Vier Jahre in der Stonewall Brigade. John Overton Casler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: John Overton Casler
Издательство: Bookwire
Серия: Zeitzeugen des Sezessionskrieges
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783742732583
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zunichte, da sie unverzüglich zurückbeordert wurden. General Jackson verlor also die Schlacht, erreichte jedoch sein strategisches Ziel mit einer sehr kleinen Streitmacht. Es war dies das einzige Mal, dass er besiegt wurde und die einzige Schlacht des Krieges, in der er geschlagen wurde. (Major Jedediah Hotchkiss sagte hierzu: "General Jackson verbrachte die Nacht nach der Schlacht unweit jener Stelle, wo er am Nachmittage seine Linien formiert hatte. Er selbst erachtete Kernstown niemals als eine Niederlage.")

      Jacksons Verhalten verunsicherte den Feind dermaßen, dass eine große Streitmacht zusammengezogen wurde, um ihn in Schach zu halten, da die Unionsgeneräle überzeugt waren, er verfüge über fünfmal mehr Männer als er tatsächlich hatte. Die Verluste des Feindes waren viel größer als unsere eigenen, da die vielen Unionssoldaten so dicht gedrängt standen, dass man sie kaum verfehlen konnte, wenn man nur tief genug zielte.

      Am Tage nach der Schlacht bereiteten wir auf einem Hügel südlich des Cedar Creek gerade unsere Rationen zu, als der Feind auf einem gegenüberliegenden Hügel erschien, eine Geschützbatterie in Stellung brachte und einige Granaten zu uns herübersandte, wohl, um unsere Kochkessel umzuwerfen, da er uns unser Essen nicht gönnte. Wir erhielten sogleich den Befehl, unsere Wagen zu beladen und abmarschbereit anzutreten. Vier Regimenter unserer Brigade marschierten links um den Hügel herum und waren bald außer Sicht und somit außer Gefahr, doch Colonel A. J. Grigsby vom 27th Virginia, der als ausgesprochen halsstarrig bekannt war, führte sein Regiment rechts um den Hügel herum auf die Hauptstraße, wo es für die Geschütze deutlich sichtbar war. Eine Granate pflügte der Länge nach durch seine Marschkolonne und tötete oder verwundete zwölf Männer. Wir zogen uns langsam weiter zurück, bis wir Rude's Hill erreichten, während Colonel Ashby mit seiner Kavallerie unseren Marsch deckte und dem Feinde Nadelstiche versetzte. Wir blieben mehrere Tage lang bei Rude's Hill und lieferten uns beinahe täglich kleinere Gefechte mit dem Feinde.

      Hier war es, dass die Milizen aufgelöst und den Kompanien der Freiwilligenverbände einverleibt wurden, was unserer Mannstärke beträchtlich zugute kam. Meine Kompanie zählte nun rund 80 Mann und war somit stärker als jemals zuvor. Die Milizionäre mochten diesen Verlauf der Dinge allerdings gar nicht, denn sie betrachteten den Dienst in der Stonewall Brigade als sicheres Todesurteil und wollten ihre Kompanien selbst auswählen. Folglich stahl sich die Mehrzahl von ihnen davon, kehrte nach Hause zurück und organisierte sich dort zu neuen Kavalleriekompanien und Infanterieregimentern. Man muss allerdings sagen, dass diese Einheiten im Laufe des Krieges treu ihren Dienst verrichteten. Etwa 20 Milizionäre blieben in meiner Kompanie und einige von ihnen erwiesen sich als tadellose Soldaten.

      Der Feind setzte uns weiterhin in beträchtlicher Stärke nach und während Colonel Ashby ihn bei Meem's Bottom an der Überquerung des Shenandoah River zu hindern versuchte, wurde sein Schimmel unter ihm angeschossen. Ashby konnte ihn noch aus der Schusslinie reiten, doch kurz darauf verendete er (J. Hotchkiss war Augenzeuge dieser Szene). In derselben Aktion wurde mein Onkel R. S. D. Heironimus, der in Ashbys Kavallerie diente, verwundet.

      Wir zogen uns weiter bis nach Harrisonburg zurück, wo wir abrupt nach links schwenkten und in östliche Richtung nach Swift Run Gap in den Blue Ridge Mountains marschierten. Der Feind setzte uns lediglich bis Harrisonburg nach und begnügte sich in der Folge damit, von dort aus einige Erkundungstrupps auszusenden. Wir lagen eine Zeit lang in unserer neuen Stellung und das Wetter setzte uns arg zu. Es regnete und schneite unablässig.

      Hier wurde die Armee reorganisiert. Da wir uns für ein Jahr gemeldet hatten und unsere Dienstzeit auslief, verpflichteten sich die meisten Männer erneut. Hierfür erhielten sie 50 Dollars Prämie und 30 Tage Heimaturlaub, doch da nur ein gewisser Anteil der Armee gleichzeitig beurlaubt werden konnte, mussten jene, die ihren Urlaub vor unserem Aufbruch noch nicht angetreten hatten, darauf verzichten; er wurde ihnen auch später nicht mehr gewährt. Jene, die sich nicht erneut verpflichten wollten, mussten trotzdem weiterhin dienen. Ihnen wurde die Prämie zugestanden, allerdings kein Urlaub.

      Die Männer der Kompanien wählten ihre Offiziere und die Offiziere der Kompanien wählten die Regimentsoffiziere. Es war dies das letzte Mal, dass die Offiziersposten auf diese Weise besetzt wurden; danach wurden Offiziere ausschließlich von ihren Vorgesetzten befördert.

      Colonel A. C. Cummings von meinem Regiment stand nicht zur Wiederwahl zur Verfügung und unser Adjutant A. J. Neff wurde zum Colonel gewählt, was den Lieutenant-Colonel und den Major sehr verdross. Neff gab einen ausgezeichneten Offizier ab und er führte das Regiment mit großem Können. Unsere neue Dienstzeit betrug drei Jahre oder die Dauer des Krieges.

      Zahlreiche Männer, die in der Gegend um die Blue Ridge Mountains lebten und sich im wehrfähigen Alter befanden, hatten sich gemeinsam mit einigen Deserteuren in die Berge geflüchtet und dort regelrecht verschanzt, um den Einberufungsoffizieren zu entgehen. General Jackson sandte Trupps aus Infanterie und Kavallerie aus, um sie in Arrest zu nehmen und eine alte Dame, die in der Nähe lebte, bemerkte dazu: "Die Deserteure sind in den Bergen verschwunden, aber dieser General Jackson schickt ihnen Soldaten zu Fuß und auf Viechern hinterher und sie werden die ganzen Blue Ridge Mountains umgraben, bis sie sie geschnappt haben." [Anm. d. Übers.: Am 16. April 1862 erließ der konföderierte Kongress das erste Wehrpflichtgesetz, das alle körperlich tauglichen Männer zwischen 18 und 35 Jahren, die nicht beruflich unabkömmlich waren, zum dreijährigen Militärdienst verpflichtete und die Dienstzeit bereits dienender Soldaten automatisch verlängerte. Besonders in Gegenden mit ausgeprägten Unionssympathien wurde das Gesetz als tyrannischer Akt gebrandmarkt und viele junge Männer versuchten sich dem Zwangsdienst an der Waffe zu entziehen.]

      An dem Tage, als wir Swift Run Gap erreichten, befand sich unser Wagentross vor uns und einige der Wagen hatten die falsche Straße genommen und erreichten das Lager nicht mehr rechtzeitig vor der Nacht. Bei ihnen befand sich auch Sergeant Parsons aus meiner Kompanie. Am folgenden Tage, als sie im Lager eintrafen, erzählte er mir, wie er die Nacht in einem Hause in einem entlegenen Winkel der Berge verbracht hatte. Die Bewohner waren dermaßen ungebildet und von der Außenwelt abgeschnitten, dass sie noch nicht einmal vom Ausbruch des Krieges gehört hatten. Als Parsons ihnen vom Krieg erzählte und erklärte, dass er General Jacksons Kommando angehörte, erwiderten sie: "Oh ja! Von General Jackson und seiner Armee haben wir schon gelesen!" Er bat sie, ihm das entsprechende Buch zu zeigen und es handelte vom alten Andrew Jackson und dem Krieg von 1812!

      Kapitel 07: Von McDowell nach Harper's Ferry

      Mein Vater hatte sein Heim verlassen, da er befürchtete, festgenommen und eingesperrt zu werden. Er hatte zuvor sechs Monate lang in der Miliz und unserer Armee gedient, bis wir unser Lager bei Swift Run Gap bezogen. Hier beschloss er, sich nach Richmond durchzuschlagen und sich einer Einheit der schweren Artillerie anzuschließen. Er hatte das wehrfähige Alter bereits überschritten und war dem Soldatenleben im Felde nicht mehr gewachsen. Ich versuchte ihn zu überzeugen, sich nicht zum Heeresdienste zu melden, denn falls beide von uns fallen sollten, wären meine Mutter und meine drei Schwestern ganz auf sich gestellt, doch er war nicht umzustimmen. Wir schlossen uns also unseren jeweiligen Einheiten an, aber als er Richmond erreichte, wurde seine Kompanie überraschend der Infanterie angegliedert. Er verweigerte den Dienst unter diesen Bedingungen und kehrte ins Shenandoah-Tal zurück. Als unsere Armee später Winchester besetzte, ging er nach Hause und blieb dort für die restliche Dauer des Krieges.

      Das 10th Virginia Regiment war im Shenandoah-Tal aufgestellt worden, hatte jedoch seit der Schlacht von Manassas östlich der Berge in General Johnstons Armee gedient. Die Männer hatten sich schon lange bemüht, eine Verlegung ins Shenandoah-Tal zu Jacksons Kommando zu erwirken und schließlich bekamen sie ihren Willen. Das Regiment stieß bei Swift Run Gap zu uns und wurde der dritten Brigade unserer Division angegliedert. Wir machten uns einen Spaß daraus, sie zu necken und spotteten, sie hätten den ganzen Winter hindurch nichts anderes getan, als in ihren gemütlichen Quartieren herumzuliegen, zu fressen und zu schlafen. Wir behaupteten, sie würden ihren geliebten Jackson noch gründlich kennenlernen, der würde ihnen die Hammelbeine schon langziehen und von nun an müssten auch sie ihren Teil zur Sache beitragen. Tatsächlich hatten wir schon bald darauf ein Gefecht bei McDowell und die Neuankömmlinge wurden nicht geschont. Sie verloren viele Männer, darunter auch ihren Kommandeur Colonel S. B. Gibbons, einen