Anele - Der Winter ist kalt in Afrika. Marian Liebknecht. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marian Liebknecht
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847634409
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      Marian Liebknecht

      Anele - Der Winter ist kalt in Afrika

      Roman

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Teil 1

       1.

       2.

       3.

       4.

       5.

       6.

       7.

       8.

       9.

       10.

       11.

       Teil 2

       12.

       13.

       14.

       15.

       16.

       17.

       18.

       19.

       20.

       21.

       22.

       23.

       24.

       25.

       26.

       Impressum neobooks

      Teil 1

      WIEN

      1.

      Der Wecker läutete. Es war gerade halb sechs geworden. Mit einem ungelenken Griff, der das halbe Nachtkästchen leerräumte, brachte Philipp ihn zum Schweigen. Draußen war es noch dunkel. Halb im Schlaf suchte er mit seinen Fingern das Kabel, arbeitete sich langsam zum Schalter vor und schaffte es schließlich, die Nachttischlampe neben seinem Bett zum Leuchten zu bringen. Langsam setzte er sich auf. Seine Augen fühlten sich zugewachsen an wie bei einer dieser Amphibien, die in ihrem Leben noch kein Licht gesehen hatten.

      Wie spät war es gestern wieder geworden? Seine Freundin Babsi hatte ihm in ihrer unverwechselbaren Art ohne Umschweife am Telefon die Tatsache hingeknallt, dass sie ihre Verabredung für den Abend wegen eines geschäftlichen Termins nicht einhalten könne und er sie heute Nachmittag anrufen solle. Es war eines jener Telefonate, bei denen sich ihm sämtliche Muskeln vom Bauchnabel abwärts verkrampften und er es doch nicht schaffte zu sagen, was er wollte, wohl weil er gar nicht wusste, was das war.

      Wie immer an solchen frustrierenden Abenden hatte er sich daraufhin mit jeder Menge Chips und Bier vor den Fernseher gepflanzt, bis halb drei allen möglichen Schwachsinn angesehen und zwischendurch ziellos hin- und hergezappt. Und jetzt, nach dem Aufwachen, lag diese bleierne Schwere über seinem Schädel.

      Langsam brachte er seine verklebten Augen soweit, das Zimmer ringsherum wahrzunehmen, wenngleich sein Körper die Tatsache, dass nun der Tag zu beginnen hatte, noch nicht akzeptieren wollte.

      Schließlich zwang er sich, aufzustehen und setzte sich – zwischendurch lautstark gegen den Schrank krachend – Richtung Bad in Bewegung. Die lauwarme Dusche, die sich wie Lebenselexier über seinen Leib ergoss, tat ihm gut und half ihm, seine Gedanken einigermaßen zu ordnen.

      In den hellen Momenten des gestrigen Abends war ihm Einiges durch den Kopf gegangen, das ihn schon länger beschäftigte. Es betraf nichts Bestimmtes, nur sein ganzes Leben. Im Moment hatte er das Gefühl, alles lief schräg, in seiner Beziehung ebenso wie in seiner Arbeit. Hier Spannungen und Frustrationen, dort Leerläufe, erstarrte Routine und das Gefühl, nur eine Nummer auf einer Liste, ein Blatt in einem Ordner zu sein.

      Dem entsprechend tendierte er im Moment ganz allgemein zu ständig brodelnden Grübeleien, vor allem dann, wenn es ihm an geeigneter Ablenkung mangelte. Telefonate wie jenes mit Babsi bildeten in dieser Grundstimmung den geeigneten Katalysator, der das Fass zum Überlaufen brachte und Abende wie den gestrigen produzierte, an denen sich seine Gedanken so lange drehten, bis die nebenbei einverleibte Menge an Bier es ihm unmöglich machte, aus dem Kreisverkehr seiner krausen Überlegungen noch eine Ausfahrt zu finden.

      Immer wieder verspürte Philipp in letzter Zeit die Sehnsucht, einfach auszusteigen, was immer unter diesem Begriff zu verstehen war, doch bisher hatte er noch nicht einmal den Mut gehabt, genauer darüber nachzudenken. Wohl deshalb, weil es bequemer war, einfach in seinen Gewohnheiten zu verharren, zwei- bis dreimal die Woche mit Babsi auszugehen, die Abende dazwischen vor dem Fernseher zu verbringen und sich über nichts den Kopf zerbrechen zu müssen.

      Im Grunde war er nie ein Typ gewesen, der dazu tendiert, ernsthaft über sein Leben nachzudenken. Es war auch nicht seine Sache, Entscheidungen zu treffen, sie wurden üblicherweise für ihn getroffen und er nahm zähneknirschend zur Kenntnis, was das Leben für ihn bereit gehalten hatte. Anders ausgedrückt könnte man sagen, er ließ sich treiben.

      Erst in den letzten Wochen gab es immer wieder diese Krisen, diese verwunschenen Stunden der einsamen Gedankenwirbel, denen letztlich nichts anderes zu Grunde lag als der Wunsch, sein Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen.

      An diesem Morgen blieb er länger als gewöhnlich unter der Dusche. Der behagliche Schwall heißen Wassers, der seinen die Wärme des Bettes noch vermissenden Körper hinunter lief, schien ihn nicht freigeben zu wollen. Schließlich überwand er aber den Widerstand und stieg heraus auf den kalten