatte ihm so gut getan. Hatte die Wut der Schattenseite befriedigt. Oha, das würde erst mal eine Weile ausreichen, hoffte er. Sehr gut, denn er musste jetzt untertauchen und sich ruhig verhalten. Auf keinen Fall durfte er jetzt auffallen.
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