Wie ich meinem Großvater die Angst vor dem Sterben nahm. Johannes Mario Ballweg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johannes Mario Ballweg
Издательство: Bookwire
Серия: Das Leben eben
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742727947
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      Johannes Mario Ballweg

      Wie ich meinem Großvater die Angst vor dem Sterben nahm

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Chapter №1 ∞ Der Blitzgedanke auf der Front Porch

       Chapter №2 ∞ Die Fahrt zum Acer Creek

       Chapter №3 ∞ Im Pavillon am Acer Creek

       Chapter №4 ∞ Die Welt in der Höhle hinter dem Wasserfall

       Chapter №5 ∞ Nächster Halt: Die Acer Falls Park Ranger Facility

       Chapter №6 ∞ Ein neuer Tag - 07.07.1999

       Chapter №7 ∞ Und du tötest… du tötest, um nicht getötet zu werden

       Chapter №8 ∞ Zurück zu den Wurzeln

       Chapter №9 ∞ Der Fluss des Lebens

       Chapter №10 ∞ An der Quelle des Acer Creeks

       Chapter №11 ∞ Zeit zur Verarbeitung

       Chapter №12 ∞ Der Schrei der Apoplexie

       Chapter №13 ∞ Psalm 91,1. Der Mensch steht unter Gottes Schutz

       Chapter №14 ∞ In der Notaufnahme des Acer Falls Medical Centers

       Chapter №15 ∞ Der rote Knopf

       Chapter №16 ∞ Die Zeit läuft davon

       Chapter №17 ∞ Zuhause ist dort, wo man einander vermisst

       Chapter №18 ∞ Die Sonne wird sich für dich setzen, dort unten am Fluss des Lebens

       Chapter №19 ∞ Friede sei mit dir

       Chapter №20 ∞ Der Entschluss, das Buch

       Impressum neobooks

      Chapter №1 ∞ Der Blitzgedanke auf der Front Porch

      Siehst du das Bild auf dem Cover? Der Wasserfall, der Fluss des Lebens. Warst du schon einmal dort? Also ich, für meinen Teil, kann stolz behaupten, dass ich schon einmal dort oben war. Denn ja, das Bild, das du siehst, habe ich geschossen. Mit einer alten Polaroid-Kamera. Nicht ganz klassisch schwarz-weiß, nein, sondern facettenreich und farbenfroh. Mit Stil. Ich lasse meine Füße ein wenig baumeln, will die Schwerkraft erkunden. Ich könnte reinspringen, doch weiß ich nicht, was mich dort unten erwartet. Es könnte mein letzter Sprung gewesen sein, falls das Wasser zu flach ist. Aber schon komisch oder? Komisch, dass sich Fallen genauso anfühlt, wie Fliegen, für `nen kurzen Moment. Es ist schon sehr lange her, ich greife jedoch oft zu diesem Buch, welches du gerade auch in der Hand hältst und beginnst zu lesen. Ich schlage es auf und durchlebe jedes Mal aufs Neue meine eigene Lebensgeschichte darin. Es tut gut, sich daran zu erinnern. Ich war damals mit einem Menschen an diesem Ort. Es ist ein ganz besonderer Mensch, der mir bis zum heutigen Tage fehlt. Aber man ist niemals tot, denn der Geist und die Erinnerungen, die dieser Mensch geschaffen hat, leben in uns weiter, in allen, die ihn kannten. Wenn du wissen möchtest, was meine Geschichte ist, so blättere doch einfach mal um.

      Alles begann an einem sommerlichen Dienstag. Wir beschreiben den 6. Juli 1999.

      Man sagt, die menschliche Seele wiege 21 Gramm. Verstorbene verlieren direkt nach dem Tod 21 Gramm ihres gesamten Körpergewichts. Forscher begründen methodisch-atheistisch, dass der Verlust der 21 Gramm das restliche Lungenvolumen sei, welches ausgehaucht wird. Doch jeder Mensch besitzt ein individuelles Lungenvolumen, somit müsste rein theoretisch jeder Mensch unterschiedlich viel Gramm nach dem Eintritt des Todes verlieren – Nein! Jeder Mensch verliert 21 Gramm seines Körpergewichts, der Beweis, dass der Mensch mehr als Materie und Maschine ist. Es gibt sie wirklich, die Seele, das Abbild eines jeden Menschen, gemünzt und geprägt durch Erfahrungen, die das Leben schreibt. Das war das Credo der Thematik Seelenleben in unserem letzten Religionskurs. Dieser ist nun auch schon etwas länger her, wenn man’s genau nimmt drei Monate. Meinen High-School Abschluss habe ich im Alter von 19 Jahren an der Acer Falls High mit Bravur geschafft, Durchschnittsnote 1,8. Class of ’99, ein wundervolles Gefühl, endlich fertig zu sein. Und jetzt sitze ich hier, hier auf meiner Front Porch, meiner Veranda unseres großen, typisch amerikanisch-gebauten weißen Holzhauses und betrachte den Sonnenuntergang in all seinen schönen Facetten. Wir wohnen auf einem großen Anwesen, etwa zwei Meilen entfernt vom Zentrum von Acer Falls im Michigan-Highland. Um uns herum sind nur zwei Nachbarn und ein kleiner See, der Red-Lake, der während des Sonnen auf- und Unterganges immer rot erscheint. Neben dem kleinen See steht eine große Eiche, sie ist schon uralt und die Sonne scheint immer so schön durch ihre Blätter. Der See wird stetig durch frisches Quellwasser, welches aus einem mir nicht bekannten und unpassierbaren Creek im hinteren Wald heraus entspringt und zu uns rauscht, gefüllt. So erzählte es mir einst mein Grandpa. Bevor es in den kleinen Lake an der Ostseite unseres Hauses plätschert, durchläuft es einen kleinen Verteiler, welcher das Wasser teils filtert und teils direkt in den See weiterleitet. Dieser Verteiler ist unterhalb einer kleinen Kapelle angebracht. In der Kapelle ist vielleicht Platz für 30 Gemeindemitglieder. Wir haben nur sehr selten Andachten, aber wenn eine stattfindet, so kommt das ganze Anwesen und auch Auswertige. Das gefilterte Wasser wird in einen kleinen jedoch sehr modernen Brunnen geleitet, welcher sich unter der Kapelle befindet, wo es dann zum Herausschöpfen aufbereitet und kühl gehalten wird. Wir trinken hauptsächlich diese Quellwasser, denn es ist so besonders und einzigartig, ein Geschenk der Natur. Ich begebe mich immer wieder gerne dort an den kleinen See hin, um den Sonnenuntergang zu genießen. Ein kleiner Steinweg führt von unserem Haus hin zum See und der schimmernden Eiche. Der Steg des Lakes ist nicht gerade groß, genügt aber, um darauf zu picknicken oder sich abends an den See zu setzen, ein Bier zu trinken und dem Sonnenuntergang zuzusehen. Am Steg ist ein Geländer mit bunten Glühbirnen befestigt, eine Leuchtkette, welche mir die Abende am Red-Lake immer süßlich erhellt. Wenn man zu uns möchte, muss man entlang des 81. Highways dem Flussverlauf der fünf Acer Falls folgen und irgendwann links abbiegen, wenn es heißt „Red-Lake Manor“. Ein Schild ziert die Einfahrt unter dem Torbogen vor der Allee „Hier wohnen die Ashs, Barts und die Jeffersons“. Jeden Tag wache ich kurz vor Mittag auf, hole die Zeitung