„Wie ist das denn für Dich gewesen, am Times Square oder am Ground Zero zu stehen?“
„Das kann ich gar nicht beschreiben, welche Gefühle da über mich gekommen sind, als ich plötzlich am Times Square gestanden habe, bin ich sprachlos gewesen und dort auf und ab gegangen, schließlich bin ich in den Virgin Shop,und als ich am Ground Zero angekommen bin, bin ich sehr nachdenklich geworden.“ Paulo findet, dass in New York vieles überdimensioniert ist, wobei man ja immer sagen muss, dass er sich ausschließlich in Manhattan bewegt. Aber die Eindrücke auf diesem doch vergleichsweise kleinen Fleckchen sind doch gewaltig. Paulo wird nie Vergessen, wie er am Sommeranfang 2005 als Erster auf dem Empire State Building gewesen ist.
„Hast Du in New York jemanden kennengelernt?“
„Nein, ich bin die ganze Zeit allein durch die Stadt gezogen und abends immer so müde gewesen, dass ich früh ins Bett gegangen bin. Als er wieder zu Hause ist, macht sich bei Paulo der Jetlag bemerkbar, und er kann kaum erzählen, so müde ist er. Er fällt nach Kurzem in einen tiefen Schlaf und träumt wieder, er träumt von einem Stammesjungen der San in Südafrika, der bei seiner Familie nach dem traditionellen Gebaren lebt. Sein Name ist Mbagwene und er steht kurz davor, nach einem Initiationsritus Mann bei den San zu werden.
„Wie kommst Du nur auf Südafrika, wo Du doch gerade erst n New York gewesen bist?“
„Ich habe keine Ahnung, ich träume eben immer, wenn ich schlafe, und wovon ich träume, darauf habe ich keinen Einfluss.“ Eines Tages geht Mbagwenen mit auf die Jagd und will seine Pfeilspitzen mit den Gift der Diamphidia-Larven tränken. Dazu gräbt er ein tiefes Loch unter einem Comiphora-Strauch, um an die Larven zu gelangen. Plötzlich stößt er auf einen weißen durchscheinenden Stein, er nimmt ihn in seine Hand und kann ihn gerade so umschließen. Es ist ein Diamant, so viel ist Mbagwene klar, er ist so riesig, dass er ein Vermögen in seinen Händen hält, und es ist ihm klar, dass er von da ab vorsichtig sein muss. Das AE lässt Mbagwene seine Großmutter fragen, was er mit dem Stein anfangen soll.
„Da bist Du ja mit einem Mal ein reicher Mann geworden!“
„Das habe ich von Anfang an gewusst, nur habe ich mich um die Bearbeitung des Steines kümmern müssen und dazu zu meinem Großonkel nach Botswana gemusst.“ Paulo macht sich auf und läuft die weite Strecke über die Grenze nach Botswana bis zur Iwaneng-Mine. Dort findet er seinen Großonkel und der bietet ihm auch seine Hilfe an, er verfällt in en großes Staunen, als er den Riesendiamanten in seinen Händen hält. Er bespricht mit Mbagwene den Cut des Steines und besorgt in Gaborone eine gebrauchte Diamantenschleifmaschine. Nkomo sitzt jetzt wochenlang an der Maschine und schleift, bis er den fertigen Diamanten in Händen hält und ihn Mbagwene zeigt.
„Was hast Du in der ganzen Zeit, in der Nkomo geschliffen hat, gemacht?“
„Ich habe viel geschlafen und bin auch einmal in die Kalahari, um dort ehemalige San-Arbeiter zu sehen, die dem Alkohol verfallen gewesen sind und auf mich eine trostlosen Eindruck gemacht haben.“ Als Nkomo mit seiner Schleifarbeit fertig ist, bieten die beiden der De Beers-Gruppe den Stein an. Auf diese Weise lernen sie Dr. Noko kennen, der sich sehr interessiert zeigt und am Ende handelseinig mit den beiden wird. Mbagwene beschließt, mit dem Erlös für den Stein sein Dorf zu modernisieren, eine Schule zu bauen und Elektrizität zu legen, außerdem soll eine Straße zum Dorf gebaut werden, das von da ab Peardorp heißen soll. Nkomo bekommt einen für seine Begriffe gigantischen Teil von dem Erlös an und legt ihn auf ein Bankkonto, später zieht er nach Peardorp.
Mbagwene hat in sein Dorf den großen Wandel und den Einzug in die Moderne gebracht. Die Familien schicken ihre Kinder jetzt in die Schule, sie haben feste Häuser mit Sanitäreinrichtungen und Fernsehen. Mbagwene beschließt, mit Dr. Nokos Hilfe, zu dem er inzwischen ein gutes Verhältnis hat, sein Abitur zu machen. Er schafft nach einigen Jahren die Examina und stellt sich im Anschluss nach wie vor die Frage, was mit ihm werden soll. Dr. Noko rät ihm dazu, ein Fernstudium zu beginnen und Englisch zu studieren. In Peardorp läuft alles seinen Gang und Mbagwene vertieft sich in das Lernen.
„Du hast in Peardorp alles auf den Kopf gestellt und dafür gesorgt, dass die nachfolgende Generation auf den Zug der Zeit springen kann.“
„Und das alles habe ich dem Diamantenfund zu verdanken, ohne den Fund hätte es die Veränderungen nicht gegeben!“ Mbagwenes Studium klappt reibungslos, er muss nur zu den Klausuren nach Vryburg fahren. Liz heißt die Lehrerin im Dorf und mit ihr plant Mbagwene ein gemeinsames Leben.
„Ist Liz bei den Schülern beliebt gewesen, oder haben die Schüler sie gehasst, weil sie vielleicht zu streng gewesen ist?“
„Liz ist von all ihren Schülern geliebt worden, weil sie so sanft und warmherzig ist.“
Inzwischen stirbt Xinia, Mbagwenes Großmutter, die mit den Neuerungen im Dorf von Anfang an auf Kriegsfuß gestanden hat, und deren Tod Mbagwene sehr nahegeht. Nkomo lebt im Dorf und lässt sich von Mbagwenes Mutter umsorgen. Mbagwene nimmt sein Fernstudium an der Universität Johannesburg auf und hat in Liz eine kompetente Helferin. Er beendet sein Studium mit Erfolg und wieder stellt sich ihm die Frage: wie soll es mit ihm weitergehen? Da kommen ihm sein Professor, der seine Staatsarbeit korrigiert hat und David Noko zu Hilfe, und beide raten ihm zu promovieren. Mbagwene steht vor einem Rätsel, wie soll er sich verhalten, der ehemals unwissende San-Junge soll jetzt seinen Doktor in Englisch machen? Er geht diesen Schritt und schreibt seine Dissertation, am Ende steht das Angebot einer Dozentur an der Universität, und er nimmt an. Fortan ist er Englischdozent an der Universität von Johannesburg und er lebt mit Liz und seinen inzwischen zwei Kindern in der Nähe von David Noko, beide Familien sind eng befreundet. Mbagwene nimmt sich eines Tages einer Gruppe von San in Soweto an, denen er die Grundlagen einer Schulbildung vermittelt, besonders Englisch bringt er ihnen bei, denn Englisch ist die Hauptverkehrssprache, ohne Englisch gibt es keinen Job.
„Wie bist Du an die San in Soweto gekommen?“
„Nkomo und ich sind ja während unseres Diamantenverkaufs in Soweto gewesen und haben dort verschiedene Kontakte geknüpft.“ Es gibt in der Lerngruppe einen besonders schweren Fall, David, dessen gesamte Familie AIDS-infiziert und praktisch ohne Einkommen dasteht. Mit David Nokos und Mbagwenes Hilfe bekommt er einen Job im Baragwanath-Krankenhaus und die Familienmitglieder nehmen Medikamente gegen AIDS ein. Eines Tage beschließt Mbagwene mit allen Verwandten eine Fahrt von Peardorp nach Kapstadt zu unternehmen, auch die Freunde seiner Schwestern sind dabei. Sie sind einen sehr große Gruppe und leihen in Kapstadt einen entsprechenden Bus für alle. Sie wohnen recht komfortabel in dem Haus eines Kollegen von Mbagwene in Muizenburg und entspannen dort ein paar Tage. Sie fahren zum Kap, besuchen Robben Island, gehen in die „Brass Bell“ in Kalk Bay essen und fahren nach Northhook. Auf dem Rückweg, den sie mit dem Bus antreten, fahren sie in Oudshorn vorbei und besuchen eine Straußenfarm. Silvester verleben sie in Plettenberg und fahren von dort nach Johannesburg zurück. Nach drei Stunden weckt Tina Paulo wieder und fordert ihn auf, in den Garten zu gehen und dort Äste zu schneiden. Es hat noch einige Monate gedauert, bis sie als Familie nach Südafrika geflogen sind. Sie sind dann zunächst zu Kai und Franz nach Köln, weil sie ihr Auto dort haben abstellen wollen. Die Kinder, die damals 10 und 7 Jahre gewesen sind, haben sich natürlich auf Südafrika gefreut, zumal wir vorher immer von dem Land und seinen wilden Tieren erzählt haben.Wir sind während unserer Zeit in Südafrika bei Tinas Tante Dorlie untergebracht gewesen, die zu uns allen herzensgut gewesen ist. Wir fahren mit ihrem Wagen in den Krügerpark und sehen dort die Tiere,von denen wir vorher erzählt haben. Zu Hause ist während unserer Urlaubszeit eingebrochen worden, aber das ist schnell wieder vergessen.
Das AE von Paulo und die Seidenstraße
Paulo sitzt zu Hause mit den Nachbarn in der Laube und hört besonders dann genau zu, wenn Frau Aldenhoven von ihrer ostpreußischen Heimat