Adam und Eve. Penny Palmer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Penny Palmer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742784766
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in einer Schule für 8 bis 12 Jährige Delinquenten. Wieder würden sie alle mitleidig ansehen, selbst Dylan ihr Uni-Schwarm und sich dann das Maul zerreißen, wenn sie auf der Toilette verschwand. So war es bei den letzten Treffen immer gewesen, aber zumindest erwartete keiner ernsthaft das sie für ihr Bier bezahlte. Aber verdammt, sie wusste immer noch nicht was sie machen sollte. Seit dem tot ihres Vaters hatte sich ihr Lebensweg, als eine Straße mit tausend Abzweigungen und gepflastert mit Glasscherben herausgestellt. Es fehlte einfach die Person die sie antrieb und ihr versicherte sich, um Dinge wie Studiengebühren keine Sorgen machen zu müssen. Nach dem tot ihres Vaters hatte sie sich eingebildet, die Medizin sei zu schwer und der Umgang mit Kranken zu unangenehm. Die Psychologie war langweilig und man hatte wieder mit Kranken zu tun, von denen einige richtig unheimlich waren. Soziologie war ein Kompromiss aus Kosten und zukünftige Jobaussichten gewesen, ein Studium mit dem sie nun nichts anfangen konnte.

      Mr Hazirris Gedanken waren immer noch bei der entlaufenen Katze. „Es gibt eine schöne Geschichte über den Propheten und eine schlafende Katze...“

      Eve hob die Hand. „Na und und trotzdem schneidet ihr euch gegenseitig die Kehlen durch, wie primitive Barbaren. Ich weiß nur eine Minderheit, aber Minderheiten machen eben die Nachrichten. Und ich muss es wissen, Mum zwingt mich zu einem Praktikum beim Boston Magazin und lügt ihren Freunden vor ich bin Reporterin.“ Sie wirkte angetrunken und so zufrieden das sich ihrem väterlichen Freund das Bild eines Selbstmörders an einem Baum aufdrängte. Sie trug einen XXL Jogginganzug und einen Parka auf dem in weißen Buchstaben Hobocken Police Force stand. Eve krempelte sich den rechten Ärmel hoch. Sie schnappte sich das Bier von den Zeitungen, die sie als Untersetzer benutzte und nahm einen langen Schluck. Das Bier schmeckte nicht, kam aber aus der Gegend und alle behaupteten es sei weniger Bier, sondern Medizin. Angeblich half der Konsum von Jersey Fishermen gegen Malaria, das war wissenschaftlich nicht bewiesen, aber es half gegen den Kater. Sie sah wieder in die Zeitung, zwei Seiten so eng bedruckter Anzeigen, dass ihr beim Lesen schwindelig wurde. Sie stutzte und ihr Gesicht nahm den Ausdruck freudiger Überraschung an. Es war vielleicht nicht verkehrt, dass ihre Mutter sie in aller Frühe aus den Federn gerissen hatte, weil sie unbedingt die Times und eine seltsame Zeitschrift namens Ballistik Revue wollte. Im Gegensatz zu den anderen Annoncen stach diese Anzeige allein durch seine leichte Linksneigung heraus.

      Kavaliere Club in Manhattan. Du bist ein offener und positiver Mensch. Du kannst unsere Gäste von dir begeistern, gehst aus dich heraus. Du bewegst dich gut und beherrscht den La-da und du bist optisch anziehend? Auf dich wartet eine Karriere in unserem Familienunternehmen. 25 Dollar pro Stunde plus Trinkgeld.

      Das las sich nach einem Glücksfall. Vielleicht arbeitete dort ein echter französische Koch mit einem so charmanten Akzent, das einem davon die Beine weich wurden. Sie stutzte, Kavaliere, war das nicht spanisch, es kam ihr jedenfalls nicht super-französisch vor. Und was war ein La-da, eine Art von Vorspeise, ein Salat? Aber es gab kaum etwas, dass man nicht mit etwas Willen erlernen kann, wenn man dafür 25 Dollar plus Trinkgeld die Stunde bekommt.

       Rüstiger Ruheständler 69 Jahre mit eigenem Haus und Land, Beamtenpension sucht die Partnerin fürs Leben. Sie sollte zwischen 20 und 25 sein, schlank, sportlich und Nichtraucherin.

      Sie schüttelte sich, zum Glück fand sie die Stellenanzeige. Bei diesem Namen handelte es sich zu 100 Prozent, um ein französisches Restaurant, in dem die Creme de la Creme verkehrte. Familienbetrieb schrieb er, es war also seit Generationen in der Hand derselben Leute und das passierte nur, wenn die Gäste tief in die Taschen greifen konnten und es auch beim Trinkgeld taten. Sie konnte sich bei dem perversen Rentner als Ehefrau bewerben und dessen Tot abwarten oder Kellnern. „Ahmed was ist ein La Da? Ach ja, das Inserat vom perversen Alten ist wieder drin.“ „Lada? Ist das nicht diese Geschichte von Zeus, der sich als Schwan verkleidet, um irgendwelche Sauereien zu veranstalten?“ „Das ist Leda! Du hast so viel Zeitungen hier, warum machst du denn nie ein Kreuzworträtsel?“ „Weil die Leute sich beschweren kommen, wenn ich in ihren Zeitungen die Rätsel löse. Sie kommen her und wollen die Exemplare umgetauscht haben und manche von denen werden garantiert die Polizei anrufen. Übrigens auf Schwäne zu stehen ist auch nicht perverser, als der Rentner der Teenager sucht. Seine Suche läuft nicht gut, aber das war anzunehmen und geschieht ihm zu Recht.“ Eve schlug die Kapuze hoch und steckte ihre frierenden Hände in die Taschen ihres Parkas und beobachtete die Jogger im Park. Sie erschrak, sie musste sich wirklich einsam fühlen, sie fand einen Mittfünfziger mit Halbglatze und Bierbauch der über den Kiesweg heschelte noch recht annehmbar. Eve dachte wieder an den perversen Alten. „Bei den Ansprüchen, muss er Millionär sein. Keine Frau wartet bis der Perverse abkratzt, wenn es sich nicht auch rentiert.“ Ahmed Hazirri wusste, sie war schlau. Schon als Kind hatte Eve am Kiosk gestanden, die Comics gelesen und ihm von ihrem Schultag erzählt, ob er davon hören wollte oder nicht. Früher waren es Mangas und nun die Stellenausschreibungen. Wie schnell Zeit verfliegt, er blinzelte mit den Augen, doch waren inzwischen zwanzig Jahre vergangen und er hatte keine Ahnung, was er in dieser Zeit gemacht hatte. Als er in dieses Land ankam sprach er kaum englisch und verstand wenig von dem, mit dem er im Einzelhandel konfrontiert war. Kunden! Er hasste inzwischen jeden Einzelnen, bis auf Eve. Er konnte sich an ihre erste Begegnung genau erinnern. Er vergaß vielleicht das Alter seiner drei Söhne, aber an sie erinnerte er sich. Sie war damals ein Knirps gewesen und reichte nicht mal bis zur Auslage. Sie griff nach oben und begann wahllos Comics herauszufischen. Auf die Mahnung was zu kaufen oder zu verduften erklärte sie: Verbraucherschutz, schon was davon gehört? Ich kann die Cops rufen, wenn du mich nicht lesen lässt. Ich muss mich entscheiden, ob sich der Kauf lohnt. Die Kaltschnäuzig des Kindes imponierte ihm und seitdem kam sie jeden Tag. Eve kam, ob es regnete oder stürmte. Sie war so zuverlässig, wie der Sensenmann und hatte niemals für ein Comic oder die Zeitungen, die sie hier zerknitterte oder geistesabwesend mit Eselsohren verzierte bezahlt. In ihren Augen betrieb er seit zwei jahrzehnten eine Bibliothek. Aber nie vergaß sie seinen Geburtstag und als er im vorigen Jahr mit der Nierensache im Krankenhaus lag, kam sie ihn jeden Tag besuchen. Sie saß an seinem Krankenbett, trank Bier und hielt ihn auf dem Laufenden, was seine Kinder mit seinem Kiosk anstellten. Der zum Versammlungsort von Halbstarken wurde. In seinen Augen waren seine 37, 34 und 29 jährigen Kinder das und daran würde sich auch nie etwas ändern. Sollte Ahmad auch Cop sein, Rahmann ein Architekt und Josef Genetik studieren. Sie waren Halbstarke. Er hätte damals Eves Mutter anbieten sollen die Kinder einfach zu tauschen. Mister Hazzirri ging jeden Freitag in die Moschee, aber er wusste irgendetwas stimmte bei der Interpretation des Korans nicht, denn Töchter waren tausendmal mehr Wert, als Söhne und sollten auch so behandelt werden. Was hatte man von Söhnen, außer Kopfschmerzen? Er nahm den Faden des Gesprächs wieder auf. „Ich möchte wissen, wer ihm die Flausen in den Kopf gesetzt hat? Ich bin 68, aber probiere ich Teenager zu heiraten. Es gibt keine gesunde Erklärung.“ „Na hör mal, deine Kinder würden sich in Grund und Boden für dich schämen.“ Eves Gesicht verzog sich voller Abscheu. „In die Hirne von manchen Typen zu sehen muss eine undankbare Zumutung sein.“ Sie zog die linke Hand aus der Tasche und tippte mit ihrem grün lackierten Fingernagel auf die Zeitung. „Ich meine hier steht es schwarz auf weiß, Frau 20 bis 25 Jahre.“ Sie schüttelte die Vorstellung von einer verrunzelten und Altersflecken übersäten Hand ab, dir ihr über den Körper strich. „Probieren wir es mit Logik. Vielleicht ist das Finanzamt schuld. Wenn er seine Pflegerin heiratet, muss er keine Arbeitgebersteuern zahlen.“ Ahmed nickte, aber er kam aus einer Weltgegend, wo ein unschuldiges Nicken, das genaue Gegenteil aussagte. Die Leute aus der Brunswick Street hatten Jahre dazu gebraucht, um darüber nicht mehr in Verwirrung zu geraten. Und noch immer geschah es, dass ein Uneingeweihter kostbare Lebenszeit damit verbrachte etwas zu kaufen das Ahmed nicht hatte. „Du versuchst schon wieder, das Beste in den Menschen zu sehen. Du lebst in einer Großstadt, du musst aufhören damit. Nimm von den Menschen das Schlechteste an und du kannst nur positiv überrascht werden.“ „Du bist ein Pessimist.“ „Ich nenne es Realismus. Und selbst wenn, er sollte es genauer beschreiben, um nicht wie ein Perverser zu erscheinen. Und warum muss seine Pflegerin genau dieses Alter haben und schlank sein?“ „Du hast Recht! man sollte ihn Federn, Teeren und in Eselhaut genäht aus der Stadt jagen.“ Ahmed kratzte sich zufrieden den grauen Vollbart. „Eselhaut? Deine Mum arbeitet an einem neuen Buch?“ Er war ein Fan, seit der Zeit, als Hellen Baihu den ersten Preis des Krimiwettbewerbs der Hobocken Times gewonnen hatte. Wenn