Vier Jahre in der Stonewall Brigade. John Overton Casler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: John Overton Casler
Издательство: Bookwire
Серия: Zeitzeugen des Sezessionskrieges
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783742732583
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Kommandeur unserer Brigade, General R. B. Garnett, wurde von General Jackson seines Kommandos enthoben, da er wohl in der Schlacht von Kernstown mangelnde Führungsqualitäten an den Tag gelegt hatte. Den genauen Grund konnte ich nicht in Erfahrung bringen, doch General C. S. Winder übernahm den Befehl über unsere Brigade. [Anm. d. Übers.: In der Schlacht von Kernstown befahl Garnett seiner Brigade den Rückzug, als deren Munition zur Neige ging und die Männer aus mehreren Richtungen zugleich unter Feuer gerieten. Garnett tat dies, ohne zuvor die ausdrückliche Erlaubnis von General Jackson eingeholt zu haben und so ließ dieser ihn wegen "Pflichtvergessenheit" seines Kommandos entheben und vor ein Kriegsgericht stellen. Angesichts des bevorstehenden Nord-Virginia-Feldzuges im August 1862 wurde das Verfahren ausgesetzt und Garnett erhielt ein neues Kommando.] Winder war ein alter Berufsoffizier und ein strenger Zuchtmeister. General Garnett kommandierte später eine Brigade in Picketts Division und wurde in der Schlacht von Gettysburg getötet.

      Wir hatten bis dato über einen großen Wagentross verfügt, der unsere Kochutensilien, Gepäckkisten, Zelte und Decken transportierte, doch nun erhielten wir die Order, die Anzahl unserer Wagen beträchtlich zu reduzieren, mit weniger Kochgeschirr auszukommen und auch unsere Kisten und Zelte zurückzulassen. Jeder Mann hatte fortan seinen Tornister und seine Decken selbst zu tragen. Sollten diese Gegenstände künftig in einem Wagen vorgefunden werden, so lautete die Anweisung, sie ihrem Besitzer wegzunehmen und zu entsorgen. Unter diesen neuen Bestimmungen marschierten wir also den Shenandoah River hinauf durch den Regen und Matsch. Da jeder von uns über mehrere Decken und einen Mantel verfügte, hatten wir eine beträchtliche Last zu schleppen und manch eine Decke wurde einfach fortgeworfen. Diese Reduzierung war wahrscheinlich vom Hauptquartier angeordnet worden, aber sie wurde uns zu jenem Zeitpunkt mitgeteilt, als auch General Winder das Kommando übernahm und so glaubten wir damals, er stecke dahinter.

      Der General hatte etwas Stutzerhaftes an sich, mochte bombastische Gesten und war ausgesprochen strikt. Die Jungs konnten ihn von Beginn an nicht ausstehen und erwärmten sich auch später nicht für ihn. Sooft er auf dem Marsche an der Brigade vorüberritt, riefen wir ihm nach: "Mehr Gepäck! Mehr Gepäck!" bis er es gründlich leid war. Er riss plötzlich sein Pferd herum und befahl dem Captain meiner Kompanie, die schuldigen Männer für ihr Verhalten in Arrest zu nehmen. Ich war einer der Schreihälse, aber die Ermittlung der Schuldigen glich der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen und so kamen wir ungeschoren davon.

      Wir zogen weiter, überquerten die Blue Ridge Mountains im Osten bei Brown's Gap und setzten den Marsch fort, bis wir die Virginia Central-Bahnstrecke am Mechums River erreichten. Dort bestiegen wir einige Bahnwaggons und fuhren weiter nach Staunton.

      Bevor wir Swift Run Gap verließen, traf General Ewells Division von General Joseph E. Johnstons Armee ein und bezog unsere Stellung, um von dort aus je nach Bedarf Jackson oder Johnston verstärken zu können und zugleich ein Auge auf den Feind im unteren Shenandoah-Tal zu haben. General Edward Johnson stand mit einer kleinen Streitmacht in Augusta County und wich aus westlicher Richtung vor General Milroy nach Staunton zurück. Als wir also Staunton erreichten, marschierten wir westwärts nach Buffalo Gap, vereinigten uns dort mit Johnsons Kommando und zogen vereint dem Feinde entgegen. Dieser wich nun seinerseits etwa 40 Kilometer zurück nach McDowell, wo er sich auf der Kuppe des Bull Pasture Mountain zum Kampf stellte.

      Johnson befand sich knapp sechs Stunden vor Jackson, wartete jedoch nicht auf dessen Eintreffen und eröffnete die Schlacht alleine. Es wäre ihm beinahe übel ergangen, aber Jackson führte uns mit einem langen Gewaltmarsch rechtzeitig auf das Schlachtfeld und bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten wir den Sieg errungen. Unsere Verluste waren gering, aber Johnson hatte viele Männer verloren und Milroy ebenfalls. Unsere Brigade bewältigte an jenem Tage knapp 58 Kilometer. Unsere Tornister schleppten wir 30 Kilometer weit mit, bevor wir die Order erhielten, sie auf einen Haufen zu werfen und im Eilmarsch weiterzumarschieren.

      Die Unionssoldaten kannten General Johnson gut und während der Schlacht, als Johnson sich ein wenig abseits von seinen Männern befand, rief ein Unionssoldat deutlich hörbar: "Da ist der alte Johnson! Den packen wir in der Flanke!" Johnson hörte es und er drohte den Yankees mit seinem Gehstock und brüllte als Antwort: "Ja, ihr verdammten Kerle! Kommt nur her und versucht es!" Er hatte eine Verwundung am Fuße erlitten, weswegen er nur selten einen Säbel, aber stets einen dicken, knüppelartigen Gehstock aus Hickoryholz bei sich trug. Wir nannten ihn stets "Old Clubby", also den "Alten Knüppel" Johnson, um ihn von den anderen Johnsons zu unterscheiden.

      Es war dies die einzige Schlacht, in der ich kämpfte und womöglich gar die einzige des gesamten Krieges, in der keine Artillerie zum Einsatze kam. Das Gelände war dermaßen unwirtlich und steil, dass keine der beiden Armeen ihre Geschütze in Stellung bringen oder auch nur ihre Ambulanzwagen heranführen konnte. [Anm. d. Übers.: Während es Johnson und Jackson in der Tat nicht gelang, ihre Artillerie in die Schlacht eingreifen zu lassen, konnten einige Unionsgeschütze unter beträchtlichen Mühen ein sporadisches Feuer auf die Konföderierten eröffnen. Insgesamt spielte die Artillerie bei McDowell allerdings keine nennenswerte Rolle.] Wir mussten unsere Verwundeten einen steilen, felsigen Hohlweg hinunter tragen und diese mühevolle Arbeit nahm nahezu die gesamte Nacht in Anspruch.

      Der Feind zog sich etwa anderthalb Kilometer weit zurück und wir glaubten, dass er dort sein Nachtlager aufgeschlagen hatte, da wir sahen, wie etliche Lagerfeuer entfacht wurden. Am folgenden Morgen war er jedoch spurlos verschwunden. Die Yankees hatten sich in der Nacht davongestohlen und schweres Gepäck sowie zahlreiche Verwundete zurückgelassen. Wir brachen bereits früh am Morgen auf, aber wir holten sie erst nach 65 Kilometern bei Franklin in Pendleton County wieder ein. Dort hatten sie zwischenzeitlich Verstärkung erhalten und stellten sich erneut zum Kampfe.

      Wir formierten uns in Gefechtslinie und lagen ihnen den ganzen Tag lang gegenüber, doch mit Ausnahme einiger kleinerer Schusswechsel wurde nicht gekämpft. Bei Einbruch der Dunkelheit zogen wir uns weit genug von ihnen zurück, um ein Lager aufschlagen zu können. In der Nacht kochten wir unsere Rationen und am folgenden Morgen machten wir uns auf den Rückweg. Wir marschierten in östliche Richtung bis kurz vor Staunton, wo wir nach Norden schwenkten, Stribling Springs, Mount Solon, Bridgewater und Dayton passierten und schließlich Harrisonburg erreichten, wo wir den Befehl erhielten, unsere Tornister im Gerichtsgebäude abzustellen. Nun wussten wir, dass uns Arbeit bevorstand, denn wenn General Jackson unsere Tornister beiseiteschaffen ließ, war er stets auf Streit aus.

      Mir marschierten im Eiltempo das Tal hinab nach New Market, wo wir nach Osten schwenkten, den Massanutten Mountain überquerten und durch das Page Valley schließlich Front Royal erreichten.

      Der Unionsgeneral Banks, dessen Vorräte wir so häufig erbeuteten, dass wir ihn spöttisch unseren "Quartiermeister" nannten, hatte bei Front Royal und Strasburg eine beträchtliche Streitmacht zusammengezogen, während wir durch General Ewells Division verstärkt worden waren. Unser Vorstoß überraschte den Feind bei beiden oben genannten Ortschaften und wir konnten uns zwischen seine beiden Truppenteile schieben. Die entbrennende Schlacht war eine Zeit lang ausgesprochen heftig, doch schließlich konnten wir den Yankees in den Rücken fallen. Wir machten viele Gefangene, erbeuteten Wagen und Geschütze und lösten beim Feind eine wilde Flucht aus. Die knapp 30 Kilometer lange Straße nach Winchester war mit zertrümmerten Wagen und Versorgungsgütern übersät. Wir folgten der fliehenden Armee die ganze Nacht hindurch. Ihre Nachhut nutzte die Dunkelheit, um mehrere Hinterhalte zu legen, aber wir konnten stets ihre Flanke umgehen und weiter vorwärts drängen. Meine Kompanie und Kompanie F marschierten an der Spitze und in den Hinterhalten wurden mehrere unserer Männer verwundet.

      Als wir bei Tagesanbruch Winchester erreichten, fanden wir die Yankees erneut kampfbereit in den Befestigungen um die Stadt, also zogen wir einen Ring um sie und erstürmten ihre Stellungen. Meine Brigade nahm nicht an diesem Angriff teil, doch wir lagen gefechtsbereit an einem Abhang, wo wir von der feindlichen Artillerie unter heftigen Granatenbeschuss genommen wurden. Mehrere unserer Männer wurden getötet und verwundet. Die Louisiana Brigade aus Ewells Division erstürmte unter mörderischem Feuer ein Fort. Der Feind verteidigte es mit äußerster Verbissenheit, aber endlich musste er auf ganzer Linie weichen und um sein Leben rennen. Wir folgten ihm in nördliche Richtung und blieben ihm einige Kilometer weit auf den Fersen, bevor wir Halt machten. Unsere Kavallerie setzte die Verfolgung bis zum Einbruch